Predigt: Ohne Auferstehung ist alles nichts (1. Korinther 15, 12-20) Ostersonntag, 27. März 2016

Deostern2016r Predigttext verknüpft Auferstehung Jesus und die Auferstehung der Christen unlösbar miteinander. Meine Predigt greift diese Verknüfung auf und wagt einige Seitenblicke auf unser inneres Bild von dem, was nach dem Tod kommt.  

Predigttext 1. Korinther 15, 12-20
Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? 13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. 14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. 15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. 16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. 17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; 18 so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. 19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. 20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

Im Netz der Logik unseres Glaubens

Liebe Gemeinde,
willkommen beim wohl logischsten aller Predigttexte! „Logisch“, nicht im Sinne von „sofort einsichtig“, sondern deshalb logisch, weil er ein dichtes Netz von logischen Verknüpfungen webt, das fast an ein Computerprogramm erinnert:
Wenn …. dann..
Wenn nicht … dann nicht ….und das dann auch nicht.
Das heißt: Wir wären … weil …. obwohl.

Informatiker hätten ihren Spaß dran! Aber nach Spaß steht Paulus gerade nicht der Sinn. Mit seinen streng logisch aufgebauten Sätzen kämpft Paulus darum, dass jeder erkennt: Die Auferstehung Jesu am Ostermorgen und die Auferstehung von uns Menschen nach unserem Tod gehören untrennbar zusammen. Er knotet vor unseren Augen ein Netz der inneren Zusammenhänge unseres Glaubens. Das Netz, in das wir uns als getaufte Christen in allen Lebenslagen fallen lassen können. Und Paulus will zeigen: Wenn wir den Knoten, der Jesu Auferstehung uns unsere Auferstehung verbindet, lösen, dann wird das ganze Netz unseres Glaubens zu einem Nichts zerfallen.
Wir wären die elendesten von allen Menschen, wir hätten keinen Halt, keine Hoffnung, keine Vergebung der Sünden.
Und wir als Christen, die ihren Glauben an andere Menschen weitertragen, müssten uns vorwerfen lassen, bedeutungslose Lügen zu verbreiten.

Für Paulus steht und fällt alles mit der Hoffnung auf unsere Auferstehung nach dem Tod. Er streitet dafür, dass seine Leser erkennen, dass diese Hoffnung ein zentraler Punkt unseres Glaubens ist.

Interessanterweise legt er bei der Frage nach Jesu Auferstehung gar keinen großen Eifer an den Tag. Die ist für ihn einfach eine Tatsache. Einige Zeilen vor unserem Predigttext hat er ausführlich davon geschrieben, wer alles Jesus als Auferstanden gesehen hat, und wie viele davon noch am Leben sind; wen man also im Zweifelsfalle befragen könnte.
Der Auferstandene Jesus ist für ihn gar kein Problem. Er macht sich vielmehr Sorgen, dass wir Jesu Auferstehung nur als beeidruckende Show Gottes ansehen, die aber für unser Leben im Endeffekt nichts bringt.

Die eigene Auferstehung denken

Aus dem, wofür Paulus hier gestritten hat, lässt sich vermuten, dass seinerzeit in Korinth viele Christen es sich nicht so richtig vorstellen konnten, dass sie nach ihrem Tod wieder auferstehen würden. War ihnen der Gedanke zu fremdartig, zu unglaublich, oder war es ihnen einfach nicht wichtig? Wir wissen es nicht.
Aber bis heute tun wir uns schwer, von der „Auferstehung der Toten“ zu reden, und uns konkret vorzustellen, was das bedeutet.

Wenn uns der Korintherbrief zu schwierig ist, befragen wir da doch mal eine etwas volkstümlichere Literatur. Vielleicht ist es da ein bisschen einfacher erklärt. Wie wäre es denn mit dem ALDI-Prospekt? In der Zeit vor Ostern hat ALDI ja eine Broschüre herausgebracht, in der Kindern das Osterfest erklärt wird. Und zwar nicht nur mit Osterhasen und Schokoladeneiern, sondern wirklich richtig mit kindgerechten Erklärungen. Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag werden mit den biblischen Inhalten erklärt. Wirklich sehr schön gemacht.
Was Paulus freuen wird: Auch dieser Prospekt endet nicht mit dem auferstandenen Jesus. Ein Seite weiter hinten finde ich die Erklärung: „Das Osterfest und die Geschichte von Jesu Auferstehung sollen uns verdeutlichen, dass der Tod nicht das Ende ist und es immer die Hoffnung auf ein neues Leben gibt.“ Hmmmmmm … so richtig glücklich bin ich mit der Formulierung auch nicht. „Hoffnung auf ein neues Leben“ ist natürlich auch recht offen … war den ALDI-Leuten der Begriff „Auferstehung der Toten“ vielleicht zu heikel? Ich weiß es nicht.

