Predigt: Der Weg hinauf zum Berg der Verheißung (Jesaja 2, 1-5) 11. August 2019

Jesaja 2
Schwerter zu Pflugscharen

Der Weg zum Frieden führt einen steilen Berg hinauf. Mit schwierigen Schritten und Rückschlägen. Und dabei haben wir ein Ziel vor Augen, das wir aus eigener Kraft nicht erreichen können

Predigttext Jesaja 2,1-5:

Dies ist das Wort, das Jesaja, der Sohn des Amoz, schaute über Juda und Jerusalem.
2 Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen,
3 und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufgehen zum Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.
4 Und er wird richten unter den Nationen und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.
5 Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!

Am Tempelberg

Liebe Gemeinde,
im März dieses Jahres führte uns die Gemeindereise durch Israel natürlich auch zum Tempelberg. Der Berg, von dem der Prophet Jesaja hier spricht.
Tatsächlich ziehen die Völker dorthin. Juden und Christen. Auch die Muslime, denn dort steht ja eine Moschee und der Felsendom.
Aus allen Nationen kommen sie – wollen diesen besonderen Ort erleben, wo einst der Tempel von Jerusalem stand.

„Viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufgehen zum Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen”

Deutsche, Japaner, Amerikaner, … die Völker kommen, stehen stundenlang an den Einlasskontrollen der Sicherheitsbehörden. Das nehmen sie in Kauf, um zum Berg des Herrn zu kommen.
Aber ob sie wirklich kommen, um dort mehr von Gott zu erfahren, um anschließend so zu leben, wie Gott es will?

Hat da nicht jeder sowieso schon seinen Plan, was er für richtig hält.
Ist es nicht so, dass wir umgekehrt immer weniger fähig werden, aufeinander zu hören, von Anderen etwas anzunehmen?

Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.

Davon ist der Heilige Berg in Jerusalem meilenweit entfernt. Keine Schwerter und Spieße – aber an allen Ecken Polizei und Militär, mit Maschinenpistolen und Taschen voller Munition.
Und ein paar Kilometer weiter westlich ist es nur eine Frage der Zeit, wann wieder aus dem Gazastreifen eine Rakete Richtung Israel abgeschossen wird und umgehend mit Kampfflugzeugen Vergeltung geübt wird.
Willkommen im Nahostkonflikt. Wo keiner bereit ist nachzugeben, auf beiden Seiten keine Bereitschaft, Schritte aufeinander zuzugehen.
Ein Land, bis an die Zähne bewaffnet – weil man ahnt: Wenn wir uns nicht wehren können, sind wir den anderen schutzlos ausgeliefert – ohne Abschreckung wäre unser Land schon längst überrannt.

Wenn keiner die Waffen weglegt

Zwischen 2019 und dem Propheten Jesaja liegen über zweieinhalbtausend Jahre – und doch scheint die Situation sich nicht wirklich verändert zu haben. – Nicht nur um Jerusalem, sondern auf dem ganzen Globus scheint das so.

Ohne Waffen, ohne die Möglichkeit sich militärisch zu wehren, kann sich kaum jemand das Nebeneinander der Staaten vorstellen. Gerade eben erleben wir ja neu, dass an allen Ecken und Enden neue Drohkulissen aufgebaut werden. Staatenlenker drohen viel offener mit Militärschlägen, als es in den letzten Jahrzehnten denkbar war.

Und auch im sonstigen Miteinander wird aufgerüstet!
Man muss Stärke zeigen, damit man nicht untergebuttert wird.
Es wird gehetzt, gemobbt, gehasst.
In Sozialen Medien lässt sich keiner mehr etwas gefallen: Mit Worten wird aufeinander eingedroschen.
Wer sich nicht wehrt, ist selber Schuld.

Schwerter zu Pflugscharen? – “Lieber Prophet Jesaja, was willst du uns damit sagen? Wir können es uns nicht leisten, unsere Waffen herzugeben – Sonst sind wir geliefert.”

“Schwerter zu Pflugscharen” – die Abschaffung von Waffen allein ist offenbar nicht die Lösung des Problems.
Und umgekehrt wissen wir, dass Waffen auch keinen Frieden schaffen.

Menschen auf dem Weg des Friedens

Noch einmal zurück zur Vision des Propheten Jesaja:
Viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinaufgehen zum Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen!

Jesaja malt mir Menschen vor Augen, die unterwegs sind – auf dem Weg, um zu verstehen und zu lernen, wie Gottes Wege aussehen. Menschen, die versuchen, aus den Worten der Bibel etwas für das eigene Leben zu machen.
Nicht sein eigenes Ding – sondern das, was Gott gesagt und Jesus vorgelebt hat.

Sie sind unterwegs… Das heißt nicht, dass sie alle schon wüssten wie es geht – aber sie sind auf dem Weg. Auf dem Weg den Berg der Verheißung des Friedens hinauf.

Ich glaube, wir werden immer wieder diesen Weg gehen müssen.
Den Weg eines Menschen, der Stück für Stück versucht, Gottes Willen umzusetzen.
Es ist ein Weg, der einem Berg hinauf führt.
Der ist nie einfach.
Mal gelingen ein paar Schritte – und dann rutscht man aus, und alles geht wieder rückwärts.

Aber man behält das Ziel im Auge: Eine friedvolle Welt, in der man die Schwerter zu Pflugscharen machen könnte, weil man sie einfach nicht mehr braucht.

Gottes Werk

Ob wir das schaffen?
Wenn man genau hinschaut – kann man entdecken, das der Prophet Jesaja gar nicht damit rechnet, dass wir Menschen das verwirklichen. Es spricht davon, dass das ein Ziel am Ende der Zeit sein wird; ein Zustand, den Gott allein herstellen kann und auch wird.

Darauf macht Jesaja seinen Zuhörern und uns als Lesern seiner Worte Hoffnung … und zugleich bremst er unsere Erwartungen, dass wir die Welt grundlegend verändern könnten oder müssten.
Es gibt Veränderungen, die haben wir nicht in der Hand.

Das ist ernüchternd – aber auch entlastend und realistisch.

Auf dem Weg im Licht bleiben

Aber wir werden dennoch nicht arbeitslos. Unsere Aufgabe ist es weiter, den steilen Weg den Friedensuchens zu gehen. Mit allen Fortschritten und Rückfällen.
Am Ende trägt uns der Prophet Jesaja unsere Hausaufgabe auf:
Kommt nun, (ihr vom Hause Jakob), lasst uns wandeln im Licht des HERRN.

Bei allem, was ich eben nicht schaffen kann: DAS kann ich in Angriff nehmen. Mein Leben im Licht Gottes zu führen. Das zu tun, wovon ich weiß, dass es Frieden bringt.

Kleine Schritte hinaus zum Berg der Verheißung.
Meinen Teil dazu beizutragen, dass ich selber auch nicht mehr Lust habe Krieg zu spielen … weder in meiner Familie, noch in meinem Dorf.
Dass ich versöhne, statt vergelte.
Liebe säe statt Rechthaberei zu pflegen.
Versuche zu verstehen, statt zu verurteilen.

Da kann ich als Christ das sein, was Jesus uns aufgetragen hat:
Ihr seid das Salz der Erde; ihr seid das Licht der Welt

Amen

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Ein Kommentar

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