Predigt: Die Anziehungskraft des Glaubens (Hebr. 10,23) 28. März 2010, Konfirmation mit dem Symbol des Magneten

Die Anziehungskraft des Glaubens wird am Beispiel von verschiedenen Magneten entfaltet. Ein bisschen Physikunterricht und ein großes Stück Glaubens-Kurs.
Hebr 10,23 Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat.

Liebe Konfirmanden, liebe Eltern und Paten, liebe Gemeinde,
in der biblischen Lesung von vorhin ging es darum, dass man am Bekenntnis, am Glauben festhalten soll. Da ist mir eingefallen: An etwas Festhalten, das können nicht nur Menschen, da sind Magnete unglaublich fit. Ich möchte heute morgen mal schauen, ob Menschen und Magnete, Glaube und Festhalten nicht irgendwie etwas miteinander zu tun haben und wir was daraus lernen können.Ich hoffe, ihr verzeiht, wenn da jetzt ein bisschen Physikstunden-Feeling entsteht.

Mit der Nähe wächst die Kraft

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Wir sollen uns an Gott festhalten, wie Magnete. Da möchte ich etwas probieren. Hier habe ich einen kleinen Magneten,mit einer Öse, damit möchte ich etwas hoch heben…
… einen Schlüsselbund – klappt!
… eine Schere – klappt!
… aber wie ist das mit einem 5-Kilo-Hantel?
(Wir probieren es aus – auch das funktioniert)

Ja! Es ist enorm, so ein kleiner Magnet, gerade mal 9 Millimeter dick hält so ein schweres Eisenteil. Ein wirklich starker Magnet. Ihr ahnt vielleicht so langsam, dass die Kraft eines Magneten manchmal unterschätzt wird. So wie man die Kraft des Glaubens auch oft unterschätzt. Mancher von euch denkt: Naja, ich bin ja auch nicht so der Ober-Heilige und habe so meine Zweifel – ich weiß nicht, ob Gott mit mir was anfangen kann. Ja, liebe Konfis, er kann! Da steckt enorm viel Potential in euch. Aber ich will euch etwas anderes auch nicht verschweigen:

Hat jemand mal ein Blatt Papier? Ich möchte mal sehn, was passiert, wenn wir zwischen Magnet und Hantel ein Blatt Papier klemmen.(Zweiter Versuch – der Magnet kann die Hantel nicht mehr halten)

Tja, da fangen die Probleme an: So wundervoll die Kraft der Magnete auch ist: Je größer das Abstand zwischen Magnet und Metall wird, umso schwächer ist die Kraft, die sich hier entfalten kann. Ich merkt schon, worauf ich hinaus will: Die Kraft, die in mir entsteht, die Energie, die der Glaube in mir entfalten kann, hängt davon ab, wie nahe ich Gott an mich heranlasse. Es gibt Menschen, die sind da ganz dicht dran, sie beten oft täglich, die lesen in der Bibel, fühlen sich hier in der Kirche wohl. Menschen, die strahlen etwas aus, das ist bewundernswert. Eine Energie, die aus dem Glauben kommt. Umgekehrt gibts viele Leute, die halten Gott und Glaube schon über viele Jahre auf Abstand. „Man muss es nicht übertreiben” sagen sie. Und wenn sie in sich hineinspüren, merken, sie dass da auch wenig an geistlicher Energie da ist. Sie von Krisen schneller gebeutelt werden als andere.
Viellicht sollten die sich überlegen, dass da inzwischen zu viel Abstand zwischen ihnen und Gott liegt. Und eigentlich wäre die Lösung des Problems ganz einfach: Wenn sie Gott wieder näher an sich heranlassen, dann spüren sich auch, wie daraus Kraft zum Leben entstehen kann.

Untrennbar? Die schleichende Verschiebung.

