Der begehrte Mitarbeiter

Unsere Ehrenamtlichen sind ein wertvoller Schatz unserer Kirche. Nur lassen wir Pfarrer sie es nicht immer unmittelbar spüren.
Erleben Sie in 6 Akten die Odyssee eines Neuzugezogenen, der sich gerne ehrenamtlich engagieren würde.

1. Akt – Der Besuch

Szene: Das Pfarramtsbüro – Sekretärin Wusel wurstelt in den Akten. Herr Frisch kommt herein.
Personen: Herr Frisch, ein neuzugezogener Bürger und Sekretärin Wusel

Herr Frisch Grüß Gott. Bin ich hier richtig im Pfarramt?

Wusel  Ja. Das ist sogar ein Pfarrer- und Pfarrerinnen-Amt: Wir haben nämlich auch eine Pfarrerin. Die Frau Fühlig. Und überhaupt haben wir hier ganz viele Leute, die hier arbeiten.  – Aber: Die Arbeit ist hier ja auch unheimlich viel. Manchmal weiß ich ja gar nicht, wo ich zuerst hinlangen soll. Als Pfarramtsekretärin muß man ja auch immer hinter den Pfarrern herräumen – so aktenmäßig meiń ich. Die ham keine Ordnung, keine Disziplin, furchtbar…

Herr Frisch (unterbricht sie schüchtern) Ähm ich bin neu hier in Herzogenaurach und würde gern in ihrer Gemeinde etwas mitarbeiten…

Wusel  (euphorisch, streckt ihm beide Arme zum Willkommensgruß entgegen) Na das ist ja wunderbar! Ist ja herrlich.  Da haben sie eine gute Idee gehabt, bei uns etwas mitzuarbeiten. Es ist auch nicht so furchtbar viel zu tun. Und die Pfarrer, die machen ja alles so gut und wohlorganisiert: Die haben das hier auch voll im Griff. (Wühlt mit verklärtem Blick in einem Stapel Zettel auf der Ablage).
Am besten, sie sprechen mal mit dem Pfarramtsführer. Pfarrer Willi Emsig. Er ist grade da. Ich geh bloß noch kurz zu ihm rein, er muß noch ein paar Dokumente unterschreiben.  (Greift sich einige Mappen bis ein Mega-Stapel draus wird. Will abgehen, entdeckt, daß FR unschlüssig rumsteht). Achja, ähm, setzen Sie sich doch derweil, wollen Sie einen Kaffee?

Herr Frisch Ja gerne…

Wusel (Gibt ihm eine Tasse, überbetont freundlich)  Milch? Zucker? Soll ichs ihnen umrühren? (Geht mit Akten weg, ruft jubilierend bis triumphierend )  Herr Pfarrer Emsig: Raten sie mal, wer da draußen steht? Ein neuer Mitarbeiter …

 

2. Akt – Das Handy – Der Neuzugezogenenbesuchsdienst

Szene: Frisch sitzt an seinem Platz. Pfarrer Dr. Kurt Schneidig kommt mit Siebenmeilenstiefelschritt auf die Bühne. Schneidig spricht zunächst immer kurz und kommandoartig.

 

Schneidig Guten Tag.

Herr Frisch Guten Morgen, Herr Pfarrer…

Schneidig Schneidig;  Schneidig mein Name: Pfarrer Dr. Kurt Schneidig. Die Frau Wusel ist wohl nicht da. Ich wollte die Liste mit den Neuzugezogenen abholen.  (Blickt sich auf dem Schreibtisch um, entdeckt die Liste und nimmt sie) Ah, da ist sie ja. Die Liste mit den neuen Gemeindemitgliedern. Schön schön. (Blickt auf Frisch) Sie sind auch neu hier! Oder?

Herr Frisch Naja. Ich wohne schon einige Monate hier.

Schneidig So So. Und was wollen Sie hier?

