Radioandachten im November 2019 auf Charivari 98,6

Die dunkle Zeit

Wahnsinn, wie schnell die dunkle Jahreszeit über einen kommt. Jetzt ist es inzwischen schon um 5 Uhr am Nachmittag richtig finster. Ich finde das ziemlich blöd. Denn das verstellt mir meine innere Uhr. Da sitze ich im Arbeitszimmer, plane den nächsten Konfirmandenunterricht … schaue zwischendurch aus dem Fenster … und da ist es schon dunkel … da denke ich: „Mensch, wie die Zeit vergeht, ist jetzt schon wieder Nacht, ich sollte jetzt langsam auch mal Schluss machen“. Dann fällt mein Blick auf die Uhr: Es ist grade mal halb sechs – also eigentlich noch nicht Feierabend ….

Aber ist das vielleicht nicht auch der besondere Charme an der dunklen Jahreszeit: Dass sie mich auch mal bremst und sagt: Mach doch einfach mal eher Schluss. Setz dich zu deinen Kindern aufs Sofa und zündet gemeinsam ein paar Kerzen an. Rackere nicht bis zum buchstäblichen Umfallen – du schaffst das alles  heute eh nicht mehr, und morgen ist ja auch noch ein Tag.

Schlechter Lügner

Guten Morgen, kennen Sie das Lied „Bad Liar“ von den Imagine Dragons?

I´m a bad liar – ich bin ein schlechter Lügner. Der Sänger Dan Reynolds meinte damit: Ich bekomme es einfach nicht überzeugend hin, dich zu belügen. Also lasse ich es, und sage dir die Wahrheit, was ich über unsere Beziehung denke.

Ein grottenschlechter Lügner bin ich auch: Ich kann einfach nicht Lügen, ohne dass ich das Gefühl hätte, dass gleichzeitig die Wahrheit von den Ohren rausdampft und allen zeigt, dass ich gerade due Unwahrheit erzähle. 
Und umgekehrt bin ich immer in der Gefahr, alles für bare Münze zu nehmen, was die Leute so sagen.

Manchmal wäre es schon einfacher, überzeugend lügen zu können, ohne rot zu werden. Und zugleich mit messerscharfem Kalkül dem anderen erst einmal gar nichts glauben.

Aber: Ich will keine Welt, wo man niemanden mehr vertrauen kann – weil jeder sich die Wahrheit zurechtbiegt?
Dankbar schaue ich da auf das uralte achte Gebot: „Du sollst nicht lügen“, das ist wahrscheinlich der Schlüssel zu einer Welt ist, in der ich gerne leben möchte.

Wurzeln überwintern

So langsam, werden die Nächte so richtig kalt. Und meine Frau schleicht im Garten herum und schaut, ob denn alles jetzt winterfest gemacht ist. Und tatsächlich holt sie eine Schaufel und gräbt die Dahlienwurzeln aus, damit sie bei uns im Keller überwintern können. Denn sonnst würden die empfindlichen Wurzeln im Winter vielleicht erfrieren. Das hat so was fürsorgliches, das finde ich irgendwie süß.

Dabei hat sie ja recht – wenn die Wurzeln durchfrieren und kaputt gehen, ist es aus mit der ganzen Schönheit der Blumen.

Wurzeln haben wir Menschen eigentlich auch.
Wo komme ich her?
Was hat mich geprägt – welche Überzeugungen, welcher Glaube?
Meine geistige Heimat, die Werte, die ich als Jugendlicher für mich entdeckt habe
Meinen Wurzeln verdanke ich, dass ich heute der bin, der ich bin.

Ich frage mich, ob ich meine Wurzeln manchmal nicht auch ein bisschen vernachlässige. Ich möchte ja nicht, dass der Frost des Alltags meine Wurzeln kaputt macht.
Diese Wurzeln kann ich nicht schützend im warmen Keller deponieren – aber vielleicht würde es reichen, immer wieder mit meiner Erinnerung und Wertschätzung über meine alten Lebens-Wurzeln zu streicheln.