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Da hätte ich ein zweites Experiment: Hier habe ich zwei Würfelmagnete. Kann die bitte mal jemand von euch schnell mal auseinanderziehen? Klappts?
(Versuch)
Gell, das geht so gut wie gar nicht, die halten viel zu fest zusammen.  Aber ihr habt den Trick ja auch  schnell herausgefunden: Man muss sie gegeneinander verschieben, dann kanns gelingen. Dann ist es viel einfacher als beim direkten auseinanderzerren.
Bei menschlich-magnetischen Beziehungen ist das ähnlich. Da hat die Tochter plötzlich einen neuen Freund, der den Eltern gar nicht passt. Wenn sie versuchen, die beiden mit Gewalt auseinanderzubringen – mit Verboten oder so –  erreichen sie meist nur das Gegenteil. Man hat den Eindruck, die halten umso mehr zusammen, je mehr man zieht. Ganz anders sieht es aus, wenn es passiert, das sie sich so aneinander vorbeischieben. Wenn sich zeigt, dass er ganz andere Interessen hat als sie, er immer bloß Bundesliga schaut, obwohl sie mit ihm nach Würzburg shoppen will. Dann wird das Kraftfeld immer schwächer und die Verbindung kann abreißen.

Glaube an Gott ist ja auch ene Beziehung, und da gibts etwas Ähnliches: Auseinanderreißen – dass Menschen aus eurem Umfeld sagen: „Du und Gott, ihr gehört nicht zusammen”, und so versuchen euch auseinanderzureißen. Ich glaube das wäre auch wenig erfolgreich. Die Gefahr lauert woanders, denn euer Leben verändert sich in eurem Alter rasant, neue Interessen kommen dazu, alte Hobbys verschwinden, die Playmobil-Sammlung wird langsam uninteressant. Da stellt sich die Frage: Was mache ich in dieser sich ständig verändernden Welt mit Gott? Wird Gott zusammen mit Barbie zur Nebensache; mit der Folge, dass dieses Kraftfeld für dein Leben an Bedeutung verliert?
Das passiert immer wieder, dass mit dem Erwachsenwerden Gott Stück für Stück beiseite gerückt wird, bis man auseinander ist. Es ist eine große Herausforderung für die nächsten Lebensjahre, diese Verbindung zu Gott aufrecht zu erhalten, die Nähe zu ihm zu suchen, ihn nicht auf die Seite zu schieben.

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Orientieren durchs Polarisieren

Ein drittes Experiment: Bitte versuche einmal, die beiden Magnet-Stäbe aneinander zu befestigen, so dass ein langer Stab draus wird. Und zwar mit dem Schwarz markierten Enden an den Außenseiten. Geht nicht? Aber andersrum gings doch auch?
Klar: Es kann nicht funktionieren. Ein Magnet hat zwei Pole, Nord- und Süd, und gleiche Pole stoßen sich gegenseitig ab, da hat man fast keine Chance.Magnete sind polarisiert, und der Glaube auch.  Es gibt Dinge, die passen super mit dem Glauben zusammen. Und es gibt welche, da geht das gar nicht.
Nächstenliebe, Verantwortung für die Natur, Schutz des Lebens, auch des behinderten Lebens, das sind Pole, die mit dem christlichen Glauben perfekt zusammenpassen.
Und umgekehrt gibt es Dinge und Verhaltensweisen, die passen gar nicht dazu: Egoismus, Hass, Unglaube, Missbrauch von Natur, Macht und Menschen.
Da brauchen wir Klarheit! Da müssen wir den Mut haben „ja” oder „nein” zu sagen als Christen.
Zwischen diesen Polen gibts natürlich ein weites Feld, wo es einem schwer fällt, die richtige Entscheidung zu treffen: Ist dies oder jenes – mit dem christlichen Glauben im Hinterkopf – richtig oder falsch? Da kann man im Zweifelsfall auch wunderbar miteinander streiten.
Aber wichtig ist, dass ihr euch bewusst seid: Wenn man Christ ist, wenn man da auf Taufstein sein „ja” zu Gott sagt, ist nicht alles egal, sondern man legt sich fest, auf eine bestimmte Polung des Lebens. Dazu das man bereit ist, auch dementsprechend sein Leben zu gestalten.

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Mit Spannungen leben

Nun kein Experiment, sondern ein Phänomen: Ich habe hier zwei Magnete, und die werfe ich jetzt einfach mal in die Luft. Und ich bitte euch, jetzt nicht zu schauen, sondern zu lauschen.
(Pfr. wirft Zwitschermagnete)
Zwitschermagnete nennt man diese Teile. Das Geräusch entsteht durch ein abwechselndes Anziehen und Abstoßen während des Zusammenprallens in der Luft. Innerhalb von tausendstel Sekunden ziehen sie sich an, dann stoßen sie sich wieder ab, dann ziehen sie sich wieder an … Das macht dieses Sirrende Geräusch.

