Info zum Format:
„30 Minuten Advent“ ist ein Format das ich 2021 gestartet habe. Eine Andacht, die nur eine halbe Stunde dauert, und viele traditionelle Elemente einfach mal weglässt. Dafür kommen andere Kanäle ins Spiel: Youtube-Impulse, Geschmackserfahrungen und manches mehr. Jede Andacht hat ein Thema, das an unsere Advents- und Weihnachtserfahrungen anknüpft.
Ablauf:
Vorspiel
Begrüßung mit Einführung ins Thema
Fröhliche Weihnacht überall (Vers 1-3)
Video: Familie Heinz Becker
Gedanken zum Chaos
18 1+2 Seht, die gute Zeit ist nah
Zwei Videos von Lidl und Edeka
Gebet
Vaterunser
Segen
545 1+2 Stern über Bethlehem
Begrüßung mit Einführung ins Thema –
Wie riecht Weihnachten? Zimt, Wachs, Tannennadeln? Ja, irgendwie haben wir eine bestimmte Vorstellung, wonach Weihnachten duftet. Wenn es unterm Baum am heiligen Abend nach Benzin oder nach Sonnencreme riecht, merken wir: Das ist Falsch! Wir haben da genau Erwartungen.
Ähnlich ist es mit der Frage“Wie klingt Weihnachten?“
Da kommt Weihnachtsmusik und Glöckchenbimmeln an den Start.
Ja, und erst recht bei der Optik ist klar, dass zu Weihnachten ein ganz bestimmtes Look-and-Feel gehört: Kerzenschein, Sterne, Baum, nicht zu grell, warme Farbtöne … halt was so alles dazugehört.
Sogar unsere Weihnachtslieder halten sich dran. Oder sind die Weihnachtslieder auch werantwortlich für unsere Erwartungen? Wer weiß? Singen wir einmal eines, das im Refrain alle unsere Weihnachtssinne anspricht:
Fröhliche Weihnacht überall
Überleitung
Damit Weihnachten „richtig“ ist, braucht es nicht nur den richtigen Duft, Klang und Optik. Wir haben auch unsere Vorstellungen, wie sich Weihnachten anfühlen muss. Welche Stimmung wir da wollen … aber das klappt nicht immer so ganz perfekt.
Beispielsweise bei Familie Heinz Becker. Manche erinnern sich: Da gab es eine Comedy-Serie in den 90er Jahren. In der Folge „Alle Jahre Wieder“ hat das mit Weihnachten nicht so gut geklappt. Aber schauen sie selbst:
Video: Familie Heinz Becker, ab Bescherung im Wohnzimmer (ca min 15-22)
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was ich da als Zuschauer denken und fühlen soll. Ich bin da irgendwie innerlich gespalten. Einerseits denke ich laufend: Mist, was geht jetzt noch alles schief. Kommt, Familie Becker, reißt euch jetzt zusammen, dass da alles nicht aus dem Ruder läuft. Allein schon das Zuschauen setzt mich unter Stress. Und irgendwie tun mir die Beckers, allem voran natürlich Mama Hilde fuchtbar leid. Weil ich sehe, wie sie sich abmüht, dass alles klappt. Sie versucht zu retten, was noch zu retten ist … aber immer wieder tut sich ein neuer Abgrund auf – bahnt sich die nächste Katastrophe an.
Ach, wenn die Beckers wenigstens ein bisschen ein „schönes, gemütliches, harmonisches“ Weihnachten erleben würden. Und die andere Häfte in mir hat einen riesigen Spaß an diesem Chaos. Weil man halt sieht, wie sie versuchen ihr Weihnachtsfest an bestimmten Dingen, die schon immer so waren, festzumachen. Aber man spürt, wie das alles nicht wirklich klappt. Ein Ritual folgt aus nächste – wie schon immer – so als wenn der korrekte Ablauf mit Essen, Weihnachtsschallplatte, Bescherung und Sekt sicherstellen würde, dass Weihnachten funktioniert. Dass eine passende Atmosphäre entsteht.
Insgeheim habe ich das Gefühl: Auch ganz ohne Pannenserie möchte ich nicht bei den Beckers auf dem Sofa sitzen. Das wäre furchtbar – eingezwängt in ein sehr klares Regiment von Erwartungen an den Heiligen Abend.
Vielleicht gefällt mir das Beckersche Weihnachten so besonders, weil es mich schon auch an meine eigenen Weihnachtserfahrungen erinnert. Eben dass der Heilige Abend nie so ist, wie im Bilderbuch oder in der Fernsehwerbung. Da ist immer was anders … da geht immer was schief. Aber ist das wirklich schlimm?
