Radioandachten auf Charivari 98,6 im Oktober 2014

Diesmal gibts eine Andachtenreihe um solche Eigenschaftswörter, die man eigentlich nicht steigern kann – aber eben nur „eigentlich“
Montag: Besonders oder besonderer?
Dienstag: Gesund oder gesünder
Mittwoch: Tot oder töter?
Donnerstag: Schwanger oder schwangerer?
Freitag: Ehrlich oder ehrlicher?
Samstag: Christlich oder christlicher?

 

Montag: besonders oder besonderer?

Guten Morgen,
in dieser Woche habe ich mir für meine Andachten Eigenschaftswörter vorgeknöpft, die man eigentlich nicht steigern kann – aber die wir immer wieder gerne steigern würden.
Zum Beispiel „besonders”!
Eigentlich ist ja jeder Mensch etwas besonderes. Aber manchmal geht der Gaul mit uns durch, und wir meinen, es muss noch „besonderer”.
Hochzeiten zum Beispiel, was die Menschen sich da alles einfallen lassen, damit sie die noch besonderer ist, als die der anderen.
Oder Eltern, die stolz erzählen, das ihr Kind noch besonderer ist, als die anderen in der Klasse. Sogar in Mathe … nur der Lehrer ist zu dumm, es zu entdecken.
Warum reicht es uns nicht, dass sowieso jeder etwas besonderes und einmaliges ist?
Mit einem unverwechselbaren Fingerabdruck, einem einmaligen Lächeln, einer Stimme an der man ihn im Radio sofort wiedererkennen würde.
Mensch, was willst du mehr? Besonderer als besonders geht nicht!
Einmaliger als einmalig – das ist Quatsch!
Und wer weiß, dass er besonders ist, der braucht sich auch nicht laufend mit anderen vergleichen.
Also: Bleiben Sie „besonders”, versuchen Sie nicht „besonderer” zu sein, sonst werden Sie einfach nur „seltsam”
Einen besonderen Tag wünsche ich Ihnen

Dienstag: Gesund oder gesünder ?

Guten Morgen,
in dieser Woche habe ich mir für meine Andachten Eigenschaftswörter vorgeknöpft, die man eigentlich nicht steigern kann – aber die wir immer wieder gerne steigern würden.
Zum Beispiel das Wort „gesund”! – Oder kann ich wirklich „gesünder” sein als „gesund”?
Ehrlich, ich hab schon ein paar reparierte Zähne, der Rücken zwickt manchmal, und bei einigen Blutwerten sagt der Arzt, das müssten wir beobachten. – Aber ich würde nie behaupten, ich wäre krank. – Ich meine: ich bin gesund.
Natürlich kann man sagen: Es gibt viele Menschen die sind „gesünder” – aber macht ja nichts – mir reicht gesund.
Ich bin doch kein Auto, das man nach Kilometerstand und Zahl der Roststellen bewertet. Es muss nicht alles immer perfekt sein – und mit zunehmenden Alter gibt es eben bei vielen Menschen ein paar Verschleißerscheinungen. Aber damit ist man doch noch nicht krank.
Wer wirklich krank ist – der weiß, dass man da nur einen Wunsch hat: Wieder gesund zu werden. Da ist es egal, ob manches dann vielleicht nicht perfekt ist – Hautsache, das Leiden hat ein Ende. „Gesünder” als „nicht mehr krank” muss es dann nicht mehr sein.
Also, wenn Sie gesund sind: Sagen Sie ihrem Herrgott „dankeschön” dafür, und machen Sie sich keine Gedanken darüber, dass man theoretisch noch gesünder sein könnte. Denn das ewige gedankliche Kreisen um unsere kleinen Wewehchen macht uns eher kränker als gesünder.
Und allen Kranken wünsche ich: Gute Besserung

Mittwoch: Tot oder töter?

Guten Morgen,
in dieser Woche habe ich mir für „gut in den Tag” Eigenschaftswörter vorgeknöpft, die man eigentlich nicht steigern kann – aber manchmal probieren wir es halt doch.
Zum Beispiel das Wort „tot”! „Töter” als „tot” geht halt nicht.
Ich denke da nicht an Menschen, sondern viel eher an Projekte, Wunschträume, Idealbilder … die trägt man ja teilweise schon seit Jahren mit sich herum. Aber es ist halt nichts draus geworden … die Aussicht auf den Traumjob bei der Firma XY war halt irgendwann perdu … gestorben … tot ….
Aber irgendwie liegt dieser aussichtslose Traum noch im Kopf herum und blockiert so manches. Wir halten dran fest, obwohl er tot ist – warten wir darauf, dass er irgendwann töter als tot ist, damit ich ihn loslassen kann?
Sie kennen die Indianerweisheit: Wenn du entdeckst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab.
Wenn klar ist, dass ihr einstiges Lieblingsprojekt tot ist, dann verabschieden sie sich davon beerdigen sie es gedanklich. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei – töter als tot kann ein Projekt nicht werden.
Für so einen Abschied braucht man schon etwas Mut – weil diese alten Hoffnungen irgendwie wie so alte Gefährten sind.
Aber wenn sie es schaffe, wird dann vielleicht auch wieder Platz und Kraft frei für neue, lebendige Träume und Projekte. Denn die brauchen wir fürs Leben – dass wir nach vorne schauen und mit Hoffnung die nächsten Schritte gehen.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Donnerstag: Schwanger oder schwangerer?

