Predigt: Weihnachten wird in der Krippe entschieden! (Römer 15, 5-15) 11. Dezember 2011, 3. Advent

Ainderkrippeentschiedennders als die Mediamarkt-Werbung behauptet, ist Weihnachten nicht das Fest der Geschenke. Aber weiß denn eigentlich noch, worum es wirklich geht?

Liebe Gemeinde,

Du bist nicht mit eingeladen!

es ist gerade Pause in der Arbeit. In Grüppchen stehen die Kollegen zusammen; eine Wurstsemmel in der Hand und reden miteinander. Du stellst dich zu einigen Kumpels dazu. Vom kommenden Wochenende ist die Rede, man will gemeinsam nach Nürnberg auf den Christkindlesmarkt. Du diskutierst mit, aber als es darum geht, wer mit wem in einer Fahrgemeinschaft unterwegs ist, merkst du: Da hat dich irgendwie keiner auf dem Plan – keiner fragt dich, keiner bietet dir das Mitfahren an – dir wird klar: Du bist eigentlich gar nicht eingeladen gewesen, du standst nur zufällig daneben. Keiner hatte ernsthaft vor, dich mitzunehmen.

Peinlich – und weh tut es auch.  Wenn ich nicht eingeplant bin. Wenn mir bewusst wird: Für dich war das gar nicht gedacht, andere sind dabei; aber du nicht! Eigentlich ist Weihnachten auch so ein Fest. Der Heiland ist geboren, der Messias kommt zur Welt. Aber wirklich für Sie ….und für mich?
Ist das nicht der Messias der Juden, des Gottesvolks?
Denen hat Gott doch den Erlöser versprochen. Dem Volk Israel – was haben wir als Nachfahren der Germanen damit zu tun?

Wir sind doch gemeint!

Ich lese ihnen vor, was der Apostel Paulus dazu im Römerbrief schreibt: (Römer 15, 4-14)
Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Juden geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind;  die Heiden aber sollen Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht (Psalm 18,50): »Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.« Und wiederum heißt es (5.Mose 32,43): »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!« Und wiederum (Psalm 117,1): »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preist ihn, alle Völker!« Und wiederum spricht Jesaja (Jesaja 11,10): »Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.« Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.

Soweit die Worte der Heiligen Schrift.

Liebe Gemeinde, haben Sie es gemerkt? Paulus schreibt hier selbst gar nicht viel, er zitiert hauptsächlich. Er macht deutlich: Schon das Alte Testament, die Heilige Schrift der Juden betont, dass Gott auch ein Herz für Heiden hat – für die Nichtjuden – also uns! Und darum wird der Messias auch für die Heiden da sein, auch die sind eingeladen.
Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.
Also: Wir sind mit von der Partie, wir sind auch eingeladene Gäste auf dem Fest. Wenn der Messias die Welt neu macht, stehen wir nicht vor der Türe.

Verschobene Situationen

Inzwischen sind fast 2000 Jahre ins Land gegangen. Und die Situation hat sich  verändert.
Paulus hat dafür gekämpft, dass die Juden, die an Jesus Christus glaubten, auch die Heidenchristen akzeptierten. Auch die bekehrten Römer und Griechen sind mit eingeladen – das hat er im Predigttext betont.
Und heute: Im Judentum konnte der Glaube an Jesus Christus nur begrenzt Fuß fassen. Nur wenige Juden verstehen sich als messianische Juden. Christen, die finden wir außerhalb des Judentums, bei denen, von denen man dachte, die wären von Gott gar nicht gemeint, die wären gar nicht eingeladen gewesen.
Dafür haben wir mittlerweile eine neuen Heiden-Situation: Das Wort hat sich verändert. „Heiden” wurde zum Begriff für Menschen, die mit dem christlichen Glauben nichts zu tun haben.
Die ungetauften Heiden in Afrika, die nichts von Jesus wissen, das sind die heiden, so habs ich vor 30 Jahren in der Schule gelernt.
Aber inzwischen hat sich einiges verändert. Immer stärker wird deutlich: Die religiös Ahnungslosen sind mitten unter uns!
Und jetzt an Weihnachten kann man das durchaus ablesen!
Denn worum gehts an Weihnachten? Um Geschenke – oder wie es der Media-Markt offen kommuniziert: „Weihnachten wird unterm Baum entschieden”.