Herr Frisch Ich habe gedacht, ich könnte in der Kirchengemeinde ein bißchen mitarbeiten. Da hätt ich halt Lust dazu …

Schneidig (wird plötzlich butterweich, nix mehr mit „schneidig“, aber: er weiterhin technokratisch) Oooh, das ist ja sehr erfreulich. Junge Mitarbeiter können wir immer gebrauchen. Will sagen: Wir geben ihnen gerne die Möglichkeit, sich nach ihren Fähigkeiten einzubringen. Wo wollen sie denn mitmachen?

Herr Frisch Das weiß ich noch nicht so genau. Darum hab will ich ja jetzt mal den Pfarrer Emsig fragen, was ich …

Schneidig (fällt ihm ins Wort, legt Hand auf FRs Schulter, leicht herrschaftlich/bekehrend) Oh, da wüßte ich was! Wäre der Besuchsdienst was für sie? Da besuchen sie neuzugezogene Gemeindemitglieder, begrüßen sie im Namen der Kirchengemeinde.  Eine ganz wichtige Arbeit.  (Nimmt Hand weg von Schulter, hebt sie mit belehrend ausgestreckten Zeigefinger)

Herr Frisch Naja, wenn Sie meinen…

Schneidig Denken Sie daran, wie wichtig es ist, den neuen Bürgern und Bürgerinnen zu signalisieren: „Herzlich willkommen in unserer Kirchengemeinde. Sie sind zwar neu hier, aber keine Angst, wir sind ja schon da“ (letzter Satzteil tröstend)

Herr Frisch Das leuchtet mir schon ein.

Schneidig (mit stolzgeschwellter Brust) Wir sind übrigens der zweitschnellste Besuchsdienst im Dekanat Erlangen. Wir stehen im Schnitt schon 4,25 Tage nach dem Einzug auf der Matte. In Einzelfällen schon am zweiten Tag nach dem Wohnungsbezug. Nur Kairlindach ist noch schneller.

Herr Frisch Aber mit etwas Managment könnte man das vielleicht noch steigern..

Schneidig (irritiert) Wie meinen sie das?

Herr Frisch Wenn man die Mitarbeiter besser vernetzt könnte das noch schneller gehen: Es ist doch altmodisch, hier solche Zettel abzuholen: Fax, email, Internet, Handy! Da geht die Post ab, sag ich ihnen. Da hängen wir Kairlindach locker ab!

Schneidig Grandios! Mitarbeiter mit innovativen Ideen! Herrlich. Dann können wir auch endlich den Neuzugezogenen-Besuchs-Notfall-Dienst einrichten.

Herr Frisch Einen was?

Schneidig Na einen Neuzugezogenen-Besuchs-Notfall-Dienst!Für unerwartete Umzüge an Wochenenden und Feiertagen. Stellen sie sich vor: Da ist jemand plötzlich umgezogen.

Herr Frisch Hä??

Schneidig (mit heftiger Mimik und Gestik) Passen sie auf: Sie wohnen in Augsburg, sind da am Freitag abend ins Bett gegangen. Und dann wachen sie auf und merken: Holla, ich bin ja in Herzogenaurach … da bin ich wohl umgezogen…. – Und kein Pfarramt hat geöffnet. Niemand von der Kirche besucht sie. – Schreckliches Schicksal, passiert aber immer wieder.

Herr Frisch Und wenn man einen Neuzugezogenen-Besuchs-Notfall-Dienst mit einem Handy hat, dann kann man da sofort den nächstgelegenen Mitarbeiter anrufen?!

Schneidig Ich sehe: Sie haben erkannt, worauf es ankommt in der Gemeindemitarbeit. (Schüttelt ihm die Hand) Ich werde sofort die nötigen Schritte veranlassen: Morgen bin ich bei ihnen mit Handy, Faxgerät und Internet-Anschluß.  Aber ich muß jetzt weiter, der Mediamarkt macht nämlich in einer Viertelstunde zu.

