Andachten auf Charivari 98,6 im März 2012

Montag: Obstbaumschneiden
Dienstag: Meerschweinchem im Winterpelz
Mittwoch: Tabula rasa unterm Holzbrett
Donnerstag: Nase putzen in der Kirche
Freitag: Tiere essen?
Samstag: Jesuskind für Alletage

Obstbaumschneiden

Guten Morgen,
bei uns im Garten ist es jetzt Zeit, die Obstbäume zu schneiden.
Das ist ja eine Kunst – und ich bin froh, dass ich jemanden kenne, der das für und macht.
Ich bin da jedesmal völlig perplex: Wenn der fertig ist, ist an dem Baum fast nichts mehr dran. Ich habe das Gefühl, der hat alle die schönen schlanken langen Aste abgeschnitten. Wo sollen denn da mal die Äpfel wachsen?
Aber spätestens in ein paar Monaten, wenn alles grünt und blüht, habe ich die Bestätigung: Der Mann hat recht gehabt!
Das ganze Geäst musste weg
Das war nicht nur überflüssig, es hätte den Baum auch in seinem Wachsen und Gedeihen behindert.
Ausmisten im wilden Geäst – im eigenen Leben hat man ja auch mit manchem Wildwuchs zu tun. Dinge, Krimskrams, Angewohnheiten – lauter Zeug, das einem nicht weiterhilft – aber man schleppts mit sich rum, weil man sich nicht traut, sich von manchem zu trennen.
Ich weiß: Sich von Ballast zu befreien, fällt mir selber auch immer unheimlich schwer.
Aber: Ein bisschen geht immer. Und ich habe ja den Baum als Vorbild.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen!

Meerschweinchen im Winterpelz

Guten Morgen,
Bei uns im Garten steht ein Meerschweinschenstall.
Mit vier hartgesottenen Meerschwein-Jungs. Und das hartgesotten kann man ruhig wörtlich nehmen, denn die haben den Februar trotz minus 20 Grad problemlos überstanden.
Aber wie die jetzt aussehen: Einen Winterpelz haben die! Dick!
Die könnte man als Wischmopp verkaufen, so wuschelig sind die.
Enorm, wie sich so ein Tier auf seine Lebenssituation einstellen kann.
Wissen Sie, manchmal bitte ich meinen Gott, dass ich auch diese Fähigkeit entwikle.
Lieber Gott,
lass mir einen dicken Pelz wachsen,
da, wo mir andere weh tun wollen oder mir eine kalte Schulter zeigen.
Lass mich geborgen sein, in diesem Pelz,
warm, geschützt – aber nicht taub.
Lass es einen weichen Pelz sein,
an den sich andere anlehnen und etwas von meiner Wärme abbekommen können.
Ich will kein Dickhäuter sein – kein Elefant in Porzellanladen,
sondern ein Meerschweinchen.
Beweglich – aufmerksam – und doch behütet.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Tabula Rasa unter Holzbrett

