Predigt zur Jubelkonfirmation: Von Gold im Sand und Erz im Stein, 14. Mai 2022

Goldene Konfirmation, Silberne Konfirmation

Es lohnt sich, geduldig wie ein Goldschürfer am Fluss die eigene Vergangenheit zu betrachten, bis man das Gold und die Diamanten seines Leben findet. Solche goldenen Momente, die man von Gott geschenkt bekommt, sind ein Schatz für das ganze Leben. Aber wir müssen auch über schmerzliche Erfahrungen reden!

Ich wüsste ja gerne weshalb man die einen Konfirmanden „golden“, und die anderen „silbern“ nennt. Meistens sehen wir ja bei den Silbernen häufiger noch goldene  Haare, während bei dem Goldenen es eher silbern schimmert, wenn – bei den Herren – da überhaupt noch was schimmert. Die Farbe kann es also nicht sein.

Gold, Silber, Eisen, Diamant, Juwelen …das sind ja Bodenschätze. Wertvolle Bodenschätze. Wertvoll, weil sie ja auch selten sind. Heute klingen diese Begriffe edel und gediegen. Für frische Konfirmanden haben diese Dinge oft noch einen viel faszinierenden Reiz. Das erste mal echtes Gold berühren. Einen Ring mit einem richtigen Diamanten funkeln sehen – das hat schon seine Faszination. Vielleicht kann man, wenn man mal groß ist, sowas sich wirklich leisten?

Der Beginn der Schatzsuche

Damals, als junge Konfirmanden, wo auch bald die Schulzeit zu Ende war, da sind Sie losgezogen in Ihr Leben. Um Ihr Glück zu finden. Die eine vielleicht mit großen Ambitionen, andere eher mit einem „mal schauen, was da kommt“. Da sind wir ja alle unterschiedlich.

Manche sind ja wirkliche Schatzsucher und gehen planvoll und zielgerichtet vor, um im Leben ihre Silbermine zu finden. Haben immer einen Plan. Wenden viel Energie auf, gehen Risiken ein, buddeln und graben sich durch. Und sind dabei auch mehr oder minder erfolgreich. Schätze zu finden, das ist auch Glückssache. Das haben wir nicht völlig in der Hand. Fleiß und Talent ist wichtig, aber nicht alles. Aber echte Schatzjäger geben so schnell nicht auf. Graben an anderen Stellen, versuchen neue Wege, irgendwie muss es doch gelingen.

Anderen Menschem geht dieser Eifer völlig ab. Was soll ich lange in der Welt herumsuchen, wenn das Leben ja schon längst da ist? Ich will schauen, wie ich das Beste aus dem mache, was mir meine Situation, in die ich hineingeboren bin, erlaubt.

So hat jede und jeder sein Leben anders gestaltet.

Der Blick in den Fluss meines Lebens

Wenn wir heute hier so sitzen, kommen da viele viele Lebensjahre zusammen. Jahre, auf die man zurückblicken kann. Da ist in 25, 50, oder gar 75 Jahren seit Ihrer Konfirmation ungeheuer viel passiert. Vieles haben Sie erlebt, geschafft, gestaltet. Aber auch so manches ausgehalten, erlitten, mitgetragen.

Da ist so viel Wasser im Fluss des eigenen Lebens hinabgeflossen. Aber das ist ja nicht alles vorbei. Da bleibt ja immer was zurück. Setzt sich ab, wird nicht vergessen. Wie der feine Sand am Boden unseres Lebensflusses. Vieles hat der Strom der Zeit fortgetragen, aber vieles ist immer noch da.

Und ich stelle mir vor, ich stünde wie ein Goldschürfer im Fluss meines Lebens. Mit einer Schale zum Gold waschen, wie man das aus Filmen kennt. Und ich fange an, das, was mein Leben so alles angespült hat, Stückchen für Stückchen anzusehen. Zu schauen, ob mir da nicht irgendwo doch einmal ein kleines oder größeres Goldstückchen entgegenglänzt.
Als Goldschürfer im eigenen Leben, um das Gold, das Silber, die Diamanten des eigenen bisherigen Lebens zu finden.

Gold waschen ist eine Kunst. Weil es gar nicht so einfach ist, die winzigen Goldstücke im Sand zu entdecken. In all dem vielen farblosen Alltags-Sand, den Millionen von Lebensminuten, die halt einfach so verstrichen sind, und denen wir nicht so viel Bedeutung beimessen.
Man braucht Geduld.
Man darf sich nicht zu früh enttäuschen lassen.
Und oft hilft es, wenn mir jemand sagt: Glaub mir! Da ist Gold zu finden, da war doch nicht alles langweilig und schlecht. Ich weiß es, ich hab es selbst auch erlebt.

Nuggets und Sand

Wenn man sich lange genug durch den Sand wäscht, kommen sie: Sie kleinen und größeren Gold-Nuggets. Die Momente des besonderen Glücks. Sie sind so anders, als der graue Alltag.
Oft sind das Momente des familiären Glücks. Wo Liebe spürbar wird. Zusammengehörigkeit und das Gefühl, getragen zu sein.

Auch mein Glaube kennt solche Gold-Momente. Situationen, wo ich gespürt habe: Gott ist da. Manchmal so intensiv, dass man selber nicht so recht weiß, wie man damit umgehen soll, weil man vielleicht so eine Gotteserfahrung gar nicht erwartet hätte.

Vielleicht sind auch auch gerade die stillen Momente, die goldenen. Wo meine turbulente Welt mal zum Stillstand kommt. Wo ich endlich einmal zu mir selbst komme.

Gold-Nuggets meines Leben in der Hand halten und wertschätzen. – „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Diese Worte des Psalms 103 kommen das fast automatisch in den Sinn. Ich will froh sein für diese wertvollen und schönen Momente und Phasen meines Lebens. Und ich will meinem Gott danken für all das Gute, was er mir da geschenkt hat.