Liebe Konfirmanden, ich habe die ganze Zeit vorhin davon gesprochen, dass Glaube heißt, dass wir von Gott angezogen werden. Von ihm als Freund, als Gegenüber, als Kummerkasten für eure Gebete. Aber manchmal gibts im Leben eines Christen auch das Gegenteil. Pl ötzlich verstehe ich Gott nicht mehr. Da hat er etwas zugelassen, was eigentlich nicht passieren darf. Da habe ich das Gefühl, dass meine Gebete nicht erhört werden. Da frage ich mich, warum er diese Welt mit aller Ungerechtigkeit und all dem Elend nicht ein für alle mal verändert.  Anziehung und Abstoßung – beides kann man im Glauben erleben. Und das Geräusch, das dabei entsteht, ist keine schöne Musik. Aber es wäre nicht ehrlich, wenn ich euch das heute verschweigen würde. Es gibt Momente, wo Gott mir ein Rätsel bleibt.
Schaut euch diese Zwitschermagnete an: Sie fetzen sich im Flug, aber letztlich kommen sich zu einem Zustand, der stabil ist. Sie wissen, dass sie mehr verbindet, als sie abstößt. Sie gehören zusammen und bleiben zusammen.

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Den Glauben im Alltag nicht vergessen.

Mein letzter Magnet: So ein Kühlschrankmagnet. Mit ihm kann man wichtige Zettel an der Tür des Kühlschranks befestigen. Oder am Sicherungskasten. Manche haben sogar extra Metall-boards für diesen Zweck an der Wand.
Das ist ein Alltagswerkzeug, täglich klemmt man da was dahinter: Einkaufszettel, Arzttermin oder die Einladung zum Elternabend. Glaube für den Alltag – nicht bloß für den Sonntag.  Gottvertrauen in der Erdkunde-Ex – nicht blo ß beim Erdbeben. Hoffnung bei den kleinen Ängsten – nicht nur bei den großen Krisen.

Wenn ihr euren kleinen Glaubensmagneten im Alltag anwenden könnt, immer wieder, ganz selbstverständlich. Dann ist der große Rest unserer Experimente auch kein Problem.
Dann seid ihr nah genug an Gott dran, um mit großer Energie Dinge zu bewegen.
Dann kann euch keiner bei Gott zur Seite abservieren.
Dann habt ihr genug Routine, um zu entscheiden, wo ihr mitmacht und wo ihr „nein” sagt.
Und dann haut euch auch die Erfahrung nicht um, wenn ihr Gott einmal nicht versteht.
Das wünsche ich euch von Herzen: Dass euer Glaube ein fester, alltäglicher, Bestandteil eures Lebens wird.

Amen

Praktische Hinweise:
Ob sie jedem Konfirmanden ein Magnet-Sortiment (in einem Gaze-Säckchen) mitgeben, oder es beim Demonstrieren belassen, ist auch abhängig von der Bereitschaft, sich hier in Unkosten zu stürzen. Ich habe alle Magnete auch im Liedblatt zur Konfirmation abgebildet, da die Gottesdienstbesucher sonst aufgrund der Entfernung Schwierigkeiten haben, sich genau vorzustellen, was da vorne passiert.
Hier ein paar Links zu den verwendeten Magneten bei Amazon. Sie können es auch über verschiedene Magnet-Shops im Internet versuchen. Mir ist es jedenfalls nicht gelungen, alles bei einem Hersteller zu bekommen. Sie müssen in etwa mit 8 Euro pro Konfirmand rechnen, wenn jeder jeden Magneten (die Stab- und Zwitschermagneten natürlich doppelt) geschenkt bekommt.

Hakenmagnet, 10er Pack

Magnetwürfel, 100er Pack, Kantenlänge jeweils 5mm

Stabmagnete (2,5 cm lang), 20er Pack,

Zwitschermagnete, 6er Pack, also 3 Pärchen

Kühlschrankmagnet, 10er Pack

Hinweis: Die oben angezeigten Produktlinks zu Amazon ermöglichen die Finanzierung des Angebots von Pastors-home. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.

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