Andachten auf Charivari 98,6 im Juli 2012

– Montag: Ohne Steckdose überleben
– Dienstag: Luthers Klostereintritt 1505
– Mittwoch: Wenn Schüler zu Menschen werden
– Donnerstag: Gott sieht alles !
– Freitag: Bananen-DNA

Montag: Ohne Steckdose überleben

Guten Morgen,
ich komme grade von einem Zeltlager mit unseren Konfirmanden. Er war toll, es machte Spaß, wir hatten alles was man so braucht … bis auf eine Steckdose. Die hat wirklich gefehlt – zumindest für einen aus der Gruppe: Der arme Junge wollte unbedingt seine elektronische Spielekonsole aufladen und suchte immer vergeblich nach einer Steckdose. Aber da war halt keine, und der Nintendo machte keinen Mucks mehr. Ein echtes Drama. Eigentlich müsste man herzlich drüber lachen – aber irgendwie merke ich, dass es mir auch nicht ganz so leicht fällt: Einfach mal ein paar Tage ganz anders zu leben: Draußen in der Natur. Ohne Strom, ohne Zeitung, kein Telefon, keine Abendnachrichten, nicht mal eine Email.

Zwischendurch hats mich auch gereizt, das Smartphone anzuschmeißen und mich auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen – mails zu beantworten… es könnte ja auch was Wichtiges dabei sein. Aber dann hab ich wieder an den Jungen mit seiner Steckdosen-Suche gedacht:

Nein – hab ich mir gesagt: Das geht auch ohne Smartphone. Die meisten Informationen, die es dir liefert, brauchst du ja sowieso nicht! Und es ist gegangen – und ich habe es genossen.  Nächstes Wochenende gehe ich zwar nicht Zelten, aber vielleicht lege ich mal wieder einen Smartphone-Freien Tag ein! Sie können es ja auch mal ausprobieren.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

Dienstag: Luthers Klostereintritt am 17. Juli 1505

Guten Morgen
Wie es Martin Luther heute vor 507 Jahren wohl ergangen ist? An diesem Tag stand er vor der Klostertür in Erfurt und klopfte vorsichtig an. Schließlich hatte er es ja bei einem Blitzeinschlag  in Todesangst geschworen: „Heilige St. Anna, ich will Mönch werden!”. Im Kloster wurde er nicht glücklich. Immer wieder war er dort mit seinen eigenen Fehlern konfrontiert und dann sah er dort auch noch die vielen Missstände seiner Kirche. Es machte ihn fix und fertig – Es trieb ihn um, und er suchte verzweifelt nach Antworten auf seine persönlichsten Fragen. Wer weiß, wie oft er seine Entscheidung zum Klostereintritt verflucht hat.

Aber im Nachhinein wird klar:  Dieser Schritt, der ihn in allergrößte Schwierigkeiten gebracht hatte, war genau der richtige. Ohne diese zermürbende Erfahrung im Kloster hätte Luther wohl nie so intensiv über grundlegende Fragen des Lebens nachgedacht. Ohne das alles hätte er wahrscheinlich nie die Entdeckungen gemacht, die das Christentum und unsere Welt verändert haben.
Ich denke: Manchmal braucht man so eine gepflegte Fehlentscheidung, die einen gepflegt mitten ins größte Schlamassel führt. Und dann ist zu hoffen, dass einem Gott irgendwann ein Licht aufgehen lässt – damit man merkt: Der Weg war zwar bitter – aber letztlich wars anscheinend nötig, um Dinge zu entdecken, die man sonst nie gesucht hätte.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Mittwoch: Wenn Schüler zu Menschen werden

