Symbol-Predigt zur Konfirmation in Brunn und Wilhelmsdorf: Was man von einem Luftballon alles über den Glauben lernen kann. (inkl. praktischen Hinweisen am Ende der Seite)
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
Lisas Luftballon bewirkt ein Wunder
die kleine Lisa läuft über den Kirchweihplatz. Mit Mama, Papa, und ihrem großen Bruder. Vor 10 Minuten sah sie noch aus wie das Elend. Ihr war langweilig, sie war schlecht gelaunt hat genörgelt, hat sich an Mamas Hand hängen lassen….
Aber jetzt ist die anscheinend tausend mal besser drauf. Sie geht aufrecht, strahlt über das ganze Gesicht. Denn in ihrer Hand hält sie eine dünne Schnur, und daran hängt über ihr fröhlich baumelnd ein roter Luftballon. (Pfarrer kommt mit großem, roten Luftballon)
Sie hat jetzt den Ballon, der ist was besonderes. Sie hat, und irgendwie ist sie jetzt auch was Besonderes. Was so ein kleiner Luftballon so alles bewirken kann!
Tja, liebe Konfis.
Heute habt ihr auch etwas Besonderes – ihr feiert nämlich eure Konfirmation. Und ihr seid auch etwas Besonderes. So wie heute steht ihr eher selten im Mittelpunkt. Gäste sind gekommen, Geschenke werden überreicht. Man beglückwünscht und beguckt euch von allen Seiten.
Ihr seid heute ein bisschen anders als sonst. Anders … so wie diese kleine Lisa auf dem Kirchweihplatz mit ihrem Luftballon der irgendwie alles verändert hat.
Bloß: Was ist euer Luftballon? Was tut sich denn da heute mit eurem eigenen „ja”, das ihr nachher zum Glauben sagt.
Naja, vielleicht habt ihr ja jetzt tatsächlich so etwas wie diesen Luftballon? Den Luftballon des Glaubens! – Denn zu einem Leben als Christ werdet ihr euch bekennen.
So möchte ich euch heute morgen ein bisschen erklären, was es mit diesem Luftballon des Glaubens auf sich hat.
Festhalten!
Die oberste Regel bei so einem Luftballon lautet: Festhalten.
Wenn du nämlich loslässt, dann ist er weg. Hier in der Kirche würde er an der Decke landen; da könnte man noch versuchen, ihn herunterzuangeln. Aber draußen ist der Drops gelutscht: Wenn du ihn loslässt, hebt er ab, und nach kurzer Zeit ist er so weit weg, das du ihn nicht mal mehr erkennen kannst.
Und wie ist das mit dem Glauben? Ich gebe mich keiner Illusion hin: Die meisten von euch werden sicher in den nächsten Monaten nicht mehr ganz so oft bei uns in der Kirche zu sehen sein. Das liegt ja auch ein bisschen an uns; unser Gottesdienst ist halt nicht unmittelbar eine Zielgruppenveranstaltung für Teenies.
Aber die eigentliche Frage ist: Schaffst du es, den Glauben festzuhalten? Oder lässt du los? Beim Glauben ist es anders als beim Luftballon. Der schwirrt nicht sofort ab und ist verloren. Wenn man den Glauben loslässt, dann ist das ein eher schleichender Prozess. Das geht langsam . Aber Stück für Stück wird dir das mit Jesus weniger wichtig; Beten wird zur Seltenheit; irgendwann kannst du mit Gott nichts mehr anfangen – obwohl du in der Konfizeit mit einigen wichtigen Erkenntnissen gerade erst vertraut geworden bist.
Liebe Konfi-Mannschaft, vom Ballon des Glaubens habe ich nur dann etwas, wenn ich daran festhalte. Wenn er mir davonschwebt, ist es schwer, ihn wieder einzufangen. Manchen Menschen gelingt es, dass sie nach vielen Jahrzehnten wieder neu mit „Glauben” anfangen; aber leicht ist das nicht.
Darum mein erster Tipp: Haltet euren Glauben fest!
Ein feiner Faden statt einer festen Kette
Festhalten … aber wie ?
Wir Menschen haben ja das Bedürfnis, das, was wichtig ist, gut zu sichern. Der Tresor wird verriegelt, die Wohnungstür abgeschlossen, das Fahrrad an die Kette gelegt. Wie kann man Glaube festhalten? – Ich probiers mal mit einer Kette; zufälligerweise habe ich da grade eine da. (Ballon wird mit einem Karabiner an einer Eisenkette befestigt, aber er habt nicht ab, sonder landet scheppernd auf dem Boden).
Tja, Feshalten am Glauben geht nicht mit den handelsüblichen Sicherungsmethoden.
Das geht eigentlich nur mit diesem feinen Faden gut. Der wirkt zwar nicht so stabil, aber er ist genau das Richtige.
Glauben kann man nicht an sich festketten und damit sichern. Der Glaube braucht Bewegung, Spielraum. Glaube, Gottvertrauen ist etwas, wo viel Bewegung drin ist. Ihr habt es ja im Vorstellungsgottesdienst auch gezeigt: Wenn aus dem Gebet-o- maten etwas anderes rauskommt, als ich mir von Gott erhofft habe, da wird man herausgefordert. Ist Gott noch da? Und was meint er damit? Da muss man dann gedanklich an dieser Schnur ziehen, um zu spüren, was da los ist: „Hallo Gott, was ist? Was willst du mir mit dieser Niederlage sagen? Bist du noch da” Und ich zupfe, und merke: „Ah, da ist noch Zug drauf, du bist noch da, Gott; auch wenn ich dich nicht sehe. Da bin ich aber erleichtert. Auch wenn grade nicht alles so läuft wie gewünscht”.
