Montag: Kirchen-Knigge: Handy
Guten Morgen,
in dieser Woche möchte ich ihnen kurz vor sechs auf Charivari ein paar Benimmregeln rund um die Kirche nahebringen. Eine Art Kirchen-Knigge sozusagen.
Ich fang gleich mal mit dem Handy an. Es gibt ja nichts Blöderes, als wenn während des stillen Gedenkens bei einer Beerdigung plötzlich ein Handy mit „Highway to hell“ als Klingelton bimmelt. Wenn, dann würde ich mir „knocking on heavens door“ wünschen. Aber weil die meisten Klingel- und Message-Töne und auch das Gesumme der Vibration einfach nur nerven, wäre mein Tipp: Gewöhnen sie sich ein festes Ritual an: Wenn sie eine Kirche betreten, Handy einfach stummschalten, und gut isses.
Dann haben alle ihre Ruhe. – Nicht nur die Anderen, SIE auch! Mal eine Stunde zwischen diesen jahrhundertealten Mauern sitzen – ein bisschen Ewigkeit spüren – sich nicht von einen dutzend Whatsapp-Nachrichten drängeln lassen – einfach da sein. – Das ist das Schöne an Kirchen.
In der Erlanger Hugenottenkirche habe ich mal ein schönes Schild im Eingangsbereich gesehen: „Handy, bitte ausschalten. Wir sprechen mit unserem Gott noch auf die althergebrachte Weise.“
Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen
Dienstag: Kirchen-Knigge: Hut auf Hut ab
Guten Morgen,
auch heute morgen habe ich einen Tipp aus dem Kirchenknigge parat; den ungeschriebenen Do´s an Dont´s im Gotteshaus.
Mit den Kopfbedeckungen ist das nämlich ein bisschen komisch: Denn in der Kirche gilt Folgendes: Frauen dürfen etwas auf dem Kopf tragen, Männer nicht.
Das hat seinen Grund in einer alten Regel, die der Apostel Paulus einmal aufgestellt hat, und die so in der Bibel steht. Darin spiegeln sich offenbar die Geschlechterrollen in der damaligen Gesellschaft. Vo daher leuchtet mir das heute eigentlich nicht mehr so ein.
Aber naja: Wenn ich mir manche Konfirmanden anschaue, bei denen es total wichtig ist eine coole Baseball-Kappe von der angesagten Marke aufzuhaben – so, dass sie fast schon festwächst – dann ist es nicht verkehrt, in der Kirche das Ding abzunehmen: Weil Gott mich anschaut, wie ich bin. Den interessiert keine gekaufte Coolness auf dem Kopf, genausowenig, wie er danach fragt, ob ich Anzug oder Schlabberlook trage. Vor Gott soll ich so sein, wie ich wirklich bin – ihm kann … ihm brauche ich nichts vormachen.
Darum Hut ab vor diesem Gott, der sich für mich interessiert, und nicht für meine Fassade.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Mittwoch: Kirchenknigge – Quasselstrippen
Guten Morgen,
Auch heute geht’s wie in der ganzen Woche kurz vor sechs um die Benimm-Regeln in der Kirche.
Kennen Sie das auch: Da gehst du am Sonntag in die Kirche, setzt dich hin, wartet drauf dass es losgeht, und überall wird gequasselt! Vom Ausflug letzte Woche und von den Planungen für den heutigen Nachmittag wird erzählt, man tauscht sich drüber aus, was man in der Zeitung gelesen hat, und was ist mit Elfriede, ist die eigentlich immer noch im Krankenhaus?
Manchen geht so etwas fuchtbar auf die Nerven – weil sie ja gerne vor dem Gottesdienst ein bisschen innerlich zu Ruhe kommen möchten. Ausschnaufen, weils daheim grade noch ziemlich stressig oder auch konfliktgeladen zugegangen ist.
Gibt’s da keine Regel – im Kirchen-Knigge? Wie macht man es richtig? Reden oder Schweigen?
Ich bin mir selber nicht sicher! Ist es nicht wunderbar, wenn die Menschen sich in der Kirche begegnen, sich als Gemeinschaft verstehen und natürlich austauschen über das, was sie bewegt?
Und zugleich verstehe ich auch Menschen, sie es gerne ruhiger hätten.
Ja, es gibt nicht für alles die passende Regel.
