Die Themen:
Montag: Doch Petrus fand den Schalter nicht
Dienstag: Es ist nicht so, wie es aussieht
Mittwoch: Monster
Donnerstag: Wem gehörst du?
Freitag: Thomas von Aquin
Samstag: Kein Recycling
Montag: Doch Petrus fand den Schalter nicht
Guten Morgen,
„Gott sprach, es werde Licht, doch Petrus fand den Schalter nicht”. Diesen Satz ist viel mehr als ein doofer Kalauer. Da steckt nämlich etwas Wahres dahinter.
„Gott sprach, es werde Licht, doch Petrus fand den Schalter nicht” Da hat Gott wunderbare Ideen, aber der Kirchenmann Petrus, schafft es nicht, das ganze umzusetzen. Wie oft wohl Gott bis heute mit den Kopf schüttelt, wenn er sieht, was wir als Menschen, wir als Kirche, auch wir als Pfarrer so alles verzapfen.
Wenn ich so in die Bibel schaue: Da hat Gott so viele gute Ideen, Ratschläge und Chancen für unsere Kirche – und wir setzen das grandios in den Sand!
Da ist es schon fast ein Wunder, dass es das Christentum nach 2000 Jahren überhaupt noch gibt. Andere Hochkulturen machen viel weniger Fehler und verschwinden in viel kürzerer Zeit von der Bildfläche.
Ich glaube: Dass es uns als Kirche noch gibt, verdanken wir diesem unsichtbaren Gott. Irgendwie ist er wohl der Meinung, dass es gut ist, dass es Menschen gibt, die den Glauben weitersagen und immer wieder in den Kirchen zusammenkommen.
Und offenbar rechnet er damit, dass wir öfter mal nicht den richtigen Schalter finden – und sorgt selber dafür, dass bei uns nicht das Licht ausgeht.
Gott sei dank!
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Dienstag: Es ist nicht so, wie es aussieht
Guten Morgen!
„Es ist nicht so, wie es aussieht” –
– das sagt auf der Bühne die Ehefrau, die von ihrem Mann in den Armen eines Fremden ertappt wird.
– das sind auch im Krimi die Worte des Mannes, der sich in dem Moment über die blutüberströmte Leiche beugt, in dem die Polizei den Raum betritt.
„Es ist nicht so, wie es aussieht” –
Wir machen uns ja immer gerne aufgrund des erstens Eindrucks ein Bild von einem Menschen oder einer Situation. Reimen uns aus den paar Bruchstücken, die wir da sehen, ein schlüssiges Bild zusammen … und liegen damit oft meilenweit daneben; und tun damit manchen Menschen schnell Unrecht.
Hach – wenn man das vorschnelle Beurteilen der Anderen nur abschalten könnte!
Wie viel freier wäre ich, wenn ich nicht bei Allem, was ich tue, darauf achten müsste, was die Anderen sich dabei denken. Vieles wäre viel unverkrampfter und unkomplizierter.
Eigentlich wissen wir alle: „Es ist oft nicht so, wie es aussieht”.
Darum muss ich eigentlich bei mir selber anfangen … mit dem Aufhören.
Ja aufzuhören, mir immer gleich meinen eignen Reim auf alles zu machen, was ich bei den anderen Menschen sehe oder höre.
Dann könnte manches besser werden.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Mittwoch: Monster
Guten Morgen
stundenlang hat sie mit Menschen gesprochen, die unvorstellbare und grausame Taten vollbracht haben. Serienmorde begangen, Kinder missbraucht, Menschen zerstückelt.
Als Gerichtsgutachterin hat sie mit diesem Tätern geredet, hatte die Aufgabe herauszufinden, was diese Menschen zu solchen furchtbaren Handlungen bewegt hat. Und dabei wird sie oft in schauderhafte Abgründe geblickt haben.
Und nun sagt diese Frau: In all den Jahren als Gutachterin bin ich noch nie einem Monster begegnet. Ganz oft sind es erstaunlich normale Menschen – und dann passiert etwas, das dazu führt, dass sie grauenvolle Dinge tun. Den geborenen Killer gibt es nicht.
Dieses Interview, das ich in einer Zeitung gelesen habe, hat mich nachdenklich gemacht: Ich bin ja auch so ein ganz normaler Mensch. Wer weiß, vielleicht bin ich ja auch zu furchbaren Taten in der Lage, wenn ich nur in die entsprechende Situation gerate?
Im Vaterunser beten wir: Und führe uns nicht in Versuchung. Ja, diese Bitte ist mir da ganz wichtig. Dass Gott mich vor Situationen bewahrt, in denen ich Dinge tue oder sage, die ich mir selbst nie zugetraut hätte.
Führe mich nicht in Versuchung – diese Zeile aus dem Vaterunser ermahnt mich auch, etwas vorsichtiger zu sein, wenn ich über das Verhalten der Anderen mein Urteil fälle.
