1 Krokusse
Sie kommen!
Die Schneeglöckchen und Kroskusse sind wieder voll am Start!
Das tut so gut!
Nach so vielen dunklen Wochen mit Regen, Schnee und trüben Gedanken!
So klein die Krokusse in der Wiese auch sind – ich feiere die total.
Endlich wieder ein bisschen Farbe und Leben im Garten.
Und dann sich in die Sonne danebensetzen und ein Bier aufmachen.
Ein Foto vom schönsten Krokus in Nahaufnahme machen und per Whatsapp an ein paar Freunde schicken.
Ach ja auf facebook muss das auch!
Ganz besonders Da sind so viele zur Zeit bloß am rummotzen und schlechte Laune verbreiten.
Das ganze Gezetere hilft doch nicht weiter! Reine Energieverschwendung!
Auf das Gute schauen!
Heute nachmittag muss sich wieder nachsehen , was die Krokusse im Garten machen. Bestimmt sinds jetzt schon ein paar mehr …
Liebe Leute! Schaut mal bei euch und sucht eure Krokusse. Und teilt sie in alle Welt. Lasst die Timelines in Franken blühen! Wenigstens heute.
2 Wer füttert die Löwen?
Manchmal könnte man schon das Gefühl haben, dass unsere Welt ganz schön ungerecht ist. Bereits dem alten Hiob ist es so ergangen – er hat einfach nicht verstanden, weshalb oft genug die Guten und Ehrlichen am Ende die Dummen sind.
Und so hat er stundenlang mit seinen Freunden diskutiert, ob dem lieben Gott da vielleicht etwas gewaltig aus dem Ruder läuft.
Bis schließlich Gott selber sich zu Wort meldet und die Klugscheißer ordentlich zusammenstaucht. Ein Satz aus diesem göttlichen Donnerwetter ist mir besonders in Erinnerung: Das fragt Gott: Sag mir mal, wenn alles für alle nur gut laufen soll, wie du dann die Löwen satt machen willst.
Stimmt, irgendwann wird eine Gazelle ihr Leben lassen, sonst verhungern die Löwen.
Da fällt bei Hiob der Groschen. Er bekommt ein Gespür dafür, dass diese Welt so komplex ist, dass man da nicht einfach sagen kann: So oder so ist alles gut und richtig.
Okay, ich selber kann für mich entscheiden, wie ich handeln will. Was ich für richtig und falsch halte.
Aber dem Rest der Welt mein Urteil aufzudrücken … seit der Sache mit dem Löwen bin ich da vorsichtig geworden.
3 Schnellhörer
Gehört Ihr auch zu den schnellen Hörern? Also Menschen, die sofort checken, dass man mit ihnen spricht und was von ihnen will.
Das Gegenteil sind so Trantüten, die so mit sich selber oder ihrem Smartphone beschäftigt sind, dass sie es ewig nicht raffen, dass ich gerade versuche, ihnen etwas zu erklären oder sie um etwas bitte.
Dabei ist das so wichtig, dass man da nicht alles verschläft. Ein Bruder von Jesus, der Jakobus hat einmal geschrieben:
Sei schnell beim Hören
sei langsam beim Reden
und ganz langsam, wenn du wütend wirst.
Man muss nicht immer schnell sein! Beim Hinhören sollte man halt auf Zack sein.
Beim Antworten ist es immer gut, nicht gleich aus der Hüfte zu Schießen.
Und bevor man anfängt rumzuschimpfen und zu randalieren, sollte man sich ganz viel Zeit lassen – mindestens eine Nacht. Das erspart in vielen Fällen größeren Ärger – weil die meisten Aufreger am nächsten Tag schon Schnee von gestern sind.
4 Platz schaffen
Endlich hat er eine neue Frisur – unser Kirschbaum! Der Karl, der mir beigebracht hat, wie der Obstbaumschnitt geht, hat immer gesagt: “Du musst so viele Äste rausschneiden, dass man einen Hut durch die Baumkrone werfen kann. Erst dann ist genügend Platz für das, was im Frühjahr nachwächst.”
Momentan schaut er schon recht gerupft aus, mein Baum. Aber ich weiß: Weniger ist da oft mehr. Wie so oft im Leben. Wenn wir Regale und Kalender so vollstopfen … wo ist denn da der Platz, dass etwas wachsen und sich entwickeln kann?
Manchmal muss man da – wie beim Obstbaum – Platz machen.
Mal eine Stunde Langeweile haben … und sich überraschen lassen, das in der Zeit an tollen Ideen entsteht.
Oder den Sonntag mal für nichts nutzen! Das mit “Feiertag heiligen” könnte ja sowas bedeuten.
Gönnt euch ein bisschen mehr Platz im Leben, damit da auch mal etwas Neues blühen und wachsen kann.
5 Vergangenheit
Heute vor 40 Jahren kam zum ersten Mal der Musikantenstadel im Fernsehen. Ich weiß noch, dass ich als Kind das immer mitangesehen habe. Karl Moik und der Hias – ach ja.
Während im Fernseher das erste Jodel-Idyll blubberte, braute sich am gleichen Abend in Nürnberg am Kulturzentrum Komm ein noch wilderes Ungemach zusammen: Nach einer Demonstration mit Sachschäden hatte die Polizei 141 Jugendliche festgenommen und teilweise tagelang inhaftiert. Schnell wurde deutlich, dass hier geltendes Recht gebeugt wurde. Im Herbst flog den Staatsanwälten der Prozess krachend um die Ohren.
Und wer weiß heute noch was drüber? Der Musikantenstadel und der Justizskandal sind Geschichte – So sehr das damals die Leute auch bewegt hat.
Wenn ich mich mal wieder über irgendetwas furchbar aufrege, weiß ich ja eigentlich jetzt schon: Bald wird auch das ausgestanden sein … Vergangenheit. In 40 Jahren regt sich keiner mehr auf – also bleib ein bisschen entspanter.
6. Kopernikus
Es ist genau 405 Jahre her, dass die römische Kirche das Buch verboten hatte, in dem Kopernikus aufzeigte, dass sich die Erde um die Sonne drehte – und nicht umgekehrt.
Zu diesem Zeitpunkt war Kopernikus schon längst gestorben, und mit Johannes Keppler und Galileo Galilei waren schon der nächsten Wissenschaftler am Start, die der gleiche behaupteten.Aber irgendwie wollte man die Vorstellung nicht aufgeben, dass sich der ganze Kosmos um UNS dreht!
Es war nicht nur für die Kirche ein schwieriger Prozess, sich einzugestehen, dass wir nicht der Mittelpunkt des Kosmos sind. Auch als Mensch muss ich da durch: Als ich Kleinkind war, hat sich ganz alles um mich, meine Wünsche und Bedürfnisse gedreht. Aber um erwachsen zu werden gehört die erkenntnis: Ich bin einer von vielen Planeten in dieser Welt. Meine Aufgabe ist es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Vielmehr ist es die Kunst, die Mitte meines Lebens zu finden. Die Mitte, deren Anziehungskraft mir hilft, die richtigen Bahnen im Leben zu ziehen.