Predigt: Das Oster-Lamm ist alles, aber nicht süß! (Offenbarung 5, 6-14) Ostermontag 2021

Das Osterlamm

Offb 5 wischt alle kuschelige Osterlamm-Symbolik vom Tisch. Die Predigt versucht der Mittelweg vom Osterlamm über das Passah-Lamm zum mächtigen Lamm im Thronsaaal der Johannes-Vision.

Liebe Gemeinde,

an Ostern haben wir es vor allem mit Eiern und Hasen zu tun. Symbole, bei denen es nicht so ganz einfach ist, einen Bezug zum eigentlichen Ostern herzustellen, zur Auferstehung Jesu.

Aber wir haben ja noch das Osterlamm! Das wird sowohl aus Teig gebacken, als auch als Braten genossen. Das ist nicht ganz so prominent, wie Hase und Ei, aber immerhin ist den meisten Menschen klar: Das hat etwas mit Ostern zu tun!

Genau genommen ist das Lamm eigentlich das einzige authentische und auch das älteste Ostersymbol. Es ist mit Jesus Christus verbunden wie kein anderes Symbol.

Das fängt schon ganz früh an. Im Johannesevangelium sagt der Täufer Johannes bereits kurz nach Jesu Taufe: Der da, dieser Jesus, das ist Gottes Lamm! Gemeinisvolle Worte. Immerhin, die beiden Männern, denen er das sagte, haben spontan beschlossen, Jesus nachzufolgen und wurden seine Jünger.

Ob sie damals verstanden haben, was Johannes damit meinte? “Gottes Lamm” … gut, sie kannten die Geschichte des eigenen Volkes: Der Auszug aus Ägypten unter Mose. Da wurden ja in der Nacht des Befreiung Lämmer geschlachtet und deren Blut an die Türpfosten gestrichen. Wo das Blut war, das haben die Erstgeborenen Söhne überlebt – die Söhne der Ägypter nicht. So zog das Volk Israel in die Freiheit, am Sinai vorbei ins gelobte Land. Seitdem feierte man jährlich die Erinnerung an den Auszug mit dem Passah-Fest. Dabei wurde in der Familie ein Lamm geschlachtet und gegessen. Das Passah-Lamm, das an die Befreiung aus der Unterdrückung in Ägypten erinnerte.

Ich weiß nicht, ob diese beiden Jünger öfter über diese Worte des Johannes “dieser Jesus, das ist Gottes Lamm” nachgedacht haben. Aber als sie mit den andern Jüngern zu diesen einen Mahl am Abend zusammensaßen, das Passah feiern wollten, und Jesus plötzlich von seinem eigenen Tod geprochen hat … ob ihnen da der Bezug zum Passahlamm eingefallen ist?

Wenn wir miteinander das Heilige Abendmahl – also genau das Mahl dieses Abends –  feiern, dann singen wir traditionell “Christe du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd der Welt”. Ganz selbstverständlich sprechen wir da vom Lamm Gottes. Das Lamm, das gestorben ist, um uns die Freiheit zu schenken.

Liebe Gemeinde,

ein großer historischer Bogen. Und da merke ich, dass es beim “Lamm Gottes” eigentlich um etwas wirklich Großes geht. Dass unser süßes, putziges gebackenes Osterlämmchen da irgendwie nicht so richtig zur großen Bedeutung von Jesus als Lamm Gottes passt, dafür ist es zu handlich, zu blass …

Ganz deutlich wird der Kontrast, wenn ich unseren Predigttext für heute ansehe. Es ist ein Abschnitt aus der Johannes-Offenbarung. Ein Buch, über das selten gepredigt, wird, weil es voller Symbole, Bilder, Anspielungen ist, mit denen wir uns beim Verstehen schwer tun.

In den Zeilen, die ich Ihnen vorlese beschreibt Johannes was er sieht, als er einen Blick in die unsichtbare Welt Gottes, in seinen Thronsaal werfen darf. Was er wirklich gesehen oder wahrgenommen hat, wissen wir nicht. Aber in dem, was er schreibt, versucht er in Worte zu fassen, was sich hinter den Kulissen der Welt abspielt. Tauche wir einmal ein in diese Szene: Wo Johannes einen riesigen himmlischen Thronsaal erlebt. In der Mitte der Thron Gottes, und um ihn herum viele bedeutende menschliche Persönlichkeiten, sie werden hier Älteste genannt. Und vier tierähnliche Wesen.

