Silberne Konfirmation, Goldene Konfirmation, Jubelkonfirmation
Wir blicken zurück auf die Lebenswege der Jubilare. Es geht um Weichenstellungen und das Wertschätzen des eigenen Lebenswegs.
Liebe Festgemeinde, Liebe Silberne Konfirmanden
an Festtagen wie heute hat man meist einen doppelten Blick: Man sieht sich in der Gegenwart – so wie immer, aber man schaut eben auch zurück, auf die letzten 25 Jahre und und noch ein bisschen weiter. Mannonan, jetzt bist du um die vierzig. Und damals, bei deiner Konfirmation, da waren 40-jährige schon alte Leute! – Ja so schnell vergeht die Zeit.
Aber es ist natürlich im vergangen Vierteljahrhundert auch einiges passiert im Leben. Sie sind nämlich keine Konfirmandinnen und Konfirmanden mehr; auch wenn sie sich eigentlich noch zu den jungen Leuten zählen. Sie haben eine lange Wegstrecke Ihres Lebens hinter sich gebracht, sind jetzt woanders, an ganz unterschiedlichen Orten angekommen. Und das meine ich nicht nur geografisch. Auch beruflich und familiär sind Sie in ganz unterschiedlichen Situationen angekommen. Je nachdem, wie sich Ihr Lebensweg gestaltet hat. Je nachdem, wie familiär und beruflich damals Ihre Weichen gestellt worden sind.
Weichenstellungen legen vieles fest
Mitunter sind da ja schon recht früh Weichen fürs Leben gestellt worden.
– Schon die Wahl der Fächerkombination in der Realschule oder im Gymnasium ist so eine Weichenstellung.
– Die Wahl des Berufs oder des Studienfachs.
– Ist er oder sie der Partner fürs Leben? Oder warte ich noch ab, suche weiter, auch wenn es sein kann, dass ich dann länger ohne Lebengefährte sein werde?
– Welche Vereine, welche Themen, welche Hobbys sind mir wichtig? Wo werde ich mich engagieren, vielleicht dort sogar langfristig in Verantwortung hineinwachsen?
Manche Weichenstellung steht auch erst später an, ist aber genauso wichtig: Wenn jemand beruflich eine Umorientierung wagt, wenn Partnerschaften in eine Krise geraten, wenn man sich entschließt, seinen Lebensstil zu ändern und etwas Neues anzufangen: Auch da werden Entscheidungen getroffen, die oft genug Weichenstellungen fürs Leben bedeuten, man macht sich ihre Reichweite oft gar nicht so bewusst.
Der Begriff Weichenstellung macht es deutlich: Wenn die Weiche nach links gestellt ist, gehts ab sofort in diese Richtung – dort gibts natürlich auch weiterhin tausend verschiedene Wege, wie es weitergehen kann, aber das Gleis nach rechts ist damit abgehakt. Eine Richtung ist vorgegeben.
Im Rückblick wird einem manches dann deutlich – man erkennt Weichenstellungen, die prägend für das eigene Leben waren. Und wahrscheinlich sind dann nicht mal die vorhin Erwähnten (Fächerkombination, Beruf) ausschlaggebend, sondern die unscheinbaren kleinen Weichensteller werden deutlich.
– Da gabs ein Buch, das ich als 13j ähriger gelesen habe, und dessen Helden haben mich lange Zeit in meinem Leben und Denken beeinflusst.
– Da gabs eine Oma, die als Vorbild im Leben und Glauben diente und mich gepr ägt hat.
– Da ist etwas passiert, ein Unfall, eine Begebenheit. Viele haben das schon längst vergessen – aber für mich war das ein Schlüsselerlebnis. Und immer wieder sehe ich diese Szenen aus der Vergangenheit vor meinem inneren Auge.
– Da bin ich eigentlich nur wegen einem Freundes mit zum Posaunenchor gegangen, aber jetzt bin ich da schon seit zwei Jahrzehnten und vielleicht bin ich deshalb der Kirche verbunden geblieben, weil man mit dem Chor regelmäßig in den Gottesdiensten aktiv ist.
Meinen Weg kann ich wertschätzen
Liebe Silberne Konfirmanden,
jede und jeder hat ihren und seinen ganz eigenen Weg mit seinen ganz persönlichen Weichenstellungen hinter sich. Und in der Vielfalt dieser Lebensläufe merkt man auch eine Negativ-Bilanz: Was man alles nicht gemacht hat, was man nicht erlebt hat, was man nicht geworden ist. – Eben weil meine Weichen anders gestellt waren, als die meines Mit-Konfirmanden. Manche Menschen tun sich schwer mit solchen Jubiläen oder Klassentreffen, weil sie den Vergleich fürchten: Was hat du erreicht, was habe ich erreicht? Schau, mein Haus, mein Auto, meine Familie … ach, du hast keine … verlegenes Schweigen.
Wer vergleicht, geht das alles falsch an. Wir können Lebensläufe nicht vergleichen. Den „richtigen Weg” gibt es nicht. Es geht im Rückblick nicht darum, verpasste Chancen zu betrauern, sondern, den gegangenen Weg wertzuschätzen. Und dankbar zurückzublicken.
Mein Weg als Gottes Weg
Im Psalm 25 heißt es: Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige! Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich! Denn du bist der Gott, der mir hilft.
