Bekanntermaßen lernen wir ja nicht für die Schule, sondern für das Leben. Exemplarisch sichtbar wird dies an jener genialen Rechenaufgabe im Mathematikbuch der sechsten Klasse für Gymnasien in Bayern. Und nur Menschen, die die den tieferen Sinn der Dinge erspüren, werden erkennen WIE realitätsnah das Buch ist (Alle anderen würden diese Aufgabe für einen peinlichen redaktionellen Fehler halten).
Die Aufgabenstellung:
In Fritzis Wohnwelt wird das Jugendzimmer um 25% im Preis reduziert. Nun kostet es nur noch 998 €. Bitte berechne den ursprünglichen Preis
Unmögliche Lösung für Naive:
Erster Fehler: Es ist völlig unrealistisch, dass eine „Wohnwelt“ einen Möbelpreis nur um 25% senkt. In der Regel sind Nachlässe von 50% bis 80% üblich – zumindest wenn man die Werbung selbiger Wohnwelten anschaut.
Zweiter Fehler: Der korrekte Rechenweg um den ursprünglichen Preis zu erhalten lautet: 998€ geteilt durch 75 mal 100. Das Ergebnis ist 1330 2/3 € oder als Dezimalzahl 1330,66666666 €. Selbst den verplantesten Geschäftsmann würde auffallen, dass Kunden nur im seltensten Fall Drittel-Cent-Münzen im Geldbeutel tragen. Von daher ist so ein Preis schlechthinn unsinnig – kein Mensch kann einen Betrag mit periodischen Bruch bezahlen .
Lösung zum tieferen Verstehen der Welt:
Das eben dargestellte mathematische Problem ist nur ein scheinbares. Es löst sich von ganz alleine, wenn man bedenkt, dass in der Branche eine ausgepriesene Preissenkung in 25% lediglich dekorative Funktion hat. Der ursprüngliche Preis muss nicht berechnet werden, da es diesen eigentlich nie gegeben hat. Man könnte stattdessen einen bunten Schmetterling oder eine tiefdecolletierte Dame abbilden. Jedoch haben die Marketingforscher herausgefunden, dass die Anziehungkraft der Schmetterlinge auf die Kinder enorm ist, diese jedoch nicht die Familienfinanzen verwalten. Die Dame mit Decolleté entfaltet ihre Wirkung auf die zum Einkauf mitgeschleppten Männer, die jedoch letztlich die endgültige Entscheidung ihrer Ehefrau überlassen, die von diesen Prozent-Zahlen fasziniert sind. Denn für die gesparten Euro gäb es beim Laden nebenan ein paar total schicke Schuhe Handyladekabel (redaktionller Hinweis: der ursprüngliche Begriff wurde Gender-Gründen geschlechtsneutral reformuliert)! Darum wird der Begriff „Preisenkung“ oder „REDUZIERT“ mit einer beliebigen Zahl kombiniert , um die kaufwilligen Weibchen zum jeweiligen Produkt zu locken. Die imaginäre Zahl des ursprünglichen Preises ist darum grundsätzlich nicht von Belang.
Und wenn unsere Kinder DAS verstanden haben, dass hat der Mathematikunterricht endlich mal einen Sinn.