Und ich sah mitten zwischen dem Thron und den vier Wesen und mitten unter den Ältesten ein Lamm stehen, wie geschlachtet; es hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande. 7 Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß. 8 Und als es das Buch nahm, da fielen die vier Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und ein jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen, 9 und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen 10 und hast sie unserm Gott zu einem Königreich und zu Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden. 11 Und ich sah, und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron und um die Wesen und um die Ältesten her, und ihre Zahl war zehntausendmal zehntausend und vieltausendmal tausend; 12 die sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das geschlachtet ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob. 13 Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! 14 Und die vier Wesen sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.

Liebe Gemeinde, das Lamm steht offenbar im Mittelpunkt. Jesus als derjenige der hinter den Kulissen der Weltgeschichte eine Schlüsselrolle einnimmt. Mit seinem Tod hat er etwas getan, was kein anderer vermochte. Und dort sehen alle zu ihm auf, als den, der die Geschicke der Menschheit damals in neue Bahnen gelenkt hat: “Du hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen”.

Freigekauft, Befreit.

Da ist die Nähe zum Passahlamm wieder gut spürbar: Befreiung ist das Thema!

Befreiung von all dem, was mein Leben belastet und bedrückt.

Natürlich wird nicht alles im Leben deshalb glatt gehen. Aber es gibt neue Regeln, eine neue Perspektive.

Vielelicht hilft uns da der Blick auf den Auszug aus Ägypten. Das Volk Israel verließ das Land derer, die sie unterdrückt und ausgebeutet haben. Sie sind in die Freiheit gezogen, mit Gott an ihrer Seite. Im Gepäck die Hoffnung auf das Land der Verheißung, die Gebote Gottes kamen am Sinai dazu.

Aber der Weg war dennoch mühsam. Es war ein langer Weg durch die Wüste. Es gab Durststrecken. Oft wurde gemeutert: “Mose, wo ist denn diese neue Freiheit? Wir haben Hunger. In Ägypten, da gab es die großen Fleischtöpfe. Was soll den das hier mit Gott für eine Perspektive sein?” Es ist doch nichts wirklich besser geworden.

Und doch hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es der richtige Weg ist. Und Am Ende kam man glücklich im Land Kanaan an.

Mein Leben als Christ, der auf Jesus vertraut, führt auch durch Wüsten. Da gibt es Angst und Verzweiflung. Ich erlebe eigenes Versagen und dass ich Anderen gegenüber Schuld auf mich lade. Und ich weiß auch, dass ich dem Tod nicht aus dem Weg gehen kann.

Und doch weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Weil ich frei bin. Weil das, was mein Leben belastet nicht die Oberhand haben wird. Das Lamm, das gestorben ist und wieder auferstanden, das hat die Regeln geändert.

Wo ich an meinem Versagen verzweifeln könnte, sagt es mit zu, dass mir vergeben ist.

Wenn ich kraftlos bin, und am liebsten keinen Schritt mehr tun möchte, sagt es: ich bin bei dir und lasse dich nicht allein.

Wenn ich dem Tod ins Auge blicke, höre ich das Lamm, das die Osterfahne trägt: Ich habe den Tod überwunden und bin auferstanden. Ich war der erste, der diese Grenze überschritten hat, und ihr werdet mir auf diesem Weg nachfolgen.

Liebe Gemeinde,

Sie merken: Das alles ist ganz schön weit weg, vom süßen putzigen Osterlämmchen.  

Das Lamm ist eine mächtige Figur – aber eben “wie geschlachtet”, so beschreibt es Johannes.

Das ist mal wieder typisch für biblisches Denken. Die größte Kraft, die überwältigendste Macht, das größe Potential für Veränderung finden wir nicht da, wo alles beeindruckend, groß und prächtig ist. Die ist dann doch zuallermeist da versteckt, im Kleinen, Schwachen und Unscheinbaren.

Das hat er ja schon damals in der Krippe in Bethlehem  mit diesem kleinen Menschenkind unter Beweis gestellt.

Amen

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