Bauchnabel

Wissen Sie, woher die Menschen den Bauchnabel haben? Es ist ganz einfach: Bevor Gott die Menschen auf die Erde schickt, werden sie im Himmel geschaffen. Weil es so viele sind, stehen sie auf einem Fließband.

Am Ende dieses Fließbandes steht Gott und schaut sich jeden seiner Menschen noch einmal ganz genau an.  Und wenn er ein Exemplar entdeckt, auf das er – der Schöpfer – ganz besonders stolz ist, stuppst er mit seinem Zeigefingers den neuen Menschen am Bauch an und sagt: Hey – dich habe ich ganz besonders lieb!

Und weil die Menschen noch ganz frisch und weich sind, bleibt der Abdruck des Zeigefingers Gottes am Bauch dieser Menschen sichtbar.

Schauen sie heute Abend beim ins-Bett-gehen doch mal nach! Vielleicht entdecken sie auch diesen Fingerabdruck Gottes bei sich. – Und dann wissen sie, dass sie in den Augen Gottes ein ganz besonderes Exemplar sind!

Der Samariter in der Rettungsgasse

Kennen sie das Gleichnis vom barmherzigen Samariter, das Jesus erzählt hat? Da wird einer auf dem Weg zwischen Jerusalem und  Jericho überfallen, ausgeraubt und halbtot geschlagen. Und dann kommen Menschen auf dem Weg, zu Fuß oder auf ihrem Esel, die könnten helfen, aber sie tun es nicht. Sie zücken nur ihr Smartphone und machen Fotos – oder ein Video. Das wollen sie dann später ihren Freunden schicken – jetzt geht’s grade nicht, denn in der engen Schlucht haben sie gerade kein Netz. Sie glotzen – aber helfen wollen sie nicht.
Dazu muss erst der barmherzige Samariter kommen, der einzige, der wirklich ein Herz hat – aber. Aber … so ein Mist … er kommt nicht durch, weil diese Gaffer auch noch die Rettungsgasse  blockieren!
Ja, und da sagt Jesus … Halt, ich glaube, ich habe da was durcheinandergebracht! In der Bibel war das doch ein bisschen anders.
Ok .…aber geben sie zu: Sie können sich ziemlich gut vorstellen, was Jesus den Gaffern zwischen Jericho und Jerusalem gesagt hätte – gell?

Klar, die Probleme bleiben durch die Jahrhunderte die gleichen.
Aber die Nächstenliebe die wir eigentlich brauchen – die auch noch die gleiche wie damals.

Lebendiger Adventskalender

Guten Morgen

Einmal noch schlafen – dan nist nicht nur der erste Advent, sondern auch der Tag, an dem wir das erste Türchen am Adventskalender öffnen dürfen. Ich weiß ja nicht, was für einen Sie daheim haben. – Mit Schoklolade, mit Sprüchen, mit Schnapsfäschchen? 

In unserem Nachbarort gibt’s einen „lebendigen Adventskalender“. Da treffen sich an jedem Abend die Leute aus dem Dorf an einem anderen Haus. Singen Adventslieder, hören eine kurze Geschichte, naschen in paar Kekse und bewundern das Adventsfenster, das die Bewohner das Hauses extra für diesen Abend geschmückt haben.

Eine wirklich tolle Aktion – für Kinder und für Erwachsene – sie macht die Adventszeit wirklich zu einer besonderen Zeit. Vielleicht gibt’s so einen „lebendigen Adentskalender“ ja auch in ihrer Nähe – dann sollten Sie das unbedingt einmal ausprobieren. Und wenn nicht: Dann feiern sie mit ihrem kleinen Kalender an der Wand daheim doch auch so 10 Minuten Advent. Ein Tee, ein Keks, einfach einmal einen Gang runterschalten. Und spüren: Wir haben eine besondere Zeit!

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