Radioandachten im April auf Charivari 98,6

Kleopas

Kleopas ist einer meiner Lieblingsjünger in der Bibel. Es wird nur an einer Stelle von ihm erzählt – und zwar am Ostertag: Da wandert er mit einem anderen Jünger von Jerusalem  zum Dörfchen Emmaus. Sie sind immer noch entsetzt von der Kreuzigung Jesu. Und dass da einige erzählen, Jesus wäre auferstanden, das will ihm schon gar nicht in den Kopf.

Bis den beiden ein Wanderer begegnet, der ihren trögen Gedanken auf die Sprünge hilft und sie allmählich verstehen: Dass Jesus gestorben ist, bedeutet ja nicht, dass er gescheitert ist. Und irgendwie leuchtet ihnen dann auch ein, dass Gott ihn von den Toten auferweckt – als Zeichen, dass dieser Jesus tatsächlich von ihm gesandt ist.

Auf dem Weg denken Kleopas und sein Freund genau darüber nach … und dann fällt irgendwann der Groschen … und alles erscheint für sie in einem neuen Licht.  

Deshalb ist mir Kleopas so sympathisch! Er stellt offen seine Fragen, und hört genau hin, wenn jemand versucht ihm etwas zu erklären. Für mich ist er ein geheimer Held der Ostergeschichte:

Weil sich nicht selber für schlau gehalten hat und zuhören konnte – hat er Dinge verstanden, an denen manche heute noch knabbern.

Systemrelevant

Bist du systemrelevant? Diese Frage hat unsere Welt ja irgendwie auf den Kopf gestellt. Wer fragt noch nach Fußballstars und hochbezahlten Managern? Nicht der Star im Glitzerfummel ist die Queen der Gesellschaft, sondern die durchgeschwitze Krankenschwester in Schutzausrüstung.
Wer ist wirklich wichtig?
Wir können es anscheinend nicht lassen, Menschen zu sortieren..
Aber eigentlich braucht es das doch gar nicht. Wir haben doch eben erst erlebt, wie schnell die Angehimmelten unbedeutend werden – und wahrscheinlich wird das nicht das letzte Mal sein, dass wir um-sortieren.
Also können wir es auch gleich sein lassen und anerkennen: Jeder einzelne ist wichtig.

Jeder einzelne ist systemrelevant: Für seine Familie, seine Freunde, seine Kollegen – ja, und auch für diese ganze Welt.
Und ich glaube, Gott wird sich etwas dabei gedacht haben, weshalb es mich und dich auf dieser Welt gibt. Nur brauche ich als bescheidener Franke etwas länger, bis ich entdecke, weshalb diese Welt genau mich unbedingt braucht.

Nestbau

Während ich im Garten sitze und ein Feierabendbier trinke, höre ich in der Hecke hinter mir ein Rascheln. In kurzen Abständen immer wieder: Rascheln – Ruhe – Rascheln. Ich stehe auf und schaue mir das genauer an: Ah …. da baut eine Meise ihr Nest …

Eigentlich habe das schon oft  gesehen, aber jetzt – wo so vieles stillsteht –  freut mich dieser Anblick besonders.
Das Leben geht weiter.
Ein Neuanfang in der Buchsbaumhecke.
Da ist ein kleiner Piepmatz der sich nicht von der Angst um Morgen ausbremsen lässt. Von den Vögeln können wir das lernen. Sogar Jesus hast das seinen Jüngern gesagt: 
“Seht die Vögel unter dem Himmel an, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in  Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.”
Ich glaube ich werde ab sofort jeden Tag mal nach meiner Meise in der Hecke schauen. Um ein bisschen Luft und auch neuen Mut zu schnappen.

Die Erkenntnis des Jakobus

Mein Kalender sieht aus: Bei 90 Prozent der Temine steht entweder “abgesagt” dabei oder “verschoben”. Es ist schon hart, wenn man nicht weiter planen kann, als ein paar Tage –  bis halt vielleicht irgendwelche Maßnahmen gelockert oder neue beschlossen werden. Dabei sind wir es ja gewohnt alles genau und langfristig zu planen. Wir halten Termine ein, planen unseren Urlaub und Familienfeiern.
Und jetzt leben wir mehr denn ja von Tag zu Tag. Jakobus schreibt in der Bibel in einem Brief: “Ihr sagt immer: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen – und wisst nicht, was morgen sein wird.”

Den Spruch kenne ich seit Jahrzehnten – aber jetzt wird mir besonders bewusst, wie recht er hat. Ich weiß nicht was morgen ist.
Aber: Ich will vertrauen, dass ich an jedem Morgen meinen Tag aus Gottes Hand nehme. Aus der Hand Gottes, in der sowieso mein ganzes Leben liegt.
Und das lässt mich wieder beruhigter sein – weil ich vertraue, dass diese Hand mich niemals fallen lässt.

Gute Ideen säen

Es ist Garten-Zeit. Viele waren da schon am Wochenende am Wursteln, auch wenn es natürlich schwierig ist, wenn die Gartenmärkte geschlossen sind. Da fehlt es dann an Pflänzchen oder Saatgut.

Wie wäre es denn da, wenn sie zur Abwechslung eine gute Idee säen würden? Sie haben doch bestimmt im Hinterkopf irgend einen guten Gedanken. Einen, wo sie sagen: ich hab da ne prima Idee, das müsste man unbedingt mal machen  – aber es ist nie etwas draus geworden. Naja, vielleicht ist jetzt die Zeit dafür!

Ich denke: Eine gute Idee muss man behandeln wie ein Samenkorn:
Mal irgendwo ausbringen, wo sie auf guten Boden fallen könnte.
Mit reiflichen Überlegen und gutem Zureden gießen.
Mit Motivation und ohne Angst vor dem Scheitern düngen.
Nicht aufgeben, auch wenn sich anfangs nichts zu bewegen scheint.
Und dann zuschauen, wie langsam etwas draus wird.
Wäre das nicht was für diesen Frühling? Gegen allen Pessimismus eine richtig gute Idee in diesem Jahr aussäen und zum Blühen bringen.
Ich wünsche ihnen heute viel Mut- und eine wirklich gute Idee.

Konfirmation verschoben

Wir haben das erste Wochenende nach Ostern. Das ist so ein klassischer Konfirmationstermin bei uns in Franken. Aber daraus wird ja momentan nichts. Alle Kirchengemeinden haben die Feiern verschoben.

Das ist für die Familien schon hart: Ein ganzes Jahr haben sie darauf hingearbeitet: Konfiunterricht, Aktionen und was alles dazugehört. Die Kleider sind gekauft und das Restaurant ist bestellt. Und jetzt wird das vorerst nichts mit dem großen Fest. Die Enttäuschung war in den Familien schon groß. Und das kann ich sehr gut verstehen – es ist einfach Mist!

Und dann fällt mir ein, dass unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden gerade etwas lernen, was in keinem Konfikursplan steht:

Sie lernen mit Enttäuschungen umzugehen und Geduld zu haben.
Sie spüren, wie es hilft, wenn man als betroffene Gruppe das gemeinsam trägt.
Sie erleben, dass es Momente gibt, wo das ganze pubertäre Diskutuieren und Nörgeln nichts nützt.
Und sie sehen: Die, deren Eltern bisher immer ihren Willen durchgesetzt haben, die sind genauso gleich wie alle anderen.

Liebe Konfis – ihr lernt momentan viel fürs Leben! Und ich wünsche euch, dass ihr – wenn es wieder möglich ist – eine wunderbare Konfirmation feiern könnt.

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