Predigt zur Konfirmation: “Prioritäten setzen!” (Matthäus 8,33) 1. April 2007

Symbolpredigt: Das Prioritätenglas

Die Predigt lässt die Konfirmanden erleben, wie wichtig es ist, die Prioritäten in ihrem Leben richtig zu setzen. Dazu fülle ich im Lauf der Ansprache das Glas nach und nach mit unterschiedlich großen Steinen.

Lesung Lk 14, 25-33
25 Wie schon oft, war Jesus von einer großen Menschenmenge umlagert. Bei dieser Gelegenheit machte er seinen Zuhörern deutlich: 26 «Wenn einer mit mir gehen will, so muß ich für ihn wichtiger sein als alles andere in seinem Leben: wichtiger als seine Eltern,1 seine Frau, seine Kinder, seine Geschwister, ja wichtiger als das Leben selbst. Nur so kann er mein Jünger sein. 27 Wer nicht bereit ist, diese Lasten um meinetwillen auf sich zu nehmen2 und mir nachzufolgen, der gehört nicht zu mir. 28 Will sich jemand ein Haus bauen, dann überlegt er doch auch vorher, ob er das überhaupt bezahlen kann. 29 Kein vernünftiger Bauherr wird einfach anfangen und dabei riskieren, daß er bereits nach dem Bau des Fundaments aufhören muß. Die Leute werden ihn auslachen: 30 ‚Ein Haus wollte er bauen! Aber es reichte nur bis zum Fundament!‘ 31 Oder welcher König würde wohl auf die Idee kommen, einem anderen den Krieg zu erklären, ohne mit seinen Beratern zu überlegen, ob seine Armee von zehntausend Mann stark genug ist, um die feindlichen Truppen mit zwanzigtausend Mann zu schlagen? 32 Erscheint ihm das Risiko zu groß, dann wird er, wenn die feindlichen Truppen noch weit entfernt sind, Unterhändler schicken, um über einen Frieden zu verhandeln. 33 Überlegt es euch vorher, ob ihr wirklich bereit seid, alles für mich aufzugeben und mir nachzufolgen.

Liebe Konfirmanden,

zwei  Jahre habt ihr jetzt hinter euch. Präparandenzeit, dann der Aufstieg zum Ehrentitel „Konfirmand”. 2 Freizeiten, 7 Konfirmandentage, eine Konfi-Nacht und etliche Nachmittage lang habt ihr alles mögliche über den Glauben und das Christsein gelernt. Endlose Kilometer mit dem Gemeindebrief oder der Sammelliste in der Hand abgespult. Das war richtig Arbeit. Jetzt ist es geschafft!

Heute habt ihr noch den Gottesdienst, Mittagessen, ein bisschen Familienfeier und das Geschenkeauspacken auf dem Programm, dann habt ihr das Gröbste hinter euch. Das könnte man denken …. aber eigentlich ist es ja genau umgekehrt: Dann geht es nämlich erst richtig los!

Heute feiert ihr mit eurer Konfirmation euer persönliches „ja” zu eurer Taufe damals vor etwa 13 Jahren. Und dass ihr wisst, worum es dabei geht, habt ihr vor 14 Tagen unter Beweis gestellt, als ihr eueren Vorstellungsgottesdienst als Tauferinnerungsfeier gestaltet habt. Und darum stehen heute auch eure eigenen Taufkerzen auf dem Tand des Taufsteins.

Ein Versprechen, das nicht so einfach zu halten ist

Heute wollt ihr am Taufstein versprechen, dass ihr als Christen leben und in seiner Gemeinde bleiben wollt. Das Versprechen ist nicht ohne! So etwas einzuhalten ist nicht einfach. Und dass das nicht so einfach ist, dafür könnt ihr ja manchmal gar nichts.

Jede Menge Freizeitangebote gibts, die sagen: „Mach mit, sei dabei, was willste denn bei der ELJ oder am Sonntag in der Kirche?”  Da ist es nicht leicht, sich zu entscheiden. Und ganz ehrlich: Unser Gottesdienst am Sonntagmorgen ist musikalisch, von seinem Publikum her und mit dem, wie wir als Pfarrer das meist handhaben, auch nicht gerade ein Jugendevent. Da fühlt man sich als Jüngster im Raum nicht unbedingt am richtigen Ort.