Also bis morgen, Herr … äh, Dings… (stürmt raus)

Herr Frisch Äm, Frisch, heiß ich..  Ich weiß doch noch gar nicht, ob ich da mitmachen will! (Pause, nachdenklich) Aber das mit dem Mobiltelefon, dem Handy, das wär schon ein Angebot…

 

Lied  (Rabe: kein  Schwein ruft mich an)

Gruppe A   (gefrustet)

Kein Schwein ruft mich an
keine Sau interessiert sich für mich
seit ich im Lohof wohn, ist es fast wie Hohn,
schweigt das Telefon.

Gruppe B  (eine zeigt auf Handy am Hosenbund)

Ich hab hieŕn Handy dran
denn mein Pfarrer interessiert sich für mich
hör das Klingeln hier, der Pfarrer spricht zu mir
seine Liebe gilt nur mir.

 

3. Akt – Die Kursflut

Szene: Pfrin hlig kommt herein. Sie trägt einen Stapel Kisten, der ihr die Sicht nimmt. Jongliert damit herum, ist in summa guter Dinge.

 

hlig (eher gedankenversunken) Endlich sind sie gekommen, die neuen Bastelmaterialien für den Kindergottesdienst und  den Mutter-Kind-Kreis. Ist ja furchtbar, wenn einen das Zeug ausgeht. Letzte Woche mußten wir schon improvisieren: Da sind wir dann ins Atlantis, um Johannes, der Täufer nachzuspielen…

Herr Frisch Und danach in die Saunainsel – für die Geschichte von Sodom und Gomorrah.?

hlig (erschrickt fürchterlich, läßt die Kartons fallen) Huch, wer sind denn Sie – und wo ist Frau Wusel?

Herr Frisch Die Frau Wusel ist beim Herrn Pfarrer drin. Und ich bin nur zu Besuch da.

hlig Zu Besuch?

Herr Frisch War bloß ein Späßle. Ich heiße Anton Frisch und würde gerne ein bißchen in ihrer Gemeinde mitarbeiten.

hlig Freut mich; Pfarrerin Tamara Fühlig. Schön: endlich mal ein Mann, der mitarbeitet. In der Kirche sind wir Frauen ja fast unter uns.

Herr Frisch Aber hier gibts doch lauter Pfarrer..

hlig Ich sagte „Männer“!  Nicht so Machos. Wir brauchen selbstbewußte und selbstreflexive Männer mit ganzheitlicher Persönlichkeit. Wie wollen sie sonst den Kindern in der Gemeinde ein intaktes, ausgewogenes Rollenverständnis vermitteln?

Herr Frisch Was soll ich vermitteln?

hlig Na, wenn sie jetzt in der Kindergottesdienst-Vorbereitungsgruppe anfangen, dann sollten sie sich eben über ihr eigenes Verständnis als Mann bewußt werden. (umschlängelt ihn)

Herr Frisch Ich weiß doch noch gar nicht, ob ich …

hlig Naürlich wissen sie bis jetzt noch wenig über solche Dinge. Aber keine Angst: Es gibts da ganz tolle Selbsterfahrungs-Kurse für Männer. Da schicken wir sie hin, ein Wochenende lang, und dann sind sie ein ganz neuer Mensch.

Herr Frisch Naja, eigentlich wollte ich bloß irgendwie mitarbeiten…

hlig Jaja, auch da kann ich ihnen ihre Ängste nehmen: Wir werden sie natürlich intensiv betreuen. Das sind wir unseren Mitarbeitern schuldig. Gerade für Kindergottesdienst bieten wir ihnen ganz hervorragende Fortbildungen an: (blättert in ihren Notizbuch) Wenn sie sich schnell entscheiden, dann können sie Ende Januar zu einem Wochenende wegfahren: „Biblische Figuren zeichnen“ – Ein Künstler-Schnellkurs in der Toskana. Oder Im Frühjahr: „Bibliodrama“ – Texte ganzheitlich erleben: Eine Intensiv-Schulung auf Mallorca.