Ich erlebe Weihnachten irgendwie als sehr zerbrechliches Fest. Weil die Erwartungen so hoch sind, weil es oft so festgefügte Vorstellungen sind, wie der Heilige Abend oder die Weihnachtstage auszusehen haben. Und wenn es anders kommt, befürchtet man die Enttäuschung.
Aber was wird eigentlich enttäuscht? Meine Erwartungen, oder die, die ich glaube erfüllen zu müssen? Kann es sein, dass unser Weihnachten teilweise ganz stark geprägt ist von den Erwartungen, die wir glauben das Andere (!) diese an uns haben? Ich habe ja so meine Vorstellungen, wie ich glaube das unsere Kinder, Schwiegermutter oder die eigene Frau will, dass Weihnachten sein soll. – Aber wissen wir, ob deren Erwartungen wirklich so sind?
Und haben wir nicht auch die Erfahrung gemacht, dass fremde Erwartungen (die es so vielleicht in Wirklichkeit gar nicht gibt) uns am meisten unter Druck setzen?
Schon seit unserer Kindheit? Wenn es heißt, beim Besuch von Tante Frieda musst du dich ordentlich aufführen. Wenn alle sagen, dass an der neuen Schule ich alles geben muss, um gute Noten zu bekommen. Wenn uns fremde Erwartungen steuern, dann sind wir nicht mehr wir selbst.
Dann spielen wir eine Rolle. Dann sind wir schnell mittendrin bei „Familie Heinz Becker“ – wo man auch das Gefühl hat, dass jedes Familienmitglied halt eine bestimmte Rolle hat, und diese auch erfüllen muss.
Spätestens dann wird es Zeit für das Chaos! Vielleicht muss ja mal was schiefgehen, damit wir aus den Spiel von Rolle und Erwartung herauspurzeln! Damit wie wieder ganz bei uns selber sind! Wenn am heiligen Abend der Baum umfällt und wir erst mal eine Stunde beschäftigt sind, das Wasser vom Christbaumständer aufzuwischen, die Scherben wegzusaugen und das Ding irgendwie wieder aufzustellen … warum nicht? Das müsste man feiern! Und Jahre später würde man noch davon erzählen.
Vielleicht schickt uns der Himmel ja manchmal einen Engel oder Bengel, so ein kleines bisschen Chaos, um uns an Weihnachten ein bisschen aus dem Konzept zu bringen. Aus dem Konzept und hinein in das, was uns wirklich wichtig ist.
18 1+2 Seht, die gute Zeit ist nah
Überleitung zum ersten Werbevideo
Die Supermarktkette Lidl hat das entspannte Weihachten zum Thema ihres diesjährigen Weihnachtvideos gemacht. Ich möchte es gerne mal mit ihnen ansehen.
Entdecken sie an Anfang die Welt der stressigen, und auch pannengeplagten Leute auf der Straße, und dann diesen sehr gechillten Typen, der den Heiligen Abend ausgesprochen entspannt angeht. Passend dazu auch die Musik …
Video: Entspannte Weihnachtszeit mit Lidl
Ja.. das ist ja schon mal gar nicht sooo schlecht.
Aber Sie haben es schon längst gemerkt: So gechillt der Kerl auch auf den Abend hingeschlenzt ist: Unterm Strich war sein Weihnachten dann doch schon recht in der Linie der klassischen Erwartungen:
Hübsch angezogene Menschen
Ein Tisch voller erlesener Köstlichkeiten
Perfekt geschmückter Weihnachtsbaum
Ein extra gekaufter Weihnachtspulli (so einen gibt’s natürlich auch bei Lidl zu kaufen)
Jede Menge repräsentativer Geschenke für die Kinder
… und eine gut aufgelegte Gästeschar.
Naja … danke Lidl. Es war immer hin ein entspannter Versuch.
Edeka wagt in diesem Jahr wieder einen sehr rührenden Weihnachtsvideo-Angriff.
Es erzählt eigentlich von zwei gescheiterten Heilg-Abend-Feiern:
Eine alleinerziehende Mama mit Tochter. Deren Gäste schaffen es nicht zum Fest, weil deren Flüge gestrichen wurden.
Und ein junger Feuerwehrmann, der in diesem Jahr am 24. Dezember Dienst hat. Bei der Rückfahrt vom Einsatz beobachtet er sehnsüchtig durch die hell erleuchteten Fenster, wie andere idyllisch den Abend feiern.Aber es wäre keine Werbung, wenn es nicht noch ein schönes Ende gäbe – ein Ende, das tatsächlich mal ohne die klassische Heilig-Abend-Ästhetik auskommt.
Video Edeka: Weihnachtswerbung 2022: Zusammen wird´s ein Fest. Fest versprochen.