Wir können Gott nicht an die Kette legen.
Er ist der Chef, nicht wir!
Aber ich habe diesen feinen Faden meines kleinen, oft auch schwachen, Glaubens, um mit ihm in Kontakt zu bleiben.
Wisst ihr, als Pfarrer erlebt man ja auch Menschen in wirklich schwierigen Situationen. Und ich bin immer wieder beeindruckt, wie Leute in echten Krisen und persönlichen Katastrophen an diesem feinen Faden des Glaubens festhalten – und welche Kraft sie daraus beziehen. Und da merke ich: Mancher dünne Faden ist besser als eine Mords-Eisenkette.
Der Ballon lenkt mich
Ich komme zu meinem dritten Gedanken: Wer einen Luftballon hat, der überlegt sich gut, wohin er mit seinem Ballon geht. Ich werde ganz sicher nicht mit dem Ballon durch ein Fichtenschonung laufen; denn die Nadeln werde ihm nicht gut tun. Eine Kakteen-Ausstellung werde ich auch nicht besuchen.
Natürlich werde ich alles meiden, was meinem Ballon Schaden zufügen könnte.Und wenn ich mit dem Ballon einen vollbesetzten Schulbus besteigen will, werfe ich noch mal einen prüfenden Blick auf meinen Ballon und frage: „Meinst du, das geht gut? Gehst du mit?” – Und werde dann wahrscheinlich nicht einsteigen.
„Meinst du, das geht gut? Gehst du mit?” – das muss ich auch Gott manchmal fragen! Ich habe da was vor, oder bin schon mitten dabei …. und dann überlege ich: Ist das wirklich eine Aktion, bei der Gott mitgehen will?
Nicht alles, was man so im Leben anstellt, passt mit dem Luftballon den Glaubens zusammen. In den 10 Geboten findet ihr solche Regeln, die sagen, wo Gott nicht mitspielen will. Wenn ich losziehe, um andere fertigmachen, um unsere Natur zu zerstören … ich denke, dass Gott da streikt und nicht mitspielt.
Es gibt Menschen, sie versuchen das zu trennen. Ich stelle mir das so vor: Ich plane irgendeinen Mist, und vorher binde ich meinen Glaubensluftballon an einen Laternenmast: „Lieber Gott, warte mal draußen; ich muss da eben noch was erledigen; da ist es besser wenn du nicht dabei bist”.
Wir machen das öfter als wir es zugeben wollen. Glauben und Leben trennen; aber das gehört doch zusammen.
Ein Tipp: Denkt immer mal wieder dran (vor allem in solchen Situationen, wo ihr selber nicht so sicher seid, wie ihr richtig handeln sollt) und fragt: Würde Gott da jetzt mitgehen – oder muss ich den Luftballon des Glaubens vorher auf die Seite legen. Und dann spürt ihr sicher schnell, wohin der richtige Weg geht.
Ein lebenslanges Geheimnis
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
ihr merkt: Mit dem Luftballon des Glaubens zu leben, sein Leben mit Gott zu gestalten, das ist ganz schön vielfältig. –
Auf der einen Seite ist er sehr anhänglich, er will immer in deiner Nähe sein. Da braucht man gar keine Eisenketten, ein dünner Faden, ein bisschen Gottvertrauen verbindet euch schon ganz schnell. Ihm ist vor allem wichtig, dass du dich an ihm festhältst. – Dass du ihn nicht loslässt.
Im Psalm 139, der vorhin gelesen wurde, stehen die Zeilen:
Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.
Du hast einen Gott, der dich durchs Leben begleitet, egal, wohin es dich mal verschlägt. Nach Timbuktu oder Oberammergau, zu Dieter Bohlen oder auf die Intensivstation: Da gibt es diesen Gott, der nicht nur „da ist”, sondern dir Kraft geben kann, damit du aufrecht und mutig durchs leben gehst.
Weil du mit ihm etwas besonderes hast;
und weil du durch ihn etwas Besonderes bist.
Amen
Foto oben: S. Hofschlaeger / pixelio.de
Tipps zur Praxis dieses Gottesdienstes:
Je nach Größe der Konfirmandengruppe sollten Sie sich mit ausreichend Ballongas versorgen. Ich habe mit meinern 23 Konfirmanden mit einem Einweg-Helium-Behälter gearbeitet. Der hat problemlos ausgereicht. Als Nebeneffekt hat man immer ein bisschen Rest-Helium im Haus, das man ggf. für andere Aktionen mal einsetzen kann. Optisch machen sich rote Luftballons sehr gut und sind einfach auch liturgisch stimmig.
Beim Amazon kann man ihn bestellen. Der Link verweist auf den Behälter, mit dem ich persönlich gute Erfahrung gemacht habe: Ballongas – Flasche bei AmazonWer sich nicht scheut, extra bei einem Einzelhändler zu bestellen oder es vor Ort in Nürnberg (oder einer anderen Filiale in Augsburg oder München), dem kann ich den „Feiermeier“ als gut sortierten Versand aus dem Großraum Nürnberg empfehlen. Die haben genau auch diese Flaschen.