Montag: Sorgenwerfer
Guten Morgen,
für jede Woche gibt es bei Kirchens ja einen Spruch der Woche. Für diese Woche heißt er: Alle eure Sorge werft auf Gott; denn er sorgt für euch. (1. Petr 5, 7)
Sorgen auf Gott werfen – das klingt schon irgendwie komisch. So als könnte man Sorgen einfach weitergeben, oder wegwerfen, wie einen Gegenstand, den man nicht mehr haben will. Aber das geht ja nicht … Sorgen nisten sich ja im Bauch oder im Kopf ein und machen einem das Leben schwer. Das ist ja das Dumme.
Aber ich erlebe es ja auch, wie gut es mir tut, wenn ich meinen Kummer mit Anderen teile, mein Herz ausschütten kann und spüre: Da versteht mich jemand! Dann habe ich mich schon ein bisschen von diesen anhänglichen Sorgen entlastet.
Alle eure Sorge werft auf Gott; denn er sorgt für euch – vielleicht ist genau das gemeint: Im Stillen mit meinem Gott reden, erzählen, was mich bewegt, mir mal den ganzen Kummer von Herzen reden. Und dann zu erleben, dass das einem wirklich gut tun kann. Sorgen abzugeben – damit das Herz mal wieder leichter wird.
Dienstag: Vegetariertag
Guten Morgen,„Papa, „fragt meine Tochter, während ich am Herd die Hackfleischsoße vorbereite, „Papa, findet Gott das eigentlich in Ordnung, dass wir Tiere umbringen?”.
Naja, was soll ich da sagen? Als Pfarrer weiß man ja: Adam und Eva haben keine Tiere gegessen. Erst später, bei Noah lese ich, dass Gott den Menschen erlaubte, Tiere zu essen. Und auch da entdeckt man genau Regeln, die zeigen, wie hoch damals der Respekt vor dem Leben war, das Gott den Menschen und den Tieren geschenkt hat.
Das alles erkläre ich meiner Tochter und rühre weiter in meiner Hackfleischsoße herum. Und immer mehr spüre ich, dass es mir schwer fällt, meine Leidenschaft für Leberwurst, Schnitzel und Schweinebraten ordentlich zu begründen.
Gerade gegenüber einer Tochter, die gerne Meerschweinchen streichelt und Fischen beim Schwimmen im Aquarium zuschaut.
Ein Jahr nach diesem Gespräch hat sie dann für sich entschieden, kein Fleisch mehr zu essen. Das hält sie seitdem durch. Und ich … ja ich mag immer noch eine Bratwurst … aber es gibt sie nicht mehr so oft. Denn die Sache mit den Respekt vor dem Leben … die geht mir immer wieder mal im Kopf herum.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Mittwoch: Harte Nüsse
Jetzt im Herbst ist die Zeit zum Nüsseknacken. Gerade sind die Haselnüsse soweit. Aber das ist gar nicht so einfach. Selbst mit einem Nussknacker habe ich immer Angst, dass ich zu sehr drücke und die Schale samt Kern zermalme. Oder noch schlimmer: Die Nuss liegt nicht genau in der Mitte zwischen den Hebeln des Nussknackers und schießt mit bei Drücken dann wie eine Pistolenkugel quer durchs ganze Zimmer. Nüsse – die sind schwer zu knacken! Wir haben ja auch Menschen, die sind so: Harte Schale – weicher Kern.
Bei diesen ruppigen Zeitgenossen bin ich auch oft in der Versuchung, ein bisschen kräftiger hinzulangen. Die vertragen das schon, denke ich mir – aber manchmal ist es ganz anders. Gerade die sind oft viel sensibler, als man denkt: In nullkommanichts sind sie verletzt, gekränkt und eingeschnappt. Oder drehen dann voll am Rad – unkontrollierbar, sie so eine Haselnuss, die quer durchs Zimmer schießt.
Ja, gerade die harten Nüsse (die am Baum, und die auf zwei Beinen), erfordern immer ein besonders vorsichtiges Händchen.
Donnerstag: Deutsche Einheit
Heute feiern wir die deutsche Einheit – oder oder sollen wir es lassen?
Wollen wir lieber beklagen, dass so viele Sachsen politisch komische Ansichten haben? Dass wir uns teilen in abgehängte und boomende Landesteile?
Da fällt mir ein:
Aber wer hat denn behauptet, dass die Einheit unser selbstverständlicher Besitz ist? Wie einig sind wir uns in unseren Familien? Da gibt’s doch auch mal Streit, Sorgenkinder und endlose Diskussionen – und doch sind wir eine Familie. Und es ist manchmal eine wirklich eine Herkulesaufgabe, den Laden zusammenzuhalten. Die Strebertochter und den verpeilten Ghetto-Sohn an einen Tisch zu bekommen.
Einheit ist Arbeit – die gibt’s nicht geschenkt.
Ich empfinde es wirklich als Geschenk Gottes, dass uns keine Mauer und klein Stacheldraht mehr trennen.
Und ich verstehe es als Aufgabe, uns als ein Land zu verstehen.
Unterschiede auszuhalten.
Frieden zu stiften statt Streit zu säen.
Einen guten Tag der deutschen Einheit wünsche ich Ihnen
Freitag: Mücken und Kamele
Guten Morgen.
Gehen ihnen auch immer die Mücken auf die Nerven? Wenn die um einen rumfliegen, irgendwann in der Suppe oder im Bier landen …. Je kleiner, umso uaaah.
Genau dazu gibt’s sogar ein Sprichwort, das Jesus verwendet hat. Er schimpfte: Ihr siebt die Mücken aus, aber die Kamele schluckt ihr runter.
Da ist bis heute etwas dran! Wenn ich mich mal wieder furchtbar über so Kleinigkeiten aufrege. Jaja, es sind Kleinigkeiten! Aber die gehen mir halt auf die Nerven, und da kann ich die Klappe nicht halten. – Das sind die Mücken.
Die Kamele, die großen Probleme, die grundsätzlichen Fehler im System, da bin ich viel großzügiger; vielleicht auch, weil ich mich da häufiger überfordert fühle und glaube, sowieso nichts machen zu können.
Über Mücken schimpfen und die Kamele schlucken – das kenne ich nur zu gut.
Kann es sein, dass es die Kamele sind, die die Mücken erst anlocken? Vielleicht müsste ich doch den Mut haben, manches grundsätzlicher anzugehen und erst das Kamel aus meinem Zimmer zu verscheuchen, bevor ich versuche, die ganzen Mücken zu erschlagen? Denn solange das Kamel noch da ist, wird so Manches nicht besser werden.
Ich wünsche ihnen einen guten Tag, und viel Erfolg als Kamel-Vertreiber
Samstag: Erntedank
Am Sonntag feiern wir Erntedankfest. Schon heute werden Leute aus unserem Dorf kommen und ihre Erntedankgaben in die Kirche schleppen: Kartoffeln, Zucchini, Tomaten, Weintrauben. Aber auch Nudeln, Mehlpackungen und Gläser mit selbstgemachter Marmelade.
Marmelade an Erntedank? Natürlich! Auch das ist „Ernte“ – Wenn ich erlebe: Ich habe mich hingestellt, Erdbeeren gezupft und eingekocht und die Mühe hat sich gelohnt – eine wunderbare Marmelade ist daraus geworden.
Und wenn ich das weiterspinne … das ist ja nicht nur mit den Erdbeeren so.
Ich investiere Liebe und Zeit in die Familie.
Wende Energie für meinen Beruf auf.
Engagiere mich in einem Verein oder einer Gemeinde.
Kümmere mich und alte Freunde, höre mir Sorgen an und komme mal auf einen Kaffee vorbei.
Erntedank – wir säen und ernten nicht nur regelmäßig in Gärten und auf Feldern – sondern in vielen Bereichen unseres Lebens
Und wenn dabei etwas Ordentliches rauskommt, ist das für mich ein guter Grund, Erntedank zu feiern.
Ich wünsche ihnen ein schönes Erntedankwochenende.