Aber im Grunde ist unsere altbekannte und vertraute Formulierung „Auferstehung der Toten“ nicht weniger offen. Denn wir wissen eigentlich nicht, wie das sein wird, wenn das kommt, was wir mit „Auferstehung“ und „ewiges Leben“ bezeichnen.
Wie wird das sein?
Aus welchem „Holz“ bin ich dann geschnitzt?
Wo sind wir dann eigentlich, wo spielt sich das ab; und wann?

Probleme mit Bildern

Wir haben Fragen, und hätten dazu gerne Antworten. Wir legen uns innere Bilder zurecht, wie das sein wird. Das hat schon der Prophet Ezechiel getan, und beschrieben, wie die Knochen der Toten sich wie ein Puzzle wieder zusammenfügen. Das sind halt unsere inneren Bilder, weil wir ohne Vorstellungen uns nichts vorstellen können.
Auch ich selber male mir manchmal aus, wie ein Mensch, der eben verstorben ist, in Gottes Welt ankommt, wem er da wohl begegnet, wie er mit dem Blick zurück auf unsere Erde umgeht.
Und ich weiß, dass es bestimmt ganz anders sein wird, als ich es mir da in meiner Phantasie ausmale; aber zumindest tröstet mich mein inneres Kopfkino, wenn ich mir vorstelle, wie jemand, von dem wir hier Abschied nehmen, dort einen warmen Empfang erlebt.

Dass es ganz anders sein wird, als wir es uns mit unseren menschlichen Vorstellungsvermögen tun, hat Jesus seinen Jüngern und Gegnern gesagt, und auch Paulus stößt ins gleiche Horn.
Wir müssen uns überraschen lassen – und dürfen hoffen, dass das, was da kommt, uns nicht enttäuscht.

Wären wir die Elendesten?

Liebe Gemeinde,
einen anderen Gedanken möchte ich noch loswerden. Paulus erklärt ja, wie zentral der Gedanke unserer Auferstehung ist, und schreibt dann, dass wir ohne Auferstehungshoffnung ziemlich blöd da stehen würden: „ Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“
Da malt er mir schon ein bisschen schwarz-weiß.
Sicherlich hat recht: Ohne Auferstehung wäre das Zentrale unseres Glauben weg. Dann gäbe es jenseits des Todes keine Hoffnung – also absolut trübe Aussichten.
Aber was bei Paulus an dieser Stelle etwas aus dem Blickfeld geraten könnte, ist die Wirkungen, die unser Glaube auf unser Leben schon vor unserem Tod entfaltet.
Denn als Christ bin ich ja nicht zeitlebens ein Leidender, der erst im Himmelreich sozusagen entschädigt wird. Vielmehr leben wir als Christen ja einen Glauben, der diese Welt und unseren Umgang mit Menschen und Schöpfung prägt.
Wir erleben Gemeinschaft untereinander.
Ich kann spüren, wie Gott das eigene Leben begleitet, mir neue Kraft gibt, wie ich immer wieder Mut bekomme für den nächsten Schritt.
Wir können Liebe weitergeben – auch da, wo andere Hass verbreiten.
Wir können einander vergeben und so einen neuen Anfang finden.
Wir können etwas tun in dieser Welt. Dinge schaffen und verändern. Diesen Planeten mit unseren Ideen und Werten gestalten.

Da passiert ganz viel Gutes! Da ist nicht nur Elend. Es ist wunderbar zu erleben, wie der Glaube das Leben von Menschen wertvoll macht.

Aber mit dem Tod ist das halt alles vorbei. Mit dem eigenen sowieso, und auch der Tod eines Nahestehenden lässt oft viel von dem allen in sich zusammenfallen. Da hat er dann wohl doch recht, unser Apostel Paulus: Wenn wir allein auf dieses Leben angewiesen wären, dann wäre es wirklich ein Elend.

So feiern wir heute ganz offiziell die Auferstehung Jesu – und damit untrennbar verbunden unsere eigene Gewissheit, dass Gott uns ein neues Leben schenken wird, dem der Tod nichts anhaben kann.

Amen

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