Nur ein bisschen falsch?
Guten Morgen, eigentlich wollte ich ja nur schnell ein Foto ausdrucken – da fällt mir auf: Oh Mann, da habe ich die Kamera ja total schräg gehalten! Wo hab ich denn da meine Augen gehabt?
Wie gut, dass es Programme gibt, mit denen man das Bild wieder zurechtrücken kann … also probiere ich es aus … und stelle fest: Ich muss es nur um EIN Grad gegen den Urzeigersinn drehen, dann passt es!
Ein läppisches Grad! Das ist doch eigentlich nichts! 360 Grad hat der Kreis – und bei einem winzigen Grädchen hat man schon den Eindruck: Es ist alles schief, und nichts passt mehr.
Manchmal kennt das Leben eben keine Toleranzen. Dann ist eben bisschen schräg eben schon viel zu schräg. Manchmal ist ein bisschen gelogen eben ganz und gar nicht mehr die Wahrheit. Der winzige Klapps auf den Po der Kollegin ist dann keine Kleinigkeit, sondern eine eben eine 100%ige Beleidigung.
Das kleine Bisschen – ist eben manchmal das Bisschen zuviel. Ja, Geradlinigkeit ist nicht nur bei Fotografieren ein enorm hoher Anspruch – sondern besonders im täglichen Leben.
Nicht all-mächtig
Guten Morgen, am Wochenende habe ich meinen Laptop geschrottet. Er war in seiner hübschen schwarzen Tasche verpackt und neben der Türe an der Wand gelehnt. Irgendwie ist es im familiären Trubel passiert, das er umgekippt ist … und dann kam ich irgendwann daher …
Wer hat den da bloß so blöd an die Wand gelehnt?
Wer ist da darangestoßen, dass er dann flach am Boden liegt?
Und wer hat mir das blöde Tablett mit dem Frühstück in die Hand gedrückt – so dass ich nicht sehen konnte, was da vor meinen Füßen liegt?
Fragen, die mir eigentlich nicht weiterhelfen! Es gibt da nicht DEN Schuldigen – sondern es gibt Dinge die einfach passieren, weil die passenden Zufälle gerade so zusammenkommen – damit etwas schief geht.
In der Bibel steht, dass wir Menschen nicht all-mächtig sind. Und das bedeutet ja: Wir sind nicht die, die alles machen und können!
Also muss ich nicht immer für alles einen Schuldigen finden, der das das alles gemacht hat. Und es heißt auch, ich muss nicht alles machen und auch nicht für alles zuständig fühlen.
St. Johanni
Guten Morgen, heute ist Johanni-Tag, der Geburtstag von Johannes dem Täufer. Es war es, der einst Jesus im Jordan getauft hat. Johannes hatte schon lange, bevor Jesus auf der Bildfläche erschien, den Leuten angekündigt, dass da bald ein Besonderer kommen wird – mit ganz neuen Worten und außergewöhnlichen Taten.
Johannes als Vorläufer Jesu, als ein Wegweiser. Auf diesen Job ist nicht jeder scharf: Als Vorgruppe unterwegs sein. Alles für einen Anderen vorbereiten. Immer zu wissen: Der Wichtige ist eigentlich der Andere, nicht ich. Wer will das schon – ewig die zweite Geige spielen?
Aber genau solche Menschen brauchen wir eigentlich immer auf unserer Welt. Menschen, die sich bewusst sind, dass nicht sie die Stars sind, und zugleich wissen:
Ohne ihr Engagement im Hintergrund würde vieles auf unserer Erde gar nicht erst in die Gänge kommen.
Der Duft entsteht oft langsam
Der Regen der letzten Woche hat der Kräuterecke in unserem Garten einen enormen Wachtumsschub beschert.
Da muss ich dann schon mal hin, und schnuppern. Bei Colakraut schießt mir der bekannte Duft sofort in die Nase. Beim Thymian brauche ich nur sanft drüberstreicheln und schon riecht die ganze Hand nach Griechenland.
Beim Salbei und beim Waldmeister ist das anders. Da muss man schon länger die Blätter zwischen den Fingern reiben und rubbeln …. Und wer sich Zeit nimmt, der kann erleben, wie sich der Duft immer stärker entfaltet. Und je länger man reibt, umso differenzierter kann man wahrnehmen, dass es da an unterschiedlichen Duftnuancen gibt.
Ob Martin Luther das auch manchmal gemacht hat? Er sagte einmal: Die Bibel ist wie ein Kräutlein, je mehr man daran reibt, umso mehr duftet es.
Da ist was dran: Bei manchen biblischen Geschichten und einzelnen Versen entdeckt man mit der Zeit immer neue Aspekte. Einfach immer wieder mal hineinschnuppern in dieses alte Buch und entdecken – dass so mancher Satz, den man schon zehn mal gehört hat, beim elften mal ganz neue Gedanken in mir wachruft.
Der L-Wert
Guten Morgen, kennen Sie Ihren L-Wert? Ich meine nicht diesen R-Wert, der aussagt, wie viele ein Infizierter im Schnitt dem Virus ansteckt.
Der L-Wert ist die Zahl, wie viele andere Menschen man als Einzelner lieb haben kann! Ehrlich gesagt: Es ist wohl grade eine Handvoll Menschen, denen ich wirklich alles anvertrauen würde und die beständig in meinem Herzen daheim sind. Da wäre mein L-Wert natürlich ganz schön mickrig.
Aber vielleicht ist schon viel gewonnen, wenn ich Menschen gegenüber offen bin, sie ernst nehme und ihnen Zuwendung und Liebe schenke. Das geht schon mit viel mehr Menschen!
Dann wird die Liebe auch ansteckend – und man man gibt sie weiter. So gibts für den L-Wert wahrscheinlich auch keine Obergrenze.
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – ach wie gut würde es unserer Welt tun, wenn wir uns mit Liebe, Wertschätzung und Respekt mal so richtig durchinfizieren würden.
Siebenschläfer – 27. Juni
Guten Morgen! Heute haben wir den Siebenschläfer-Tag.
Die SiebenSchläfer waren sieben junge Christen, die im Jahr 251 während einer blutigen Christenverfolgung sich in einer Höhle versteckt hatten. Aber man hatte sie bemerkt, und mauerte den Eingang zu – so wurde die Höhle ihr Grab.
Knapp 200 Jahre später entdeckt jemand den Höhleneingang und entfernt die großen Steine. Und dahinter liegen die sieben jungen Männer. Als das Sonnenlicht auf sie fällt werden sie wach, stehen auf – und meinen sie wären noch im Jahr 251. Erst als sie in ihre Heimatstadt zurückkehren, und diese nicht mehr wiedererkennen, wird ihnen bewusst, dass sie 200 Jahre lang geschlafen hatten.
Eine ungewöhnliche und uralte Legende. Ich kann mir vorstellen, dass man sie sich oft nach Beerdigungen erzählt hat – wenn allen noch vor Augen war, wie man das Grab mit Erde geschlossen hat. Da erinnert bis heute diese Legende daran: Mit dem Grab ist nicht alles zu Ende – denn als Christen können wir hoffen, dass da noch einmal etwas nachkommt – da, wo es eigentlich keiner erwartet hätte.