Strohsterne
Sie sind aus Stroh, das manche für wertlos halten, und verweisen doch auf die Größe Gottes, der den Kosmos schuf und Jesus gesandt hat.
Die Symbolpredigt zu den Strohsternen greift dazu alt- und neutestamentliche Aspekte auf.
Liebe Gemeinde,
was wäre ein Weihnachtsbaum, was wäre Weihnachten, ohne Strohsterne? Überall hängen sie. Nicht nur am Baum, auch in den Fenstern. Sie lassen sich überall dazulegen. Strohsterne sind irgendwie die Allzweckwaffe der Weihnachtsdekoration
Der Stern als Wegweiser
Aber sie sind natürlich mehr als nur Deko-Schnickschnack. Denn sie erinnern an den Stern von Bethlehem, der die Weisen aus dem Morgenland auf Jesu Spur gelockt hat:
Matthäus 2, 1-3
Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.
Der Stern von Bethlehem – ein Wegweiser! Naja, vielleicht auch ein Wegweiser für uns? Ein Hinweis auf das Jesuskind in der Krippe – damit man es nicht übersieht, bei all dem Weihnachtszauber, den wir so veranstalten: Geschenke, Festessen, Besuche machen, Besucher empfangen, sich freuen, sich streiten, Plätzchen naschen, wieder Essen und und und.
Der Stern, der sagt: Achtung! Da geht es zum Kind – hier ist derjenige, um den es bei diesem Fest geht.
Warum gerade aus Stroh?
Aber wehalb Stroh-Sterne? Wenn es denn schon um so etwas Wichtiges geht, wie Jesus? Da lägen Sterne aus Gold- und Silberfolie doch viel näher! Wertvolles braucht Wertvolles oder?
Wenn man im Internet nach der Herkunft der Strohsterne googelt, kommt man auf eine wenig romantische Erklärung: Im 19. Jahrhundert waren Strohhüte ein sehr gefragtes Produkt. Aber eben etwas, was man für den Sommer brauchte. Und da kam ein findiger Mensch auf die Idee, für den Winter aus den kurzen Stroh-Resten der Hutproduktion Strohsterne als Dekomaterial zu produzieren.
Ein Weihnachtsschlager aus Abfall! Super – das klingt so richtig edel. Gerade für ein Weihnachstfest, wo sich die Prospekte von Aldi und Edeka überschlagen mit Premium-Produkten. Nur das Feinste für die Festttage – und dann kommen wir mit Sternen aus Strohresten daher. Aus wertlosem Stroh, das für nichts anderes mehr zu gebrauchen war.
Aber vielleicht passt das ja besonders gut diesem Jesus. Er hat ja einmal einen ungewöhnlichen Psalmvers auf sich bezogen:
(Markus 12, 10-11)
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen.
Jesus sagt: Derjenige, den ihr am liebsten als unbrauchbar weggeworfen hättet, den hat Gott zum Eckstein gemacht. Zu dem, an dem sich alles andere einmal orientieren wird.
Was für die einen Abfall ist, wird für die Anderen zum wertvollen Schatz!
Herodes hätte diesen Jesus am liebsten schon als Baby beiseite geräumt.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten sahen in ihm einen, der ohne Respekt vor alten Traditionen die geltende Ordnung in Frage stellt, und deshalb weg muss.
Sogar ein Paulus hat anfänglich den Glauben an Jesus Christus als gefährliche Sekte angesehen. Denn sie hat alles, was ihm wertvoll erschien, in Zweifel gezogen.
Bis in die Gegenwart gibt es ausreichend viele Menschen, die meinen: Das, was die Frommen, was die Kirchen sagen, das ist ja nur irrelevantes blabla; diese wertlosen Sonntagsreden von Liebe und Vergebung kann man in die Tonne treten.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen.
Es ist ein Wunder vor unseren Augen, dass dieses kleine zerbrechliche Kind im Stall einmal so eine Wirkung entfalten konnte. Den Tod überwinden und sich als Sohn Gottes erweisen.
Der Stern – der Kosmos – die Welt
Liebe Gemeinde,
Ich habe noch einen anderen Punkt: Wenn wir unsere Wohnungen mit Sternen verzieren, dann holen wir uns eigentlich des Kosmos ins Haus. Normalerweise sehen wir ja keine Sterne. Dazu müssten wir rausgehen, in einer wolkenlosen Nacht. Ein bisschen warten, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.
