Predigt: Geben wirkt doppelt und dreifach (2. Korinther 9, 6-15) Erntedank, 4. Oktober 2015

Erntedank2015Neben den Dank für die Ernte stellt der Predigttext den Aufruf zum fröhlichen und großzügigen Geben. Diese Predigt versucht die Facetten der Wirkung vom Teilen unt Weitergeben zu entfalten. In diesem Erntdenk-Gottesdienst wird auch der neue Präparandenkurs vorgestellt, darum werden die Präparanden extra angesprochen.

Liebe Präparanden, liebe Eltern, liebe Gemeinde,

es ist nicht zu übersehen: Wir feiern heute das Erntedankfest. Die Frauen vom Obst- und Gartenbauverein in Weilhelmsdorf und die Entedank-Mannschaft in Brunn haben hier mit viel Kreativität die Kirche geschmückt und die Gaben, die die Menschen hierhergebracht haben, schön zusammenkomponiert, dass es wunderbar aussieht.
Wir feiern die Ernte, die relativ gut ausgefallen ist. Trotz mancher Verluste, die uns die anhaltende Trockenheit beschert hat. Es ist viel zusammengekommen an dem, was wir draußen ernten konnten, was die Landwirtschaft produzieren konnte. Und auch die Früchte unserer täglichen Arbeit, wollen wir heute nicht vergessen. Die Ergebnisse unserer Mühen am Arbeitsplatz oder in der Schule. Heute schauen wir auf all das, was da so alles an Gutem im letzten Jahr zusammengekommen ist. – Und es ist viel, was unser Leben innerhalb von 12 Monaten anfüllt!
Hier in unserer Kirche sieht sie wundervoll prächtig aus, unsere Ernte des Jahres. Daheim lagert sie meist eher unscheinbar, aber doch in der Summe beachtlich:
Vorräte im Keller. Guthaben auf dem Konto oder ein gutgefülltes Sparschwein.
Wieder ein paar neue Spiele, oder Bücher im Regal; in der Tasche summt ein neues Smartphone. Übers Jahr sammelt sich so einiges an … was wir als Ernte unseres Lebens verstehen können.

Und was machst du jetzt damit?
Zumindest geht das mir so, wenn ich überlege, was ich so alles „geerntet“ habe; und ich bin da jetzt ganz zufrieden. Aber da kommt heute einer und stellt mir eine komische Frage:
„Ja, schön! Und was machst du jetzt mit dem ganzen Zeug?“ – das fragt mich Gott.
Was, soll die Frage? Ich hab das jetzt halt, und freu mich dran.
Ja, aber meinst du, dass du das alles brauchst?
Klar, was glaubst denn du, was ich so alles an Ideen und so habe. Ich kann eigentlich alles irgendwann brauchen.
Das schon, aber meistens liegt es bei dir nur herum.
Ja und? Macht doch nix…
Moment! Überlege doch mal, wie das in der Kirche ist! Da lässt du ja die Erntedankgaben ja auch nicht ewig liegen, nur weil du sie irgendwann vielleicht brauchen könntest. Da kommt in ein paar Tagen der Herr Matusiak und fährt das ganzen Dinge nach Neustadt zur Tafel. Und da wird das dann an die Menschen weitergegeben, die kein festes Einkommen haben und sich schwer tun, genügend zum Essen einzukaufen.

Manchmal stellt Gott uns schon komische und unangenehme Fragen. Bin ich wirklich die Endstation für alles, was zu mir kommt? Oder bin ich doch eher gedacht als jemand, der etwas bekommt, es aber auch wieder weitergibt? Weil ich ja auch von dem lebe, was andere an mich weitergeben, von dem, was andere eben nicht für sich behalten.
Unser heutiger Predigttext in der Bibel beschäftigt sich genau mit dieser Frage. Der Apostel Paulus schreibt da in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth eine Werbung für eine Geldsammlung. Er versucht, den Christen in Jerusalem zu helfen, die in Schwierigkeiten stecken, und so schreibt er einige grundsätzliche Zeilen zu diesem Thema.
Diese möchte ich vorlesen:

6 Ich bin davon überzeugt: Wer wenig sät, der wird auch wenig ernten; wer aber viel sät, der wird auch viel ernten.
7 So soll jeder für sich selbst entscheiden, wie viel er geben will, und zwar freiwillig und nicht aus Pflichtgefühl. Denn Gott liebt den, der fröhlich gibt.
8 Er wird euch dafür alles schenken, was ihr braucht, ja mehr als das. So werdet ihr nicht nur selbst genug haben, sondern auch noch anderen von eurem Überfluss weitergeben können.
9 Schon in der Heiligen Schrift heißt es ja von dem Mann, den Gott reich beschenkt hat: „Großzügig schenkt er den Bedürftigen, was sie brauchen; auf seine barmherzige Liebe kann man immer zählen.“ (…)
11 Ihr werdet alles so reichlich haben, dass ihr unbesorgt weitergeben könnt. Wenn wir dann eure Gabe überbringen, werden viele Menschen Gott dafür danken.
12 Eure Gabe hätte demnach zwei gute Auswirkungen: Sie wäre nicht nur eine Hilfe für die notleidenden Christen in Jerusalem, sie würde auch bewirken, dass viele Menschen Gott danken.
13 Durch eure Unterstützung zeigt sich, wie sich euer Glaube bewährt. Dann werden die Beschenkten Gott loben, weil ihr euch so treu zur rettenden Botschaft von Christus bekennt und so bereitwillig mit ihnen und mit allen anderen teilt.
(2. Korinther 9, 6-15; Übersetzung: Hoffnung für alle)