„Herr, zeige mir deine Wege” – Da ist die Rede von Gott, der mir seine Wege zeigt, seine Pfade beibringt. Gibts vielleicht doch den richtigen Weg? Den, den Gott mir vorgezeichnet hat, die Ideallinie fürs Leben? Angesichts der vielen Wendungen, die ein Leben nehmen kann, ist es schwer, sich vorzustellen, dass es nur einen richtigen, einen Weg Gottes gibt. Aber zugleich signalisiert mir der Satz: Es gibt Wege, die sind nicht Gottes Wege; sonst müsste man sich die ja nicht zeigen lassen. Wenn ich drauf schaue, wie in der Bibel Lebenswege gezeichnet werden, entdecke ich, dass es zwei Perspektiven gibt, die zusammen gehören:
Zum einen: Die Perspektive desjenigen, der Leben vor sich hat, der handeln und entscheiden muss. Ich stehe da und schaue nach vorne. Ich glaube: Der Weg Gottes ist der Weg, den ich im Vertrauen auf Gott gehe, und bei dem ich mir sicher bin: Ja auf dem Weg geht Gott bestimmt mit, zu dieser Weichenstellung kann Gott bestimmt sicherlich „ja” sagen. Manchmal gibt es Wege, die recht attraktiv erscheinen, bei denen ich aber das Gefühl habe: Das ist nicht so ganz in Ordnung, was du da vorhast. Wenn ich mich für diesen Weg entscheide, höre nicht auf mein Gewissen und verrate letztlich meinen Glauben.
„Herr, zeige mir deine Wege” – Das kann ein Gebet sein, wenn man am Grübeln ist, welche Entscheidung die richtige ist. Der Wunsch, dass Gott mir ein scharfes Auge schenkt, um zu erkennen, wo die Risiken lauern. Die bitte um die Kraft mancher Versuchung zu wiederstehen.
Es gibt noch die zweite Perspektive – nämlich die des Zurückblickens: Wenn ich auf einen Lebensabschnitt zurückschaue und resümieren kann: Es war gut, und ich habe das Gefühl, dass Gott mich auf diesem Weg begleitet hat. Mir geholfen, mich bestärkt, mich getröstet, mit mir gelacht hat. Dann ist das auch ein Weg Gottes. Eine Erkenntnis die erst im Rückblick so deutlich wird.
So wie im Alten Testament Josef in Ägypten sagen konnte: Mein Leben ist gelungen, auch wenn es meine Brüder schlecht mit mir gemeint haben und mir viel Ärger eingebrockt haben: Gott hat es gut gemeint und letztlich waren auch Weichenstellungen, über die ich mich geärgert habe, wichtige Stationen meines Lebens. Es war nicht alles Gold auf diesem Weg, aber es war ein Weg, den Gott mitgegangen ist, es war Gottes Weg mit mir.
Neue Wege und Anfänge wagen
Liebe Silberne Konfirmanden,
ich könnte auch „verehrte Jubilare” sagen, aber das würde dann ja klingen, als säßen hier lauter hochbetagte Senioren im Ruhestand. Aber Sie sind mitten im Leben. Es ist statistisch gesehen Halbzeit. Sie haben noch viel Leben vor sich. – Auch viele Weichenstellungen! Immer wieder.
„Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige! Denn du bist der Gott, der mir hilft”. Lassen Sie sich immer wieder mit Gottvertrauen auf neue Wege ein. Haben Sie den Mut, Dinge neu anzugehen, gerade auch in der Lebenmitte. Gottes Hilfe ist ihnen verheißen.
Alles eingespurt zu lassen und zu sagen, „lief ja bisher auch ganz gut” ist eine einfache, aber nicht immer die beste Lösung. Nicht ohne Grund bringt die Midlife-Crisis manche ins Schleudern und bringt einen auf Gedanken, die dann andere nur mitleidig belächeln können. Kommen Sie Ihrer Midlife-Crisis zuvor, indem Sie selber Weichen stellen und überlegen, was ihr Weg mit Gott sein kann.
Vorgestern war ich zu einem Kabarett-Auftritt in Herzogenaurach, in der Gemeinde, von der aus wir vor 9 Jahren hierher gekommen sind. Ich habe da viele alte Gesichter gesehen, aber auch zahlreiche neue Leute. Keine Teenies, sondern gestandene Familienväter und Muttis, die neu in der Gemeinde engagiert sind. Die wohnen da schon länger, und hatten über viele Jahre wenig bis keinen Kontakt mit Kirche. Und jetzt mit 40 oder 50, tauchen sie da wieder auf. Beruflich etabliert, die Kinder sind aus dem gröbsten raus, jetzt haben sie sich neue Bereiche gesucht, und engagieren sind im dortigen Gemeindeleben. Veranstalten Benefizaktionen für ein Weisenhaus oder stehen beim Bandgottesdienst am Mischpult.
Damit beginnt für sie nicht nur ein neues Hobby, sondern es ist für diese Leute auch ein neuer Weg mit Gott, ein neues Nachdenken über Glauben. Ganz anders, viel gereifter und auch kritischer als in ihrer Konfirmandenzeit, aber zugleich auch neu offen für die Frage nach Gott.
Neue Wege gehen. Haben Sie den Mut, neue Wege zu gehen, oder alte Wege neu mit Leben zu füllen. Mit Gott an Ihrer Seite. Lassen Sie sich von ihm leiten und begleiten.
Ich wünsche Ihnen dabei seinen Schutz und Segen.
Amen