Predigt: Der Lichtschein fürs Herz (2. Korinther 4, 3-6) 6. Januar 2002

2. Korinther 4, 3-6:
4,3 Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist’s denen verdeckt,  die verloren werden,
4,4 den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist  das Ebenbild Gottes.
4,5 Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, daß er der Herr ist,  wir aber eure Knechte um Jesu willen.
4,6 Denn  Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, daß durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Liebe Gemeinde,
den Predigttext von heute möchte ich einmal von hinten aufzäumen; denn ich glaube dass man ihn besser verstehen kann wenn man ihn quasi von hinten nach vorne liest.

(Gottes Licht durch Jesus Christus)

Da steht also: Gott hat vor langer Zeit bei der Schöpfung der Welt das Licht geschaffen indem er gesagt hat: “ Licht soll aus der Finsternis hervor leuchten “ – also: es werde Licht, es werde hell.
Und Paulus sagt: Genauso hat es Gott auch in unserem Herzen hell gemacht. So, wie er für unserem Planeten das Licht einfach so erschaffen hat, genauso hat er beschlossen dass es auch in uns selbst hell werden soll. Aber dieses Licht kommt nicht von der Sonne, die am Himmel steht, sondern von Jesus Christus her.

Ich erlaube mir einmal, mir eine Szene im Himmel vorzustellen.
Zunächst bei der Erschaffung der Welt. Da hat Gott als Allererstes, so steht es am Anfang in der Bibel, das Licht erschaffen – aber noch nicht die Sonne! Es war für Gott offensichtlich grundlegend wichtig, dass es so etwas wie LICHT gibt. Dass es hell sein kann – Im Gegensatz zum Dunkel.
Es klingt vielleicht schon ein bisschen komisch, dass erst das Licht und erst später die Sonne von Gott geschaffen wurde. Aber mit meinem Physiklehrer gesprochen könnte ich sagen: Zuerst hat Gott die Photonen erschaffen, und dann das Helium – also erst Licht, dann Sonne.

Zurück zu meiner Szene im Himmel:
Nun hat Gott durch das Licht und die Sonne diese Welt hell gemacht. Die Tiere und die Pflanzen brauchen das Licht zum Wachsen und zum Leben. Und auch die Menschen waren irgendwie auf das Licht der Sonne angewiesen. Aber das hat anscheinend für die Menschen nicht gereicht. Das Licht der Sonne hat nur die Augen und die Haut der Menschen erreicht und gewärmt; das Herz aber hat die Sonne nicht hell machen können.
Spätestens bei der Geschichte von Kain und Abel war das deutlich geworden. Im Herzen der Menschen war es dunkel geblieben.

Weil Gott es aber gut mit uns Menschen meinte, hat er sich überlegt, womit er auch die Herzen der Menschen warm und hell machen kann.
Vielleicht kann man die Sintflut als erzieherische Maßnahme ansehen.
In den Geboten hat Gott versucht die Leitlinien seiner Liebe den Menschen mitzuteilen.
Und auch durch den Propheten des Alten Testaments hat Gott mit den Menschen geredet.
Immer wieder ist dadurch auch Licht in die Herzen der Menschen geschienen, aber für Gott war das anscheinend immer noch nicht zufriedenstellend.

Darum hat er dann Jesus Christus, seinen Sohn, in diese Welt geschickt. Durch ihn soll das Licht in die Herzen der Menschen kommen. Das, was die Sonne nicht geschafft hat – nämlich die Herzen der Menschen hell und warm zu machen – das soll passieren durch Jesus Christus.
So hat Gott also die Sonne geschaffen als Quelle für das Licht für die Pflanzen und Tiere und unsere Augen,
und Jesus Christus hat er gesandt als Quelle für das Licht in unserem Herzen.

(Das Licht Christi trifft Menschen und macht sie zu seinen Botschaftern)
Und dieser Weg, den Gott durch Jesus Christus beschritten hat, hat auch gewirkt: Als Jesus über diese Welt ging, hat er die Herzen von verschiedenen Menschen angerührt: Seine Botschaft von der Liebe Gottes zu uns Menschen hat ihre Herzen hell gemacht, richtiggehend angezündet und ihr Leben verändert. – Einfach dadurch, dass sein Licht auf sie geschienen hat.
Und da, wo Menschen von diesem Licht angestrahlt wurden, da blieb das auch nicht verborgen. Die Jünger Jesu haben auch nach Jesu Himmelfahrt voll Begeisterung von Jesus weitererzählt. Durch sie wurde dieses Licht, das von Jesus Christus ausging, weitergegeben.

