Predigt: Die Hoffnung stirbt nie (Lukas 15, 8-10) 27. Juni 2021

Lukas 15, 8-10

Predigt zur Eröffnung der „Hoffnungswochen“. Dabei wird das bekannte Gleichnis einmal eher ungewohnt aus der Sicht der Frau betrachtet, die die Hoffnung nicht aufgibt, bis sie schließlich die verlorene Münze wiederfindet

Lukas 15,8–10 (als Erzählung)

Im Lukasevangelium  finden wir eine Geschichte, in der Jesus davon spricht, wie es ist, wenn man etwas verzweifelt sucht, dass man verloren hat. Es ist die Erzählung von der verlorenen Münze:

Jesus erzählt: Stellt euch vor, da ist eine Frau, die zehn Münzen besitzt . Sie verdient nur eine Münze an einem Arbeitstag. Sie ist also nicht reich, aber hat sich mit harter Arbeit ein bisschen Geld zusammengespart. Die Münzen sind also sehr wertvoll für die Frau, und sie will gut darauf aufpassen.
Eines Tages zählt sie ihre Münzen, und stellt fest, dass es nur noch neun sind. Sie zählt mehrmals nach, aber sie kommt immer wieder auf neun. Sie fragt eine Freundin: „Hast du meine Münze gesehen?“ „Nein“, antwortet die Freundin, „aber du musst doch nicht traurig sein. Du hast noch neun andere!“ Doch die Frau ist unglücklich. Ihr bedeutet jede einzelne Münze sehr viel.
Angestrengt denkt sie nach: Wo könnte das fehlende Geldstück sein? Sie hat wohl eine der Münzen irgendwo in ihrem Zuhause verloren. Sofort macht sie sich auf die Suche. Es ist schon später Nachmittag und in ihren Haus ist es recht dunkel geworden. Also zündet sie eine Öllampe an, und stellt das ganze Haus auf den Kopf.
Alles wird genau durchsucht. Sie holt einen Besen und fegt selbst die hintersten Ecken, sauber, damit sie nichts übersieht; bis sie die Münze endlich wiederfindet. Die Freude ist groß! Erleichtert ruft die Frau ihre Nachbarn und Freundinnen:“ Freut euch mit mir; denn ich habe meine Münze gefunden, die ich verloren hatte.

Die Suche nach dem verlorenen Schlüssel

Als Jesus die Geschichte von der verlorenen Münze erzählt hat, besaßen die allerwenigsten Menschen einen Schlüssel. Denn sonst hätte er vielleicht vom verlorenen Schlüssel erzählt und sofort hätte es in hunderten Köpfen „klick“ gemacht:

„Au ja, das kenne ich! Ich weiß noch genau, wie ich damals fast verrückt geworden bin, weil der Schlüssel vom Haus / Auto / Gartentürchen / Büro einfach verschwunden war!“ Das kann einen ja in den Wahnsinn treiben.

Zuerst sucht man noch recht entspannt an den üblichen Stellen, wo man ihn normalerweise hingelegt haben könnte. Nichts!

Dann fragt man sich, wo könnte er denn aus der Hosentasche herausgefallen sein? In welche Ritze hineingerutscht? Sofa, Klo, zwischen den Schuhen …. Wieder nichts!

Langsam wird man schon unruhig, nervös, gereizt. Aber man gibt die Hoffnung nicht auf:
Jetzt schau ich mir nochmal das Wohnzimmer genau an.
Achja, im Garten war ich doch auch gewesen. Bei den Erdbeeren habe ich mich gebückt … vielleicht.

So eine Schlüsselsuche kann eine Achterbahnfahrt sein.
Ein auf und ab der Gefühle.

Ein Pendeln zwischen Verzweifeln und immer wieder Hoffnung haben, dass das vermaledeite Ding sich doch noch zeigt.

Und solange man sucht, hat man die Hoffnung nicht aufgegeben!

Was ist eigentlich „Hoffnung“?

Hoffnung – was ist das eigentlich? Ich möchte es so beschreiben: Hoffnung ist die Fähigkeit in uns, mehr zu sehen, als die momentan frustrierende Wirklichkeit. Hoffnung das ist unser Gespür dafür, dass es noch mehr gibt, als das, was ich gerade sehe.

Schauen wir auf die Frau mit der verlorenen Münze: Die Münze ist weg! Sie ist nicht mehr im Geldbeutel – es sind nur noch neun  statt zehn Münzen drin – und nirgends ist sie zu entdecken.

