Radioandachten im Februar 2019 auf Charivari 98,6

Die Bitch hat Schlampe gesagt.

In der Pause gibt’s grade Zoff im Keller meiner Schule. Zwei 14-jährige Mädchen haben sich in die Wolle gekriegt. Sie gehen sich buchstäblich an die Gurgel. Als die beiden Streithennen endlich getrennt sind, platzt es aus einer heraus. „Ey, die Bitch hat Schlampe zu mir gesagt.“

Oh man – es gibt Tage, da fragt man sich wirklich, was die Kinder in der Schule lernen. Irgendwie hat die kleine Furie doch glatt übersehen, dass sie ihre Kontrahentin mit dem genau gleichen Schimpfwort bedacht hat … halt auf Englisch.

„Ey, die Bitch hat Schlampe zu mir gesagt.“ Falls Sie sich grade auch über diesen Satz aufregen: Vorsicht! Wir Erwachsene machen das gelegentlich genauso – nur sind unsere Methoden etwas eleganter. Wir wissen,wie man mit Stil den anderen wissen lässt, dass man ihn für einen unfähigen Idioten hält. Ganz ohne unfeine Worte kriegen wir das hin. Aber das macht es nicht besser. Mein abschätziger Blick legt die Saat für eine langanhaltende Feindschaft. Vor allem brauche ich nicht erwarten, dass er mir Respekt entgegen bringt.

Jesus hat gesagt: Alles, was du von anderen erwartest, musst du ihnen auch geben. Wenn du vom Anderen geachtet werden willst, muss du ihn auch Achtung engegen bringen.

Eigentlich total einfach – und zugleich ungeheuer schwer.
Aber da  gibt’s keine Alternative – denn sonst bin ich auch nicht klüger als die beiden Mädels im Schulkeller.

Schöne Beerdigung

Letzte Woche hatte ich als Pfarrer eine außergewöhnliche Beerdigung: Denn von der Kirche zum Friedhof hat uns beim Trauerzug ein Dudelsackspieler begleitet.

Higland Cathedral vom Dudelsack beim Marsch dem Dorfhügel hoch zu Friedhof – Neben mir der Kreuzräger, hinter uns der Mann im Schottenrock, dann die Familie mit der Urne des Verstorbenen – diese Musik – boah –  Gänsehaut mitten im fränkischen Steigerwald. Das hat mich schon berührt. Ich fand das richtig schön.

Darf eine Beerdigung schön sein? Ich finde: Ja!
Schön ist es, wenn wir dankbar von einem Menschen Abschied nehmen können. Froh über die Jahre, die man mit demjenigen erlebt hat – auch wenn man ihn lieber länger bei sich gehabt hätte.

Schön finde ich eine Beerdigung auch, wenn wir neben der Traurigkeit in unseren Herzen auch Platz fürs Aufatmen lassen. Wenn  man loslassen kann, und gewiss ist  dass mit dem Sterben nicht alles aus ist. Sondern dass da noch etwas kommt, weil Gott größer ist als der Tod.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Manna laktosefrei

Die Lehrerin erzählt in der fünften Klasse die Geschichte vom Volk Israel in der Wüste. Davon, dass sie gehungert haben, aber dann die Wachteln geflogen kamen, und Manna am Boden lag. Als sie beschreibt, dass dieses Manna nach Milchbrötchen schmeckte, geht bei Luisa sofort der Finger hoch:
Frau Simon, wenn das wie Milchbrötchen war, ist das denn auch laktosefrei gewesen?

Nunja, es steht in der Bibel nicht so arg viel über dieses Manna. Auch nicht darüber, ob es jedem geschmeckt hat oder jemand davon Bauchweh bekam..

Unser Manna heutzutage heißt Multikorn-Semmel, Tofu-Bratling, Schweinshaxe oder Thunfischsalat.
Da ist auch nicht alles nach jedermanns Geschmack und bei einigen frage ich mich, ob das Lebensmittel wirklich so ideal ist – wenn man auf die Auswirkung auf die Gesundheit oder auf die Umstände der Herstellung schaut. – Perfekt ist nichts.

Da denke ich an das alte Tischgebet aus Kindertagen. „Komm Herr Jesus, sei du unser Gast, und segne , was du uns bescheret hast“.
Segne, was wir essen –  dass es uns uns unserer Welt gut tut.

