Predigt: Gottes neue Welt – garantiert ganz ganz anders (Mt 22, 23-33) 24. November 2013, Ewigkeitssonntag

ewigkeitssonntagDie Predigt zum Ewigkeitssonntag stellt sich der Frage: Wo sind denn jetzt eigentlich unsere Verstorbenen

Heute, am Ewigkeitssonntag, gehen viele Menschen auf die Friedhöfe. Die Gräber werden geschmückt und wir denken zurück an unsere Verstorbenen. Spüren den Schmerz, die Lücke, die sie hinterlassen haben.  Es tut weh, auch wenn wir wissen, dass der Tod zum Leben dazugehört. Ein Leben ohne Vergänglichkeit und Tod ist in dieser Welt nicht zu haben.

Nicht nur die Menschen, die gerade um einen Verstorbenen trauern, fragen sich: Wie wird das sein, was kommt danach ? Wo ist derjenige, den wir zu Grabe getragen haben, denn hin? Wie kann ich mir das vorstellen?
Ich möchte eine Vorstellung davon haben, was ihn oder sie dort erwartet – hoffe ja auch, dass es ihm oder ihr dort gut geht.
Aber das ist nicht einfach: Der Tod markiert eine Grenze, hinter die wir nicht schauen können. Und damit kämpfen auch die Personen, die in unserem Predigttext mit Jesus diskutieren:

Mt 22, 23-33
An demselben Tage traten die Sadduzäer zu ihm, die lehren, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn 24 und sprachen: Meister, Mose hat gesagt (5. Mose 25,5-6): „Wenn einer stirbt und hat keine Kinder, so soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen erwecken.“ 25 Nun waren bei uns sieben Brüder. Der erste heiratete und starb; und weil er keine Nachkommen hatte, hinterließ er seine Frau seinem Bruder; 26 desgleichen der zweite und der dritte bis zum siebenten. 27 Zuletzt nach allen starb die Frau. 28 Nun in der Auferstehung: wessen Frau wird sie sein von diesen sieben? Sie haben sie ja alle gehabt. 29 Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes. 30 Denn in der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel. 31 Habt ihr denn nicht gelesen von der Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott, der da spricht (2. Mose 3,6): 32 „Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. 33 Und als das Volk das hörte, entsetzten sie sich über seine Lehre.

Liebe Gemeinde,
eigentlich ist es doch kindisch, was die Sadduzäer da vollführen: Da basteln sie eine krude Geschichte um eine Frau, die nacheinander sieben Brüder als Ehemänner hatte, und die alle nacheinander weggestorben sind. Jetzt wollen sie wissen, mit wem die Frau dann im Himmel verheiratet sein wird.
Halt …nein! Die wollen das gar nicht wissen. Sie stellen die Frage ja eigentlich nur, um das logische Problem auf den Tisch zu legen: Nämlich dass es nicht funktioniert, wenn wir versuchen, unsere gegenwärtigen Verhältnisse, unser Leben, unsere Beziehungen einfach ins Jenseits hinüberkopieren – und das dann als Leben im Gottes Reich zu bezeichnen.
Und weil sie merken, dass das nicht geht, sehen sie es als erwiesen an, dass es keine Auferstehung der Toten geben kann.

Keine neue Welt per copy and paste

Natürlich wäre es eine wunderbare und einfache Vorstellung: Nach dem Tod geht es einfach so weiter, wie bisher. Erde Nummer zwei, sozusagen. Natürlich wird es dort himmlischer, ohne Leid, ohne Tod, mit Gott in unserer Mitte – aber doch irgendwie als Fortsetzung unseres Lebens mit anderen Mitteln.
Dabei stoße ich, genauso, wie die Sadduzäer, die mit Jesus diskutieren , auf riesige logische Probleme. Schon Schüler erklären mir: Wie soll das gehen, dass die ganzen Menschen aus Tausenden von Jahren Menschheitsgeschichte  wieder auferstehen? Wo sollen die hin? Ein Dorf wie Brunn oder Wilhelmsdorf wäre dann mit vielleicht 10.000 Auferstandenen bevölkert. Und das ist noch eher eine der harmlosen Fragestellungen.
Wenn wir uns Auferstehung der Toten, das Leben in Gottes Welt, ganz schlicht als Verlängerung unseres jetzigen Daseins vorstellen, kommen wir in ganz viele denkerische Sackgassen.
Es ist natürlich mehr als fraglich, ob wir den Bereich des Jenseits mit den Werkzeugen der Logik gut bearbeiten können. Denn das ist ja das Besondere, dass es sich um eine Sphäre handelt, bei der dem unser gesamtes Vorstellungsvermögen an seine Grenzen kommt

Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes.  Denn in der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel.

Liebe Gemeinde,
mit einem Satz macht Jesus durch manche romantische Vorstellung vom Himmel einen Strich: Auch unsere menschlichen Beziehungen werden dort anders sein, als wir das kennen. Es ist eine andere Welt, in der sich das abspielt. Jesus vergleicht es mit dem Dasein der Engel. Eine Welt, von der wir wiederum auch nicht wirklich etwas wissen.

