Andachten auf Charivari 98,6 im Oktober 2011

Montag: Zwei Tage nach Erntedank
Dienstag: Schnecken ohne Mitgefühl
Mittwoch: Aufwachen!
Donnerstag: Das Gott-Ding
Freitag: Veränderung hält in Schuss

2 Tage nach Erntedank

Guten Morgen.
Vor zwei Tagen haben wir in unseren Kirchen Erntedank gefeiert. Mit festlichen und fröhlichen Gottesdiensten. Vorn am Altar sind oft alle möglichen Arten von Obst, Gemüse, Feldfrüchten und was sonst wächst aufgeschlichtet. Eine wahre Pracht fürs Auge. Aber jetzt am Dienstag kommt noch mal was ganz besonderes: Heute kommen an vielen Orten die Kindergartenkinder in die Kirche, um noch einmal die Erntedankgaben zu bewundern. Große Augen gibt es da, denn viele Kinder haben diese Fülle so noch nicht gesehen. Sie kennen nur die Auslage in der Obstabteilung, wo alles eingepackt und ordentlich sortiert ist.
Der Hit ist aber der Duft. Die Früchte liegen ja schon seit drei Tagen in der Kirche, und meistens lüftet da auch keiner. Der ganze Raum ist erfüllt vom Aroma der Leckereien da vorne. Das kann man nicht beschreiben. Das muss man erleben: Dort vorne zu stehen, die Fülle zu sehen und zu riechen – und zu sagen: „Danke lieber Gott, du meinst es wirklich gut mit uns.”
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.

Schnecken ohne Mitgefühl

Bein Spazierengehen sehe ich immer wieder mal tote Nacktschnecken auf der Straße. Da ist vielleicht ein Radfahrer drübergefahren oder jemand draufgetreten. Das ist ja schon ekelig – gell! Aber noch ekelhafter ist es, wenn ich sehe, wie manchmal da 5 oder 6 andere Schnecken hinkriechen und an der toten zermanschten Schnecke herumfressen. Widerlich! Die weiden sich an ihren verletzten oder toten Artgenossen. Kein Mitgefühl. Das ist ja echt das Letzte.
So etwas kriegen sonst ja nur wir Menschen hin.  Da passiert ein Verkehrsunfall und da gibt es welche, die zücken ihr Fotohandy statt zu helfen. Im Unterschichten-Fernsehen weide ich mich an der Dummheit oder an der Hilflosigkeit anderer Menschen.  Ich schüttle den Kopf über die Familie, deren Vater an der Flasche hängt und seine Kinder prügelt … und … ja und? Bin ich eine Nacktschnecke – oder zeige ich Mitgefühl, und versuche, was für  den Anderen zu tun? Ich weiß, das ist leichter gesagt, als getan. Aber so wie diese Nacktschnecken, für die jedes Opfer auch zu ihrem Opfer machen –  nö so will ich nicht sein. Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

Aufwachen aus dem Alptraum

Guten morgen,
ich habe ja ganz selten Alpträume, aber kürzlich ist es mir mal passiert, es war so richtig furchtbar. Irgendwann bin ich wachgeworden, es war noch mitten in der Nacht , ich habe mich rumgedreht, und habe versucht, weiterzuschlafen, und den Alptraum fertigzuträumen. Erst nach ein paar Minuten des Hin-und-her-Wälzens habe ich gemerkt: So ein Quatsch!   Ich bin doch nicht verpflichtet den Mist weiterzuträumen. Das war nur ein Traum! Der ist vorbei – ich geh mal in die Küche, trink ein Glas Wasser und hoffe auf einen schönen Traum, für den Rest der Nacht.
Alpträume gibts ja auch tagsüber: Da geht etwas schief und es scheint nicht aufzuhalten zu sein und man fügt sich in diese Tragödie ein, es ist halt mal so. Aufwachen aus dem Alptraum! Nicht mehr weitermachen, mehr nicht mitspielen beim Untergangs-Theater. Aufwachen und versuchen, einen neuen Traum zu träumen – einen, wo etwas klappt. Einen der gut ausgeht. Ich weiß: Das wird nicht immer gelingen – aber wenns klappt, dann ist es die Mühe wert gewesen. Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

Das Gott-Ding

Reliunterricht in der zehnten Klasse. Um eine biblische Erzählung,  in der ein Engel eine Rolle spielt, geht es. Maximilian beschreibt die Szene mit den Worten „… und dann kam so ein Gott-Ding!”
„Gott-Ding”? Er meinte den Engel! Ein Engel als Gott-Ding”, also so ein „Irgendwas”, das eben mit Gott zu tun hat, das in dessen Auftrag etwas mitteilt oder tut. „Gott-Ding” – so verkehrt ist der Begriff gar nicht:
Denn wenn es um Glaubenserfahrungen geht, um Erlebnisse, bei denen irgendwie Gott spürbar war, dann tun wir uns ja oft schwer, das in Worte zu fassen. „Es war halt anders als sonst”, sagen die Menschen, „da habe ich gespürt, dass da etwas war, zwischen Himmel und Erde,” so ein … so ein Gott-Ding eben.
Es müssen nicht immer Männer mit Flügeln sein: Mir reicht es, zu wissen: Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, da hat Gott anscheinend die Finger im Spiel. Und ich bin froh, dass diese Gott-Dinger es gut mit mir meinen.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Veränderung hält in Schuss

Guten Morgen, an diesem Wochenende feiern wir in unserem Dorf Kirchweih.
Fast 300 Jahre ist her, dass man sie eingeweiht hat, aber sie ist immer noch gut in Schuss, weil sich immer wieder Menschen um diesen Bau gekümmert haben: Repariert, renoviert: Veraltetes und morsches Zeug wird entsorgt, und mit neuen Materialien wir die Kirche wieder schön und benutzbar hergerichtet. Beim Gebäude macht man das ohne Zögern oder schlechtes Gewissen.
Und wie ist es mit der Gemeinde, die sich dort trifft? Seit Jahrhunderten geht man dort ein und aus, feiert Gottesdienste, teilt Freud uns Leid.
Ich denke, auch wir, die wir Kirche sind, brauchen manchmal eine Renovierung. Den Mut, Gottesdienste auch mal anders als sonst zu feiern, mit anderen Liedern und Formen. Die Phantasie, die Botschaft der Liebe Gottes mit neuen, Worten und Bildern auszudrücken. Das fällt nicht jedem leicht – aber ich denke, wir brauchen auch da immer wieder eine Renovierung. Damit nichts erstarrt, einrostet oder verfällt.
Wissen Sie, ob sich in Ihrer Kirche in der letzten Zeit etwas verändert hat? Schauens morgen am Sonntag doch mal vorbei – dann wissen Sie es.
Ein schönes Wochenende wünsche ich Ihnen.

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