Herr Frisch Sapperlott, das klingt ja toll. Für „Gotteslohn“ arbeiten hab ich mir immer ganz anders vorgestellt

hlig Jaja, wir bieten unseren Mitarbeitern schon was! Wenn sie vielleicht zusätzlich noch in der Teenager-Arbeit mitmachen, dann könnte ich ihnen noch einen Platz in unserem Spezial-Workshop reservieren: „Biblische Tänze im interkulturellen Dialog“ – eine Woche lang intensive Körpererfahrung in Brasilien; mit Exkursion zum Karneval in Rio.

Herr Frisch Ist das nicht furchtbar teuer?

hlig Klar, es ist nicht ganz billig. Aber wenn Sie zu uns kommen, dann läßt sich ihre Kirchengemeinde nicht lumpen. Schließlich sollen ihnen durch diese Fortbildungsmaßnahme keine Kosten entstehen.

Herr Frisch Das ist ja fast wie Urlaub!

hlig Achja, für so eine Fortbildung muß ihnen ihr Arbeitgeber natürlich Sonderurlaub geben. Ich würde mich also freuen sie im Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnen-Kreis willkommen zu heißen.

Herr Frisch Danke für Ihr Angebot, ich werde mich dann bei ihnen demnächst melden; Frau Fühlig; da fühlich mich ja richtig motiviert.

hlig Ja, das ist ja schön, auf Wiedersehn.

 

Lied  (Heino: Blau blüht der Enzian)

Ja ja so schön schön schön ist auf der Fortbildung
wenn beim Kaminglühn, wir uns wiedersehn,
mit einem Kin-der-got-tes-dienstkurs fing es an
den ich immer [immer immer kostenlos] wiederholen kann.

 

4. Akt – Terminschwierigkeiten

Szene: Frau Mümmelmann-Zilinskanov kommt herein. In ihren Terminplaner (Din A5) vertieft.

 

Herr Frisch Guten Tag.

mmelmann-Zilinskanov  Äh, guten Morgen. Warten sie auf jemanden?

Herr Frisch Ja

mmelmann-Zilinskanov Ist ja furchtbar! Warten, das ist ja reine Zeitverschwendung.

Herr Frisch Ach, ist nicht so schlimm…

mmelmann-Zilinskanov Doch, das ist schlimm! Wie sie ja wissen, bin ich ja eine hochbeschäftigte Frau und da muß..

Herr Frisch Oh, tut mir leid, ich kenn sie aber gar nicht!

mmelmann-Zilinskanov Na allerhand .. Dabei bin ich ja 70 Stunden pro Woche im Auftrag des Herrn unterwegs…. allein brutto, ohne Fahrzeiten!

Herr Frisch Das ist ja allerhand, Frau Dings….

mmelmann-Zilinskanov Anna-Theresa Mümmelmann-Zilinskanov; ich bin die Religionspädagogin hier. Ich mach hier eigentlich alles.

Herr Frisch Da bin ich ja bei ihnen richtig, ich möchte nämlich in der Gemeinde hier ein bißchen mitarbeiten.

mmelmann-Zilinskanov Klasse! Wie viel Stunden pro Woche?

Herr Frisch Pah … das weiß ich nicht, Frau Mümmelmov-Zilinskamnann .. Äh Frau ..äh Dings

mmelmann-Zilinskanov Naja, ich setze mich gerne mal mit Ihnen zusammen, um ihnen ein paar Vorschläge zu machen. Gute Mitarbeit will ja gut geplant sein. Ich sag immer: Wer gut plant, der gut religionspädagogisiert! Darum hab ich mir auch einen erstklassiges Zeitplansystem zugelegt: „Tempus-turbo“ heißt das. (Hält stolz ihren Planer hoch) Damit hat man sofort alle Termine unter Kontrolle. Alle Aufgaben gut organisiert und alle sonstigen Aktivitäten bestens koordiniert und alles Überflüssige storniert.