Einen guten Tag wünsche ich ihnen.
Donnerstag: Wem gehörst du?
Guten Morgen,
Die kleine Lisa geht zum Bäcker um die Ecke; hinter ihr in der Schlange steht eine etwas ältere Frau. Die mustert das kleine Mädchen von oben bis unten, zieht die Stirn grüblerisch in Falten und fragt Lisa dann:
„Madl, sag amal, wem g´hörst na du?”
So fragen wir Franken ja gelegentlich, wenn wir wissen wollen, aus welcher Familie jemand stammt.
Und die Lisa antwortet: „Ich gehör … dem lieben Gott”.
Und weil der Dame die Überraschung ins Gesicht geschrieben ist, erklärt Lisa auch sofort, was es damit auf sich hat:
„Des ham mir nämlich im Kinnergottedienst g´hört. Wenn du getauft bist, dann gehörst du zu Gott. Und dann passt er auf dich auch. Ganz doll macht der des! Weil er ja net will, dass was verloren geht, oder kaputt geht. Du wirst ja auch ganz gut auf des aufpassen, was dir g´hört. Oder? Genauso macht des Gott mit mir.”
„Ja, Madla, du passt scho…” mehr bringt die Dame nicht mehr zustande. Dass sie eigentlich wissen wollte, wer Lisas Familie ist … daran denkt sie gar nicht mehr.
Da hat die kleine Lisa sie doch ein bisschen zu sehr überrumpelt.
Kindermund tut Wahrheit kund – das stimmt nicht immer;
aber so bezaubernd wie sie hat schon lange keiner mehr erklärt, was es heißt, dass man als Christ zu Gott gehört.
Einen guten Tag wünsche ich ihnen.
Freitag: Thomas von Aquin
Guten Morgen,
heute vor 740 Jahren ist Thomas von Aquin gestorben. Er gehört zu den großen kirchlichen Denkern des Mittelalters. Seine tiefgründigen Gedanken füllen Bände. Aber heutzutage kennen ihn die meisten Menschen nicht mal dem Namen nach.
Manche Schülern können sich vielleicht noch erinnern: Das war doch der mit den Gottesbeweisen! Manche haben das im Reliunterricht einmal gelernt. Die Argumentationswege, die meist dahin führten, dass da einer sein muss, der dieser Welt einen ersten Anstoß, eine sinnvolle Ordnung gegeben hat.
Dass man Gott damit letztlich nicht beweisen kann – das wusste dieser kluge Kopf damals wahrscheinlich so gar besser als wir.
Seine Leistung war es, nachzuweisen, dass der Glaube an Gott etwas völlig Logisches ist und dem gesunden Menschenverstand nicht widerspricht.
Wer an einen Gott glaubt, der sich nicht beweisen lässt, ist nicht dümmer als einer der behauptet, es gäbe keinen Gott. Denn die Nicht-Existenz Gottes lässt sich genauso wenig beweisen.
Ist ihnen das gerade zu viel graue Theorie? Dann hätte ich hier noch einen sehr praktischen Satz von Thomas von Aquin:
Für Wunder muss man beten, für Veränderungen muss man arbeiten.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Samstag: Kein Recycling
Guten Morgen,
grundsätzlich bin ich ja für Recycling. Ich finde es gut, wenn aus meinem alten Notizblock eine Zeitung wird und wenn die Reste meines verschrotteten Autos als Dose wiederkommen. Recycling ist umweltschonend, und in fast allen Bereichen unseres Lebens sinnvoll.
Der Gedanke scheint so positiv zu sein, dass immer mehr Menschen im Gedanken auch ihre Toten recyceln.
Sie fragen sich: Als was wird die Oma wiedergeboren? Als schnurrende Katze, als edles Pferd, als ein guter Mensch? Man wünscht dem Verstorbenen ja nur das beste, und hofft eine gute Wiederkehr, als was auch immer.
Ehrlich gesagt, ich möchte mir das gar nicht so genau vorstellen, wie das wäre, als Katze wiedergeboren zu werden – ich weiß ja, wie wir Menschen manchmal mit Tieren umgehen.
Und da bin ich froh, dass wir als Christen eine andere Hoffnung haben.
Da geht es um Auferstehung statt Wiedergeburt.
Nicht tausendmal die gleiche Welt in wechselnden Kostümen sondern ein neues Leben in einer ganz anderen Welt.
Jesus spricht von einer Welt mit anderen Regeln
– wo Gerechtigkeit herrscht
– wo keiner traurig sein muss
– wo wir Gottes Liebe und Nähe spüren.
So sehr es mir in unserer Welt auch gefällt: ich brauch die nicht noch einmal
Ich bin gespannt, wie das einmal in Gottes Welt sein wird.
Ein gutes Wochenende wünsche ich ihnen.