Predigt: Brot des Lebens und Sahneschnittchen (Johannes 6, 47-51) 25. März 2001

Liebe Gemeinde,

es war eine wunderschöne Hochzeit: eine schöne Braut, ein eleganter Bräutigam glückliche Eltern und Schwiegereltern. Der Gottesdienst war feierlich das Kaffeetrinken fröhlich, – keiner hatte über die Stränge geschlagen – jetzt kam der Höhepunkt des Abends: das Festbuffet! Die schmuckvoll hergerichteten Tische bogen sich förmlich unter den Köstlichkeiten:
Südtiroler Schinkenspeck, hauchdünn aufgeschnitten,
Räucherlachs (einer von der besseren Sorte),
Tomaten von den kanarischen Inseln mit kalt gepresstem Olivenöl beträufelt,
pikanter Käse in allen möglichen Variationen,
Hasenleber mit Zwiebelringen,
kalter Braten vom freilaufenden Charolais-Rind, und und und. – lecker!

Als das Buffet eröffnet wurde, stürmten die Gäste natürlich sofort zu den Tischen. Aber: dort sah man immer mehr irritierte Gesichter. Die Unruhe wurde immer größer, die Brauteltern, die das Buffet bestellt hatten, rutschten nervös auf ihren Plätzen hin und her. Gab es da ein Problem? Fehlt da was? Ja: sie hatten an alles gedacht, sogar an die Rüben für die Ovo-Lacto-Vegetarier über. Nur eines, daran hatten sie nicht gedacht: da war keine einzige Scheibe Brot!!

Ohne Brot geht nichts. Da schmeckt der beste Schinken nicht, da fehlt dem Käse die Unterlage. Brot, dieses Grundnahrungsmittel, das übersehen wir ganz schnell mal unter all den Leckereien die wir sonst so haben. Erst, wenn es uns fehlt, merken wir, dass wir es ganz ganz dringend brauchen.

Brot, Brot ist der Inbegriff von Nahrungsmitteln. Nicht umsonst sprechen wir vom täglichen Brot und davon, dass einer sein Brot verdient.
Brot ist eigentlich etwas ganz schlichtes und einfaches –  es steht für unser Grundbedürfnis nach Essen.
Diese gruselige Geschichte von der Hochzeit, die ich mir nur erfunden habe und die so hoffentlich nie passiert ist, zeigt: Brot steht für das eigentliche, für das, was ich unbedingt, lebensnotwendig, brauche. Und davon kann und muss man die vielen Köstlichkeiten unterscheiden, die eigentlich austauschbar und überflüssig sein können.

Um Brot geht es auch in unserem Predigttext er steht im Johannes-Evangelium im sechsten Kapitel:
Jesus spricht dort:
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben.
48 Ich bin das Brot des Lebens.
49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.
50 Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon ißt, nicht sterbe.
51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.

Liebe Gemeinde,
ich bin das Brot des Lebens sagt Jesus Christus.
Um diese Aussage von ihm geht es in dem ganzen langen sechsten Kapitel bei Johannes. Das scheint dem Evangelisten wichtig zu sein. Christus als Grund-Lebensmittel für uns Menschen, als das eigentliche Brot, das man braucht – anders, als die Lachs-Schnitte, auf die man zur Not auch mal verzichten kann.

Moment mal! Könnte da so mancher rufen: du willst mir doch nicht etwa erzählen, dass alles, was ich sonst zum Leben benötige erledigt wäre allein dadurch, dass ich Jesus hätte. Nicht einmal ein Mönch kommt allein mit seinem Heiland über die Runden: auch der braucht mal was zwischen die Zähne.

Thema Manna

Als hätte Jesus so eine Frage schon geahnt, gibt er mir hier für die Kanzel einen Tipp: er erzählt vom Manna, dem Brot, das Gott den Israeliten geschenkt hatte, als in der Wüste waren: in großer Not waren sie, ängstlich mit viel Hunger im Bauch. Und da schickte ihnen Gott auf wundersame Weise etwas zu Essen – das Manna.
Das Manna war auch ein Brot, aber Jesus sagt: das war ein Brot zum Leben, zum Überleben, aber das war nicht das Brot des Lebens. Das Manna gehört zu den Dingen, die Gott uns Menschen geschenkt damit wir im Leben über die Runden kommen. Bei den Israeliten in der Wüste wars eben dieses Manna und auch die Wachteln.

Auch uns schenkt Gott vieles, was wir zum Leben brauchen:
– Ich denke da zum Beispiel an unsere Gesundheit. Auch sie gehört zu dem was Gott uns schenkt. Es ist schön, wenn man leistungsfähig ist, einem nichts weh tut. Und natürlich gerade dann, wenn wir krank sind, merken wir, wie wichtig das ist.
Aber Gesundheit ist nicht unerlässlich. Auch wer krank ist, wer schwach und eben nichtmehr leistungsfähig ist hat dennoch etwas von Leben, ist dennoch etwas wert. – Gesundheit gehört zu den Delikatessen unseres Lebens, aber sie ist nicht Brot des Lebens, ohne sie kann oder muss es trotzdem gehen.

