Predigt: Die Erntedankuhr (Symbolpredigt mit Taufe) 2. Oktober 2005, Erntedank

erntedank06gLiebe Gemeinde, liebe Tauffamilie, liebe Paten,

Das Fest heute ist eines, bei dem der Dank an Gottes Adresse eine große Rolle spielt. Zum einen haben wir hier eine junge Familie, die froh ist, eine gesunde Tochter geschenkt bekommen zu haben. Zum anderen sitzt hier eine Gemeinde mitten in der Zuckerrübenernte, die froh ist über das was auf den Feldern gewachsen und in den Ställen groß geworden ist.

Natürlich ist ein Kind, das sie als Eltern und Paten  zur Taufe bringen etwas anderes als ein Kürbis , den die Konfirmanden hier hingestellt haben.

Und doch gehört das mehr zusammen, als man auf Anhieb glauben möchte. Denn zu den Dingen, die Gott uns zum Leben schenkt gehört viel mehr, als die klassischen Feldfrüchte.

Und da ist mir wieder diese Erntedankuhr des Quelleversands eingefallen, den die Kunden als Bonbon geschenkt bekommen haben, die im September etwas bestellt haben. Sie zeigt uns verschiedene Arten von Früchten, die wir ernten: Weizen, Mais, Mungbohnen, Kirchererbsen, Chilies und manches andere.

Ich finde sie wunderschön – aber mir fehlt dabei der weitere Blick auf das was wir alles geschenkt bekommen. Und darum habe ich mir mal selbst eine Erntedankuhr für heute zusammen gebastelt.

 

Ich habe einmal die verschiedenen Fächer abgedeckt und möchte sie nun nach und nach öffnen.

 

Ein Kind als Geschenk (Bild eines Babys)

Alserntedank06b Erstes fällt mir ein: Ein Kind ist ein Geschenk.

Wenn man das kleine Kerlchen ansieht, so wie die Sarah eines ist, dann wird es einem ganz warm uns Herz. Und wenn Sie als Mama mit ihrem Kinderwagen durch die Straßen schieben, erleben Sie ja, wie die Menschen neugierig reinspitzen und einen Blick auf die Kleine erhaschen wollen. Weil Kinder eben mehr sind, als nur Mini-Ausgaben eines Erwachsenen. Sie strahlen etwas aus, was man mit Worten schwer beschreiben kann.

Allein dadurch, dass sie da sind, verändern sie die Welt um sich herum. Sie ziehen Aufmerksamkeit auf sich, lösen Gefühle des Glücks und der Fürsorge aus. Lassen manchen mürrischen Uropa plötzlich wieder lächeln.

Sie stehen für die Zukunft, für die Aussicht, dass es mit uns Menschen weitergeht.

Und sie sind uns eine große Herausforderung: Sie fordern uns heraus, verlangen uns viel ab an Zeit und Aufmerksamkeit.

So etwas kann das Leben einer Familie reich machen. Darum verstehe ich sie als eines der großen Geschenke Gottes.

 

Der Arbeitsplatz als Geschenk (Bild einer Hand miterntedank06c Hammer)

 

Im nächsten Fach liegt der Arbeitsplatz. – Die Möglichkeit, durch eigene Arbeit sein Auskommen zu bestreiten.

Zunehmend merken wir, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Immer mehr Menschen haben ihre Arbeit verloren und suchen vergeblich nach neuer. Andere fürchten um ihren Arbeitsplatz, nehmen teilweise unfaire Arbeitsbedingungen in Kauf, um den Job nicht zu verlieren. Oder sie fragen sich, wie lange die Arbeit auf dem eigenen Hof noch halbwegs rentabel sein kann.

 

In der Schöpfungsgeschichte wird beschrieben, dass die vergebliche Arbeit – das Abmühen, bei dem am Schluss nichts rauskommt – ein Fluch ist. Wir haben inzwischen gelernt, dass auch die vergebliche Suche nach Arbeit die Qualität eines Fluches hat.

