Montag: Adventskalender
Dienstag: Nikolaus
Mittwoch: Nichts ist ewig
Donnerstag: Die Lebkuchen-Affäre
Freitag: Die richtigen Worte
Samstag: Der Schöpfer
Montag: Adventskalender
Guten Morgen,
Jetzt sprießen sie wieder im Internet: Die Online-Adventskalender. Auf Facebook, in Internet-Blogs und bei den Online-Geschäften. Da gibts jetzt jeden Tag ein anderes Schnäppchen. 10% Nachlass: Heute auf Turnschuhe, morgen auf Batterien – ich weiß nicht …
Eigentlich sind das ja gar keine Geschenke. Die wollen ja was verkaufen, und kassieren jetzt halt ein bisschen weniger als sonst.
Adventskalender ist für mich etwas anderes. So sehe ich das bei meinen Kindern: Da gibts jeden Tag eine Kleinigkeit. Ein Geschenkchen – ohne dass sie was dafür tun müssen. Jeden Tag ist da was drin – einfach so. Das ist ja eigentlich auch der Kern von Advent und Weihnachten: Ich bekomme, das, was ich am dringendsten brauche geschenkt. Liebe von Gott und den Menschen. Ich werde angenommen, in den Arm genommen – ganz ohne Gegenleistung – ja sogar dann, wenn ichs eigentlich nicht verdient hätte. Geliebt werden – einfach so – darum gehts im Advent.
Ich wünsche ihnen einen schönen Tag und eine gute Woche.
Dienstag: Nikolaus
Guten Morgen,
heute feiern wir St. Nikolaus; dann wird er wieder als Geschenkeonkel durch die Läden und Fußgängerzonen laufen, Mandarinen und Schokonikoläuse unters Volk bringen. Der echte Nikolaus, damals von 1700 Jahren, hat ja auch etwas verschenkt – sogar ziemlich viel! Zum Beispiel zwei Klumpen Gold an zwei kleine Mädchen, die ihr Vater an ein Bordell verkaufen wollte, weil er sie nicht mehr ernähren konnte. Dafür ist Nikolaus berühmt geworden, auch wenn die Sache mit den Mädchen nur eine seiner vielen guten Taten war.
Seine Kinder in die Prostitution verkaufen – aus der reinen Not heraus! So war das damals …..und so ist es heute immer noch. Nicht vor unserer Haustüre; aber in manchen Entwicklungsländern, auch in manchen exotischen Regionen, in denen wir gerne Urlaub machen. Was da geschieht ist ein Verbrechen und eine menschliche Katastrophe. Aber man kann etwas dagegen tun: Die Eltern unterstützen, damit sie von ihrer Hände Arbeit leben können. Bildungsangebote, damit die Kinder eine Perspektive haben und ihre Rechte kennen.
Aber solche Maßnahmen von Hilfsorganisationen kosten richtig Geld – genauso wie einst bei St. Nikolaus. Ja, St. Nikolaus erinnert mich nicht nur an Schokolade – sondern auch an die Tatsache dass gute Taten manchmal auch gutes Geld kosten
Einen guten Tag wünsche ich ihnen.
Mittwoch: Nichts ist für immer
Guten Morgen,
ich habe mir jetzt auch so einen Online-Kalender angelegt. Alle Termine schön übersichtlich auf dem Bildschirm. Dabei kann ich auch automatisch Termine eintragen, die immer wieder passieren: Zum Beispiel Geburtstage. Oder der Stammtisch an jedem ersten Montag im Monat. Der Computer trägt die dann automatisch alle ein, bis in alle Ewigkeit. Genau da ist das Problem: Der Stammtisch wird nicht ewig bestehen, und mein Geburtstag … irgendwann bin ich auch nicht mehr da. Dann steht der Termin im Kalender, auch wenn ich längst nicht mehr lebe. Ein komisches Gefühl. Der Computer ist halt doch ein recht dummer Kasten, der hat kein Gespür dafür, das alles auf der Erde irgendwann einmal vorbei ist.
Da bin ich schon gescheiter. Zumindest theoretisch. Ich könnte überlegen, was wirklich wichtig ist für mein Leben. Und ich könnte mir Gedanken drüber machen, wie das wohl mal weitergeht, nach dem Tod – denn als Christ erwarte ich ja, dass es bei Gott weitergeht.
Nicht so ganz einfach, diese Fragen. Das lässt sich nicht so schnell mal bei der Fahrt in die Arbeit abhaken.