Tja, was machen wir da? Mit so einem Versprechen auf den Lippen und der Einsicht, dass es nicht so ganz einfach ist. Wie bekomme ich das unter einen Hut?

Jesus sagt: Überlege, was du schaffen kannst

Fragen wir doch mal bei Jesus nach. Vorhin haben wir gehört, wie er Menschen, die ihm nachfolgen wollten, die Leviten gelesen hat:

Wenn du etwas anfangen willst, überlege dir gut, ob du auch in der Lage bist das Geplante zu vollenden. Denn sonst geht dir schon auf halber Strecke der Sprit, das Geld, die Kraft aus und was zurückbleibt, ist ein peinlicher Trümmerhaufen. Große Sprüche und nichts ist draus geworden.

Da muss ich in diverse Dinge denken, die ihr miteinander angefangen habt. Im Jugendtreff Mexx zum Beispiel. Da haben schon viele Generationen versucht etwas schön herzurichten. Ihr habt gestrichen und in Eigenregie den Tresen gebaut. Da ist euch nicht die Puste ausgegangen, sondern ihr habt es hinbekommen. Und auch in Sachen Ordnung und Sauberkeit habt ihr echtes Durchhaltevermögen gezeigt. – Trotz so mancher Schwierigkeiten habt ihr durchgehalten. Und auch in Sachen Klingelbeutel tragen, Gottesdienstbesuch und Zuverlässigkeit bei den Sammlungen, oder mit dem Engagement einiger von euch im Posaunenchor. Ich finde das toll, dass ihr das, was ihr mit wehenden Fahnen anfangt meistens auch konsequent fortführt.

Ich sage das nicht, um euch vor euren Gästen noch mal ordentlich zu loben, sondern ich sage es euch, weil ich darin bei euch eine Chance erkenne. Ihr habt das Zeug dazu, Angefangenes auch weiterzuführen. Das ist nicht selbstverständlich, sondern das ist ein Stück Begabung, die Gott euch in die Wiege gelegt hat, und ein Stück harte Erziehungsarbeit eurer Eltern.

So, genug gelobt! Denn ich darf ja nicht verschweigen, dass ihr – so wie ich euch kennen gelernt habe – auch das chaotische Potential habt, so eine Chance total zu versieben! Echt! Das seit ihr nicht besser als all die anderen, die hier in dieser Kirche sitzen und zuhören oder stehen und predigen. Manchmal haben wir Menschen da wirklich nicht den Plan.

Konfi2007_1Und wahrscheinlich hat Jesus genau deshalb an dieser Stelle in der Bibel die Menschen so eindringlich davor gewarnt, ihre eigenen Ziele, Vorhaben und Versprechungen versanden zu lassen.

Ein Beispiel: Die Sache mit dem Glasbehälter

Aber was kann man tun, damit einem das nicht passiert? Ich möchte euch das an einem Beispiel erklären:

Stellt euch vor, dieser Glasbehälter ist das Leben. Da passt einiges rein … und da werde ich jetzt auch einmal so richtig wichtige Brocken reintun. Sachen, die wirklich Gewicht haben im Leben, und oft auch viel Platz brauchen: Die Schule, die Familie, der Glaube, und noch ein oder zwei Brummer.

(Ich lege etwa 5 große und schöne Steine in den Glasbehälter)

Konfi2007_2Ihr merkt, der Behälter ist da ganz schnell voll! Da haben nur eine Handvoll wirklich wichtiger Dinge Platz! Und ich erkenne: Es ist wichtig, zu wissen, was die wichtigen Dinge sind. Da muss man Prioritäten setzen. Nicht alles, was groß und aufgeblasen daherkommt, hat das Recht, sich in meinem Leben breitzumachen.

Tja, jetzt ist die Kiste voll – kein Platz mehr! Oder? Wie kann ich da noch etwas reinbringen?

Es ist ganz einfach: (Ich hole eine Schale mit Glasnuggets und fülle sie hinein. Nach einigem Schütteln und Rütteln passen sie problemlos in die Lücken, die die großen Steine gelassen haben).

Konfi2007_3Also: Da geht noch etwas. Die großen Dinge, die ganz wichtig sind, lassen immer noch Platz für Vieles, was etwas kleiner, aber auch wichtig fürs Leben ist: Eure Hobbies, der Sport, das Mexx, später die Landjugend, Kumpels, ehrenamtliches Engagement, Posaunenchor, Freundschaften. Das alles passt da super rein. Da ist noch massig Spielraum!

