Da sitzt sie: Ein bildhübsches fränkisches Mädel in der Kirche von Diespeck. Aus Holz geschnitzt, etwa 20 Zentimeter groß hockt sie auf dem Sims der Kanzel. Total süß, mit vollen Wangen, die Haare kurz im 80er-Jahre Look, eine gelbe Weste mit weißem Kragen – ich fand sie zum Knuddeln, wenn sie nicht aus Holz wäre – und wenn im Kirchenführer nicht stehen würde: Das soll der Evangelist Johannes sein! Da war ich dann schon ein bisschen enttäuscht. Aber ich habe dann entschieden: Für mich bleibt das ein fränkisches Mädel – ich nenne sie Evangelistin Johanna!
Denn Evangelistinnen gibt es ja öfter: Frauen, die von ihrem Glauben weitererzählen. Als Mitarbeiterinnen im Kindergottesdienst, als Mama, als Oma, als Erzieherin im Kindergarten, als Ehrenamtliche auf der Konfirmandenfreizeit. Das sind meine Johannas. Was würden wir ohne diese Frauen tun, die ganz authentisch ihren Glauben leben und daraus kein Geheimnis machen. Auch mit allen Unsicherheiten und Zweifeln, die sie manchmal plagen. Gerade weil sie so echt sind, tragen sie das Evangelium so erfolgreich in unsere Welt hinein.
Alte bärtige männliche Skulpturen haben wir in kirchlichen Spitzenpositionen oft genug. Darum sei der fränkischen Johanna dieser Ehrenplatz an der Kanzel in der Kirche von Diespeck von Herzen gegönnt.
Die Evangelistin Johanna aus Diespeck
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