Radioandachten auf Charivari 98,6 im Februar 2020

Verlorene Kaffeebohne

Wer hat denn eigentlich diese Kaffeebohnen-Verpackungen erfunden?
Egal, von welchem Hersteller sie sind: Ich schaffe es nie auf Anhieb, alle Bohnen herauszuschütteln. Immer bleibt irgendwo eine hängen. Wenn ich die vermeintlich leere Tüte schüttle, höre ich das verlorene Böhnchen klappern … irgendwo in einer Falte der Packung muss sie ja sein! Aber das blöde Ding will da einfach nicht raus!
Klar, ich könnte jetzt die Tüte auch mit der Bohne in den gelben Sack werfen … die eine Bohne … aber ich bringe es nicht übers Herz. Da wächst sie ein Leben lang am Kaffeestrauch, wird geerntet, reist um die halbe Welt nach Deutschland, wird geröstet … dann kann ich sie doch nicht so einfach  wegschmeißen!
Also hole ich eine Schere, schneide die Tüte großzügig auf und … irgendwann finde ich sie, und das Böhnchen wandert  in meine Kaffeemaschine.
Ein bisschen hat mich das an die Geschichte vom guten Hirten erinnert: Da lässt der Hirte seine ganze Herde erst mal allein, um das eine verlorene Schaf zu finden. Der einzelne zählt! Wir sollten keinen verloren geben, keiner sollte sich abgehängt und zurückgelassen fühlen. Der Blick auf den einzelnen – das macht uns zu Menschen.

Das Vielleicht-Kirchenjubiläum

In diesem Jahr feiert die Kirchengemeinde von Abtswind im Steigerwald, dass ihre Kirche vielleicht genau 600 Jahre alt ist. Sie haben richtig gehört: Vielleicht! Denn so genau weiß es keiner, es gibt auch keine alten Aufzeichnungen und Dokumente dazu. Aber irgendwie sind viele der Meinung: es muss wohl 1420 gewesen, als die Kirche fertiggestellt wurde.
Also feiert Abstwind sein offizielles „Vielleicht-Jubiläum“.
Ich finde das so cool! Sein Gotteshaus feiern, für… ungefähr … 600 Jahre Lieder, Gottesdienste und Gebete. Was bedeuten denn schon Jahreszahlen? Vielleicht sind es ja nur 590 oder vielleicht 606 Jahre.

Was stimmen muss, das sind nicht die Zahlen! Das Miteinander muss in der Kirche passen. Dass man füreinander da ist. Dass man spürt: Gott ist in unserer Mitte. Dass jeder Mensch dort seinen Platz finden kann – als ein Teil der Gemeinschaft.
Dann sind die Jahreszahlen beim Jubiläum ganz egal – Das heute und der Mensch in der Gemeinde zählt.

Sei einfach mal der Beste

Ach, wie beneide ich Donald Trump: Wie er kürzlich über seine Rede gehalten hat! Der beste Präsident aller Zeiten.
Das größte Wirtschaftswachstum, die niedrigste Arbeitslosigkeit, die größten Deals, die höchste grenzmauer. Noch nie war ein Präsident so erfolgreich, noch nie waren die Vorgänger solche Versager.

Man dann diese maßlose Selbstbeweihräucherung natürlich widerlich finden. Aber Trump schafft damit etwas, was ich oft nicht hinbekomme:  Er fühlt sich nie klein. Er stellt sich nicht in Frage. Er neidet niemanden seinen Erfolg. Er ist sich seiner eigenen Person so sicher.

Ich vergleiche mich immer mit denen, die toller sind als ich, und wundere mich dann, dass ich mit meinem Leben unzufrieden bin.
So ein kleines Scheibchen könnte ich mir von ihm schon abschneiden. Mir selber sagen: Hey, Alexander,  du bist okay. Fühle dich nicht klein, denn du bist doch ein großer. Sogar von Gott geschaffen, sagt die Bibel.
Gottes geliebtes Kind … eigentlich klingt das noch besser als „Präsident“. Und Gotte Kind  bin ich sogar länger als 8 Jahre.

