Anmerkung: Auf dem Altar steht ein Weihnachtspäckchen – darin (für die Gemeinde noch nicht zu sehen): Ein Kerze, mit dem Friedenslicht aus Bethlehem.
Liebe Gemeinde,
ich sage ihnen zunächst etwas, was Sie 100% schon wissen: Das was hier auf dem Altar steht, ist ein Weihnachtsgeschenk. Deutlich zu erkennen: Es ist bunt verpackt, eine Schleife ist drum herum. Ein Geschenkanhänger dabei.
Ja, es gibt kaum ein Geschenk, das ohne Verpackung daherkommt. Naja, vielleicht ist das ja auch notwendig: Wenn jemand mit einem Buch in der Hand bei mir aufkreuzt, dann frage ich vielleicht: „Ach, was liest du denn zur Zeit? – Harry Potter?“ – „Nein, ich wollte dir das Buch schenken.“ – Achso, ja danke,… – Solche Peinlichkeiten vermeidet eine Geschenkverpackung. Da weiß man sofort: Das da drin ist ein Geschenk.
– Aber was ist da drin?? Das weiß man ja meistens nicht so genau. Und das macht´s ja auch so spannend; gerade für die Kinder – vorausgesetzt, sie reißen nicht gleich mit einem Ratsch die ganze Verpackung weg: Da wird gefühlt, geschätzt, geschüttelt, gedrückt: Was ist da bloß drin?
Manchmal kann man es ja erahnen: Quadratisch und flach: Da liegt eine CD nahe. Wenn ein Quaderförmiges Geschenk beim Klopfen fast wie morsches Holz klingt, dann ist es wohl ein Buch. Ist das Päckchen eher handtellergroß und hat oben einen Stummel, könnte ein Handy drin sein.
Ja, bei manchem Geschenk erkennt man schon von außen, was es ist. Aber vielleicht ist es ihnen schon mal passiert: Sie waren sich sicher: Ich weiß, was drin ist, – fühle es – ganz klar … und dann steckt doch was anderes drin.
Bei Weihnachten – dem Fest, das wir heute, morgen und übermorgen feiern – da kann man sich auch verschätzen. Denn das Fest ist ganz ganz festlich verpackt:
Baum, Kerzen, Festbraten, Plätzchenduft, Besuche, glänzende Kinderaugen, … das alles ist uns bekannt als wunderbare Verpackung von Weihnachten. Ich würde meinen: Das sind die Schleifchen, Schnörkel und Anhänger an Weihnachten. – Herrlich, irgendwie unverzichtbar, aber nicht das eigentliche — – das wissen Sie ja: Es geht um das Jesuskind:
„Natürlich. Kenn ich schon!“ sagen Sie?
Moment: Wenn Sie an das Jesuskind in der Krippe denken, dann haben Sie das Geschenk, um das es Weihnachten eigentlich geht,schon in der Hand – aber: sie haben die Verpackung noch nicht geöffnet. – Sie sehen da erst die Außenseite des Geschenks von Weihnachten.
Die Frage ist: was steckt dahinter; was ist das besondere an diesem Kind.
„Was ist das besondere an diesem Mann“ – das haben sich auch die Menschen gefragt die damals Jesus begegnet sind. „Den kennen wir doch“ haben sie gesagt: Der kommt aus Nazareth, Josef und Maria heißen seine Eltern. Seine Mutter hat ihn damals unterwegs in Bethlehem geboren.
„Den kennen wir doch!“ – Das haben die Leute wohl öfter gesagt. Vielleicht gerade deshalb, weil sie gespürt haben: Jesus ist doch irgendwie anders.
Im Predigttext von heute finden wir ein Wort Jesu. Seine Antwort darauf, dass so viele sagten: „den kennen wir doch“: – Im 7. Kapitel des Johannesevangeliums steht:
Da rief Jesus, der im Tempel lehrte: Ihr kennt mich und wißt, woher ich bin. Aber nicht von mir selbst aus bin ich gekommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt. Ich aber kenne ihn; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt.
Liebe Gemeinde; eine nebulöse Antwort?