Das ist für viele der Dreh-und Angelpunkt. Weihnachten ist Baum, Geschenke, Essen, Liebe – fertig!
Die Sache mit Jesus? Ja … die alte Geschichte mit Maria und Josef … die kennen die meisten ja noch. Ist halt ne süße Story …. mehr nicht. Der Weihnachtsmann hat für manche mehr mit Weihnachten zu tun als Jesus.

Heiden mitten in Deutschland.

Und so fällt es immer mehr Muslimen nicht schwer, auch einen Weihnachtsbaum in die Wohnung zu stellen und Geschenke einzupacken … denn mit dem christlichen Glauben hat das Fest ja nur am Rande zu tun.
Paulus ist uns näher als gedacht

Liebe Gemeinde, merken Sie es? Wir sind wieder da angelangt, wo Paulus war: Das Spiel mit dem „eigentlich gemeinten Leuten” und den „Heiden”. Da ist die eine Gruppe, die weiß, worum es bei der Geburt Jesu ging, die Weihnachten als ihr Fest versteht. Das Fest an dem man das Kommen Gottes in unsere Welt feiert. Unser Fest, wir sind gemeint. – Und mit „uns” meine ich jetzt tatsächlich uns hier – die Gottesdienstbesucher, die häufiger als 1 mal pro Jahr  hier sitzen
Und da haben wir die Anderen: Die mögen ja getauft sein, aber gesehen haben wir sie hier schon länger nicht mehr. Vielleicht noch nie. Wissen die noch, worums an Weihnachten geht? Oder haben sie unser Fest schon längst eingetauscht gegen eine selbstgeschnitzte Wohlfühlparty; die Krippe bleibt unausgepackt auf dem Dachboden, weil sonst der Platz für die Geschenke nicht reicht.
Haben die noch was mit Weihnachten zu tun?
Sind die noch eingeladen?  Gehören die noch dazu?
Lassen wir die noch rein am Heiligen Abend, wenn der Platz sowieso knapp ist?

Es wird kommen der Spross aus der Wurzel Isais und wird aufstehen, um zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.
Diese Worte gelten noch immer:
Gemeint sind alle!
Eingeladen sind alle!
Ausgrenzen, aussortieren, dürfen wir nicht. Denn wenn Gott ernsthaft aussortieren würde, wären wir auch draußen.

Missionarisch leben

Die Worte des Paulus geben uns da sie Richtung vor.
Und eigentlich wissen wir auch, was Paulus aus diesem Wissen gemacht hat: Er ist aktiv geworden. Er ist losgezogen, um den Heiden zu erklären, wer Jesus Christus ist. Hat für den Glauben geworben, hat den Menschen gezeigt, wie sich ein Leben verändert, wenn das Vertrauen auf Gott die Basis des Leben ist.
Glauben sichtbar machen!
Kommunizieren, worum es an Weihnachten geht.
Das ist eine missionarische Aufgabe für alle Christen.
Nur ist das Missionsfeld nicht in Afrika, sondern beginnt direkt vor meiner Haustüre.

Das ist gar keine so einfache Aufgabe. Da müssen wir uns selber drauf besinnen. Was ist das, was die Weihnachten ausmacht?
Es geht um Jesus, Gottes Sohn, der in unsere Welt gekommen ist.
Das Kind in der Krippe ist das Zentrum.
Seine Liebe zu den Menschen.
Sein Sterben für unsere Schuld.
Seine Auferstehung, die uns ein Leben über den Tod hinaus ermöglicht.
Das einladend weiterzugeben, das ist unsere Aufgabe.

Wenn dann einer in unseren Gottesdiensten, Andachten, Konzerten oder bei ihnen daheim sitzt. Und dann hört, wie wir von diesem Kind in der Krippe reden, von seiner Geburt, und dem, was uns dieser Jesus bedeutet.
Dann sollte er irgendwann spüren: Ja, das ist auch für mich gedacht, das ist etwas, bei dem ich auf dem Plan bin!
Da bin ich willkommen. Die wollen nicht unter sich bleiben.
Das ist eigentlich auch was für mich.

Einladend Advent und Weihnachten feiern – weil wir wissen:
Weihnachten wird nicht unterm Baum entschieden, sondern in der Krippe und in den Herzen der Menschen.

Amen

 

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