 Der  Mann der einen ganzen Wald pflanzte.

Elzéard Bouffier war ein französischer Schafhirte, der sich nach dem Tod seiner Frau in eine dürre Einöde zurückzog.  Dort verbrachte er den ganzen Tag damit, Löcher in die trockene Erde zu bohren, eine Eichel  hineinzulegen und das Loch wieder zu schließen. Tag für Tag tat er kaum etwas anderes …über 40 Jahre lang. Und allmählich entstand dort aus dem wüstenähnlichen Hügelland ein riesiges prächtiges Waldgebiet voller Leben.

Eine beeindruckende Geschichte, die der Schriftsteller Jean Giono einst in einem Buch aufschrieb. Sie hat viele Menschen inspiriert, selber in ihrem Leben kleine Schritte der Veränderung zu unternehmen. Jeden Tag ein bisschen – und zu erleben, wie sich mit der Zeit tatsächlich die eigene Wüste in einen grünen Wald verwandelt.
Ach, fast hätte ich es vergessen: Der Schriftsteller Jean Giono hat diese Geschichte erfunden – den Schafhirten Elzéard Bouffiert gab es nur auf dem Papier.
Aber die vielen Menschen, die sich davon inspirieren ließen, und begonnen haben, etwas in ihrem Leben zu verändern – die gibt es wirklich.

Tiere mit Namen

Sie haben Alfred gegessen! Tatsächlich! Alfred lag am Sonntag auf dem Tisch. Mit Klößen und Blaukraut. Zwei Wochen vorher hatten die Kinder den Stallhasen ihres Opas noch gestreichelt – und jetzt gabs beim nächsten Opa-Besuch den Alfred zum Mittagessen.
Das ist schon hart! Vor allem, wenn man irgendwie schon so eine Beziehung zu einem Tier hat, ihm sogar einen Namen gegeben hat. Das dann zu essen …?

Da ist das namenlose Kaninchen aus der Supermarktgefriertruhe irgendwie unproblematischer – oder?

Naja: In meiner Bibel habe ich bei Adam und Eva gelesen: „Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen. Und der Mensch gab einem jeden seinen Namen.“ Tja, die hatten damals anscheinend auch das Problem. Da geben sie jedem Tier einen Namen – kann man die dann einfach so schlachten und essen?

Ehlich gesagt: ich liebe fränkische Bratwürste und auch einen Sonntagsbraten – aber wenn ich an Alfred, Adam und Eva denke – dann ist mir am nächsten Sonntag doch eher nach einem Nudelauflauf.

Faschingskostüme

Guten Morgen
Manche behaupten, wenn wir uns an Faschings verkleiden, dann sind wir mal jemand anderes, schlüpfen in einer andere Rolle. Ich bin mir da nicht so sicher.
Wenn die kleinen Mädchen als Prinzessinnen rumtrippeln.
Die kleinen Angeber-Jungs als tolle Cowboys herumballern.
Wenn der gechillte Typ mit Jamaika-Mützchen und Tüte abhängt, und Mutti sich traut, als sexy Vamp übers Parkett zu schleichen.

Ich habe das Gefühl: An Fasching schlüpfen wir oft gar nicht eine andere Rolle – sondern wir trauen und ein bisschen mehr von dem zu zeigen, was in uns steckt. –
Aber: Warum brauche ich dazu ein Kostüm? Was hindert mich daran, auch ohne Maskerade so zu sein, wie ich bin?
… das zu sagen, was ich meine?
… offen zu meinen Interessen und Wünschen zu stehen?
… Sympathie auszudrücken, wo ich sie empfinde?
Kostüme … eigentlich brauchen wir sie nicht … weil es besser ist, wenn wir uns nicht verstecken.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

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