Predigt: Quelle des Lebens (Psalm 36, 10) 1. Juni 2003 , Taufe von Luisa O.

Liebe Familie O. , liebe Patin, liebe Großeltern, liebe Taufgemeinde,

“ Bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht“ Ps 36,10 – das ist der Taufspruch für Luisa. Aus dem 36. Psalm habt ihr ihn euch ausgesucht.

DIE QUELLE

Die Quelle des Lebens ist das große Thema in diesen Vers.

– Was eine Wasser-Quelle ist, das wissen wir: Da sprudelt das Wasser hervor, wunderbar frisch, im Idealfall das ganze Jahr über. Eben so wie unsere Quelle beim Bischofsbrunnen.
– Was eine Geldquelle ist, darüber sind immerhin die meisten von uns im Bilde. Ein guter Beruf kann eine erfreuliche Geldquelle sein. Oder mancher Landwirt weiß, dass es nicht die Milchkühe im Stall, sondern die Zuckerrüben sind; die man bei ihm als Geldquelle benennen kann.  Für manchen ist es das Arbeitslosengeld, vielleicht auch das Erziehungsgeld, das alle Monate auf das Konto überwiesen wird. Vielleicht ist es auch die Scheckkarte des Ehemanns.

– Das Versandhaus Quelle, ist auch eine Quelle: Aus ihr sprudelt so allerlei sinnvolles und unsinniges an Konsumgütern per Post zu uns ins Haus. Gerade hier auf dem Land, wenn man es weit zum Einkaufen hat, ist diese Waren-Quelle ganz praktisch. Manchmal muss ich aufpassen, dass ich von dieser Quelle nicht zu viel trinke. – Da droht mir sonst nämlich nämlich der Konsum-Rausch.

– Und was sprudelt aus der Quelle des Lebens? Leben? Schwer zu verstehen?
Aber warum nicht?! Es gibt ja schließlich auch einen Lebens-Durst. Diesen Lebensdurst verspüren manche Menschen ganz stark, und andere fast gar nicht. Lebensdurst scheint da zu entstehen, wo Menschen sich innerlich nicht genügend auf-gefüllt, oder aus-gefüllt fühlen.
„Mir fehlt irgendwas in meinem Leben, das kann doch noch nicht alles sein!“ – So hört sich der Lebensdurst an.

Und dann ziehen sie los, die Lebensdurstigen Und suchen nach einer Quelle fürs Leben … sie suchen nach der Quelle des Lebens.

Was füllt mein Leben aus? Was macht mich als Menschen überhaupt aus, wodurch bin ich unverwechselbar. Wo bin ich denn eigentlich wirklich daheim? Wo gibt es das, was meinem Leben eine besondere Qualität gibt? – Solche Fragen treiben die Lebensdurstigen umher.

Wo Menschen so suchend herumlaufen, da gibt es natürlich auch viele, die ihnen etwas zu finden anbieten. Sinn-Angebote gibt es zuhauf. Manche kommen hochtrabend philosophisch daher: Weltanschauungen, Religionen, esoterische Kreise. Andere machen es viel einfacher: Der Mensch ist was er isst, oder trinkt, oder anzieht oder fährt.
So passiert ist immer wieder: Ein Lebensdurstiger, der ausgezogen war, um etwas zu finden, was sein Leben erfüllt, kehrt zurück mit dem Traumauto oder mit dem Traumhaus. Weil ihm nämlich jemand gesagt hat: Mit dem neuen siebener BMW hast du endlich etwas, das dir zeigt wer du bist: „Ich bin ein ganz besonderer Mensch. Ich habe Erfolg und Prestige.“ Und sein Leben und Arbeiten hat eine neue Perspektive bekommen: Die Raten sollen bezahlt werden – Da weiß man wenigstens, wofür man so hart schuftet.

Ich glaube, die echte Quelle des Lebens muss anders aussehen. Das muss ein Ort sein, in den ich nicht etwas hinein stecken muss, sondern wo ich etwas bekomme. – Zum Beispiel die Gewissheit, dass mein Leben eine Herkunft, einen Sinn und ein Ziel hat.

Gerade bei einem kleinen Kind können wir die Frage nach der Quelle des Lebens relativ einfach beantworten. Weil bei einem kleinen Menschen wie der Luisa die Frage noch nicht zugedeckt ist von irgendwelchen Schein-Antworten, die Philosophie, Konsum oder Lebenswerk heißen.

Das Lied, das wir vorhin gesungen haben, hat es deutlich gezeigt:
„Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur. Ganz egal, ob du ein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu. Du bist du.“
Du Luisa, du Mama, Papa, du Gollhöfer,
du bist ganz einzigartig –  keiner denkt, fühlt oder handelt genauso wie du.
Du bist unverwechselbar – dein Gesicht, deine Fingerabdrücke – einfach einmalig auf der Welt.
Und du bist reich, egal ob mit oder ohne Geld, dein Schatz ist das Leben, dass Gott dir geschenkt hat.

