Die Gießkanne als Symbol des Christseins – wir erhalten Wasser des Lebens und geben es weiter. Als Angelpunkt dient das Gespräch Gesu mit der Frau am Jakobsbrunnen.
Liebe Gemeinde,
eine Gießkanne – was soll denn die in der Kirche? Gab es die eigentlich schon in der Bibel?
Nunja – von Gießkannen ist nirgends die Rede, zumindest nicht aus Plastik. Aber dass die Menschen zum Brunnen, zur Zisterne oder zur Wassertonne gelaufen sind, um Wasser für sich, für ihre Tiere und Pflanzen zu holen, davon ist immer wieder die Rede.
Zum Beispiel in der Begebenheit, von der das Johannesevangelium schreibt:
Da kam Jesus in eine Stadt Samariens, die heißt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gegeben hatte.
6 Es war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich an den Brunnen; es war um die sechste Stunde.
7 Da kommt eine Frau aus Samarien, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!
8 Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen.
9 Da spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie, du, ein Jude, erbittest etwas zu trinken von mir, einer samaritischen Frau? Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. –
10 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken!, du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.
11 Spricht zu ihm die Frau: Herr, du hast doch nichts, womit du schöpfen könntest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser?
12 Bist du etwa mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Söhne und sein Vieh.
13 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten;
14 wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.
15 Spricht die Frau zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürstet und ich nicht herkommen muss, um zu schöpfen!
(Joh 4, 5-15)
Liebe Gemeinde,
da reden die beiden über das Wasser im Brunnen, und eh man sich versieht entsteht ein Gespräch über die Bedeutung von Wasser und darüber, dass für Jesus Wasser auch ein Symbol für viel mehr ist:
Er sagt: „wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.”
Sie merken – da haben wir sofort die Jahreslosung für 2018 im Ohr: Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. (Offenbarung 21,6).
Unser Glaube, seine Kraft, das ist etwas, wie Wasser. Lebensspendend, erfrischend – aber dummerweise flüssig!
Christsein als Gießkanne
Und ich stelle mir vor, wie diese Frau da steht: die Tonkanne mit Brunnenwasser balanciert sie auf dem Kopf. Aber das, was Jesus da anbietet … wo soll dieses lebendige Wasser hin? Wie soll sie das transportieren?
Das geht nur mit dem Gefäß des eigenen Lebens.
Das heißt: Die selbst ist die Kanne – sie als Person! Ich habe nur dann etwas von diesem Glauben, wenn er in mir ist. Wenn ich Jesus vertraue und von ihm Leben und Erfüllung erwarte.
Die Begegnung mit Jesus hat für diese Frau nur dann einen Sinn gehabt, wenn sie ihr Leben entsprechend verändert, ihr Leben zur Gießkanne macht, in der das lebendige Wasser plätschert, das ihren Durst nach Glück stillt.
Gott ist bereit, uns Menschen viel zu schenken.
Da reden wir Pfarrer von Hoffnung, die der Glaube schenkt;
von Erwartung des ewigen Lebens,
von Kraft aus der Höhe, vom Licht, das es auch in den Tiefen unserer Verzweiflung noch hell macht;
von der Fröhlichkeit der Kinder Gottes.
Das alles wäre vergeblich, wenn SIE es nicht heimtragen und damit ihre Beete des Alltags bewässern.
Mit meinen eigenen Leben trage ich das alles mit nach Hause. Mit meinem Herzen und meinem Handeln.
Ästhetik einer Gießkanne
Wie kann das aussehen? Das Glaubens-Gießkannen-Leben?
Ich habe daheim ganz unterschiedliche Gießkannnen. Da gibt es unser neuestes Modell; eine rosafarbene aus der Baywa: Knallige Farbe, und gut in Schuss. Eine weitere ist ein Kindermodell in grün, langweilige Farbe, aber funktionsgerecht. Und der Abschuss ist der blaue Gießer hier. Der Dreck außen geht schon gar nicht mehr ab; und was noch schlimmer ist, oben an der Einfüllöffnung ist seit längeren das Plastik gesplittert. Voll peinlich, diese Kanne – aber sie tut noch immer tadellos ihren Dienst! Die Optik ist wirklich bescheiden; aber wir behalten sie, weil sie genau das leistet, was sie soll: Wasser vom Wasserfass zu den Blumen zu befördern.
Und hier habe ich noch eine ganz schicke Kanne … im Haus sind wir damit unterwegs. Wie so oft im Leben: Stylisch, aber besonders weit kommt man damit nicht.
Unterm Strich, liebe Gemeinde, muss ich bilanzieren: Mit den meisten von denen kann man keinen Staat machen. Aber: Zum Wassertragen sind sie spitze!