Diamanten und Erz: Schliff und Glutofen

Aber es gibt noch anderes als nur Gold.

Was ist mit den Diamanten und dem Eisen? Wenn ich die aus dem Fluss meines Leben herausfische, da gibt es keine leuchtende Augen. Der Klumpen von Eisenerz wirkt rostig vergammelt. Und einen ungeschliffenen Diamanten kann man glatt mit einem Kieselstein verwechseln.

Schätze, die man nicht auf dem ersten Blick erkennt. Die auch als solche  nicht schön sind. Sie haben einen Prozess vor sich: Der Diamant muss geschliffen werden, wird dabei viel von seiner Substanz verlieren. Das ist irgendwie auch schmerzhaft: Da hast du einen Diamanten, aber er wird erst dann zu dem, was er ist, wenn er beim Schliff ein Drittel bis zur Hälfte seiner Größe einbüßt. Da blutet einem beim Schleifen das Herz: Der schöne große Rohdiamant, und jetzt geht da so viel davon verloren.

Gensuso unlustig ist das beim Erz eines Metalls. Erst im Feuer des Schmelzofens entsteht das, was wir dann als Eisen, Silber oder Kupfer schätzen. Um das edle Metall im reinen Zustand zu bekommen, muss es erst einmal durch Feuer.

Weshalb erzähle ich davon? In der Bibel finde ich viele Stellen, die schmerzliche Lebens-Erfahrungen mit der Herstellung von Edelmetallen vergleichen. Bibelverse, die sich nicht schön und kuschelig klingen wie „der Herr ist mein Hirte“.  Beim Propheten Jesaja zum Beispiel: Jes 48,10 „Ich habe dich geläutert, aber nicht wie Silber, sondern ich habe dich geprüft im Glutofen des Elends.“

Der Gedanke, dass manches im Leben erst entstehen wird, wenn man schmerzliche Prozesse durchläuft. Dass sich im „Glutofen des Elends“ erst zeigt, wo das Edelmetall im Leben ist. Das, was auch persönliche Höllenritte übersteht, bei denen am Ende nichts mehr ist, wie es mal war.

Es ist ja momentan in, Krisen als „dornige Chancen“ schönzureden. Das finde ich furchtbar, weil man so tut, als könnte man jeder menschlichen Tragödie etwas Positives abgewinnen. So, als wäre das Schlimme dann nicht mehr schlimm. Und das ist einfach nicht wahr. Es gibt im Leben Katastrophen, die uns den Boden unter Füßen wegziehen, uns in den Glutofen des Elends stürzen. Und wo der eigene Glaube an Gott als rettender Strohhalm auch so zerbrechlich erscheint wie selten zuvor.

So mancher wird solche Zeiten erlebt haben. Und hat vielleicht auch gespürt, wie hohl in solchen Momenten die Versuche der Anderen klingen können, die einen aufmuntern oder motivieren möchten.

Aber vielleicht findet sich dann doch irgendwann unter der Asche des eigenen Glutofens etwas neues. Etwas, was ich als neuen Wert, als neuen Schatz im Leben entecke. Wo ich denke: All das Schwere, hat doch auch etwas Gutes entstehen lassen.

Der geschulte Blick

Liebe Jubilare, das war viel Rückblick. Viel Schürfen in der Vergangenheit. Aber wir haben ja auch Zukunft vor uns, die gestaltet sein will, wo wir auch weiterhin Schatz-Sucher sind. Aber vielleicht hilft es uns ja, wenn wir öfter, so wie heute, den Sand im Fluss unseres Lebens sichten. Mit den kleinen und großen Entdeckungen aus unserer Vergangenheit. Mit den goldenen Momenten und Dingen, die sich als wertvoll erwiesen haben.

Mit wertlosen Firlefanz, der schon längst weitergespült worden ist. Mit Diamanten, die erst noch einen Schliff benötigt haben. Und mit Silber, dass sich erst gezeigt hat, als die schlimmste Glut des Schmelzofens verloschen war.

Gott hat uns die Fähigkeit gegeben, aus der Vegangenheit zu lernen und damit unsere Gegenwart und Zukunft gut zu gestalten.  Dazu hat er uns unseren Verstand geschenkt.

Aber weil wir ja auch wissen, dass unser Verstand und Können nie alles ist, weil so vieles sich unserem Einfluss entzieht, bin ich heilfoh, dass ich als Kind Gottes auch einfach mal sagen kann: Lieber Gott, danke, dass du da bist, und uns Menschen nicht alleine lässt. Dass du bei mir bist und bei mir bleibst, egal was kommen mag.

Darum wollen wir Ihnen heute gerne – so wie damals bei Ihrer grünen Konfirmation – den Segen Gottes zusprechen.

Amen

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Ein Kommentar

  1. Also – echtes „Gold“ im Leben und „Diamanten“ existieren nur im Herzen und den liebenden Gedanken, z.B. der Gemeinsamkeit einer langen Ehe voller Lebenserfahrung in guten und schlechteren Zeiten, dem Weg der Kinder in ein selbst-bestimmtes Leben und das Glück der Enkel. Auch in der befriedigenden Betätigung durch Hobbies und Neigungen, sei es kulturell, sozial oder aktiv in der Gesellschaft. Auch ein Beruf, der erfolgreich ausgeübt wurde, ist ein grosses persönliches Glück! Das Ziel ist aber die DANKBARKEIT für ein Leben aus Gottes Hand, der uns in allem Liebe schenken will, damit wir erkennen, WAS LEBEN BEDEUTET – SEIN GESCHENK AN UNS MENSCHEN!

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