Montag: Ehrliche Freunde
Dienstag: Baustelle in der Schule
Mittwoch: Computer und Leben entmüllen
Donnerstag: Frustrationsfreie Verpackungen
Freitag: Der Rote Faden
Samstag: Wer hat meinen Müll kaputtgemacht
Echte Freunde
Guten Morgen, Gaddhafi und Guttenberg – die beiden Männer dominieren zur Zeit unsere Schlagzeilen. Eigentlich haben die ja nichts miteinander zu tun … außer ihnen anscheinend etwas gefehlt hat: Ein wirklich guter Freund, der ihnen im richtigen Moment die Hand auf die Schulter legt und sagt: Du, ich sags dir nicht gerne, aber so kannst du nicht mehr weitermachen. Du hast dich verrannt, das beste wird sein, du nimmst deinen Hut und gibst deinen Posten auf. Solche Freunde sind nicht nur schwer zu finden.
Noch viel schwerer ist es, so ein Freund zu sein. Den Mut zu haben, seinem Freund ganz klar zu sagen: „Du bist in einer Sackgasse, aber du hast es noch gar nicht gemerkt. Das ist schwierig – und keiner weiß, ob das nicht das Ende der Freundschaft bedeutet. Nächstenliebe bedeutet nicht nur Kuscheln, das heißt auch manchmal, einen schweren Weg miteinander zu gehen. Eine Freundschaft zu riskieren, um den Freund zu helfen. Ich gab zu manchmal fehlt mir der Mut – dann schreibe ich ne Andacht drüber, das motiviert mich, so eine unangenehmer, aber echter Freund zu sein…. vielleicht motiviert es Sie ja auch.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Baustelle in der Schule
In der Schule, in der ich unterrichte, wird momentan gebaut. Das ganze Schuljahr geht das schon so. Auf den Gängen liegen Kabelstränge, Handwerker reißen Wände ein oder montieren Fenster, gestern wurden mit Gasbrennern Teerbahnen mit dem Estrich verschweißt. … und unsere Schüler mittendrin.
Ich gebe zu, das ist manchmal nervig, wenn die Baustelle interessanter ist, als der eigene Unterricht. Aber ich höre auch Schüler, die diskutieren: Elektroinstallation … das ist aj ein cooler Beruf … Hey, als Maler kannste echt tolle Sachen machen. Bei uns am Gymnasium wird das Handwerk ja eher als Job für „die Anderen“ gesehen. „Wir gehen mal ins Büro, oder studieren!“ Aber seit wir die Baustelle haben ist das anders.
Unsere Schüler haben etwas gelernt, was so in keinem Lehrplan steht: Sie sehen, wie glücklich man in seinem Beruf sein kann, wenn er zu einem passt, da isses auch egal,ob man dabei über beide Ohren dreckig wird. Sie lernen: Wir brauchen Handwerker und Akademiker – und ich wünsche jeden meiner Schüler, dass er oder sie den Beruf findet, der wirklich zu ihm passt.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.
Computer entmüllen
Unser Familiencomputer ist so langsam in die Jahregekommen – bis der hochgefahren ist, alles geht so langsam … dann bleibt er wieder hängen … ewige Warterei. Am liebsten hätt ich nen neuen gekauft, aber dann habe ichs anders versucht: Die Familienfotos und wichtige Texte gesichert und dann alles gelöscht, – komplett in den Auslieferungszustand. Das war nicht leicht: Da waren ja haufenweise Programme, die ich mal installiert hatte … die hab ich ewig nicht mehr verwendet – aber: die könnt man ja mal wieder brauchen. Ja, man behält ja so gerne das alte Zeug – sich von Ballast zu verabschieden ist echt nicht leicht. Aber genau dieser Ballast hat unseren Computer in die Knie gezwungen.