Herr Frisch Respekt respekt!

mmelmann-Zilinskanov (geschmeichelt, rückt neben FR hin, damit er auch einen Blick in ihr Wunderwerk werfen kann) Sehen sie: das ist das Tageskalendarium, hier die Wochen- und Monatsübersicht, und da die To-do-Listen.  Hier sind die Formulare für Gesprächsnotitzen, für Fax-Vorlagen, für Protokolle, für Erpresserbriefe.

Herr Frisch (zeigt auf den Timer) Interessant, interessant.Und was ist da hier Frau Religionspädo…gagino..

mmelmann-Zilinskanov Das ist ganz praktisch: Gibts auch nur in der de-Luxe-Auführung dieses Zeitplaners. Das ist der  eingebaute Klopapier-Spender: Je 5 Blatt einzeln hygienisch verschweißt. Spart enorm viel Zeit.

Herr Frisch Verstehe.Auf wann legen wir dann unsere Besprechung? Vielleicht auf Wochenende?

mmelmann-Zilinskanov (blättert) Leider nein: Da bin ich auf einem Religionspägagoginnen-Konvent, Fortbildung, sie wissen..

Herr Frisch Und irgendwann am Montag?

mmelmann-Zilinskanov Nein. Am Vormittag trifft sich der Dekanats-Religionspädagogen-Ausschuß. Und am Nachmittag trifft sich der Vorstand des Kuratoriums „Bibel und Kind“ – eine wichtige überregionale Einrichtung.

Herr Frisch Und am Abend?

mmelmann-Zilinskanov Da ist Religionspädagoginnen-Stammtisch. Da bin ich Schriftführerin.

Herr Frisch Dienstag?

mmelmann-Zilinskanov Morgens Dienstbesprechung, Nachmittag Lehrerversammlung und am Abend halte ich in Erlangen einen Vortrag: Umgang mit Jugendlichen  in der Präadoleszenz.

Herr Frisch Mittwoch?

mmelmann-Zilinskanov In der Frühe leite ich den integrativen Jugend-Ausschuß im Prodekanat West; mittags ein Dienstessen mit dem Leiter der Religionspädagogischen Materialstelle in Bayreuth. Nachmittags Fortbildung in Erlangen über Einsatz von Terminplanern in der Gemeindearbeit, und am Abend ist Kirchenvorstand.

Herr Frisch Vielleicht gehts irgendwann man direkt im Anschluß an einen Jugendkreis…

mmelmann-Zilinskanov (völlig entgeistert) Jugendkreis??

Herr Frisch Oder nach dem Kindergottesdienst?

mmelmann-Zilinskanov (noch entgeisterter) Kindergottesdienst?

Herr Frisch Naja, irgendwann werden Sie doch hier in der Kirchengemeide auftauchen?

mmelmann-Zilinskanov (kühl; amüsiert) Wozu? Wir haben doch ehrenamtliche Mitarbeiter!! (Blickt geschäftig in Ihren Planer) Aber tut mir leid, ich muß weiter, in Nürnberg ist heute der Jahresempfang des Kreisdekans für Religionspädagoginnen. Und wenn man da zu spät kommmt..

Herr Frisch Jaja, dann gibt Ärger

mmelmann-Zilinskanov — nein, dann ist das beste vom Buffet schon weggegessen .. Also tschüßchen …. (geht)

 

Lied (Die Prinzen: Alles nur geklaut)

Gruppe A        Gruppe B

Die Termine sind verbaut     (oweh oweh)
das sind wirklich alles meine    (oweh)
der ganze Tag der ist versaut    (oweh oweh)
ich tu viel mehr als ich hier scheine      (soso)
das ist nur geplant, nur verschoben, terminiert und fest verbaut
entschuldigung, Gott hat́s mir doch erlaubt..  (entschuldigung, hats Gott dir echt erlaubt?)

5. Akt – Das Auto – Gemeindebriefausträger

Szene: Herr Frisch sitzt allein da. Pfr Emilio Locker kommt herein.

