Radioandachten auf Charivari 98,6 im Juli 2018

Parkplatzrüpel?

Guten Morgen
Da hab ich doch glatt auf dem kleinen Parkplatz die vorletzte freie Lücke ergattert. Super! Als ich aus den Auto steige, reißt mich ein lautes Hupen aus meinen Gedanken: Da hat doch bei Hereinfahren auf den Parkplatz so ein fetter schwarzer Tesla einem kleinen Opel die Vorfahrt genommen. Und das bei nur noch einem einzigen freien Platz – das gibt böses Blut….
Der Luxus-Elektro-Schlitten gleitet geräuschlos an mir vorbei und bleibt zwischen den andern Autos stehen, der kleine Opel direkt hinter ihm. Eine Türe geht auf, der Tesla-Fahrer steigt aus und geht zum offenen Fenster am Opel – au weiha …
Und dann höre ich ihn: “Entschuldigung, das tut mir leid, ich habe Sie übersehen. Bitte fahren sie hier rein – das ist ihr Parkplatz. Das war nicht böse gemeint”.
So kann es gehen – da musste ich doch meine ganzen Vorurteile über die Fahrer von dicken Autos wieder einpacken. Durfte erleben, dass es doch gegenseitigen Respekt und Rücksicht gibt. Den ganzen Tag über hat mich diese Szene begleitet – das wünsche ich mir öfter – solche Momente, die wie wunderschöne Blumen der Nächstenliebe unser Leben einfach besser machen.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

International Day of Joy

Guten Morgen
Heute ist der “Internationale Tag der Freude”. Das sagt mir zumindest das Internet. Aaber vorsicht: Bitte nicht verwechseln mit dem “Day of Happyness”, denn der ist am 20. März, das hat die UNO festgelegt.
Also … das heißt … dass wir zwei Tage haben, die das Fröhlichsein als Thema aufgreifen. Vielelicht haben wir das als Franken auch nötig – und daran zu erinnern wie gut es tut, sich einfach mal des Lebens zu freuen.
Ich werd nie vergessen, wie ich als Pfarrer beim Beerdigunsggepräch einer alten Frau gefragt habe, woran die Oma denn Freude gehabt hat. Die Antwort: “Die hat an nix Spaß g´habt. Die hat bloß geäbert.” Bloß arbeiten – ja keinen Spaß dran haben.
Liebe Franken! Es gibt mehr, als das fränkische “bassd scho”. Wir brauchen eigentlich jede Woche einen Day of Happyness. Da hat uns Gott schon so einen wunderbaren Planeten gegeben, eine Sonne die auf uns herunterlacht. Da wäre es doch auch eine angemessene Form von Dankbarkeit, wenn wir darüber von Herzen fröhlich sind.
Einen fröhlichen Tag wünsche ich Ihnen

