Radioandachten im September 2016 auf Charivari 98,5

Radioandachtenreihe mit den Früchten aus unserem Garten

Montag: Die Traube – Sich von Überflüssigem trennen

Guten Morgen
Bei uns in Franken kommt die Weinlese so gerade in Schwung. Wenn man sich jetzt die Trauben in den Weinbergen anschaut, ist das schon beachtlich, was so ein knorriger alter Weinstock alles hervorbringt. Da ist ja eigentlich nicht viel dran: Ein paar Blätter, wenige Äste -und so prächtige, volle Weinreben. In den Monaten zuvor ist der Winzer immer wieder durch den Weinberg gegangen und hat alles Überflüssige weggeschnitten. Er weiß, das die vielen Blätter und Ästchen drumherum zwar schön aussehen, aber die Trauben eher schwächt, als ihnen etwas bringt.
Da kann ich schon verstehen, dass Jesus einmal die Menschen mit Weinreben verglichen hat. Er sagte: Es ist ganz wenig, was ihr zum guten Leben braucht. Und vieles von dem, womit ihr euer Leben schmückt, ist eigentlich nur kraftraubender Ballast. Ich bin der Weinstock, den ihr braucht, der euch die Kraft zum Leben schenkt. Beim den übrigen Dingen, könnt ihr auf mehr verzichten, als ihr denkt – und werdet dadurch mehr gewinnen als verlieren.
Aber ehrlich: So sehr mir das auch einleuchtet: Bis ich mal den Mut habe, mich von Überflüssigen zu trennen, ist das schon immer ein verflixt langer Weg.

Dienstag: Die Karotte – Abwarten

In meiner Kindheit war unser Karottenbeet im Garten wie eine Losbude: Oft bin ich hingeschlichen und habe mir die Pflanzen genau angeschaut. Die großen wuscheligen Blätter und die kleinen orangefarbenen Höckerchen der Karotten, die aus der Erde schauten. Welche soll ich aus der Erde ziehen, um sie zu naschen? Die eine schaut viel breiter aus als die daneben; aber dafür ist eben nicht so viel Kraut dran. Wo muss ich ziehen, um eine ordentliche Karotte zu ernten? Denn wenn ich sie einmal aus der Erde geholt habe, kann ich sie ja nicht wieder zurückstecken. Die wächst dann ja nicht mehr weiter.
Manchmal hat es geklappt, und gelegentlich musste ich an einem kümmerlichen Etwas herumknabbern, das gerade mal ein paar Zentimeter lang war.
Jetzt bin ich erwachsen; und es sind nicht mehr die Karotten, bei denen ich auf den richtigen Moment warte, um sie aus der Erde zu ziehen.
Heute sind es Projekte, bei denen es darauf ankommt, sie im richtigen Zeitpunkt zu starten.
Bei den eigenen Kindern überlegt man hin und her, ob sie denn schon reif sind, für den Schritt in ein selbstständiges Leben.
Immer wieder muss ich im Leben den richtigen Moment abwarten – und da ist das Feld mit den Karotten ein gutes Training gewesen: Weil es mir geduldiges Abwarten gelehrt hat, und dem Mut, irgenwann auch mal beherzt zuzupacken , und das Ding aus der Erde zu ziehen.
Einen guten Tag wünsche ich ihnen.

Mittwoch: Die Kartoffel – Gottes geniale Idee

Guten Morgen,
eigentlich ist sie ja die unattraktivste Pflanze auf Gottes Erdboden. Braun, dick und rund, mit allerlei unförmigen Dellen. Und wer da einfach mal reinbeißt, ist maßlos enttäuscht: Hart ist sie, und ihr Fruchtfleich schmeckt eklig mehlig. Die Rede ist von der Kartoffel.
Was für ein Glück, dass irgendwann Menschen gute Ideen gehabt hätten, was man daraus alles machen kann…..:
Pellkartoffeln – frisch gekocht, mit einer Flocke Butter und einer Prise Salz.
Runde dampfende Klöße zum Sonntagsbraten.
Nicht zu vergessen: Baggers, Pommes und Kartoffelchips.
Unglaublich, was aus dieser tristen Knolle alles werden kann!
Als Gott entschieden hat, dass auch Kartoffeln zu unserer Schöpfung gehören, hat er das schon so eingeplant? Oder verdanken wir es unserer menschlichen Phantasie und unserem Einfallsreichtum. – Naja, das haben wir ja wohl auch als Talent vom Schöpfer bekommen.
So oder so: Gott sei Dank gibts die Kartoffel, und die Pommes, die Klöß und die Baggers