Und eine Freundin mit einem nüchternen Sinn für die Realitäten sagt zu ihr: „Finde dich damit ab! Die Münze ist futsch. Wahrscheinlich ist sie unterwegs verloren gegangen. Wer weiß, vielleicht hast sie jemand entdeckt und sich davon etwas Schönes gekauft. Vergiss die eine Münze, du hast ja immerhin noch neun übrig, damit bist du doch auch gut abgesichert.“

Die Freundin wird mit ihrer Einschätzung wohl recht haben. Viele haben auch die Erfahrung gemacht: Es gibt Situationen, da hilft so ein nüchterner und auch ernüchternder Blick. Das kann einen ja auch entlasten: Mach dich nicht verrückt, es ist ja nur eine von zehn Münzen. Gerade in so einer Schlüssel-Verlust-Panik kann so etwas ja wirklich gut tun.

Aber manchmal gibt es Sätze, die so tun, als wären sie realistisch; aber eigentlich sind es kleine fiese Hoffnungkiller:

– Ach, das hat doch noch nie geklappt!
– Asu werd des nix.
– Das schaffst du nicht, das ist eine Nummer zu groß für dich.
– Kannst du vergessen. Das ist aussichtslos.
– Hat du bei aller Euphorie auch daran gedacht, das….?

Das sind Hoffnungsräuber! Und zwar ganz böse. Sie gaukeln uns vor, dass die pessimistische Sicht realistischer wäre, als unsere Hoffnungen. Aber ist es nicht so, dass es so oder so ausgehen kann?

Aber irgendwie ticken viele von uns Menschen so, dass wir den  negativen Prognosen, und den negativen Nachrichten mehr glauben, als den hoffnungsvollen. Und da sind wir in Franken besonders gut drin geübt.

Die Strategie der Öllampe

Anders macht es die Frau aus der Erzählung von Jesus:

Sofort macht sie sich auf die Suche nach ihrer Münze. Es ist schon später Nachmittag und in ihren Haus ist es recht dunkel geworden. Also zündet sie eine Öllampe an, und stellt das ganze Haus auf den Kopf.

Alles wird genau durchsucht. Sie holt einen Besen und fegt selbst die hintersten Ecken sauber, damit sie nichts übersieht; bis sie die Münze endlich wiederfindet.

Diese Frau gibt nicht auf. Obwohl ihr die Freundinnen geraten haben, die Münze abzuschreiben. Sie hängt ihre Hoffnung nicht an den Nagel. Sie hält die Augen offen, sie gibt die Suche nicht auf. Trotz der geringen Wahrscheinlichkeit, dass es klappt.

Sie zündet ein Licht an. Wahrscheinlich wollte sie besser sehen. Vielleicht hat sie auch gepürt, dass das Herumsuchen im düsteren Haus, das Tappen im Dunkel, für ihre Seele gar nicht so gut war. Sie zündet sich ein Licht an – ein Zeichen der Hoffnung – ein Licht, dass einen manches auch besser erkennen lässt.

Hoffnung verändert die Perspektive.
Hoffnung zündet ein Licht in mir an.
Ich gehe davon aus, dass es klappt.
Ich erwarte, dass das alles gut ausgeht.
Ich weigere mich, von vorneherein mit dem Scheitern zu rechnen.

Die Hoffnung stirbt nie!

„Die Hoffnung stirbt nie!“ das ist das Motto dieser zwei Wochen. Normalerweise sagt man ja „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Wahrscheinlich deshalb, weil man davon ausgeht, dass es schon einen Punkt geben kann, wo sich zeigt, das alles Hoffen umsonst war. Weil eben irgendwann alles aus ist.

Gut, für eine Fußball-Nationalmannschaft kann es sowas geben. Nämlich wenn man in der KO-Runde verliert und definitiv rausfällt.

Aber das Leben ist kein Fußballspiel. Und als Christ denke ich daran, dass Gott das letzte Wort hat. Ein Gott, der uns Menschen liebt, der es gut mit uns meint. Auch wenn es im Leben nicht immer so läuft, wie ich es mir erhoffe. Noch dazu, wenn ich darauf vertraue, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Das steckt plötzlich noch eine ganz andere Dimension von Hoffnung drin.

Die Hoffnung nicht aufgeben – wie diese Frau.
Ein Licht anzünden – als Zeichen, dass ich nicht aufgebe.

Dietrich Bonhoeffer hat einmal geschrieben:

Ich glaube,dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen.

Hoffnungs-Zeichen

Es ist wichtig, dass wir uns immer wieder selbst und gegenseitig Mut und Hoffnung machen. So, wie die Frau aus der Erzählung! „Freut euch mit mir; denn ich habe meine Münze gefunden, die ich verloren hatte. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, und es hat sich gelohnt“.

Es gehört dazu, dass wir als Christen von unserer Hoffnung weitererzählen.
Dass wir gegen den Frust ansingen.

Beim Hoffnungwichteln uns gegenseitig ein Licht anzünden.

Oder uns in den umgestalteten Kirchen dieser Hoffnungswochen ein bisschen inspirieren lassen.

Amen

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