Ich hatte gar kein gutes Gefühl, als meine Tochter mit ihrer Kindergeburtstagsgruppe unbedingt auf die Brücke wollte: Auf die Autobahn wollten sie runterzugucken. Eine wild winkende, jubelnde und kreischende Grundschülerinnen-Horde.Ich habe nur gehofft: Hoffentlich passiert da nichts. Nicht dass einer der Fahrer auf der Autobahn eine Vollbremsung hinlegt, weil er denkt, das da oben wären steineschmeißende Attentäter.
Genau das Gegenteil passierte: Fast alle Autofahrer reagierten – sie winkten zurück oder hupten fröhliche Rhythmen. Bei einem Reisebus mit Senioren bekamen die ersten sechs Ritzreihen einen Wink-anfall. – Ein ausgelassenes Spektakel –
Die Mädchen freuten sich über die Reaktionen der Autofahrer – und die Leute auf der Autobahn waren anscheinend erfreut über diese Abwechslung während der langweiligen Reise zwischen Würzburg und Ulm.
Und ich stand daneben und wunderte mich nur noch: Ich hätte nie mit so etwas gerechnet. Mit so viel Vertrauen, dass keiner von denen da oben etwas Böses will.
Und sie haben recht: Diese ewige Skepsis – der notorische Verdacht, dass der Andere was Böses will – verbaut einen oft genug die Chance zu solchen fröhlichen und unbeschwerten Momenten wie an dieser Autobahnbrücke.