Motorsense

Guten Morgen
Ich habe jetzt so eine Motorsense für den Garten. Mein lieber Herr Gesangverein, das ist vielleicht ein Gerät! Das Ding fetzt ja echt alles weg, was ihm im Weg ist. Gras …. Ssssr …. Weg
Gestrüpp …. Ratsch …. abrasiert
Johannisbeer-Ableger … wosch …. Nicht mehr zu sehen
Fingerdicke Haselnuss-Triebe … spratzel …. und fort sind sie.
Diese Motorsense haut echt alles weg. Die überlegt nicht lange sondern serviert alles ab, was sich ihr entgegenstellt. Ich habe überlegt, ob ich das Ding “Donald” nennen soll.
Ehrlich gesagt: Irgendwie passt das Ding gar nicht zu mir. Ich bin nicht der Typ, der ohne großes Federlesen über alles drüberbügelt. Nicht nur im Garten ist es mir wichtig, genau hinzusehen, das da los ist. Situationen, Entwicklungen, Menschen und Argumente will ich genau wahrzunehmen: Das ist da los, wozu ist das gut, und was kann da vielleicht noch Gutes draus werden?
Ich will nicht alles planieren – vereinheitlichen und Fremdes abservieren. Ich will einen Garten und eine Welt, wo es bunt, lebendig und viefältig zugeht.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Ferienreif
Morgen ist der letzte Schultag. Endlich!
Eltern und Lehrer haben es schon lange gespürt: Unsere Kinder sind ferienreif.
„Ferienreif“ – das klingt komisch – aber tatsächlich ist das immer wieder zu erleben: Nach bestimmten Phasen in der Schule oder auch im Kindergarten ist die Luft raus. Da muss einfach eine längere Pause her – ein Rhythmuswechsel.
Wir Menschen sind einfach keine Maschinen die 365 Tage monoton durchrackern können. Das würde uns kaputt machen.
Da lerne ich wieder den Sonntag zu schätzen. Diese kleine Unterbrechung der Woche.
Und die großen Kirchenfeste: Weihnachten, Ostern, Pfingsten. Da steckt wohl auch eine uralte Erfahrung drin, dass wir Menschen diesen Rhythmus von Arbeiten, Feiern und Ruhe brauchen.
„Du sollst den Feiertag heiligen“ – das kann man natürlich als kirchliche Bevormundung meiner Wochengestaltung verstehen.
Oder als ein leuchtend gelbes Warnschild – das mich daran erinnert, wie wir Menschen funktionieren, und vor dem warnt, was uns langfristig gar nicht gut tut.
Darum freue ich mich mit unseren Kindern auf die Ferien – und auf einen freien Sonntag – ganz ohne den Zwang, an diesem Tag irgendwie weiterarbeiten zu müssen.

Noten vergeben

Guten Morgen
Heute, am letzten Schultag bekommen unsere Kinder wieder ihre Zeugnisse. Je nachdem, wie die Noten dann ausfallen, machen sie sich dann mehr oder weniger glücklich auf den Heimweg.
Ich weiß noch, wie froh ich war, als ich zum allerletzten Mal eine Examensprüfung hinter mir hatte: Endlich war das vorbei … die Angst vor Prüfungen und Noten…Aber ehrlich gesagt: So richtig rum ist es nie! Denn wir geben einander das ganze Leben lang Noten.
Die Leistung der Ingenieurin im Beruf, die Predigt vom Pfarrer, die Freundlichkeit der Krankenschwester, der Service im Restaurant, der Modegeschmack der Feundin, das Übergewicht des Kumpels.
Wir vergeben so gerne Noten, beurteilen so gerne die Anderen – nur umgekehrt finden wir es nicht so toll, wenn andere sich ein kritisches Urteil über uns erlauben.
In der Bergpredigt sagt Jesus: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Und dann spricht er davon, dass wir gerne den Splitter im Auge des anderen sehen, aber den Balken im eigenen Auge nicht erkennen.
Damit trifft er bis heute den Nerv: Besser als Noten vergeben ist es, sich die ganze gegenseitige Bewerterei zu schenken.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Glück- vor-sich-her-Schieber.

Manchmal stelle ich mir vor, das Glück des Lebens liegt einfach so auf der Straße, wie die Blätter im Herbst. Und ich stelle mir vor, jeder Mensch hätte einen Besen, mit dem er das Glück für sich zusammenkehren könnte.
Und da erwische ich mich dabei, dass ich gerne und fleißig dieses Glück zusammensammle. Immer größer wird dieser Haufen, den ich da vor mir her schiebe. Und ich freue mich schon drauf, dass ich irgendwann dieses Glück dann einmal genießen könnte – aber jetzt bin ich ja noch mit zusammensammeln beschäftigt. Und das ist manchmal ganz schön anstrengend.
Und eigentlich ist es ganz schön dumm!
Glück vor sich herschieben, statt es dann zu genießen, wenn es sich gerade bietet.
In einem Psalm heißt es: „Sie sammeln, und wissen nicht, wer es einbringen wird“ – dass ist das Schicksal der Glücks-Ansammler, die hoffen, so irgendwann das große Glück zusammengebastelt zu haben – aber wer weiß schon, was das Leben noch bringt…
Darum will ich die Glücksmomente in dem Aufgenblick dankbar genießen, in dem sie mir geschenkt werden.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

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