Jedenfalls hat Jesus bestimmt nicht den Engel Aloisius, also den Münchner im Himmel, gemeint. Das wäre genauso daneben gegriffen. Denn so nett die Geschichte ist: Sie macht auch den gleichen Fehler und kopiert unsere aktuellen Verhältnisse in den Himmel. Darum hätte er lieber ein Maß Bier statt Manna und hat keine Lust auf Hosianna singen.

Was wir mit Berufung auf Jesus sicher sagen können: Es ist ganz anders! Und Gott wartet da auf dich. Weil er der Gott der Lebenden ist. Wer bei ihm ist, der ist am Leben und wird lebendig. Weil der Tod in seiner Nähe keine Chance hat.
Mit dieser Macht, die den Tod wegfegt, wo er sich auch immer zeigen mag, hat Jesus einst am Ostermorgen den Tod besiegt.

Alles ganz anders

Wie das dann aussehen wird, das ist so anders, da haben wir keine Chance.
Und das logische Koordinatensysten unserer Welt passt da einfach nicht darauf.
Weil wir als Menschen nur in den Dimensionen unserer Welt denken können.

Ein kleines Beispiel: Das Thema „Zeit”:
Jesus hat am Kreuz zu dem einen Verbrecher, der neben ihm gekreuzigt wurde, gesagt: Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein. (Lk 23,43) An anderen Stellen ist die Rede von der Auferstehung am jüngsten Tage (Joh 6,39).
Logisch passt da nicht zusammen: Bin ich gleich nach meinem Tod in Gottes Reich, oder erst am Ende der Welt?

Interessanterweise kommt da ein wichtiger Einspruch aus der Physik genauso wie aus der Philosophie: Zeit ist relativ! Von Einstein kennt man das Gedanken-Experiment, dass ein Zwillingspärchen unter bestimmten Bedingungen im Weltraum unterschiedlich schnell altert. Und wenn sie sich wieder treffen ist der eine gerade 30 Jahre alt, der andere ist ein Greis mit 90 Jahren.  Und Immanuel Kant stellt sich die Frage , ob es Zeit überhaupt gibt – oder ob sie nur in unserem Kopf existiert, weil unser Hirn alles, was wir erleben eben immer hintereinander einsortiert.
Demnach ist es an der Grenze unserer Welt kein Problem, dass Dinge gleichzeitig geschehen, die auch unserer Sicht Tausende von Jahren auseinander liegen.

Und doch mit Bildern umgehen …

Liebe Gemeinde,
alles wird anders sein – darauf bereitet Jesus uns vor. Wir müssen uns keine Sorgen machen, wie das wird. Das liegt in Gottes Hand. Ihm haben wir unsere Verstorbenen anvertraut, ihm können auch wir unser Leben anvertrauen.

An vielen Stellen unserer Bibel wird angedeutet, dass das, was uns erwartet, unser bisheriges Dasein in den Schatten stellen wird. Der Apostel Paulus hat in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinth zusammengefasst, wie unterschiedlich unsere Welt und das Kommende sein wird. Er schreibt, dass aus unserem vergänglichen, schwachen irdischen Körper etwas wird, das unvergänglich, herrlich und himmlisch sein wird.
Wir merken wieder: Wir sprechen – auch mit Paulus – mit irdischen Worten von etwas, wofür es wahrscheinlich keinen passenden Bilder und Begriffe auf unserer Erde gibt.

Aber weil wir das Bedürfnis haben, uns eine Vorstellung zu machen, was mit unseren Verstorbenen ist, ist es gut, dass uns die Bibel und unser Glaube verschiedene Bilder anbietet.
Dass der Verstorbene wie ein Engel ist, unsichtbar von oben auf uns herabblickt, manchmal einem näher ist, als man denkt – der kann sich dafür auf  Jesu Worte von den Engeln aus unserem Predigttext berufen.

Vielleicht haben sie das Bild von einem wunderschönen weißen Palast zwischen den Wolken. In dem unsere Verstorbenen ankommen und ihre Wohnung beziehen, und sich Stück für Stück in diese neue wunderbare Welt hineinleben. – Ja, in der Bibel ist auch die Rede von den Wohnungen bei Gott und einer himmlischen Stadt.

Und wenn sie eine zweite Welt vor Augen haben; mit einer wunderbaren intakten Natur, in der die Menschen untereinender und auch mit den Tierwelt in Frieden leben: So können sie in den Reden mancher Propheten auch diese Bilder vom Reich des Messias finden.

Bilder, die andeuten, dass uns Gott in einer ganz anderen, wunderbaren Welt erwarten wird. Eine Welt auf die wir hoffen können – und in der wir unsere Verstobenen in guten Händen wissen dürfen.

Amen

Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

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