Liebe Familie N.N., liebe Taufgemeinde
Wir sehnen uns nach Licht
kennen Sie den Grottenolm? – Im Urlaub haben wir ihn kennen gelernt. Nicht jetzt, sondern schon vor 2 Jahren.
In einer Höhle im Harz haben wir eine Führung mitgemacht und tief unten in dieser Höhle waren in einem kleinen Tümpel ein knappes Dutzend Grottenolme.
Sie sehen tatsächlich so komisch aus, wie sie heißen: Wie gebleichte Salamander ohne Augen.
Ja … sie haben keine Augen! Diese seltsamen Tiere leben in absoluter Dunkelheit. – das ist ein Leben!
Seitdem weiß ich, was ein Grottenolm ist, und ich weiß auch, dass ich kein Grottenolm bin. Denn ich brauche Licht, ich brauche die Sonne zum Leben ; und die anderen Menschen auf diesem Planeten auch.
Licht ist lebenswichtig für uns Menschen. Nicht nur, weil es zum Wachstum der Pflanzen und unser Weltklima wichtig ist.
Wenn es hell ist, wird unsere Stimmung heller. Wenn draußen die Sonne scheint, dann werden im Hause N. die Geschwister von Lars in den Garten raus wollen – weils eben so schön in der Sonne ist.
Für ein Fest, wie die Taufe heute wünschen wir uns darum auch ein sonniges Wetter.
Und nicht umsonst fahren viele Leute im Urlaub da hin, wo die Sonne scheint, ans Mittelmeer oder sonst in den Süden.
Umgekehrt hat so Mancher schon mit Bedauern festgestellt: Die Tage werden wieder kürzer, es ist abends nicht mehr so lange hell. … Das ist auch ein kleiner Abschied vom Licht.
Der Sonnenschein hat einfach etwas schönes, etwas lebensbejahendes.
Vom Licht spricht auch der Taufspruch für Lars:
Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern Licht des Lebens haben.
Jesus sagt, dass bei ihm das Licht ist, dass unser Leben hell machen soll. Ein Licht von ganz anderer Qualität, als unser Sonnenlicht – aber genauso wichtig.
Was für ein Licht ist es denn, dass Jesus zu bieten hat?
Die Frage lässt sich am leichtesten beantworten, wenn man überlegt, was Jesus damit meint, wenn er davon spricht dass mit ihm nicht in der Finsternis wandelt.
Die Finsternis erscheint unvermeidbar
Finsternis, die wünscht man niemanden.
Da denke ich an Traurigkeit und Trostlosigkeit.
An Verlust, von Menschen oder Dingen.
An Krankheit oder Unglück.
Oft spricht man da von „dunklen Stunden“.
Ganz düster wurde es in der letzten Woche für viele Menschen in der südrussischen Stadt Beslan. Das, was sich da abgespielt hat, gehörte zu den bisher als unvorstellbar gehaltenen Albträumen von Eltern. Zu wissen, dass das eigene Kind in der Gewalt von skupellosen Terroristen ist, denen das Leben ihrer Geiseln egal ist.
Zu spüren, dass man hilflos ist, dass der Staat genauso hilflos erscheint, dass man ohnmächtig daneben steht und nur hoffen … im besten Fall noch beten kann.
Finsternis macht mir Angst.
Und oft spüre ich in mir den Impuls, etwas gegen die Gefahr der Finsternis zu tun. Wir Eltern wollen ja unsere Kinder bewahren.
Wir versorgen und umsorgen sie; und wir sorgen vor:
~ die Lebensversicherung, falls dem Papa was passiert
~ die Unfallversicherung fürs Kind
~ bei den Kleinen werden Steckdosensicherungen eingebaut und ein Gitter vor die steile Treppe geschraubt.
~ Im Auto wird das Kind hinten im Kindersitz festgezurrt
~ Und wir erklären unseren Kindern die Welt: Sagen, was richtig und falsch ist, wo Gefahren lauern und zeigen, wo man unbesorgt herumtollen kann.
Und das ist tatsächlich alles wichtig.
Aber zugleich ahnen wir es schon: Wir können tun, was wir wollen … letztlich haben wir es nicht in der Hand.
Liebe Taufgemeinde,
auch unser Glaube an Jesus Christus ist keine Versicherung gegen Erfahrungen von Dunkelheit. Die lässt sich nicht vermeiden. Auch als Christ kann es mich mit mitsamt meinem Gottvertrauen in dunkle Täler verschlagen.
Aber durch den Glauben habe ich auch in solchen dunklen Abschnitten noch ein Licht dabei. Das Licht der Hoffnung.
Das Licht, das sich an einer Gewissheit entzünden lässt: Da gibt es einen, der größer ist, als das Unglück, das mich da ereilt hat.
Dann ist es eben nicht mehr zappenduster, sondern da ist noch Licht.
Licht ist mehr als das das Fehlen von Dunkelheit
Aber gehen wir einmal weg von diesen düsteren Gedanken.
Denn im Taufspruch geht es ja ums Licht: „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern Licht des Lebens haben.“
Erinnern wir uns an das, was ich zu Beginn über das Licht gesagt habe:
Wir genießen das Licht als Licht … nicht nur als Fehlen von Dunkelheit.
Christ zu sein, getauft sein, zu Jesus zu gehören das bringt eben auch Licht ins Leben eines Menschen.
– Gottes Nähe kann mir Mut und Ausdauer geben, wenn ich neue Herausforderungen anpacke. Im Gebet kann ich Kraft tanken und Orientierung finden.
– Weil Gott von meiner Taufe an „ja“ zu mir sagt, darf ich auch selbstbewusst sein, kann ich zu meinen eigenen Eigenheiten und Schwächen stehen. Kann mich von ihm geliebt fühlen.
– Und weil ich mich von Gott ohne wenn und aber geliebt weiß, kann ich auch diese Liebe an andere weitergeben. Eigentlich auch unabhängig davon ob der andere gerade liebenswert oder anstrengend ist.
– Für die Eltern kann es auch entlastend sein: Wenn wir wissen, dass wir nicht alleine die Verantwortung für alles tragen müssen und können, was mit unserem Kind geschieht. Auch der Vater im Himmel wacht mit seinem Auge über diesem Kind.
In der Taufe sagt Gott ja zu ihrem Sohn Lars.
Er sagt: Ich liebe dich, seit du auf dieser Welt bist, auch wenn du noch viel zu klein bist, um mich zu lieben.
Aber mit jedem bisschen, das du dich im Glauben zu mir entgegen streckst, wirst du mein Licht und meine Wärme spüren.
Aufgabe der Eltern und der Patin
Als Eltern und Patin können sie es dem kleinen Lars ermöglichen:
Dass er ihn kennen lernt, den Mehrwert des Lebens, der nicht vom Sonnenlicht, sondern von der Liebe Gottes kommt.
Wie alle Menschen wird er es am besten lernen, wenn er es von ihnen als Eltern und Patin abschauen kann:
Wenn der Glaube etwas unverkrampftes und fröhliches ist,
wenn das Gebet nicht Peinliches ist
und man merkt, dass alle sich wohl fühlen als Christen, die von sich sagen können:
Jesus Christus ist für uns das Licht der Welt, das Licht für unser Leben.
Amen