Den Bogen zum Christsein zu schlagen fällt uns hier sicher nicht schwer. Das Image vom Christsein ist nicht gerade das prickelndste. Versuchen sie mal im Sommerlaub im Strandhotel damit anzugeben, dass sie in der Kirchengemeinde im Posaunenchor spielen, Gemeindebrief austragen oder jeden Abend für ihr Dorf beten …
Das Christsein ist nicht spektakulär. Dann kommt noch die Tatsache, dass auch wir so manche Macken und Schmutzflecken haben. Hie und da sind wir auch ein bisschen aufgearbeitet. Da ist nicht alles ideal.
Genau uns mit unseren Schwächen sagt Jesus: Ihr seid mit eurem Glauben Salz dieser Erde, ihr seid das Licht der Welt! Ihr seid Transportmittel für lebendiges Wasser, und damit seid ihr unglaublich wichtig.
Ich habe noch nicht gehört, dass eine Gießkanne einen Orden bekommen hätte, aber ich glaube, dass viele Gärten ohne Gießkanne eine Wüste wären.
Glaube im Durch-Fluss
Ein ganz anderer Punkt: Warum sind die meisten Gießkannen wohl grün? Ich habe eine Vermutung: Damit es nicht so auffällt, wie schnell die Dinger innen mit grünen Algen bewachsen sind, wenn man die Kannen bei warmen Wetter länger befüllt stehen lässt. Das geht bei den aktuellen Temperaturen rasend schnell. Mir ist das bei einem durchsichtigen Eimer vor ein paar Tagen aufgefallen. 4 Tage stehen lassen, und man kann das Gießwasser als Waldmeistersirup verkaufen.
Tja, die Gießkanne ist ein Transportmittel; kein dauerhaftes Aufbewahrungs-Behältnis.
Auch der Glaube muss im Fluss sein, will weitergegeben werden, soll auf den Beeten meines Lebens ausgebracht werden.
Es ist ja nicht so, dass meine Lebens-Gießkanne mit der Taufe oder der Konfirmation mit “Glaube” angefüllt wird und dann ein Leben lang alles geritzt ist.
Der “Gießer” hat seinen Namen nicht umsonst. Gegossen soll werden!
– Die Hoffnung die der Glaube bringt, soll auf die kümmernden Pflänzchen meines Leben gegossen werden.
– Die Regeln, die Gott uns als Christen mitgibt, sollen dort ausgebracht werden, wo mancher Wildwuchs zu wuchern beginnt und Schaden anrichten könnte.
– Die Liebe, die uns geschenkt wird, können wir auf unsere Familien und auf Menschen, die Hilfe brauchen, herabregnen lassen.
– Das Vertrauen, das aus Gottes Versprechen fließt, sollten wir auch darauf gießen, wo manches einst gesät ist, aber noch nichts zu sehen ist.
Gar keine Frage, wer so viel gießt, der braucht Nachschub. Eine Quelle, die ihn mit frischem Wasser versorgt. Ich möchte dazu an den etwas rätselhaften Satz erinnern, den Jesus zu der Frau am Jakobsbrunnen gesagt hat:
Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.
Aus diesen Worten höre ich ein Zweifaches heraus: Zum einen das Versprechen, dass man im Glauben eine Quelle hat, die sozusagen von selbst das wieder auffüllt, was man nach außen weitergegeben hat. Zugleich aber auch die klare Ansage, dass das Wasser von Jesus kommt. Jesus gibt mir das Wasser, das wiederum selber zu Quelle wird.
Das klingt an sich unlogisch, aber es deckt sich wohl mit dem, was viele menschliche Gießkannen erleben: Sie spüren – gerade in kritischen Zeiten – wie der Glaube eine Kraftquelle ist, die ihnen weiterhilft, wo sie es selber nicht vermutet hätten. Zugleich spüren sie, dass das wohl nur deshalb geht, weil eben Gott dahinter steckt.
Beim Glauben in vieles im Fluss – von der Quelle hin zu denen, die es brauchen. Wie bei der Gießkanne eben auch.
Gib Laut!
Ich komme nun zum letzten Punkt. Und dazu muss ich einmal kräftig Luft holen. (Es folgt ein röhrender “Trompetenstoß” aus der zum Blasinstrument missbrauchten Gießkanne mit der Melodie “Ein feste Burg ist unser Gott”) Ja, auch dazu kann man die Gießkanne benutzen. Um mal Laut zu geben und nicht nur leise zu treten. Man darf es auch mal hören, dass mir mein Glaube wichtig ist. Ein gewisses christliches Selbstbewusstsein ist wahrscheinlich angebracht.
Nicht, weil wir gar so schöne Gießkannen wären, aber weil das, was wir transportieren können, wirklich etwas ganz Einmaliges ist.
Eine Gießkanne ist ein Verteilungs-Instrument.
Glaube will bekannt, laut ausgesprochen werden.
Andere soll auch etwas von unserem Glauben mitbekommen.
Ja, wir sollten unsere Gießkannen nicht verstecken – unser Leben als Christen auch sichtbar oder hörbar werden lassen. Damit auch Andere etwas davon merken, welche Schätze der Glaube für uns Menschen birgt.
Amen