Wenn die Arbeit als Gabe in meiner Erntedank-Uhr zu sehen ist, dann soll das vor allem ein Hinweis für die sein, die Arbeit haben: Dass man dankbar sein kann, wenn man eine Arbeit hat, von der man leben kann und die erträglich ist; und dass man nicht hochmütig auf die herabschaut, die vergeblich nach einer Arbeit suchen.

 

 

Behütet sein als Geschenk (Bild eines Engels)erntedank06d

Das nächste Bild zeigt einen Engel. Denn der spielt eine Rolle im Taufspruch der kleinen Sarah: Im 91. Psalm heißt es:

Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Eine schöne, angenehme Vorstellung: Ein Gott, der den Engeln als seinen Helfern den Auftrag gibt, sich um uns Menschen zu sorgen – uns vor Gefahren zu schützen. Gerade bei den Kindern hat man ja oft das Gefühl, dass Schutzengel Schwerstarbeit leisten.

Oft genug hat man als Mutter oder Vater das Gefühl: Das hätte auch anders ausgehen können – Gott sei Dank ist nichts passiert.

 

Das Vertrauen darauf, dass da einer auf mich aufpasst; dass ich meinem Gott nicht egal bin; mein Leben ihm etwas wert ist. Ich empfinde das als ungeheuer wichtig. Denn daraus entsteht das Urvertrauen ins Leben, das ich persönlich als Grundlage brauche.

 

Ich weiß aber auch: Es gibt Erlebnisse – Unfälle, Krankheiten, Katastrophen – die widersprechen meinem Wunsch, dass immer und überall schützende Engel bereitstehen und die Menschen behüten. Da passiert Schlimmes und ich bin erschreckt darüber, dass hier kein Engel da ist , der den Betroffenen auf Händen trägt.

Da spüre ich, wie wertvoll das Geschenk des Beschütztseins ist … weil es eben nicht selbstverständlich ist. Und da gilt für mich das Gleiche wie beim Thema Arbeit:

Sei froh und dankbar für das Geschenk des Behütetseins – und stehe denen bei, die neben dir sind und nicht behütet worden sind.

 

 

Die vielen anderen Geschenke: Essen und Trinken, Begabungen und Familie (Bilder vom Brot, Geige, Familie)

Liebe Gemeinde, liebe Familie S.,erntedank06a

Auf meiner Erntedankuhr sind noch viele andere Dinge zu finden, die ich nicht mehr näher beschreiben, sondern nur darauf hinweisen will:

~ Unser “Tägliches Brot” – unsere Nahrungsmittel

~ Die persönlichen Talente und Begabungen – ich erinnere dabei an unsere Kindergottesdienstkinder, die das heute deutlich gemacht haben.

~ Die Familie als der Ort, an dem wir Menschen einfach daheim sein können – und der heutzutage so zerbrechlich geworden ist.

Ich glaube, ich muss hier nicht mehr im Einzelnen darauf eingehen, denn nach den ersten drei Beispielen ist schon klar, worum es hier geht:

Gott gibt uns Menschen unglaublich viel. Wir sind reich beschenkt – auch wenn wir nicht alles haben können.

 

Die Taufe als Angelpunkt (Bild in der Mitte: Taufstein)

Da könnte ich doch fragen: “Warum macht Gott das? Was drängt ihn dazu, sich um uns Menschen zu sorgen, uns zu versorgen? Und das obwohl wir Menschen oft gar nicht nach ihm fragen – geschweige denn angemessen uns revanchieren können?”

Der Schlüssel dazu ist seine Liebe zu uns. Eine Liebe, die wir uns nicht erklären können. Ein Symbol dafür ist die Taufe. Denn in der Taufe sagt Gott zu einem kleinen Kind, heute zu der kleinen Sarah: Ich liebe dich – ich will dich annehmen und bei dir sein – ich will dich schützen und segnen – auch wenn du gar keine Gegenleistung erbringen kannst.

 

Und am Erntedankfest erinnern wir uns als “Große” daran, dass diese Liebe und Fürsorge Gottes auch uns noch gilt. Und auch als Erwachsene tun wir uns schwer, eine angemessene Gegenleistung zu erbringen. – Aber was wir tun können, das machen wir heute: Nämlich Gott zu danken und zu loben.

 

Amen

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