Predigt zur Jahreslosung 2013: Wir haben hier keine bleibende Stadt (Hebr 13,14) 31. Dezember 2012

jahreslosung2013Predigt an Silvester 2012 zum Jahreslosung von 2013: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.” Hebräer 13,14

Vor 10 Tagen, am 21. Dezember war es soweit: Die halbe Welt war im Weltuntergangsfieber. Denn schließlich endete angeblich irgendein Maya-Kalender an diesem Termin. Keine Zeitung, kein Fernsehsender konnte es sich leisten, nicht darüber zu berichten. Überall fanden Weltuntergangfeten statt, oft kombiniert mit einer „wir haben doch überlebt-Party” am nächsten Tag.
Alle feierten irgendwie diesen Weltuntergang, oder redeten zumindest drüber – und waren sich doch 100%ig sicher, dass am Ende alles so bleiben wird, wie es vorher war.
Weltuntergang als Partygag – mehr nicht.

Liebe Gemeinde,
ohne sie mit einer neuen Prognose zu irritieren: Mayas hin oder her, irgendwann ist hier auf der Erde Schluss. Das mag eine Binsenweisheit sein, aber weder unser Planet noch seine Sonne sind mit ihren Vorräten unerschöpflich.
Da ist – ganz ohne Kenntnis physikalischer Gesetze – auch eine Botschaft unserer Bibel: Die Welt, so wie wir sie aktuell kennen, wird auch einmal ein Ende haben. – Aber unsere Bibel spricht eigentlich nicht von einem Weltuntergang, sondern eher davon, dass Gott diese Welt einmal neu machen wird:
Welterneuerung statt Zerstörung! Eine neue Welt, mit einer neuen Grundlage, mit veränderten Daseinsbedingungen.

Die Jahreslosung für 2013 greift das auf: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.” (Hebr. 13.14)
Und über diesen Vers möchte ich ein bisschen näher nachdenken. Einige Aspekte genauer beleuchten und andere lieber gar nicht.

Zum Beispiel will ich nicht darüber reden, wann das sein wird: Schon Jesus hat gesagt: „Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat” (Apg 1,7). Und wenn das Jesus schon so deutlich ausspricht, dann sollte ich keine Minute meines Lebens damit verschwenden, herumzuspekulieren, wann Gott den großen Schalter unserer Welt ausknipst.

Auch will ich nicht darüber mutmaßen, wie das dann aussehen wird. Denn ich habe den Eindruck, dass die geheimnisvolle Bildersprache eines Johannes in der Offenbarung uns heute nicht sonderlich weiterhilft, selbst innere Bilder zu entwickeln, was da einmal kommen wird. Wir werden uns da wohl überraschen lasse müssen.

Aber gerne will ich mit ihnen einmal darauf schauen, was das für uns Menschen heute bedeuten kann, wenn wir uns darauf einrichten , dass irgendwann einmal diese Welt ein Ende hat.

 

Aspekt 1: Mut zu Konsequenz

Der erste Blick geht zu den Menschen, für die der Vers unserer Jahreslosung ursprünglich aufgeschrieben wurde. Er steht am Ende des Hebräerbriefes – da ermutigt der Schreiber (den wir nicht näher kennen) seine Mitchristen dazu, ihr Leben konsequent am Glauben an Jesus Christus auszurichten. Auch wenn sie sich möglicherweise damit in Schwierigkeiten bringen, ausgelacht, verspottet oder verfolgt werden. Denn „wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.”
Er ermuntert seine Leser dazu, das jetzige Dasein nicht überzubewerten. Was heute schiefgeht, was du heute erleiden musst, was dich heute in die Verzweiflung treibt – das ist schlimm, aber das ist nicht das Endgültige. Da kommt eine zukünftige Welt, die ganz anders sein wird – und auf diese kannst du hoffen.
Wenn du also hin und her gerissen bist, zwischen dem richtigen Handeln, das möglicherweise unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen könnte und dem ungefährlichen „sich heraushalten und herum lavieren” dann habe den Mut, das Richtige zu tun. Weil nicht nur das jetzt, sondern auch die Zukunft zählt.

Und ich ertappe mich dabei, wie sehr ich selbst oft sehr kurzfristig denke und plane – da tut es gut, einmal wieder an so einen weiten zeitlichen Horizont erinnert zu werden.
Und ich denke, für die Christen, die aktuell z.B. in Syrien und manchen anderen islamischen Ländern wieder zunehmend unterdrückt und verfolgt werden – für die hat dieser biblische Vers noch einmal eine ganz andere Brisanz und auch Bedeutung als Mutmacher – da sind unsere Sorgen manchmal doch eher banal.

