Montag: Im Schein der Taschenlampe
Guten Morgen
schon wieder war da so ein blöder Wasserfleck an der Decke! Immer wenns länger geregnet hatte, tauchte der auf. Irgendwas stimmte da nicht an unserem Dach nicht.
Also bin ich dann doch einmal unters Dach gekrabbelt und habe nach der Ursache gesucht. Zunächst habe ich da im trüben Licht der Dachbodenlampe nichts gefunden. Erst, als ich dann mit einer hellen Taschenlampe noch mal hoch bin, habe ich erkennen können, wo sich das Holz durch die Feuchtigkeit dunkel verfärbt hatte. Dann war es auch kein Kunststück mehr, die undichte Ritze im Dach zu finden.
Ja, manchmal reicht das schnelle Drüberschauen um Halbdunkel nichts. Da muss man das ganze mal im ehrlichen hellen Licht anschauen.
Beim Dach ist das nicht so schwer. Bei den dunklen, defekten, modrigen Stellen in mir selber – in meinem Denken, in meiner Seele – ist das schon schwieriger. Bei meinen eigenen Lieblings-Schwächen möchte ich gerne nicht so genau hinschauen, lieber keine Taschenlampe anschalten. Ich weiß ja, dass da was ist … aber so genau will ichs dann doch nicht wahrhaben.
Dann moderts halt weiter! Besser wirds meistens nicht – eher schlechter – so ein innerer Dachschaden. Manchmal braucht man da ganz schön viel Mut, um mal genau mal bei sich selber nachzusehen, und zu schauen, dass man Dinge in Ordnung bringt, wo es schon länger nicht passt .
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Dienstag: Einfach mal das Gute tun
Guten Morgen,
Kennen Sie das? Da ist man übezeugt, das Richtige zu tun, und dann kommt jemand mit “ja, aber ….”, und listet dann alle mögliche Bedenken auf. Ich habe das Gefühl, es gibt heutzutage kaum noch eine gute Idee, bei der es nicht auch noch ein Argument dagegen gäbe!
Ja, natürlich ist unsere Welt heute so komplex, dass man sich oft schwer tut, zu wissen, was richtig und falsch, was gut und was böse ist. Das ist wirklich schlimm.
Aber noch schlimmer ist es, wenn man sich von einem diffusen Berg von Bedenken blockieren lässt, überhaupt noch etwas zu tun. Das wäre jammerschade, wenn Sie etwas Gutes tun wollen, und sich davon abhalten lassen von solchen “ja, aber hast du schon bedacht … es könnte ja”.
Von Luther habe ich gelernt: Wir sollen mutig das tun, was wir für gut erkannt haben. Wenn wir dabei auch etwas falsch machen, ist das keine Katastrophe – sondern sogar ziemlich normal – Denn wir können ja Menschen und Gott um Vergebung bitten.
Also hören Sie auf die innere Stimme, die sagt, was gut ist – und haben Sie den Mut, dann auch sich für das Gute zu entscheiden.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Mittwoch: Kirchentrauma
Guten Morgen,
Da hat sich doch glatt ein Vogel in unsere Dorfkirche verirrt. Eine Woche lang flatterte er zwischen Orgel und Empore verzweifelt hin und her. Er fand einfach den Ausgang nicht mehr. Es war ein Elend. Erst am darauffolgenden Sonntagnachmittag hat er es dann doch geschafft und ist durch die Westtüre rausgesegelt.
Was Kirchen angeht, hat er jetzt wahrscheinlich ein lebenslanges Trauma und wird sich hier nie mehr blicken lassen.
So etwas passiert uns in der Kirche nicht nur mit Vögeln.
Es gibt auch Menschen, die eine negative Erfahrung mit Kirche machen und dann ein Leben lang alles Christliche meiden. Weil ein Pfarrer mit den falschen Worten jemanden verletzt hat, weil eine Beerdigung ganz anders war als gedacht, weil … ja weil Kirche einfach aus Menschen besteht, die Fehler machen.
Dem Vogel mit Kirchentrauma kann ich so etwas nicht erklären – aber bei den Menschen würde ich es mir schon wünschen:
Dass sie erkennen: “Kirche” mehr als dieses eine blöde Ereignis – Kirche das sind Menschen, dennen man die Chance geben sollte, es bein nächsten Mal besser zu machen.