– Beziehungen unter uns Menschen, in der Familie, Verwandtschaft, im Dorf oder im Freundeskreis: es ist wundervoll welche zu haben; Menschen auf die man sich verlassen kann ; Menschen denen man seine Sorgen erzählen kann und die nicht gleich abwinken. So etwas ist ein Schatz fürs Leben. Gelingende Beziehungen sind in meinen Augen auch ein Geschenk, mit dem Gott unser Leben schöner macht. Ein Sahnehäppchen, aber kein Brot des Lebens

– Wir als Menschen auf dieser Erde haben eine Schöpfung um uns herum. Die können wir gestalten, auch verunstalten. Aus ihr gewinnen wir unsre Lebensmittel. In ihr können wir uns bewegen; an ihren Schönheiten uns freuen. Ohne sie könnten wir Menschen eigentlich gar nicht existieren. Darum gehört sie zu dem Manna, das Gott uns schenkt damit wir leben können – aber auch diese Schöpfung ist nicht Brot des Lebens!
Denn alles das, was Gott uns als „Manna“ schenkt – egal inwieweit es zu unsern Grundbedürfnissen gehört oder wirklich nur purer Luxus ist – alles das hat eine große Schwäche: es hält nicht ewig. Jesus sagt es im Predigttext: eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.

Bild vom Brotkorb

Vielleicht ist es so, dass ich mein Leben lang einen Brotkorb mit mir herumtrage. Und da liegt so mancherlei drin: Beziehungen und Freundschaften, zur Zeit eine prima Gesundheit, ein neuer Beruf der viel Spaß macht, und vieles mehr. Manna in meinem Brotkorb.
Im Laufe meines Lebens verändert sich dieser Inhalt meines Brotkorbs. Mal kommt was dazu, mal fällt auch etwas heraus. Manche Stückchen von diesem Manna altern über die Zeit bis sie raus tun muss, weil sie nicht mehr gut sind. Manches legt mir Gott in diesen Brotkorb hinein, und ohne dass sich etwas dafür tun muss. Und für manchen Inhalt in diesem Korb habe ich ganz schön arbeiten müssen ; nicht alles fällt einem in den Schoß.
Ich lebe mit diesem Brotkorb und ich lebe auch aus diesen Brotkorb. Besonders die Manna-Stückchen, die ein wenig nach Luxus schmecken sammle ich gern… obwohl die auch ganz schnell wieder mal vergammeln.

Was bleibt?

Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben.
Wer stirbt, der gibt den Brotkorb nicht ab, aber das Manna verschwindet. Alle unsere wunderbaren, tollen Lebensmöglichkeiten… am Sterbebett zerrinnen sie mir zwischen den Fingern. Was bleibt denn dann noch drin in meinem Brotkorb? Was überdauert denn meinen Weg hier auf der Erde?
Jesus sagt es: „Das Brot des Lebens“

Ja, aber was ist denn nun das für ein Brot, wie muss ich mir das denn vorstellen? Unter allem diesem Manna-Zeug konnte ich mir etwas vorstellen: Freundschaften. Gesundheit, Natur, alles ganz verständlich. Aber was meint denn Jesus mit diesem Begriff, woraus wird denn das Brot des Lebens gebacken?

Ich glaube: wir treffen die Mischung ganz gut, wenn wir sagen „Brot des Lebens ist meine Beziehung zu Gott“. Die Möglichkeit zu ihm zu reden, auf ihn zu hören, die Chance, auf ihn zu vertrauen.
Und wenn ich an die Geschichte vom Sündenfall denke, sehe ich Adam, wie er dabei ist, dieses Brot des Lebens, dieses Vertrauen auf Gott aus seinem Brotkorb zu werfen um Platz zumachen für die Frucht vom verbotenen Baum der Erkenntnis. Tragisch, wenn man erst zu spät bemerkt, dass man nur Delikatessen eingesammelt hat und das Brot rausgeschmissen hat.

Jesus Christus als Brot des Lebens

Mit Jesus Christus schenkt Gott uns eine neue Möglichkeit, mit ihm in Beziehung zu treten. Mit seinem Leiden und Sterben macht er den Weg frei. Darum ist Jesus Christus für uns das Brot des Lebens – durch ihn haben wir Gemeinschaft mit Gott. Durch ihn sind wir mit Gott versöhnt, können Schuld bei ihm abladen, können Befreiung erfahren.

„Ich bin das Brot des Lebens. Wer glaubt, der hat das ewige Leben.“ sagt Jesus Christus
Der Glaube – das sich-verlassen diesem Jesus Christus – ist der Weg auf den ich zu diesem Brot des Lebens komme.
Dann habe ich etwas in meinem Brotkorb, dass ich wirklich für mein Leben brauche, im Gegensatz zu anderen Mannas und Kräckern und Sahneschnittchen. Eine Beziehung zu meinem Gott, der mich liebt, der mir vergibt, der mir schenkt, was ich brauche.

Eine Beziehung, die auch dann noch gültig ist, wenn der Tod meinem Brotkorb leerräumen will. Jesu Auferstehung zeigt es: am Brot des Lebens hat sich der Teufel die Zähne ausgebissen. Den Bund mit Gott kann er nicht knacken; der Bund geht über unseren Tod hinaus und schenkt uns neues Leben.
Liebe Gemeinde,
Jesus Christus, der in Kana Wasser zu Wein verwandelt hat, will uns den Inhalt unserer Lebens-Brotkörbe nicht madig machen.
Gott selber ist es ja, der uns unsere Hände mit Gutem füllt, mit Schwarzbrot und auch Sahneschnittchen.
Aber er fragt eben auch ganz deutlich nach, ob wir nicht das wichtigste Brot vergessen haben.

Amen

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