Locker Grüß Gott. (Zu sich selber): Na gibts was Neues in meinem Fach, nöö. (Zu FR) Ja, und sie warten so vor sich hin? Wolleńs wohl eine Taufe anmelden?

Herr Frisch Nö, getauft bin ich schon. Ich wollte in ihrer Gemeinde ein bißchen mitarbeiten, und möchte drum mit dem Pfarrer Emsig mal sprechen und …..

Locker (Fällt ihm ins Wort) Das ist ja wunderbar. Ich such ja schon lange jemanden, der die Gemeindebriefe mit austrägt. Das sind ja immer sooo vieeeele. Und da suche ich schon länger eine qualifizierte Kraft.

Herr Frisch Hmm…

Locker (beschwichtigend) Das ist auch nicht schwierig… Die Gemeindebriefe sind ja auch ganz leicht, und im Format auch ganz handlich. Es ist also wirklich eine ganz schöne Arbeit. Und sie kommen immer an die frische Luft.

Herr Frisch Das klingt ja ganz nett. Ich kann mich da halt immer etwas schlecht entscheiden… Die Rumlauferei und das Rumtragen der Papierstapel. Das geht ja bestimmt aufs Kreuz… ich hab halt kein Auto.

Locker (grübelnd) Hmmm. Sie haben kein Auto…

Herr Frisch Genau…

Locker Hmmmm…..

Herr Frisch (seufzend) Tja…

Locker Was machen wir denn da?

Herr Frisch (zuckt mit den Schultern)

Locker (nachdenklich) Wissen sie. Die im Landeskirchenrat sagen, wir müssen die Arbeit der Ehrenamtlichen stärken. Etwas für deren Motivation tun.

Herr Frisch Vielleicht auch für deren Mobilisation?

Locker Ja.. (nickt mit dem Kopf wie der berühmte Hotablage-Dackel) Wenn ich das so betrachte …und überlege (aus der Bewegung wird ein horizontales Kopfwippen) … Ich denke … das werden wir schon hinkriegen.

Herr Frisch (nickt jetzt auch dackelartig) Ein Kombi wäre da wohl ganz sinnvoll.

Locker (dauerhaftes leichtes Nicken)Da haben sie wohl recht, da würde mehr reinpassen …

Herr Frisch Naja, für den Sommer würde eine Klimaanlage gute Dienste leisten…

Locker Aber ein Gebrauchtwagen darfs schon sein?

Herr Frisch Naja, wenns nicht anders geht.

Frau Wusel kommt in den Raum

Wusel Hallo, Herr Pfarrer Locker!

Locker Hallo Frau Wusel

Wusel Herr Frisch, sie können jetzt reinkommen! (Zu LO hin:) Der Herr möchte nämlich dem Herrn Emsig seine Mitarbeit anbieten… gell?

 (sie wartet am Bühnenrand)

Locker (hektisch) Herr Frisch! Wenn sie für mich Gemeindebriefausträger werden, dann kriegen sie ihr Auto. Sogar mit Klimaanlage. Wir kriegen das Kind schon geschaukelt. Auf der nächsten Kirchenvorstandssitzung werde ich das halt beantragen. Hauptsache, die werden bei mir Mitarbeiter, gell? Für mich! (zeigt mit beiden Händen auf seine eigene Brust)

Herr Frisch Ja, gut, klingt attraktiv – ich werde es mir ernsthaft überlegen..

Locker Rufen sie mich einfach mal an, meine Telefonnummer steht hinten im Gemeindebrief. (Drückt ihm einen Gemeindebrief in die Hand)

Herr Frisch Ja kein Problem, ich hab ja in Kürze ein Handy….

Locker Auf wiedersehn (geht)

Herr Frisch Ade.

 

Lied: (Maffay: Über sieben Brücken mußt du gehn)

Über sieben Brücken mußt du gehn
sieben dunkle Gassen überstehn
siebenmal beißt ein Hund dich ins Bein,
es macht Spaß, Gemeindegrüße zu verteiĺn.