Und auch beim Apostel Paulus, der unserem Predigttext geschrieben hat, war das ähnlich. Er war er ein Gegner der Christen, bis er auf dem Weg nach Damaskus Jesus begegnet ist. Und Paulus beschreibt das ja als eine Begegnung mit einem ganz mächtigen Licht. Und von da an wurde er zu einem, der dieses Licht weiter getragen hat, der anscheinend jede Minute seines Lebens mit nichts anderem verbracht hat, als anderen Menschen von diesem Licht weiter zu erzählen. Damit auch andere Menschen etwas von diesem Licht mitbekommen, und erkennen, dass Gott sie liebt.
Denn Gott, der sprach, Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Liebe Gemeinde,
wenn so viel von Licht die Rede ist, dann kommt mir automatisch der Begriff Erleuchtung in den Sinn: Gott erleuchtet unsere Herzen – so könnte man ja sagen.
Es ist nur etwas missverständlich, glaube ich. Denn bei “ Erleuchtung“ denke ich fast automatisch an fernöstliche Religionen, wo auch die Erleuchtung eine große Rolle spielt. Aber die Erleuchtung im Osten ist eine ganz andere: wer da erleuchtet werden will, der muss sich abstrampeln mit Yoga und Askese und Meditation. Der muss sich so zusagen zu Gott emporschrauben, um etwas von seinem Licht abzubekommen. Das ist ein anstrengender, und wenn es dumm läuft auch teurer, Weg zur Selbsterleuchtung in himmlischen Sphären.
Aber das ist etwas ganz anderes, als wenn ich davon rede, dass Gott es gut mit uns meint und mir „einfach so“ sein Licht durch Jesus ins Herz scheinen lässt. Kostenlos – Gottes Liebe zu uns ist ein Geschenk, keine Belohnung.

(Auch andere möchten etwas Funkelndes verkaufen)

An dieser Stelle könnte man sagen: Das ist ja wunderbar, was will man mehr? Die Menschheit müsste doch vor Freude in die Hände klatschen und ihr Vertrauen auf Gott bauen. Wir wissen, dass das heute nicht so ist.
Unser Paulus da ist auch nicht anders. Auch er hat darunter gelitten, dass die Menschen dieses von Gott geschenkte Licht nicht haben wollten.
Und er hat sich gefragt, warum das so ist. „Warum sehen Menschen dieses Geschenk Gottes nicht?“ Die Antwort, die Paulus gefunden hatte lesen wir in den ersten Versen unseres Predigttextes: Ist nun aber unser Evangelium verdeckt, so ist’s denen verdeckt, die verloren werden, den ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums.
Da ist also einer, der das Evangelium verheimlicht, der Menschen blind macht, verblendet, damit sie das Licht Gottes nicht sehen.
Paulus nennt ihn „den Gott dieser Welt“, genauer gesagt hat Paulus im Griechischen damals geschrieben „der Gott von dieser Weltzeit“. Damit meint er also das, was oder wer sich heutzutage Gott nennt.
Von wem redet er da? Natürlich kann ich da einfach an den Teufel denken, den Bösen, der anders will als Gott. Ich kann aber auch andersrum fragen: Wovon wird denn unsere Welt heute regiert? Wovon erwarte ich mir denn heutzutage, dass mein Leben heller wird?
Vermutlich denken nicht wenige von ihnen jetzt an das  liebe Geld. Denn Geld regiert die Welt man so heißt es. Und das größte Glück im Leben erwarten sich so manche vom Lottogewinn.
Wahrscheinlich ist für manche Menschen tatsächlich das Geld der „Gott ihrer Zeit“. Und da kann ich mir gut vorstellen, dass so wie bei Paulus beschrieben, das Geld Menschen den Sinn verblendet für das Licht des Evangeliums. Es gibt eben viele andere Dinge, die auch sehr attraktiv glänzen. Und damit meine ich nicht nur die wunderschön glänzenden Euro-Münzen.
Da gibt es gerade in diesem Jahren einen heimlichen, wenn nicht gar unheimlichen, Wettbewerb um den schönsten Schein. Aussehen und Image werden immer wichtiger, nicht nur in der bunten Medienwelt, sondern auch daheim vor Ort. Im schlimmsten Fall heißt es dann „außen hui – und wie es innen ist, das geht keinem was an“.

Geblendet vom schönen Schein vieler belangloser Dinge kriegen wir Menschen zwar noch mit, dass die Sonne Licht in unsere Welt schickt. Aber der Lichtschein Gottes, der unsere Herzen treffen will, der Jesus Christus heißt, der erscheint dann irgendwie völlig unwichtig.
Es ist der nicht nur so, dass sie damit Gottes Liebe missachten. Das Tragische daran: sie stellen sich damit ja selber in den Schatten, abseits von der Liebe Gottes, die ihre Herzen hell und warum machen kann.

Und sicher haben wir als Christen auch den Auftrag, andere darauf hinzuweisen, dass da noch ein anderes Licht existiert.

Denn der Glanz innerhalb der Welt, ist halt doch nur was fürs Auge.
Aber es gibt ihn eben  – den Glanz, den Lichtstrahl, den wir Menschen brauchen, der auch dann uns bescheint und wärmt, wenn es um uns herum gar nicht mehr hell ist.
Und der kommt von Gott und heißt Jesus Christus.
Amen

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