Mein Geben wirkt doppelt und dreifach

Liebe Gemeinde,
man könnte sagen: „Naja, das ist halt ein Bettelbrief“ – aber ich denke, das ist mehr. Da finde ich schon recht grundlegende Gedanken zum Geben, zum Spenden, zum Teilen. Denn Paulus zeigt ja auf, wie Geben doppelt und dreifach wirkt!
Zum Ersten wirkt es natürlich bei dem, der etwas bekommt. Dem geht es besser. Weil er dann etwas vernünftiges zum Essen oder Anziehen, weil er etwas mehr finanziellen Spielraum hat. Oder er profitiert davon, dass ich ihm meine Zeit, meine Zuwendung oder meine praktischen Fähigkeiten geschenkt habe. Denn es geht ja beim „Geben“ nicht nur um Geld und Lebensmittel; oft genug können wir sinnvollerweise auch ganz anders etwas von der Ernte des eigenen Lebens weitergeben.

Geben wirkt doppelt, sagt Paulus. Er schreibt: „Eure Gabe hätte demnach zwei gute Auswirkungen: Sie wäre nicht nur eine Hilfe für die notleidenden Christen in Jerusalem, sie würde auch bewirken, dass viele Menschen Gott danken.“
Ist das dankbare Gebet des Beschenkten wirklich so eine tolle Wirkung?

Wechseln wir doch mal die Perspektive, dann erkennen wir es. Da ist eine alte Frau, die ist nicht mehr so fit, und macht sich Sorgen um ihren verfallenden Gartenzaun. Sie ist gesundheitlich so angeschlagen, dass sie da nichts machen kann. Das ist eine dumme Situation, die sie auch Gott in ihren Gebeten klagt. Irgendwann hat sie den Mut einen der Nachbarn zu fragen, und tatsächlich, ein paar Wochen später steht der Nachbar da, und repariert die schlimmsten Schäden; schließlich hat er irgendwie Mitleid mir der alten alleinstehenden Frau.
Und sie erlebt, dass sie Gott um etwas gebeten hat – und es ist wahr geworden. In ihr wächst Hoffnung und Zuversicht. Und unser Nachbar ahnt nichts davon, dass er auf wundersame Weise zu einem Werkzeug Gottes geworden ist. Hat Gott ihn dazu angestuppst; oder wars doch nur einfach so? Da gehört zu den Geheimnissen Gottes; der sich von uns eben nicht einfach so in die Karten schauen lässt.

Das offene Versprechen: Du gibst nicht umsonst

Auch beim dritten Punkt gibt sich Gott geheimnisvoll. Paulus spielt in seinem Brief mehrfach darauf an: Wenn du etwas teilst, wirst du dadurch nicht weniger haben. Denn Gott schenkt dir, was du brauchst.
Wer wenig sät, der wird auch wenig ernten; wer aber viel sät, der wird auch viel ernten. (…). Er wird euch dafür alles schenken, was ihr braucht, ja mehr als das.
Er macht uns Mut: Dinge zu teilen, Sachen herzugeben, Geld zu spenden ohne Angst, dadurch selber zu kurz zu kommen. Weil Gott selbst sich um dich sorgt, dir gibt, was du brauchst.
Spannend wir dieser Gedanke, wenn es wirklich ans Eingemachte geht. Wenn ich nicht nur das gebe, was ohnehin übrig ist, sondern auch das teile, was ich auch selber gut brauchen könnte.
Das Geld, das ich mir für einen Musicalbesuch in Hamburg zurückgelegt habe, denen zu geben, die ums Überleben kämpfen.
Nicht nur die abgelegten Hosen in die Kleiderkammer für Flüchtlinge bringen, sondern eine von denen, die ich selber auch noch gut anziehen könnte.
Meine sowieso schon knappe Freizeit, einen meiner seltenen freien Samstagnachmittage einmal für ein gutes Projekt opfern.

Das sind Gaben, die einem nicht so leicht fallen.
Wobei wir Menschen da sehr unterschiedlich sind; unsere Schmerzgrenze für solche Opfer ist bei jedem anders ausgeprägt; das hat auch viel damit zu tun, wie wir schon in unserer Kindheit gelernt haben, mit Eigentum umzugehen und beispielsweise mit Geschwistern zu teilen.
Wer wenig sät, der wird auch wenig ernten; wer aber viel sät, der wird auch viel ernten. So soll jeder für sich selbst entscheiden, wie viel er geben will, und zwar freiwillig und nicht aus Pflichtgefühl. Denn Gott liebt den, der fröhlich gibt. Er wird euch dafür alles schenken, was ihr braucht, ja mehr als das.

Wie Gott das schafft, dass ich etwas hergebe, und danach doch mehr habe als vorher? Das ist sein Geheimnis. Da findet er sehr unterschiedliche Wege. Da kann ich als Pfarrer nur ermuntern, auf Gott zu vertrauen, und seine eigenen Erfahrungen zu machen. Dass man da auch ein bisschen Mut braucht, it auch klar.

Überhaupt gehört – das gilt auch für euch als Präparanden – grundsätzlich zum
Glauben dazu: Dass jeder seine eigenen Erfahrungen mit dem Vertrauen auf Gott machen muss. Man kann viel lernen, Zusammenhänge kapieren und Sachen auswendig im Hirn speichern.
Aber Glauben wird erst da lebendig, wo man selber ausprobiert, wie das ist, wenn man sich auf Gott und auf das, was er uns sagt, verlässt.

Amen

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