Guten Morgen
Das Schuljahr geht jetzt ganz schön schnell zu Ende. Die Noten sind gemacht, der Stoff ist durch – man kanns hie und da ein bisschen ruhiger angehen lassen.In diesen letzten Schulwochen erlebe ich manchmal ganz eigentümliche Momente: Da machst du mal ein bisschen eher Schluss, redest über den Urlaub oder die Familien daheim, und plötzlich verwandelt sich der krätzigste, provozierendste und nervigste Schüler der Klasse zum netten Gesprächspartner. Will wissen, wie es mir so geht, und obs mir mit ihnen als Klasse gefallen hat. Es wird ganz persönlich – und ich erkenne ihn nicht mehr wieder. Am Ende gehe ich aus der Klasse, und frage mich: Warum ist er nicht immer so? Weshalb muss er sonst immer so ein anstrengendes Schüler-Ego mit sich herumtragen, mit dem er sich und den Anderen keinen gefallen tut? Ich weiß es nicht!
Ich muss ihnen sagen:  Ich bin immer wieder froh über solche Momente. Denn dann merke ich, dass unsere Schüler viel besser sind, als wir oft vermuten. Es macht mich aber auch nachdenklich: Hoffentlich mache ich nicht den gleichen Fehler wie dieser Schüler: Im Unterricht, oder sonst im Beruf nicht anders zu sein, keinen anderen zu spielen als ich wirklich bin.
Ich will ich selber sein – dann wissen die Leute auch, woran sie bei mir sind – und zwar nicht erst am Schuljahresende. Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Donnerstag: Gott sieht alles

Guten Morgen!
„Gott sieht alles” – Ich weiß nicht wie viele Menschen diesen Satz in ihrer Kindheit schon als Drohung gehört haben.  „Gott sieht alles” – der große Überwacher im Himmel, der strafende Richter, der verlängerte Arm der Eltern. „Gott sieht alles” – ein Satz, der Angst machen kann. Heutzutage ist er aus der Mode gekommen, schließlich gehört bei ihm auch dazu, dass er Menschen vergibt, wo sie etwas falsch machen.

Aber trotzdem will ich diesen alten Satz nicht völlig vergessen: „Gott sieht alles”- er sieht auch das, was wir so gerne übersehen!
„Gott sieht alles”, auch die Bemühungen des Schülers, das immer wieder fleißig lernt, aber dann doch in der Prüfung versagt. Er sieht die Alleinerziehende, die sich mit zwei Jobs über Wasser hält, sich mit Behörden herumstreiten muss und abends verzweifelt ins Kissen heult. Er sieht das Unrecht, das im Brasilianischen Regenwald den Ureinwohnern angetan wird, wenn europäische Großkonzerne ihnen ihr Land wegnehmen. Er sieht das Engagement des Klassenelternsprechers, der auf dem Schulfest Würstchen grillt, und wöchentlich mühsam zwischen den Forderungen der Eltern und den Klagen der Lehrer vermitteln muss, und dem keiner je danke sagt. „Gott sieht alles”- da klingt der Satz schon ganz anders.Und ich hoffe, dass Gott das nicht nur sieht, sondern die Menschen auch spüren: Du kämpfst nicht allein für eine gute Sache. Du hast einen Gott, der auf deiner Seite ist.
Einen guten Tag wünsche ich ihnen.

Freitag: Bananen- DNA

Guten Morgen,
letzte Woche kam die Meldung: Wissenschaftler haben das Erbgut der Banane entschlüsselt. Und dabei haben sie entdeckt, dass sie Banane fast ein drittel mehr Gene hat als wir Menschen. Vom genetischen Potential her überragt die Banane uns bei weitem! Aber was hat sie draus gemacht? Sie hängt an der Staude, wird krumm, und schließlich aufgegessen. Na, das ist wirklich keine Traumkarriere. Da bestätigt sich die alte Weisheit: Es helfen die ganzen Möglichkeiten und Begabungen nichts, wenn man nicht Gescheites daraus macht.
„Wem viel gegeben ist, von dem wird man viel fordern” hat Jesus gesagt: Und hat einmal davon erzählt, wie unterschiedlich Menschen mit den Talenten umgehen, die sie von Gott verliehen bekommen haben. Manche machen aus ihren kleinen Möglichkeiten das beste – und die werden in Jesu Geschichte gelobt.  Wenns aber einer macht, wie die Banane: hat viel Talent, aber lässt das ungenutzt verkümmern: Da fragt sich Gott schon, wozu er einen die ganzen Fähigkeiten geschenkt hat.
Ehrlich: Ich will nicht, dass in meinem Leben alles „Banane” ist. Drum versuche ich was zu machen aus meinen zugegebenermaßen bescheidenen Talenten.   Bestimmt haben Sie mehr drauf als ich – also machen Sie was draus.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

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