Das ist nicht nur ein frommer Wunsch, das ist auch eine Ermahnung, selbst genauer drauf zu schauen, was ich da auf meinen Teller lade.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Codes Sinaiticus (7. Februar)

Guten Morgen

Heute vor 160 Jahren machte der Forscher Konstantin von Tischendorf eine Entdeckung, die ihm den Atmen stocken ließ: In einem Kloster auf der Halbinsel Sinai fand er 347 Pergamentblätter. Steinalt waren sie, wohl aus dem vierten Jahrhundert – und auf ihnen stand der Text der Bibel. Eine Sensation, dass eine so frühe Handschrift der Bibel eineinhalbtausend Jahre überstanden hat.

Bis heute ist dieser Fund von enormer Bedeutung – mit ihm konnten Forscher untersuchen, wie sehr sich der Bibeltext durch die Jahrhunderte hindurch verändert hatte.

Eine Sensation für die einen – für die Anderen aber auch eine Enttäuschung. Denn man erkannte, dass sich der Text der Bibel so gut wie nicht verändert hat. Kleinigkeiten sind zu finden; aber keine andere Bibel. Die Verschwörungstheoretiker, die meinten irgenwann hätte die Kirche alles nach ihren Wünschen umgeschrieben, konnten einpacken.

Und ich bin einfach faziniert, dass die Mönche, die über Jahrhunderte immer wieder die Bibel abgeschrieben und so kopiert haben, einen richtig guten Job gemacht haben.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Theorie und Praxis

Guten Morgen.

Wie halten Sie es eigentlich mit Pronomen? Verwenden Sie die häufig? Haben sie vielleicht Lieblings-Pronomen oder versuchen Sie weitgehend ohne selbige auszukommen? Das wäre eigentlich schade, schließlich bieten Pronomen so schöne Möglichkeiten für den eigenen Satzbau.

Gell, Sie verstehen jetzt nicht so richtig worüber ich gerade rede. Außer Sie sind Deutschlehrer – denn die kennen sich mit Pronomen bestens aus. Aber normalen Menschen ist es eher egal.  Sie sprechen einfach, ohne das genau zu wissen, ob sie gerade ein Personalpronomen oder Indefinitpronomen verwenden. Sie gebrauchen sie einfach, und es funktioniert. Wir verstehen, das, was wir sagen. Ganz ohne große Theorie.

Ich überlege mir ob es mit dem Glauben genauso ist. Man kann über Glauben und Gott gescheit philosophisch daherreden. So schlau und gelehrt, dass es am Ende keiner mehr wirklich versteht. Oder man geht einfach seinen Lebensweg mit Vertrauen zu diesem unsichtbaren Gott. Mit Zuversicht und der Hoffnung, dass dieser Gott dabei ist. – Und es gelingt!

Vielleicht hat Jesus darum einst gesagt, dass wir im Glauben viel von den Kindern lernen können. Weil sie es einfach ausprobieren, und erleben, wie schön es ist, einen Vater in Himmel zu haben.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Einfach genau anders

Schocke deine Eltern! Lies ein Buch!

Diesen Satz habe ich in der Fußgängerzone vor einem Bücherladen gesehen. – und ich liebe ihn. Weil da so viel Wahrheit drinsteckt. Dinge einfach mal anders machen, als die Leute es von dir erwarten.

Da liegt so viel Freiheit drin: Im „überraschend anders sein“.
Frei – weil keiner sagen kann: Ich habs schon geahnt, dass du genau so reagierst.
Frei – weil ich mich ja auch selber kenne, und genau weiß, welche ausgetretenen Pfade ich gerne immer wieder gehe.

Handle anders, als man es von dir erwartet hätte – das hat Jesus auch seinen Jüngern aufgetragen:

Wenn dich einer schlägt, dann fange keine Prügelei an, sondern halte die andere Wange hin.

Wo einer dich verflucht, da sage ihm gute Wünsche des Segens.

Wenn einer dich bittet eine Meile mit ihm zu gehen, da ziere dich nicht wie üblich, sondern gehe gleich zwei mit ihm.

Einfach genau anders – gönne dir das und gönne es deinen Mitmenschen. Es könnte beiden Seiten gut tun.

Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

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