Aber ich hab mir ein Herz genommen und das Zeug gelöscht. Alles weg – und nur die 10 Programme neu installiert, die ich wirklich brauche. Und jetzt rennt der Rechner wie ein neuer – Wahnsinn! Ausmisten, sich von Überflüssigen verabschieden, damit ich endlich wieder frei atmen kann. Das gibts nicht nur beim Computer, auch im täglichen Leben, in meinem Arbeitszimmer, in meinem Terminkalender … leicht fällt einem das nicht – aber der Mut wird meist durch ein neues Gefühö der Freiheit belohnt.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Frustrationsfreie Verpackungen
Fustrationsfreie Verpackungen – bis vor kurzem wusste ich gar nicht, was das ist. Bis ein Versandhaus mal damit geworben hat: Verpackungen, wo das Produkt ganz einfach in einer Schachtel oder einem Umschlag drin ist. Ich muss sich nicht mit Schere und Messer durch Blister-Packungen durchkämpfen, bis ich eine kleine Speicherkarte in den Fingern halte. Unsere Tochter kann eine Puppe einfach aus der Schachtel nehmen und damit spielen ohne vorher zwanzig Befestigungselemente durchzuschnippeln oder aufzuknoten. Fustrationsfreie Verpackungen – das ist jetzt neu neuste Hit. Aber ich frage mich: Welcher Kasper kam überhaupt auf die Idee, das Zeug so kompliziert zu verpacken? Uiuiui, jetzt muss ich als Pfarrer aber aufpassen … ich glaube, ich bin manchmal auch so einer, der komplizierte Verpackungen erfindet. Dass Gott uns Menschen liebt, und gute Ratschläge für unser Leben hat – so ein einfaches Geschenk verpacke ich manchmal sein eine ziemlich komplizierte Sprache. Recht festlich solls ja sein, in meinem Gottesdienst. Da brauche ich mich nicht wundern, wenn Leute keine Lust aufs Auspacken haben. In der Fastenzeit übt man ja auch mal das Verzichten. Ich glaube, ich sollte öftermal auf meine pfarrertypische Sprachverpackung verzichten, wenn ich von Gotes Liebe erzähle.
Mal sehen, obs klappt.
Der Rote Faden in meinem Leben
Der Rote Faden – ich habe jetztb gehört, wo diese Begriff herkommen soll: In der britischen Marine wurde einst in alle Taue ein roter faden mit eingesponnen. Daran konnte man sofort erkennen, ob ein Seil der Marine gehörte oder nicht. Das war die perfekte Diebstahlsicherung, denn den Faden konnte man nicht entfernen ohen das Seil zu zerstören. Bisher habe ich gerne behauptet: Der Glaube ist der rote Faden in meinem Leben. Und tatsächlich. Das deckt sich mit der Geschichte von den britischen Seilen.
Mal ist der Glaube ganz offen sichtbar, und dann gibts Zeiten, da ist er von anderen Schnüren meines Lebensseils verdeckt, aber doch ist er da. Und dann kommt er irgendwann wieder an die Oberfläche. Ein ganz interessantes auf und ab.
Auch wenn er nicht an allen Stellen sichtbar ist: Der Glaube gehört untrennbar zu meinem Lebensseil dazu. Wenn ich den heraustrennnen wollte, ich glaube, ich wäre dann nicht mehr „ich”.
Vielleicht geht ihnen ähnlich, oder bei ihnen sind es andere Fäden, die sich untrennbar durchs Leben durchziehen. Aber wie beim Seil der Britischen Marine sagt mir mein roter Faden, wo ich dazugehöre – da bin ich froh drüber. Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.
Wer hat meinen Müll kaputt gemacht?
Ich bin sauer! Jemand hat meinen Müll kaputt gemacht! Ja, meinen Sperrmüll! OK, ich fang von vorne an: Ich hab einen Staubsauger für den Sperrmüll rausgelegt. Das alte Teil ging eigentlich noch, aber das Saugrohr war gerissen. Ich hab gedacht: Den holt sich bestimmt so ein Müllgogerer und macht noch was draus … irgendwo wird er dann in Polen noch viele Kilo Staub aufsaugen. Und ein paar Stunden später sehe ich, dass jemand das Stromkabel durchgezwickt hat. Und auch ein paar weitere Gegenstände hat der Unbekannte genauso ganz zielgerichtet unbrauchbar gemacht. Offenbar hat es einem nicht gepasst, dass ein anderer mit diesen Dingen noch etwas anfangen, etwas von dem, was wir wegwerfen, für sich nutzen kann.
Ist das eine neue Form von Neid und Missgunst? Ich kenne ja selbst die Frage, ob das in Ordnung ist, dass manche Manager über ne Million pro Jahr verdienen. Aber dass ich dem armen Kerl, der auf dem Sperrmüll nach Brauchbarem sucht, diesen alten klapprigen Staubsauger missgönne …
nein, das verstehe ich nicht …
… und hoffe, dass ich für so viel Missgunst niemals ein Verständnis haben werde.