Anspiel
Erzähler:
Stille Nacht Heilige Nacht.
Alles schläft, einer wacht – nämlich Klaus.
Weihnachten treibt ihn nämlich um.
Hin und hergerissen ist er
– zwischen diesem grässlichen Fest der Erwachsenen
– und dem unwiderstehlichen Glanz der Weihnacht.
Diese wiederstrebenden Gefühle scheinen ihn manchmal innerlich auseinanderzureißen:
Es ist so, als würden 2 Seelen in ihm sprechen …
Es folgt ein Sprechstück für 2 Darsteller, die 2 Seiten einer Person darstellen (gleiche Größe, gleiche Kleidung)
Sprecher 1 | Sprecher 2 |
Jetzt ist Heiligabend, und „Stille Nacht“ kann ich inzwischen auswendig vor und rückwärts! Und ich kann schon keine Plätzchen mehr sehen! Und von Tannennadeln krieg ich jetzt schon einen Ausschlag. Das ist doch irgendwie alles viel zu dick aufgetragen |
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Aber ohne das alles würde mir auch etwas fehlen. Die vielen Lichter im Weihnachtszimmer… Der Weihnachtsbaum … der Weihnachtsduft in jedem Raum … das ist eine wundervolle Atmosphäre. Die haben wir eigentlich nur zu Weihnachten. Das macht diese Tage zu etwas ganz besonderem. Ein bisschen „Heile Welt“; denn schließlich ist ja der Heiland gekommen. Die stille Nacht, die Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit …. |
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Ruhe, pah! Wer von uns gönnt sich denn schon noch viel Ruhe in der Adventszeit? Was schenk ich dem, was schenk ich jenem? Und dann das Gerenne, von einem Laden zum Anderen, natürlich alle mit so genannten „Sonderpreisen“ gespickt. Und die Erwartungen vor der Bescherung sind sowieso oft viel zu hoch. Vor allem für Kinder ist Weihnachten das Fest der Geschenke! Ans Wesentliche denkt doch niemand mehr. | |
Niemand? Das glaube ich nicht. Ich bin überzeugt, dass im Herzen jedes Menschen an Weihnachten immer noch die Geburt Jesu im Vordergrund steht. Es dauert nur seine Zeit, bis dieses Bewusstsein im Kopf geweckt wird. | |
Aber wenn sich die Menschen das Leben im Advent noch hektischer machen als es normalerweise eh schon ist bleibt nicht mehr viel Zeit übrig. Zeit in sich zu gehen, um Oberflächlichkeiten wie Geschenke zu vergessen. Und dann am Heiligen Abend spult man sein Programm wie jedes Jahr nach Schema F ab: Kirche, Essen, Bescherung. Danach vielleicht Fernsehen oder so. Am nächsten Morgen merkt man dann, dass man den eigentlichen Sinn verfehlt hat. Nämlich den Retter der Welt zu feiern. Und zwar nicht eine James Bond – Plastikfigur, die man verschenkt hat, sondern Jesus Christus! | |
Aber es ist und bleibt das Fest der Liebe, wir feiern mit Menschen die wir lieben. Jedes Jahr wird im Weihnachtsgottesdienst die Weihnachtsgeschichte erzählt, wie Jesus geboren ist und eigentlich ist es doch in Ordnung sich zu beschenken und sich daran zu erfreuen! | |
Mit Menschen die wir lieben? Meistens muß man mit der gesamten Familie feiern und nicht im kleinen Familienkreis, nein! Die ganze Familie trifft sich 3 Tage lang und macht einen auf tolle Familie und dann sieht man sich die nächsten 362 Tage nicht mehr bis zum nächsten Weihnachten und da geht das selbe falsche Getue weiter. | |
Aber man sieht nicht nur die weniger netten Familienmitglieder, nein auch die Menschen, auf die man sich jedes Jahr freut, das man sie wiedersieht! | |
Manche liebe Menschen vermisse ich aber gerade an Weihnachten besonders, weil sie nicht mehr bei uns sein können! Das ist nicht fair! | |
Was ist schon fair? Es zeigt doch, das es sich an Weihnachten doch um das Fest der Liebe handelt, sonst würde man geliebte Menschen nicht gerade an Weihnachten so sehr vermissen! | |
Weihnachten ist einfach nicht mehr so wie zu der Zeit, als ich noch ein kleines Kind war. Das war schön und ich war begeistert. Aber jetzt? Jetzt ist rund um Weihnachten alles so kompliziert. Und gefährlich . Immer wieder geht etwas schief: Das falsche Geschenk, ein falsches Wort, der falsche Witz, und schon ist die Weihnachtstimmung kaputt. Alle schauen dann betreten drein und schweigen. | |
Wie war das einfach – als kleines Kind – da wurde man einfach beschenkt. Manchmal war es ein einziges Geschenk, das mich am Heiligen Abend glücklich gemacht hat. Die vielen anderen Geschenke waren da gar nicht so wichtig. Da war es nicht mal wichtig, dass ich von jedem Freund und jeder Tante etwas bekommen habe. Ein einziger erfüllter Wunsch – das war dann ein echter Heiliger Abend. Zurück zum Weihnachten von damals, das wäre was! |
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Zurück zum unschuldigen Weihnachten aus Kindertagen? Zurück zu den Wurzeln? Ich glaube das geht nicht. Wir haben uns weiterentwickelt. Wir alle als Gesellschaft und auch ich als Person. Ich denke, wir können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. | |
Aber ein bisschen mehr von der Sparsamkeit der Krippe von Bethlehem .. Und ein bisschen weniger von den hochgeschraubten Erwartungen an des perfekte Fest. Ich glaube, damit könnten wir uns so manche Enttäuschung ersparen. |
Ansprache
Liebe Gemeinde,
viele Dinge haben zwei Seiten – auch Weihnachten!