Donnerstag: Julia frühstückt
Guten Morgen!
Die kleine Julia ist eine tolle Frühstückstischdeckerin. Mit ihren knapp vier jahren hilft sie ihren Eltern mit enormer Begeisterung. Manchmal können die das Geschirr gar nicht so schnell aus dem Schrank holen, wie Julia die Sachen ins Esszimmer schleppt. Das macht ihr Spaß und sie ist stolz, dass sie ihren Eltern hilft.
Aber bevor sie mit dem Frühstücken beginnen, müssen die Eltern halt noch ein paar Fehler korrigieren: Papar hat zwei Löffel, dafür hat Mama 2 Messer, oder ähnliche kleine Probleme.
So ist das halt, wenn die kleine Tochter einem bei der Arbeit hilft.
Ich glaube, manchmal geht es Gott mit uns Menschen genauso: Wir engagieren uns und wollen die Welt voranbringen und verbessern; sind dabei auch ziemlich stolz auf alles, was wir so alles hinbekommen.
Und vielleicht schaut Gott uns zu, und sagt. Schön! Enorm, was ihr da so alles könnt und macht. Aber sorry: Aber so richtig verstanden habt ihre diese Welt noch nicht, und darum habt vieles übersehen, und so manches in meiner Schöpfung durcheinandergebracht.
Bleibt zu hoffen, dass Gott – so wie Julias Eltern am Frühtückstisch – das irgendwann dann wieder ins Lot bringt.
Einen guten Tag wünche ich Ihnen
Freitag: Endlich Ferien!
Guten Morgen,
Heute ist der letzte Schultag! Endlich beginnen die heißersehnten Ferien.
Die beste Zeit des Jahres – 6 Wochen ohne frühes Aufstehen. Endlich durchtamen – nicht durchhetzen von der einen Ex zur nächsten Schulaufgabe. Ein paar Wochen ohne Leistungsdruck, ohne schlechtes Gewissen, weil man eine Hausaufgabe vergessen hat …
Sowas bräuchte man eigentlich öfter – nicht nur als Schüler. Und nicht nur einmal im Jahr.
Manchmal ist der Sonntag für mich so eine Auszeit.
Wenn alles zu Erledigende schon am Samstag abgearbeitet ist. Und wenn der Sonntag nicht schon wieder vollgestopft ist.
Keine Anstregenden Besuche,
keine Events, die manchmal mehr Gwerch als Enspannung sind.
Einfach mal nichts.
Faul auf dem Sofa rumliegen – ohne schlechtes Gewissen.
Im Garten sitzen und das Unkraut Unkraut sein lassen.
“Du sollst den Feiertag heiligen” steht in den Zehn Geboten – vielleicht wäre “du sollst ihn nicht vollstopfen” eine ganz passende Übersetzung.
Dann wäre der Sonntag auch mal ein bisschen wie Sommerferien.
Samstag: Tag der Freundschaft
Guten Morgen
Heute ist der internationale Tag der Freundschaft. Er erinnert mich daran, wie wertvoll echte Freunde sind. Meistens sind es nicht viele, die man wirklich als Freund oder Freundin bezeichnen kann.
Freunde, bei denen ich auch spät abends noch anrufen kann, und deren Ratschläge ehrlich, offen und verlässlich sind.
Freunde, wo ich einfach ich sein kann. Ganz ohne schöne Fassade, mit all meinen Schwächen und Ängsten.
Freunde, die es nicht scheuen mir aus der Patsche zu helfen, auch wenn es für sie selber mit Schwierigkeiten und Risiken verbunden ist.
Schon die Bibel schwärmt davon: Ein treuer Freund ist ein starker Schutz; wer den findet, der findet einen großen Schatz.
Der heutige Tag der Freundschaft ist ja noch recht jung und unbekannt. Darum gibts da auch noch keine Vermarktungsmaschinerie mit Blumen, Schokolade und sonstwas.
Gerade deshalb kann man heute ganz einfach mal seinem Freund, seiner Freundin sagen: Hey, es ist schön, dass es dich gibt – dass du jemand bist, auf den ich mich immer verlassen kann. Danke!
Und Ihnen fällt bestimmt jemand ein, dem sie das heute sagen wollen.