„Ihr kennt mich und wißt, woher ich bin“: Ja, das wissen sie: Jesus kennt man. Das ist eben die Außenseite, die Verpackung. Aber da steckt mehr dahinter. Nicht von sich selbst aus ist Jesus losgezogen durch Israel. Er ist von Gott gesandt. An dieser Stelle wird es deutlich: Der wahre Inhalt des Geschenks besteht darin: „Jesus ist der von Gott gesandte Sohn“.
Das anrührende Kind in der Krippe, der wundertätige Mann Jesus aus Nazareth: Das sieht man von außen. Und nur manchmal haben seine Zeitgenossen erkennen können, wer dieser Jesus wirklich war:
– Bei der Geburt, die Hirten auf dem Feld: Die haben es von den Engeln erfahren: „Fürchtet euch nicht, euch ist heute der Heiland geboren!“
– Die Leute, denen Jesus das sagte, was im Predigttext steht: „Der wahrhaftige Gott hat mich gesandt.“
– Und der römische Zenturio, dem es bei Jesu Tod unterm Kreuz, wie ein Blitz ins Hirn fährt: Und der plötzlich sagt: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen“.
DAS ist das eigentliche – das ist das besondere. In diesem Kind kommt Gott zu uns Menschen. In diesem Menschen Jesus zeigt sich Gott, wie er ist, und was er von uns und für uns will:
~ Wo Jesus Menschen heilt, sehen wir den Gott, der mit uns Menschen Gutes vor hat. Der unser Leben vollenden will. Er will unser Heil, nicht unser Unglück.
~ Mit dem Jesus, der in einem Stall geboren wird, der sich mit Zöllnern und Sündern an einen Tisch setzt, sehen wir den Gott, der sich gerade dem Schwachen, dem nicht Perfekten zuwendet. Bei ihm muss man nicht perfekt sein.
~ Aber da ist auch dieser Jesus, der den Menschen unmissverständlich sagt, dass es richtige und falsche Wege gibt. Der uns an Gottes Gebote erinnert, der das Liebesgebot sogar auf seine Feinde anwendet.
Das Jesuskind – der junge Mann aus Nazareth: Mit ihm kommt Gott zu uns Menschen. In dieser menschlichen Verpackung, bei der so viele sagten „kenne ich schon“ – in der handelt Gott. – Zeigt uns seine Liebe, heilt und segnet.
Und er sagt uns, dass er der Weg zum Licht ist – fordert uns heraus, in seine Richtung zu gehen.
— Pause mit Musik , die Beleuchtung der Kirche wird heruntergedimmt, das Päckchen auf dem Altar wird geöffnet – Pfarrer nimmt die Kerze in beide Hände —
Weihnachten, Gott kommt in unsere dunkle Welt.
Er kommt in das Elend eines Paares, das nicht einmal einen richtigen Platz hat, um ihr Kind auf die Welt zu bringen. – Und gerade da, in diese Situation, die wir doch eigentlich als gottverlassen bezeichnen – genau dahin kommt Gott. Macht es hell: Sagt uns: Ich bin bei euch – es gibt sie nicht mehr – die gottverlassene Welt – er ist ja da.
In diesem Stall von Bethlehem ist das Licht der Welt aufgeflackert.
Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt wird nicht mehr wandeln in der Finsternis.“
Er kann unser Leben erhellen: Wo wir auf ihn hoffen; uns ihm anvertrauen.
Bethlehem vor drei Wochen: Eine Stadt, zerrissen durch die Spannungen zwischen Israelis und Moslems. Ein Dorf, in dem es wirklich düster aussieht. Da zündete ein Kind in der Geburtsgrotte in Bethlehem ein Licht an. Als Zeichen gegen Dunkelheit und Hass, als Symbol für Gottes Liebe.
Dieses Licht wurde weitergetragen; über Österreich kam es auch zu uns. Vor einer Woche haben auch wir in Herzogenaurach unsere Kerzen an dieser Flamme entzündet.
Dieses Licht aus Bethlehem ist für mich ein wichtiges Symbol:
Mit ihm kommt mir das Geschehen im Stall von Bethlehem noch einmal näher: Sinnlich erfahrbar – über Zeit und Raum hinweg: Christus ist auch jetzt in Herzogenaurach, unser Licht, unsere Hoffnung.
Nicht nur an diesen schönen Festtagen. sondern gerade da, wo es nicht festlich und idyllisch ist, kann mir Jesus Christus das Licht meines Lebens sein.
Amen.