 

6. Akt – Ekstase

Szene: Am Bühnenrand steht der Stuhl und Tisch des Pfarramtsführers Emsig samt Emsig selbst. Frisch geht zu Emsig , der kommt ihm mit freudig ausgestreckten Armen entgegen. Frau WU läßt sich inzwischen an ihrem Schribtisch nieder.

 

Emsig Herzlich willkommen Herr Frisch! Ich freu mich ja so, daß sie den Weg in unsere Gemeinde gefunden haben. Dort wo das Wort des Herrn lauter gepredigt wird und Menschen miteinander die Nachfolge des Herrn üben.

Herr Frisch Die Freude ist ganz meinerseits. (beide gehen zu EMs Schreibtisch)

Emsig (Setzt sich) Ja, Herr Frisch, tut mir leid, daß sie solange warten mußten. Aber einige wichtige Unterlagen wollten noch fertig gemacht werden. Naja, außerdem  hat die Frau Wusel meine Herztableten irgendwo verlegt gehabt..die mußten wir noch suchen …

Herr Frisch Sind sie krank? (schaut dabei im Gemeindebrief herum, kriegt EMs Antwort nicht so recht mit)

Emsig Nein, alles nicht so wild: Aber die Gemeindearbeit ist halt schwierig und entbehrungsreich. Jaja… ein entsagungsvolles Leben, ohne Luxus und Komfort … ganz in der Nachfolge Jesu. Wisseńs ich halts mit Löhe: „Mein Lohn ist, daß ich arbeiten darf“!

Herr Frisch Jaja… (blickt in Gemeindebrief)

Emsig Ja, Herr Frisch, sie möchten mitarbeiten, was hätten sie sich den so vorgestellt?

Herr Frisch (jetzt wieder bei der Sache) Ja ich hätte da an folgendes gedacht: Ein Handy, ein Faxgerät, Internet-Anschluß, einen Terminplaner mit Krokodilsleder, eine 2-Wöchige Reise nach Rio de Janeiro, und halt einen Dienstwagen, mit Klimaanlage, möglichst in rot und dunkelgrün ….

Emsig (Er fällt aus allen Wolken, ringt nach Luft, faßt sich ans Herz, kippt schließlich vornüber auf die Tischplatte)

Herr Frisch Herr Emsig? Ist das zuviel verlangt?? Wenn das sie erschreckt hat: Der Terminplaner .. da können wir auch ein billigeres Leder nehmen …  Herr Emsig…  (Er eilt zu Frau WU) Frau Wusel, ein Telefon! Es ist dringend!

Wusel (Mit einer betont langsamen Ruhe) Moment. Lieber Herr Frisch, ich freu mich über ihr Engagement. Aber: Ein Telefonat kostet 12 Pfennige. Und in der Kirche, da müssen wir immer sparen. (schüttelt belehrend den Kopf) Nicht so das Geld rauswerfen.

Herr Frisch (Bricht ebenfalls über den Schreibtisch zusammen.)

Lied (Mey: Über den Wolken)

Mitarbeitersein ist fein
hör ich die Nachbarin schwärmen
wie ein Pfeil zieht sie vorbei
tut zum Gemeindesaal ausschwärmen
denn die Gemeinde dort echt lebt
ja da tut sich toll was regen
und selbst mache Oma fegt
der Kirche entgegen.

In Herzi-aurach
solĺn die Leute ganz schrecklich nett sein
alle Arbeit, alle Sorgen sagt man
wär man als Pfarrer ganz schnell los und dann
tu ich was mir groß und wichtig erscheint
hätt Null Streß das wär fein.

Da drüber denk ich sehr oft nach
seh die Mitarbeiter machen
ja sie werkeln Tach für Tach
machen die allertollsten Sachen
Meine Augen haben schon
den echten Überblick verloren
Mensch die machen das ganz toll
mir schlackern die Ohren.

Refr

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