Liebe Konfis,

wer für sich klar bekommt, was die wichtigen Dinge sind, der kann seine Ziele verfolgen, seine Versprechen halten, und hat immer noch Raum für das alles im Leben, worauf wir auch nicht verzichten können oder wollen.

So, jetzt haben wir die absolut wichtigen Sachen platziert und auch die Sachen, auf die wir nicht verzichten können oder wollen gut untergebracht. Und wo ist jetzt der Spaß, das Blödsinn machen, das Playstation spielen, das Inlinerfahren, das einfach so im Zimmer rumhängen? Also die netten Dinge, die das Leben ja auch irgendwie rund und lebenswert machen?

Klaro – die passen immer noch rein! (Ich schütte farbiges Steingranulat in den Behälter. Es rieselt fast von allein in die zahlreichen kleinen Ritzen).Konfi2007_4

Ich denke, dazu brauche ich gar nicht mehr erklären. Die Kleinigkeiten haben immer Platz, wenn das Verhältnis zu den Prioritäten stimmt.

Falsche Prioritäten sind gefährlich

Hmm … jetzt könnte man natürlich fragen: Wo ist jetzt hier das Problem? Wenn sowieso alles im Leben Platz hat, warum macht sich Jesus Sorgen, dass die Menschen dabei scheitern, wenn es darum geht ihm nachzufolgen? Ist doch alles ganz easy, das sieht man doch.

Leider nein. Konfi2007_6Weil wir Menschen komischerweise oft anders ticken. Wir schauen uns um, und fragen, was macht denn so richtig Spaß? Klar: Die kleinen Krümel da! Rumhängen, Playstation spielen, sonstwas … und dann kippt man sich das ganze Leben voll mit diesen schicken Dingen. (Ich nehme einen zweiten Behälter und fülle ihn randvoll mit dem farbigen Granulat).

Seht selbst .. wo sollen die wirklich wichtigen Dinge dann noch hin? Da ist kein Platz mehr! Da geht dann nichts mehr vorwärts. Alles voll mit „Fun”, aber das, was mein Leben prägen könnte, wo ich was erreichen kann, wo ich Glauben erleben kann … das findet dann nicht mehr statt.

Liebe Konfis, liebe Gemeinde,

was hier so einfach und klar ist, bekommen wir im echten Leben oft nicht geregelt. Wenn wir vor lauter Kreisen um die Kleinigkeiten die Prioritäten im Leben vergessen.

Das gibt es im kleinen wie im großen: Der Pfarrer der mit Hingabe seine Büroarbeit erledigt und dabei aus kleinste Komma achtet und dabei vergisst, eine spannende Predigt für den Sonntag vorzubereiten.

Oder der Schüler, der gleich nach der Schule ins Schwimmbad rennt, dann mit Kumpels grillt, und dem erst beim ins-Bett-gehen einfällt, dass er doch seiner Mutter was zum morgigen Geburtstag basteln wollte.

Aber mit genau der gleichen Schludrigkeit bei den Prioritäten des Lebens haben manche Menschen einmalige Chancen im Leben verpasst, oder ihre Ehe oder Familie ruiniert.

Das gibt es immer wieder. Zum Christsein gehört es dazu, dass wir Fehler machen und dass uns vergeben wird. Aber ums Prioritäten setzen kommen wir trotzdem nicht herum.

Jesus hat einen Satz gesagt, in dem er glasklar sagt, wie wir das regeln sollten:

Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. (Mt 6,33)

In der Bibel, die ihr vor 2 Jahren bekommen habt, ist es so übersetzt: „Gebt nur Gott und seiner Sache den ersten Platz in eurem Leben, so wird er euch auch alles geben, was ihr nötig habt.”

Mit den richtigen Prioritäten habt ihr Gott aus eurer Seite, und genau das wünsche ich euch für euer Leben.

Amen

Tipps zur praktischen Umsetzung

Leider ist der abgebildete Glasbehälter bei IKEA nicht mehr zu finden. Aber mit folgenden Bestandteilen dürfte es gut klappen:

Glaszylinder im 6er-Pack (15 cm hoch, 10 cm Durchmesser)

alternativ: Glaskubus (14 cm Kantenlänge, im Mehrfachpack recht erschwinglich)

Große Glasbrocken (große Packung!)

Glasnuggets (ca 20 mm Durchmesser)

Feines Granulat in gelb

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