Aber irgendwie komm ich um diese Fragen nicht herum. Denn ich will ja nicht so doof sein, wie mein Online-Kalender, der meint, in hundert Jahren würde ich immer noch zum Stammtisch gehen.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Donnerstag: Die Lebkuchen-Affäre
Stellen Sie sich vor, jetzt hat der Fregger seine Klassenlehrerein auch noch mit Lekbuchen bestochen! Sie Mutter an der Bushaltstelle ist kaum zu bremsen. Schon seit der ersten Schulwoche ist der Kerl rotzfrech, macht seine Hausaufgaben nicht und schreibt bloß Vierer, Fünfer und Sechser! Und jetzt schenkt er der Lehrerin eine mordsmäßig große Tüte mit Lebkuchen. „Hab ich selber gebacken” hat er auch noch gesagt. Wer weiß obs stimmt – Jetzt hofft er wohl, dass sie ein Auge zudrückt! – Also ich hätte ihm die Tüte auf dem Kopf gehaun.
Ich sags ihnen: Sowas ist mir als Schulpfarrer wirklich mal passiert. Und ich habe die Lebkuchen ohne mit der Wimper zu zucken genommen: Denn ich habe gemerkt, zum ersten mal ist der kleine Kerl richtig stolz auf das, was er geleistet hat: Selber mit der Mama Lebkuchen gebacken und jetzt in der Schule verteilt! Auch wenn er in der Schule Probleme hatte und machte: An diesem Adventsmontag konnte er zeigen: Ich gebe mir Mühe, ich will ja einer von den „guten” sein – auch wenns manchmal anders aussieht. Den Problemkindern eine Chance geben: Das ist nicht nur eine Aufgabe der Lehrer und Lehrerinnen – auch wir, die anderen Eltern sollten uns freuen, wenn sich bei den schwierigen Kandidaten mal etwas zum guten wendet.
Einen fröhlichen Tag wünsche ich Ihnen
Freitag: Die richtigen Worte
Guten Morgen,
gestern hats mich wieder erwischt: Passwort vergessen. „Sie haben noch zwei Versuche” meldet der Bildschirm, „dann wird ihr Zugang gesperrt”. Puh, da wird man vorsichtig, dass man ja nicht noch mal ein falsches Wort erwischt.
Computer sind da gnadenlos – Menschen manchmal auch:
Ein falsches Wort zur falschen Zeit, und der Ofen ist aus, dann ist einer eingeschnappt, und da gibts oft nicht mal einen zweiten Versuch. Den richtigen Zugang zu Menschen zu finden ist auch oft eine Frage der richtigen Worte – die man manchmal mit genauso viel Sorgfalt aussuchen muss, wie ein Passwort. Worte, die ehrlich sind – und doch freundlich; Worte, die Nähe ausdrücken und doch nicht bevormunden. Das ist nicht ganz einfach – aber oft wäre schon viel gewonnen, wenn wir unsere Worte mit ein bisschen mehr Sorgfalt wählen würden.
Ich wünsche ihnen, dass Ihnen das heute gelingt.
Samstag: „Der Schöpfer”
Guten Morgen,
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit – das ist und das bleibt wohl auch der Schlager der Adventszeit. Schon als Kind wusste ich. Wann das Lied gesungen wird, dann dauert es nicht mehr lang bis Weihnachten.
Nur das Ende des ersten Verses hat mich als kleinen Jungem immer etwas irritiert. Das singt man „Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat“.
Und ich habe damals mit 5 oder 6 Jahren immer an einen Suppenschöpfer gedacht – an so seine Suppenkelle.
Ist Gott ein Suppenschöpfer? – das war für mich schon eine komische Vorstellung. Klar, da ist was anderes gemeint. Eigentlich ist das gar nicht so verkehrt: Der Suppenschöpfer, mit heißer Brühe, randvoll. Ein paar Nudeln hängen über den Rand. Das tut gut – etwas Warmes braucht der Mensch. Nicht nur im eisigen Advent. Gott zu vertrauen – das hat auch was von einem Schöpfer voll Nudelsuppe. Es wärmt mich innerlich auf: Das Gefühl, dass da einer ist, der es gut mit mir meint, der mich beschützt, der zu mir hält – auch wenn draußen ein ganz anderer kalter Wind bläst. Gott als mein Schöpfer – so oder so: Eine Vorstellung die mir irgendwie gefällt.
Einen schönen Tag wünsche ich ihnen.