Dann wird die großartige Sternenwelt über uns sichtbar. Wir erkennen einige Sternbilder … und je länger wir da in die Nacht schauen, umso mehr entwickelt sich das Gefühl für die schier endlose Größe dieses Kosmos. Millionen von Lichtjahren ist das alles groß – sich das vorzustellen … das sprengt alle Dimensionen.
Und das alles ist Gottes Schöpfung ….
Und mir fällt dann auf: So oft begnüge ich mich damit, mir vorzustellen, Gott, wäre da oben, knapp überhalb der Wolken. Ich weiß, dass das eine recht naive Vorstellung ist. Aber für mein kleines Menschenhirn ist diese Idee ganz nützlich. Beten fällt mir leichter, wenn ich denke, dass Gott irgendwo da oben einen reservierten Platz hat.
Naja, und dann der Blick in die unendlichen Weiten des Alls. Und da ist Gott Herr über alles. Unglaublich. Schon König David hat gebetet “Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen!” (1. Könige 8,27)
Ich spüre, wie klein ich dagegen bin. Vor allem aber spüre, ich, wie klein mein Denken über Gott da oft ist. Wie oft ich den intergalaktischen Gott mit irdischen Maßstäben betrachte.
Wenn ich mir vorstelle, wie Gott zu sein hat. Wie er als “lieber” Gott beschaffen sein müsste.
Wenn ich nachdenke, was ich Gott zutrauen, zumuten oder was ich von ihm erbitten kann.
Wie klein, manchmal auch kleinkariert und auch kleingläubig mein Denken ist. Weil ich Gott in meine kleine Erden-Welt quetschen möchte.
Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen!
Gott ist so groß – warum denke ich so oft in kleinen Dimensionen?
Auf einer Karte habe ich einmal einen schönen Spruch gefunden: „Erzähle deinem Gott nicht immer, wie groß deine Probleme sind. Sondern erzähle deinen Problemen, wie groß dein Gott ist“.
Ein cooler Spruch – aber soll ich wirklich anfangen, meinen Problemen zu erzählen, wie groß mein Gott ist? Ehrlich gesagt, wüsste ich nicht, wie man mit einem Problem reden soll. Aber zumindest könnte ich mir selber sagen: Alexander, du hast doch einen großen Gott. Einer, der auf deiner Seite ist. Also sei nicht so ängstlich. Habe Mut, sei kreativ, lass dich von deinen Sorgen nicht unterkriegen. Und pack es an, mit Zuversicht und Gottvertrauen!
Den Stern meines Glaubens flechten
Zurück zum Strohstern: Strohsterne fallen ja nicht vom Himmel. Die werden gebastelt. Eigentlich kann das jeder. Mit mehr oder weniger handwerklichem Geschick. Das Ausgangsmaterial ist immer das gleiche. Und doch sehen sie am Ende ganz unterschiedlich aus, diese Strohsterne. Weil jeder Stohsternkünster ein bisschen anders ist.
Jetzt an Weihnachten sind wir ja auch gerade am Basteln. Dabei geht es weniger um das Stroh; sondern viel eher um den, der auf dem Stroh liegt: Jesus Christus, sein Leben und seine Botschaft.
Ist es nicht so? Da reden alle von der Botschaft von Weihnachten – aber was hat das denn mit mir zu tun?
Da gibts nämlich keine fertigen Lösungen. Da muss jeder selber schauen, und versuchen, etwas damit anzufangen. Das ist ein bisschen so wie basteln:
Die Basis – das Stroh – ist immer das gleiche – Jesus bleibt uns.
Aber was mache ich draus? In diesem Jahr? Welcher Gedanke von ihm, welche Botschaft, welche Wundergeschichte ist das, was mir selber wichtig ist?
Der eine denkt an den Jesus, der auf dem See Genezartet die bedrohlichen Wellen beruhigt hat.
Einem Anderen geht der Gedanke nach, dass Jesus immer wieder aufgerufen hat, auch seine Feinde zu lieben und zu verzeihen, wo man verletzt worden ist.
Aus dem Stroh der alten Jesus-Geschichten immer wieder seinen eignen Stern des Glaubens zu flechten. Das, liebe Gemeinde, ist unsere Aufgabe. Immer wieder neu.
Schauen Sie, was Ihnen wichtig werden könnte. Auch wenn manches auf den ersten Blick harmlos und nicht besonders wertvoll erscheint. Fast schon abgedroschen. Das ist bei Stroh nun mal so. Denken Sie an die Sterne, sie erinnern uns an den endlosen Kosmos und unseren Gott, der größer ist, als wir es uns oft vorstellen mögen.
Amen