Guten Morgen,
beim Aufräumen im Garten habe ich jetzt auch eine recht große Holzplatte entsorgt. Die lag seit November bei uns mitten auf dem Rasen.
Naja, Rasen ist da jetzt ja nicht mehr – denn wo die Platte lag, da ist jetzt blanke Erde, alles, was da drunter war, ist eingegangen.
Eigentlich weiß man das ja, dass da ohne Licht und Luft alles verkümmert.
Aber dann lass ichs halt doch noch nen Tag länger liegen, vergesse es, verschiebs noch mal … eben bis zum März 2012 und dann hab ich den Salat.
Sachen liegen lassen – das einfach ärgerlich.
Konflikte und Probleme liegen lassen, das ist viel dramatischer. Das ist manchmal wie Gift!
Wo der Streit rumliegt, da wächst nichts mehr.
Jesus hat gesagt: Versöhne dich mit deinem Mitmenschen am besten noch bevor die Sonne untergeht.
Räume den Konflikt beiseite, bevor alles, was darunter liegt, verkümmert.
Liebe Charivarihörer, dass Jesus damit Recht hat, ich glaube, da müssen wir gar nicht lange diskutieren. Die Herausforderung liegt darin, dass man sich ein Herz nimmt und das Problem anpackt – am besten, so lange noch nicht alles darunter verkümmert ist.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Nase putzen im Gottesdienst
Guten Morgen,
Die kleine Luisa sitzt neben ihrer Oma in der Kirche.
Der Pfarrer predigt; sie versteht nicht alles, aber sie ist gerne mitgegangen – denn die Atmosphäre dort hat schon etwas besonders für sie, die vielen Kerzen, die Orgelmusik, die alten Lieder.
Und während der Pfarrer auf der Kanzel von der Liebe Gottes erzählt, kitzelt es an Luisas Nase. Seit in paar Tagen schon ist die recht verschnupft, und die Nase fängt an zu laufen. Aber das kleine Mädchen hat kein Taschentuch.
„Oma…?”
Keine Reaktion
„Oma, du, has du mal ….”
„Psst, sei leise” kommt es scharf im Flüsterton zurück.
Luisa zeigt mit dem Finger auf ihre Nase – aber sie erntet von Oma nur einen strafenden Blick.
Im Gottesdienst muss Ruhe herrschen, da ist Oma anscheinend unerbittlich.
Irgendwann wischt Luisa sich die feuchte Nase mit dem Jackenärmel ab.
An diesem Tag hat Luisa etwas über Gott und Kirche gelernt:
Dass der Pfarrer gerne von der Liebe Gottes spricht –
aber dass diese Liebe Gottes anscheinend nicht für Kinder gilt, die in der Kirche sind und gerne mal die Oma was fragen wollen.
Schade, wirklich schade.
Wenn Sie Kinder oder Enkel haben, machen sie es einfach besser. Geben sie den Kleinen die Chance, sich in der Kirche wohl zu fühlen.
Zur Nächstenliebe gehört es auch, dass man auch in der Kirche mal ein Taschentuch bekommt, ein paar Gummibärchen nascht oder ein Bilderbuch anschaut, weil die Predigt etwas lang geworden ist.
Einen schönen Tag wünsche ich ihnen.

Tiere essen?

Guten Morgen,
„Papa, „fragt meine Tochter, während ich am Herd die Hackfleischsoße umrühre, „Papa, findet Gott das eigentlich in Ordnung, dass wir Tiere töten?”.
Naja, was soll ich da sagen?
Schließlich steht in der Schöpfungserzählung der Bibel nichts davon, dass die Tiere als Lebensmittel geschaffen sind. Erst ein paar Seiten später ist davon die Rede, dass Gott dem Noah erlaubte, Tiere zu essen. Und auch da, merkt man, dass das Thema mit einer gewissen Zurückhaltung aufgegriffen wird.
Ich erkläre meiner Tochter also etwas vom Respekt vor dem Leben, und vom Problem der Massentierhaltung, und rühre weiter in meinem Hackfleischsoße herum.
Und immer mehr spüre ich, dass es mir schwer fällt, meine Leidenschaft für Leberwurst, Schnitzel und Schweinebraten ordentlich zu begründen.
Je länger ich rede umso schwieriger wird meine Position als Fleischesser, gegenüber meiner Tochter, die gerne Meerschweinchen streichelt und Fischen beim Schwimmen im Aquarium zuschaut.
Zum Glück hat sie irgendwann das Thema gewechselt – und ich musste nicht Vegetarier werden.
Aber nachdenklich hat mich das schon gemacht – wie wenig ich über meinen Fleischkonsum nachdenke. Ich hoffe, beim nächsten Mal habe ich bessere Antworten, wenn meine Tochter wieder mal anfängt zu fragen, wie wir mit unseren Tieren umgehen. Einfach wird es nicht!
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

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