Manchmal muss man damit leben, dass in der Kirche sehr unterschiedliche Menschen mit ganz verschiedenen Bedürfnissen ihre Platz haben.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Donnerstag: Kirchenknigge – Trauerzug
Guten Morgen,
draußen in den fränkischen Dörfern gibt manche Bräuche, die in Nürnberg oder Fürth fast ausgestorben sind. Wenn zum Beispiel jemand daheim gestorben ist, begleiten die Angehörigen, Nachbarn und Freunde den Sarg zu Fuß vom Haus bis zum Friedhof. Dieser Trauerzug schlängelt sich dann durch die Straßen und bildet naturgemäß ein Verkehrshindernis.
Und manche überholen mit Vollgas, ohne Rücksicht auf irgendwas. Tun so, als wären die Trauernden gar nicht da. Ja – Deppen gibt’s immer.
Aber viele halten an, machen ihren Motor aus und warten die paar Minuten. Weil sie spüren: Der Trauerzug ist immer auch eine Botschaft:
Du kannst der Nächste sein, den sie in der Holzkiste durch die Straße tragen. Oder der Mensch, der dir am wichtigsten ist. Du hast es nicht in der Hand.
Am Trauerzug anzuhalten, Motor und Radio auszuschalten – das ist nicht nur eine Frage des Anstands. Es ist auch eine Gelegenheit: Dankbar zu sein dass man selbst noch lebt. Und dann ein bisschen bewusster und auch achtsamer seinen Weg fortzusetzen.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Freitag: Kirchenknigge – Hallo Herr Pfarrer
Guten Morgen,
in meiner Reihe über Benimmregeln rund um die Kirche geht’s heute um die Pfarrer – und zwar, wenn die mal im Urlaub sind; also inkognito unterwegs. Manche trauen sich ja gar nicht zu sagen, dass sie Pfarrer sind, weil sie wissen, wie Leute dann oft reagieren.
Erstens: Ach, hätte ich nie gedacht, sie wirken so … normal.
Zweiten: Wenn sie schon Pfarrer sind, ich hätte da mal eine Frage …Ja und dann kommen Themen: Entweder die Kreuzzüge, der Papst, oder der unfähige Pfarrer, mit dem man sich grade daheim rumärgert.
Dabei steht im Kirchen-Knigge auf Seite 5: Wenn dir im Urlaub eine Pfarrerin oder ein Pfarrer über den Weg läuft: Sei sicher: Sie sind zu jung, um persönlich für 2000 Jahre Kirchengeschichte verantwortlich zu sein. Aber sie sind alt genug um mir dir vernünftig über alle Fragen des Menschseins und des Christseins zu reden.
Denn die meisten Pfarrer verstehen sich nicht als Funktionäre der Institution Kirche, sondern als Menschen, denen ihr Glaube sehr wichtig ist, und die einen Beruf gewählt haben, der damit eben viel zu tun hat.
Und genau so darf man auch mit ihnen umgehen.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Samstag: Kirchenknigge – Zusammenrutschen
Guten Morgen,
in der vergangenen Woche gings jeden früh um eine andere Frage, was man in der Kirche machen oder auch nicht machen soll. Heute schau ich mal auf die Sitzordnung. Viele Franken fragen ungern, ob da neben jemandem noch Platz ist. Also setzen sie sich in der Kirche dann lieber in eine Bank, wo noch gar keiner sitzt – und so verteilen sich die Gottesdienstbesucher großflächig in der ganzen Kirche.
Ja, so kann man´s machen. Aber es ist nirgends verboten, dass man sich nebeneinander setzt. Kürzlich habe ich in einer kleinen Dorfkirche erlebt, was ich nicht für möglich gehalten hätte: Die 40 Besucher saßen ganz dicht beieinander; von oben sah das aus, wie eine quadratische Herde von Schafen, die sich da zusammenkuschelten. So viel Nähe war da zu spüren, keine kühle Anonymität. Da feiert man dann tatsächlich „miteinander“ Gottesdienst.
Da sieht man, dass der Glaube verbindet – auch wenn die Menschen selbst ganz unterschiedlich sind.
Ja, ein bisschen zusammenrutschen in der Kirche ist erlaubt; mann muss ja nicht gleich auf Tuchfühlung gehen. Aber ein bisschen mehr Nähe, ein freundlicher Gruß und ein Lächeln sind bestimmt keine schlechte Idee. Denn kühl ist es in unseren Kirche oft genug.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen