Predigt zum Lichtobjekt „Lichtinfusion” von Christian Maas (Symbolpredigt) 15. Februar 2009

Liebe Gemeinde,infusion
was Sie auf dem Foto in ihren Händen halten, ist Gebrauchskunst. Dieses Kunstobjekt kann man für knapp 500 Euro kaufen. Ein Stativ mit Infusionsflaschen, wie wir es aus dem Krankenhaus kennen. Nur  schwappt nicht irgendein Medikament oder eine Nährlösung in den Flaschen, sondern es leuchten vier Glühbirnen darin.
„Lichtinfusion” hat der Künstler Christian Maas diese Lampe genannt. Lichtinfusion – der Name hat mich nachdenklich gemacht.

Wenn eine Ärztin oder ein Arzt feststellt, dann auf normalen Weg ein bestimmter Stoff, häufig geht es um Elektrolyte, also vor allem Flüssigkeit, nicht in den Körper kommen kann, wählt man den direkten Weg der Infusion. Von der Flasche direkt ins Blut. Wenn Kleinkinder oder Senioren durch Fieber und Infektionen viel Flüssigkeit verloren haben,  dann ist oft so eine simple Infusion eine enorm wirksame Wunderwaffe gegen die innere Austrocknung.
Lichtinfusion – ob ́s das wirklich gibt? Eine Infusion, die mir innere Helligkeit, Erleuchtung, so einen inneren Sonnenaufgang verschafft, wenn ich an Düsterkeit und Trübsal leide?
Klar, mit so einem Lichtobjekt aus dem Internetshop geht das nicht.

Aber ich habe mir überlegt, wie wir tatsächlich etwas dafür tun können, dass wir immer wieder mal eine Dosis „Licht” erhalten.
Jesus hat gesagt „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, der wir nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben”. Den Spruch kennen wir alle, bei jeder Taufe spreche ich ihn zum Entzünden der Taufkerze.

Aber so schön er klingt, und so richtig er ist: Man kann ja schon mal fragen
„Und wie geht das?” Wie bekomme ich dieses „Licht des Lebens” in mich hinein. Gibt es da eine Art Lichtinfusion?
So wie es in der Welt der Medizin verschiedene Techniken, Methoden und Instrumente gibt, so bietet die Welt des Glaubens auch ein große Zahl von praktischen Möglichkeiten – Licht ins Leben strahlen zu lassen.

Und wie in der Medizin passt nicht alles für jeden. So unterschiedlich wie wir sind, so unterschiedlich sind die Wege, die wir da beschreiten können.

Ich möchte den christlichen Arztkoffer einfach mal aufklappen, um zu sehen, was da so alles bereitliegt. Manches wird Ihnen ganz banal erscheinen, fast schon peinlich bieder. Egal: Wer eine Infusion will, fragt ja im Krankenhaus auch nicht nach, weshalb noch kein Designer den Infusionsschlauch neugestylt hat.

Die Losungen

Ich fange mal bei etwas Kleinen an. Das gibts schon seit 278 Jahren. Es ist 7 mm hoch, blau, und passt in eine Hand: Das Losungsbuch. Viele Menschen kennen und schätzen es, und viele kennen es überhaupt nicht.

In diesem Heft, das fast schon ein Kalender ist, findet sich für jeden Tag des Jahres ein Bibelspruch aus dem Alten Testament, und einer aus dem Neuen. Die Sprüche aus dem Alten Testament werden jedes Jahr neu aus fast 2000 Versen ausgelost. Jeder Tag erhält so seinen Vers. Und dazu wählen die Herausgeber einen passenden Spruch aus dem Neuen Testament aus. Ein Liedvers, ein Gedicht oder ein kurzes Gebet wird als dritter Text noch dazugestellt.

So entsteht jedes Jahr so ein kleines Buch, bei dem jeder Tag etwas Neues bringt.
Ich gebe zu, das klingt recht bieder und fromm, und man kann fragen: Und wo ist da das Licht? Ich sage es mal so: Viele Menschen erleben es als bereichernd und mutmachend, täglich da reinzuschauen: Was wurde denn heute ausgelost?
„Ausgelost”, hat Gott die Hand im Spiel gehabt, bei diesem Vers? Vielleicht ist er heute extra für mich?
Und so wird die das Lesen der Losung für viele Menschen zu einem wichtigen Ritual im Tageslauf. Bei manchen Leuten findet man das Losungsheft auf dem Stillen Örtchen – ganz klar: Da kommt man auf jeden Fall morgens mal vorbei, und hat naturgemäß ein paar Minuten seine Ruhe.

Die Herrnhuter Losungen – für Menschen in aller Welt eine tägliche kleine  Lichtinfusion für den Alltag.

 

Das Auto-Gebet

Wie lange fahren sie früh mit dem Auto in die Arbeit? Und was machen sie dabei?  Es gibt eine Umfrage aus Österreich:
– 89 % hören Radio oder CD.
– 41 % essen oder naschen etwas.
– fast 30% rauchen.
– 3,5% schminken sich.
Wie viele Menschen beten, wurde nicht erforscht.

Auf dem Weg in die Arbeit geht einem ja oft viel durch den Kopf. Man durchdenkt den kommenden Tag, oder überlegt, wie der gestrige Tag gelaufen ist. Das kann mitunter recht anstrengend sein und einem die Laune verderben, wenn es momentan nicht so gut läuft. Wie gut, dass der wohlgelaunte Moderator im Radio wacker gegen trübsinnige Gedanken anquasselt. Ist vielleicht deshalb die Comedy-Quote auf Bayern3 oder Antenne Bayern in die Höhe geschnellt?

Ein Tipp: Machen sie mal das Radio aus und beginnen sie folgenden Satz: „Lieber Gott, was ich dir wegen des heutigen Tages eigentlich noch sagen wollte ….”
Er ist erstaunlich, was man auf so einer Fahrt alles mit seinem Gott bereden kann. Man hat ja Zeit, es kommt niemand unerwartet zur Türe rein, kein Kollege nervt; und ans Handy soll man beim Autofahren sowieso nicht gehen.
Probieren Siés mal aus; so mancher Mann wird da glatt zum Plappermäulchen, wenn da ein Gedanke den anderen ergibt, man manchmal nicht genau weiß: Ist das jetzt eine Idee von mir, oder ist das gerade schon eine Antwort von Gott?

Wir reden ehrfurchtsvoll von Pilgerwegen nach Spanien, fänden es eigentlich toll, … aber leider haben wir halt nicht 3 Wochen Zeit, um mit der VR-Bank den Jakobsweg zu „machen”. – Und wir vergessen, der Weg nach Uffenheim, in die Arbeit oder zum Einkaufen kann ein paar mal pro Woche ein Pilgerweg sein, auf dem ich mich wunderbar mit Gott austauschen kann. – Zumindest, wenn das Radio ausbleibt.
Probieren sie es aus: Manchmal verändert sich auf so einer Fahrt meine Sicht der Dinge … es wird heller .. .eine Lichtinfusion hinterm Lenkrad.

Lichtgemäß Handeln

Ein dritter Weg zur Lichtinfusion ist einer, der in evangelischen Kirchen etwas seltener beworben wird. Denn es ist aus der Mode gekommen, dass man von der Kanzel herunter den Leuten sagt, wie sie leben sollen. Begriffe wie Moralpredigt kennt man nur als Schimpfwort.

Man möchte den Menschen ja keine Vorschriften machen! Und die lutherische Theologie, hat das großen Anteil dran. Sie betont ja zu recht: Gott nimmt uns an und vergibt uns durch den Glauben  – also nicht wegen unserer guten Taten.

So spielt das “richtige” Handeln eben nur noch die zweite Geige. Und dabei kommt uns glatt eine  mögliche Quelle für so eine Lichtinfusion abhanden.  Darum mein dritter Vorschlag: Tun Sie mal wieder etwas richtig Gutes. So eine klassische gute Tat. Da gibt es endlos viele Möglichkeiten.

– Der eine schaufelt für den Nachbarn eine Stunde lang Schnee, weil der recht erkältet ist.
– Oder man macht einmal einen größeren Geldbetrag für eine gute Sache locker uns spendet für ein Projekt, das man unterstützendwert findet.
– Oder man nimmt sich vor, wieder auf einen Menschen zuzugehen, mit dem man schon l änger  im Streit liegt

Das Gute zu tun gehört zum Grundbestand unseres Glaubens, ich erzähle Ihnen jetzt wirklich nichts Neues. Aber achten sie mal drauf, was mit Ihnen passiert, wenn Sie sich bewusst entschieden haben etwas Gutes zu tun.

Das Gefühl, das Licht, das sie durchströmt:
– Ich habe durch meine Patenschaft einem Mädchen in Südamerika eine solide Schul- und Berufsausbildung ermöglicht.
– Mensch, der Herr Meier ist gar nicht so blöd, wie ich gedacht habe, wir konnten ganz toll miteinander reden. Und das blöde Gefühl im Bauch, wenn ich ihm schweigend auf der Straße begegnet bin, ist auch weg.
– Aja, wenn ich mein Aquarium daheim anschaue, bin ich froh, dass wir uns für den Öko-Strom aus Wasserkraft entschieden haben. Die 10 Euro Mehrkosten im Monat tun nicht weh, aber ich weiß, dass für meinen Strombedarf kein wertvolles Öl oder Gas verbraucht wird.

Im Hebräerbrief heißt es: “Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.”(Hebr 13,16) – Und sie gefallen Ihnen selbst bestimmt auch, und bringen Licht ins Leben. Zumindest, wenn an sie von Herzen und gerne tut.

 

Liebe Gemeinde,

das waren drei Wege zu einer Lichtinfusion. Es gäbe noch viel mehr.
Sie können ja heute nachmittag mal zum spazieren raus gehen, und mal wieder bewusst die Sonne und Gottes Schöpfung auf sich wirken lassen.

Als Christen dürfen wir Jesu Wort ernst nehmen: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.”

So, das war die Theorie – und Sie haben sicher gespürt: Von diesem Licht zu wissen, macht noch nicht hell. Es geht darum, dieses Licht auch leuchten zu lassen. Dabei wünsche ich ihnen gesegnete Erfahrungen. Ob es gute Taten, Auto-Gebete, ein Blick ins Losungsbuch ist, oder etwas ganz anderes.

Amen

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