“ Gott, bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht“ – dorthin kann ich kommen mit meinem Lebensdurst, mit meiner Frage nach dem woher und wohin. Bei Gott kann ich Antwort bekommen, er sagt mir: „Du bist auf dieser Welt, weil ich beschlossen habe, dass diese Welt jemanden genau wie dich braucht.“

Diese Quelle des Lebens ist dann auch eigentlich eine Oase. Bei diesem Gott kann ich Zuflucht finden, heraustreten aus meinem Alltagstrott. Heraus aus dem Zwang, mich täglich selbst zu beweisen, täglich mich dafür zu rechtfertigen, weshalb ich überhaupt auf dieser Erde bin. Da sagt einer zu mir: „Ich habe dich geschaffen, ich habe dich lieb.“ Mehr muss es gar nicht sein.


DAS LICHT

Nicht nur von der Quelle ist Luisas Taufspruch die Rede, auch vom Licht wird da gesprochen.
Was macht mein Leben hell? Wer sorgt dafür, dass ich nicht im Dunkeln tappe.
Was kann ich dafür tun, dass dieser kleine Sonnenschein, der uns aus den Windeln entgegen strahlt, nicht in ein paar Jahren nur noch von düsteren Sorgen-Wolken umgeben ist?

Mit einer guten Unfallversicherung nebst Ausbildungsversicherung und Sparvertrag hat man gut gegen manche Risiken vorgebaut – aber den echten Sonnenschein können Sie auch nicht garantieren.

Die Taufe übrigens auch nicht! – weder die Taufe als solche, noch so ein ermunternder Taufspruch kann uns ein Leben auf der so genannten Sonnenseite garantieren. Lebensrisiken wirtschaftlicher und gesundheitlicher Art lassen sich nicht abschalten.

Aber vielleicht müssen wir das Licht anders definieren. Ist das Licht meines Lebens das Dasein auf der Sonnenseite von Wohlstand und Gesundheit? Ich bin mir sicher, dass das nicht alles ist. Gerade dann, wenn ich sehe, das es unter Kindern und Jugendlichen auch eine Wohlstandsverwahrlosung gibt. Da haben Teenager dank ihrer wohlhabenden Eltern Alles im Überfluss, können sich kaufen, wonach ihnen gerade der Sinn steht. Aber trotzdem siehts in ihrem Leben ganz düster aus: Weil ihnen Liebe, Zuwendung und das Gefühl fehlt: ich bin angenommen.

Eine gesicherte Existenz, ein gewisser Wohlstand machen das Leben angenehm, und auch manchmal deutlich heller. Ich möchte das gar nicht abstreiten. Auch die Bibel sieht wirtschaftlichen Erfolg auch als Segen Gottes, als Gottes Geschenk an.

Aber es scheint noch eine andere Art von Licht im Leben zu geben. Das Licht, das mir von Gottes Liebe her scheint. Eine Helligkeit in meinem Leben, weil ich weiß: Gott ist auf meiner Seite und der wird mir nicht verlassen.
Diese Gewissheit kann für ein Leben als inneres Licht eine große Bedeutung haben. Weil dieses Licht nicht abhängig ist von den äußeren Umständen, von meinem Wohlergehen oder meinem Elend.

Dann kann es passieren, dass es mir schlecht geht, ich krank oder auch deprimiert bin. Aber dann habe ich immer noch dieses innere Licht als Reserve, als Grundbeleuchtung. Und manchmal scheint diese stabile innere Beleuchtung wichtiger zu sein als das Licht, das ich meinen guten Lebensumständen verdanke.
Ich denke da einen einem Besuch in Afrika, in einer christlichen Gemeinde in Tansania. Das sind mir viele viele Leute begegnet, die sind für unsere Verhältnisse bitterarm. Aber trotzdem strahlen sie eine große Zufriedenheit und Fröhlichkeit aus. Die strahlen förmlichen von innen heraus.
Das hat mich fasziniert, und zugleich beschämt, weil ich gemerkt habe, wie sehr meine Zufriedenheit oft von unwichtigen Äußerlichkeiten abhängt.
Das innere Licht ist offenbar wirklich unheimlich wichtig.

SCHLUSS

“ Bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht“

Liebe Eltern, liebe Patin,

auf diesen Taufspruch kann man fast ein ganzes Lebenskonzept gründen. Als Eltern und Patin habt ihr vorhin versprochen, daß eure dazu zu tun, das eure kleine Luisa im Glauben an Jesus Christus ihre Heimat findet. Damit eröffnet ihr diesen kleinen Mädchen eine große Chance, Sinn und Inhalt für ihr Leben bei der Quelle des Lebens zu finden, und ein Lebenslicht zu erhalten, das unabhängig ist vom auf und ab in unseren Tagen.

Und vergesst nicht, dass dieser Spruch nicht nur eurer Tochter gehört, sondern auch ihr selbst und alle Christen für ihr Leben davon profitieren dürfen.
Ich wünsche euch dazu Gottes Segen.
AMEN

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