 

Aspekt 2: Leben im Vorläufigen

Der zweite Blick geht nach Wilhelmsdorf/Brunn anno 2012. Dazu schaue ich mal in mein Pfarrhaus: Mehr als ein Jahr wohnen wir schon drin. Aber unterm Dachboden stehen noch einige Kisten, die sind noch nicht ausgepackt. Und ich weiß auch nicht, ob ich die demnächst noch auspacken soll. Denn momentan brauche ich diese Bücher und Ordner nicht. Und da sehe ich auch zwei Kisten, die habe ich vor 12 Jahren gepackt, als wir nach Gollhofen gezogen sind. Da lagen die dann über 10 Jahre ungeöffnet auf dem Dachboden, und dann sind sie mit hierher gewandert.
Und irgendwann werden wir wieder mal wegziehen, ohne sie ausgepackt und gebraucht zu haben! Da merke ich, was ich alles als Lebensballast mit mir herumziehe, obwohl ich ihn eigentlich gar nicht benötige.

Oder ich schaue ins Erdgeschoss: In mein Arbeitszimmer und das Sekretärinnenbüro. Da lasse ich mich nieder – auf Zeit. Was da ist, benutze ich für meine tägliche Arbeit. So als würde es mir gehören.  Ganz selbstverständlich. Aber irgendwann werde ch wieder gehen und das Stempelkissen, der Kopierer und der Aktenschrank bleibt hier.
Nicht nur Pfarrer, auch viele Menschen, die aus beruflichen oder persönlichen Gründen häufiger umziehen, kennen dieses Lebensgefühl: Mit großer Selbstverständlichkeit und gerne hier leben, aber sich doch bewusst sein: Das ist nicht für immer; das ist ein Leben auf Zeit, in dieser Welt.

Wie in dem alten Abendlied: Ein Tag, der sagt dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit. O Ewigkeit, so schöne, mein Herz an dich gewöhne, mein Heim ist nicht in dieser Zeit.  (EG 481:Nun sich der Tag geendet)

Unsere Jahreslosung erinnert mich, dass mein Leben als Mensch auf dieser Erde  aus Vorläufigem besteht. Dass ich hier nicht ewig bleiben kann und nicht ewig bleiben muss.

Und auch daran, dass ich, wenn ich gehe, auch etwas hinterlasse. Welche Schätze hinterlasse ich? Und welche Schäden? Will ich nur eine Made im Speck unserer Welt gewesen sein, die ein großes Loch hinterlässt? Oder bin ich bereit, etwas kleinere Fußabdrücke im Garten unseres Planeten zu hinterlassen, dafür aber auch einige schöne Blumen der Menschlichkeit die ich im Laufe meines Daseins gepflanzt habe.

 

Aspekt 3: Hoffnung, weil da was kommt

Liebe Gemeinde,
für den dritten Blick, den Blick in die Zukunft, möchte ich Sie bitten, das Bild auf dem ausgeteilten Kärtchen zu betrachten. Was ist da zu sehen?
Im unteren Teil des Bildes sehe ich ein Städtchen. Graue Häuser mit roten Dächern, auch eine kleine Stadtmauer mit Tor ist dabei – die sehen seltsam dynamisch, bewegt aus, so als würden sie laufen. Als wären sie auf einem Marsch von mir als Betrachter weg in Richtung dieses großen grauen Tores, aus dem uns ein helles Licht entgegen strahlt.
Die kleine Stadt zieht um! In eine neue, größere Stadt, die da hinten auf sie wartet. Eine Prozession. Und vorneweg, so scheint es mir, zieht ein Kreuz voran. Wir sind unterwegs in eine helle neue Stadt. Aus der Stadt hier, die keine bleibende ist, in diese zukünftige.
Neu ist sie, anders, aber auch nicht nur „anders”.
Auch sie hat so eine vertraute Stadtmauer, größer, und heller, aber das Licht, das den Hintergrund überstrahlt, lässt uns nicht genau erkennen, was da auf uns zukommt.

Dieses Bild erinnert mich an die Vorstellung vom „himmlischen Jerusalem” in der Offenbarung, dass da eine neue Stadt, eine neue Welt von uns bezogen werden wird.
Die neu ist, und doch vertraut.
Ohne das Dunkle, das unser Leben belastet.
Mit einer ganz anderen Qualität von Leben – einer Daseinsform, die dann doch ganz anders sein wird, als das, was wir kennen.
Wir sind noch nicht dort, aber wir sind dorthin unterwegs.

Aber das Licht strahlt uns schon jetzt entgehen: Die Hoffnung, dass es nach dem eigenem Ende oder nach dem Ende dieser Erde weitergeht. Dass da noch etwas kommt, auf das es sich zu hoffen lohnt.

Liebe Gemeinde,
Als Christen haben wir gute Aussichten, dass da etwas auf uns zukommt: Eine zukünftige Welt, auf die wir uns freuen können.
So gehen wir in das neue Jahr 2013 mit Zuversicht und gerne auch mit konkreten Plänen für die kommenden Monate.
Mit dem Mut und Gelassenheit, weil diese Welt nicht alles ist.
Mit Umsicht und Bedacht, weil diese Welt nicht nur uns gehört, sondern wir weiterziehen.
Und der hoffenden Gewissheit, dass das alles hier nicht für immer sein muss, sondern wir auf dem Weg sind in eine neue Welt.

Amen

Das Motiv der Jahreslosung erhalten Sie beim “Verlag am Birnbach”

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