Radioandachten im Advent 2020

Ohren

In einem Kirchenlied heißt es “Gott gab uns Ohren, damit wir hören”. Inzwischen könnte man das umdichten, weil wir unsere Ohren aktuell ja auch dringend  brauchen, um unseren Mund-Nasen-Schutz zu befestigen. Wie praktisch, dass wir da unsere großen Ohrwatschel haben! Keine Ahnung, wie das sonst mit den Masken klappen könnte.

Aber Vorsicht: Gebt nicht zuviel Spanung auf das Gummiband, sonst klappt das Ohr nach vorne – und dann hört ihr nichts mehr! Wobei … es soll ja Leute geben, die sowieso mit dem Zuhören Probleme haben. Und das liegt weder am Ohr, noch an der Maske. Sondern an der inneren Haltung:

Da sage ich was, und an der Antwort des Anderen erkenne ich: Hey, du hast ja gar nicht richtig hingehört? Ich habe dir etwas erklärt, und du gehst überhaupt nicht drauf ein! Bin ich bloß der Stichwortgeber für seine vorgefertigte Meinung?

Es ist schon komisch: Die Ohren sind eigentlich immer “angeschaltet” – aber zum richtigen Hören – zum Verstehen des Anderen –  muss auch das Köpfchen zwischen den Ohren hellwach sein!

Eingekuschelt

Gestern abend hat sie es sich so richtig auf dem Sofa gemütlich gemacht:
Pulli, Leggins, Wollsocken. Und dann eingerollt in die flauschige Lieblingsdecke – so, dass nur noch Nase und Augen zum Netflix-gucken rausschauen.

Da fühlt Andrea sich wohl. Sicher. Geborgen. Die ganze nervige Welt da draußen aus sie für diesen Abend ausgesperrt.

Derjenige, der den Psalm 91 unserer Bibel geschrieben hat, spürte vielleicht die gleiche Geborgenheit wie Andrea in ihrer Decke auf dem Sofa. “Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht.”

Vertrauen auf den unsichtbaren Gott ist manchmal auch wie so eine Kuscheldecke. Wenn der Tag mal wieder nicht so lustig war, dann tut es mir gut, mich einzukuscheln:

In eine Decke und in ein Gebet: Lieber Gott – diesen Tag hätte es so heute wirklich nicht gebraucht. Aber bitte lass mich jetzt bei dir ausschnaufen, zur Ruhe kommen, Kraft und Hoffnung tanken für morgen. Amen

Adventserinnerungen

Es ist beim Plätzchenbacken passiert: Irgendwie bin ich mit dem Handrücken ans heiße Backblech geraten – ah…. Das war echt fies … nach ein paar Minuten ist schon eine fette Brandblase entstanden, und die Narbe war über Monate zu sehen.

Das alles ist jetzt schon ewig her, aber ich habe diese Kindheitserinnerung daran immer noch! Die Bilder von damals sind noch im Kopf. Ich sehe uns noch beim Teigkneten, Plätzchen ausstechen und beim Bestreichen mit Eigelb. Ja und an die bunten Zuckerstreusel kann ich mich gut erinnern. Das alles ist noch präsent und ich denke gerne daran zurück. Die Sache mit der Brandblase ist da nur eine winzige Episode – und beim Erinnern tuts auch nicht mehr weh. Was geblieben ist, waren die schönen Momente.

Unser Advent 2020 unter Corona-Bedingungen ist einer, der uns auch manches am Einschränkungen und Härten zumutet. Das ist nicht lustig.

Aber ich überlege, ob wir in ein paar Jahren da auch zurückdenken werden und festellen können: Wir wissen noch, wie schwierig diese Zeit war. Aber was lebendig im Gedächtnis geblieben ist, das waren dann doch die schönen Momente im Dezember 2020.

Ob es so kommt? Ich weiß es nicht, aber ich will es hoffen.

Warten auf Weihnachten

Ich habe sie mir wieder aufgestellt. Meine Advents-Krippe für den Schreibtisch. Das ist so eine winzige hölzerne Futterkrippe. Ein paar Krümel Heu sind schon drin. Aber das Jesuskind, und auch die heilige Familie liegen noch in einer kleinen Schachtel im Regal. Und da bleiben sie auch erst mal. Schließlich sind es ja noch 14 Tage bis Heiligabend. Solange bleibt die Krippe leer.

Für mich ist sie das Zeichen dass man manchmal einfach warten muss, bis die Zeit für etwas Bestimmtes gekommen ist.

Ich will ja sonst auch gerne immer alles gleich! – Und da bremst mich die Krippe und schickt mich zurück zu meiner Sehnuscht nach Glück, nach Liebe und nach Frieden für diese Welt.

Advent ist nicht die Zeit der Wunscherfüllung, sondern die Zeit der Sehnsucht. Das, was ich mir da alles erhoffe, was mir wirklich wichtig ist, muss ich geschenkt bekommen – weil ich das selber gar nicht schaffen kann.

Und ich freue mich auf den Heilgen Abend, wenn ich dann die klitzekleine Jesusfigur in die leere Krippe hineinlegen kann und weiß: Ich bin nicht allein – Gott ist da, und schenkt mir, wonach mein Herz sich sehnt.

Nervensägen

Manchmal kommt ihr Angriff aus dem Nichts. Ohne, dass man sich vorbereiten kann, ohne dass man eine eine Verteidigungsstrategie entwickeln kann, fallen sie einen an:

Nevensägen! Beim Einkaufen an der Kasse, am Telefon, beim Meeting auf der Arbeit. Leute, die immer alles besser wissen – und besser können.
Die ungefragt Ratschläge erteilen, und dabei spüren lassen: Wir alle dürfen dankbar sein, dass wir an ihrer überlegenen Weisheit  teilhaben können.

In der Bibel lese ich von Heuschrecken-Plagen. Die kamen auch über Nacht und sind über alles hinweggewalzt. Sind Nervensägen die Heuschrecken-Plage der Neuzeit?

Naja … in der Bibel kamen die Heuschrecken als pädagogische Maßnahme – zum Beispiel, wenn der König gemeint halt, er muss nicht auf Gott hören.

Weshalb die Nervensägen über mich herfallen? Vielleicht, damit ich auch etwas lerne … Zum Beipiel Geduld, Gelassenheit und Nächstenliebe.

Lucia-Tag

Guten Morgen

Wenns auf Weihnachten zugeht, haben auch die Heiligen Konjunktur, die sich um andere gekümmert haben. In Franken lieben wir den Pelzamärtel, also Sankt Martin und den Nikolaus.

Die Schweden haben die Lucia. Das ist das Mädchen das auf dem Kopf so einen Kerzen-Kranz hat. Lucia war aus gutem Haus, aber sie hat sich entschieden, kein Luxusleben zu führen, sondern die vielen Armen in ihrer Heimatstadt zu versorgen. Sie wollte, dass das niemand mitbekommt. Darum zog sie immer nachts los, vollbepackt mit Lebenmitteln und Geschenken. Aber weil es dunkel war und Lucia keine Hand frei hatte klemmte sie eine Kerze an ihr Haarband, damit sie den Weg erkennen konnte. Darum wird sie heute mit so einem Kerzen-Kranz dargestellt.

Lucia beeindruckt mich: Sie wollte helfen, auch wenn sie sich in ihrer eigenen Familie damit viel  viel Ärger eingehandelt hat. Aber das war es ihr wert. Lucia – morgen ist ihr Namens-Tag – ist vor genau 1716 Jahren gestorben.

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