Das haben wir gerade deutlich gesehen. Vielleicht geht es einigen von ihnen genauso: Da schwankt man bei diesen herausragenden Fest zwischen Idealisierung und schroffer Ablehnung hin und her. Je nach eigener Gemütslage rühmen wir Weihnachten oder klagen über seinen Niedergang.
Auf der einen Seite sehe ich das Schöne an diesem Fest, den angenehmen Ausnahmezustand den das Weihnachtsfest fast rund um den Globus herstellt: Überall wird Weihnachten gefeiert, werden Weihnachtslieder gesungen, Plätzchen gebacken, ein Baum geschmückt, beschenken sich die Menschen. Fast schon kollektiv versuchen wir an diesen Tagen Frieden zu halten – sogar Israel zieht seine Panzer für einige Tage aus Bethlehem zurück.
Die andere Seite des Weihnachtsfestes kenne ich auch zur Genüge.
~ Es wird vermarktet, in klingende Münze umgewandelt; der Einzelhandel jammert – so als hätte er fast schon ein Patent auf Weihnachten.
~ Und Weihnachten wird reduziert, zum Fest der Liebe oder des Friedens – das Kind in der Krippe wird zur Garnitur.
~ Als Familie sind manche mehr auf der Straße unterwegs, als daheim: Die Großeltern sollen besucht werden, Patenkinder, Geschwister und manch andere.
Wie gehen wir damit um?
Wir könnten versuchen die gute Seite von Weihnachten zu retten, und die viel beklagten Schattenseiten einfach abzuschaffen. Wir schenken uns nichts mehr, boykotttieren alle Läden, die schon am 1. Advent „Stille Nacht“ durch die Lautsprecher schicken, laden alle Gäste wieder aus, damit wir uns allein auf das wichtigste, die Geburt des Jesuskindes konzentrieren können.
Sie merken es – ich glaube, dass wir das nicht schaffen. Ja auch fast nicht schaffen können, denn wo ist denn eigentlich die Grenze zwischen diesen beiden Seiten? Ist ein großzügiges Geschenk ein ehrlicher Ausdruck der Freude über die Geburt Jesu, oder ist damit Weihnachten schon verraten?
Liebe Gemeinde,
wenn es uns nicht innerlich zerreißen soll, so wie den dargestellten Klaus, dann müssen wir versuchen beide Seiten von Weihnachten zusammen zu bekommen. Es sind eben zwei Seiten einer Medaille, eines Weihnachtsfestes. Und sie auseinander zu bekommen ist fast unmöglich.
Vielleicht ist es so, wie mit einem Ehepartner. Man liebt ihn, den ganzen Menschen, mit seinen guten und seinen weniger guten Seiten. Wenn ich ewig an meinem Partner herum nörgle, wird uns das beiden auf Dauer nicht gut tun. Ich werde Frieden schließen müssen mit beiden Seiten meines Gegenübers.
Als Christen, die den eigentlichen Grund und Inhalt des Weihnachtsfestes kennen und lieben, dürfen wir auch versuchen, Frieden zu schließen mit den Licht- und Schattenseiten dieses Festes.
Manche Last werden wir immer wieder auch schultern müssen. So manches Geschenk wird gekauft, mancher Weg zurückgelegt, ohne dass man sich dabei wirklich weihnachtlich fühlt.
Aber ich denke: Auch das ist ein Stück der Weihnachtsgeschichte. Auch Maria und Joseph hatten sich die Geburt ihres Kindes ganz anders vorgestellt. Aber auch die denkbar schlechten Rahmenbedingungen im Stall von Bethlehem haben ihrer Weihnacht keinen Abbruch getan.
Man muss halt wissen, worauf es eigentlich ankommt.
Dazu möchte ich ihnen eine Geschichte von den Philippinen vorlesen:
Ein König hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, da wollte er einen der beiden zu seinem Nachfolger bestellen. Er versammelte die Weisen seines Landes und rief seine Söhne herbei. Er gab jedem der beiden fünf Silberstücke und sagte:
»Füllt für dieses Geld die Halle in unserem Schloss bis zum Abend. Womit, das ist eure Sache.«
– Die Weisen sagten: »Das ist eine gute Aufgabe.«
Der älteste Sohn ging davon und kam an einem Feld vorbei, wo die Arbeiter
dabei waren, das Zuckerrohr zu ernten und in einer Mühle auszupressen. Das
ausgepresste Zuckerrohr lag nutzlos umher. – Er dachte sich: »Das ist eine gute Gelegenheit, mit diesem nutzlosen Zeug die Halle meines Vaters zu füllen.« –
Mit dem Aufseher der Arbeiter wurde er einig, und sie schafften bis zum späten Nachmittag das ausgedroschene Zuckerrohr in die Halle. Als sie gefüllt war, ging er zu seinem Vater und sagte: »Ich habe deine Aufgabe erfüllt. Auf meinen Bruder brauchst du nicht mehr zu warten. Mach mich zu deinem Nachfolger.« – Der Vater antwortete: »Es ist noch nicht Abend. Ich werde warten.«
Bald darauf kam auch der jüngere Sohn. Er bat darum, das ausgedroschene
Zuckerrohr wieder aus der Halle zu entfernen. So geschah es. Dann stellte er mitten in die Halle eine Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte die Halle bis in die letzte Ecke hinein.
Der Vater sagte: »Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat fünf Silber- stücke ausgegeben, um die Halle mit nutzlosem Zeug zu füllen. Du hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast sie mit Licht erfüllt. Du hast sie mit
dem gefüllt, was die Menschen brauchen.«