Donnerstag: Die Tomate – Der treue Freund des Menschen
Guten Morgen,
die Tomate, das ist ja eine Pflanze mit höchst betrüblicher Geschichte. Die meiste Zeit der Menschheitsgeschichte hat man einen großen Bogen um sie gemacht – denn sie galt als giftig. Später musste sie für einige unfreundliche Redensarten ihren Namen hergeben: Man sagt „Du hast wohl Tomaten auf den Augen“, oder man spricht davon, dass jemand eine „treulose Tomate“ ist, wenn man sich nicht auf ihn verlassen kann.
Aber in Wirklichkeit ist sie ja ein ganz treuer Freund der Menschen. Was wäre eine Pizza ohne Tomatenbelag, oder was wären die Pommes ohne Ketchup, was würde man im Urlaubflieger trinken, wenn nicht Tomatensaft! Nicht zu unterschätzen ist auch die Wirkung auf unser Immunsystem. Da ist die Tomate ja ausgesprochen wirkungsvoll. Aber da gibts ja kein freundliches Sprichwort für die Tomate.
Das ist ja wie im richtigen Leben, diejenigen, die immer und überall für andere da sind, gerne helfen ohne sich lange zu zieren – denen wird es viel zu selten gedankt. Weil es ja so selbstverständlich ist.
Den Tomaten kann es egal sein. Aber die Leute, die sich so selbstverständlich für Andre einsetzen, die sollten wir schon öfter wissen lassen, dass wir es wunderbar finden, dass sie für uns da sind.

Freitag: Die integrierte Zucchini

Guten Morgen,
Die Zucchini kennen wir alle – und meisten wissen nicht, wie man sie richtig schreibt. Das hat seinen Grund in ihrer italienischen Herkunft
So lange gibts sie a noch nicht in unseren Gärten. Erst allmählich kam sie nach Deutschland, so wie unsere italienischen Gastarbeiter, die Pizzabäcker und die Eisdielen.
Vor 40 Jahren war die Zucchini ein exotisches Gemüse und Mario nannten wir Spaghettifresser, und der hatte es in der Grundschule mit seinen schwarzen Haaren nicht immer leicht.
Heute lieben wir unsere Zucchinis, züchten sie richtig fränkisch, nämlich g´scheit groß! Und sie landet im Kuchen, im Eintopf, eigentlich fast überall. Fremd ist sie schon lange nicht mehr
Und Mario, unser Spagettifresser aus der Grundschule, arbeitet in der Sparkasse als Berater für Kleinunternehmer. – Und er isst auf der fränkischen Kerwa am liebsten ein Schäuferla.
Integration – von Gemüse und von Menschen braucht seine Zeit – aber Mario und die Zucchini zeigen mir, das das ganz wunderbar gelingen kann – wenn wir Geduld haben: Dann kann es auch klappen – Ibrahim, dem Kopftuch – und vielen Andren, die uns noch gescheit fremd erscheinen.

Samstag: Der Zierkürbis – einfach nur schön

Guten Morgen
In der vergangenen Woche habe ich jeden Morgen über eine andere Frucht aus unserem Garten gesprochen: Tomate, Kartoffel, Zucchini, Karotte, – heute solls der Zierkürbis sein.
Mit dem können so manche Leute in Franken gar nichts anfangen: Wozu soll ich in meinen Garten Früchte anbauen, die man nicht essen kann? Die ganze Arbeit bloß für ein paar bunte Kürbisschen, die man als hübsche Dekoration ins Zimmer stellt? Einfach so?
Aber ist das nicht gerade das Schöne im Leben? Das “Einfach so?”
Einfach so im Garten sitzen und nichts tun müssen – nicht gleich wieder aufspringen, weil ich ein Unkraut sehe.
Einfach so seiner Frau Blumen mitbringen – ganz ohne Hochzeits- oder Valentinstag.
Einfach so in einer Kirche sitzen, die Ruhe und die besondere Stimmung auf sich wirken lassen.
Einfach so, Zierkürbisse abauen, weil sie halt schön sind.
Einfach so leben – weil Gott mich auch “einfach so” gemacht hat – weil er gut fand, dass ich auf dieser Welt bin.

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