Guten Morgen,
in dieser Woche habe ich mir für meine Morgen-Andachten Eigenschaftswörter vorgeknöpft, die man eigentlich nicht steigern kann – aber die wir immer wieder gerne steigern würden.
Ziemlich klar ist das mit dem Wörtchen „schwanger”. Die Franken wissen: „A weng schwanger” gas gibts nicht. Aber ich habe schon von Frauen gehört, die schwangerer als schwanger sind.
Das sind sie, die schon kurz nach dem positiven Schwangerschaftstest jedem Menschen, der ihnen über´n Weg läuft jedes noch so kleine Detail ihrer Schwangerschaft erzählen. Da werden die Babysachen schon in der sechsen Woche gekauft und ein halbes Dutzend Fachbücher gekauft.
Manchen Leuten geht dieses Verhalten der Frauen mächtig auf die Nerven, weil sie offenbar schwangerer als die anderen werdenden Mütter.
Auf der anderen Seite: Gibt es etwas Großartigeres als das Wunder, dass da ein kleiner Mensch im Bauch seiner Mutter heranwächst? Das da Leben entsteht, dass da die Zukunft unserer Welt ihr Nest hat?
„Gott, du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe.  Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin” – so schreibt ein Mann in der Bibel über dieses Wunder.
Eine Schwangerschaft ist das Normalste und zugleich das Sensationellste, was unsere Welt zu bieten hat.
Darum sollst mir recht sein, wenn einige sich schwangerer fühlen, als die anderen.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen
Freitag: Ehrlich oder ehrlicher

Guten Morgen,
in dieser Woche habe ich mir für meine Andachten Eigenschaftswörter gesucht, die man eigentlich nicht steigern kann.
Beispielweise „ehrlich” – kann man das steigern zu „ehrlicher” – oder ist das vielleicht schon wieder ein Rückschritt?
Wenn mir jemand verspricht „ehrlich” zu sein – dann erwarte ich, dass er mit der ganzen Wahrheit kommt.
Wen er mir sagt, er will jetzt etwas „ehrlicher” zu mir sein, dann bin ich mir da nicht so sicher, wieviel Prozent Wahrheit tatsächlich da zu erwarten ist.
Ehrlich lässt sich nicht steigern! Ehrlichkeit gibt es nur im ganzen Stück. Wenn mir jemand mit der die halben Wahrheit, vielleicht noch scheibchenweise kommt, dann ist mein Vertrauen dahin.
Jesus hat einmal gesagt: Sage klar und eindeutig „Ja” oder „Nein” – alles andere ist nichts wert.
Ehrlich zu sein – das ist ein hoher Anspruch – der lässt sich nicht mehr steigern.
Und da, wo ich dem anderen nicht alles auf die Nase binden will, kann ich ihm ja auch ehrlich sagen: Dass was du da wissen willst, behalte ich lieber für mich. – Was ja auch ganz schön ehrlich ist.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

Samstag: christlich oder christlicher?

Guten Morgen, zum letzten mal in dieser Woche gehts in „gut in den Tag” um Eigenschaftswörter, die sich nicht steigern lassen.
Wie wärs denn mit „christlich”?  Gibts „christlicher” oder gar „am christlichsten”? – Es klingt zumindest ziemlich komisch. So nach Wettbewerb unter den Kirchgängern, wer der frömmste wäre.
Also den Zahn hat Jesus seinen Jüngern schon vor 2000 Jahren gezogen.
Die haben sich damals schon gestritten, wer den Star unter ihnen wäre.
Da hat er ein Kind in ihre Mitte gestellt und gesagt: So müsst ihr werden – wie die Kinder. Die haben einfach Vertrauen in ihren himmlischen Vater, und hoffen, dass er ihnen gibt, was sie benötigen.
Die Kleinsten werden die Größten sein; und die Ersten die letzten.
Mir kommt es fast so vor, als hätte sich Jesus einen Spaß daraus gemacht, unsere Vorstellung von Rangfolgen und menschlichen Hitlisten durcheinanderzubringen.
Er sagt: Hab einfach Vertrauen – das ist das, was zählt.
„Christlich” – „christlicher”- „am christlichsten”: In der Grammatik gibts da schon – aber nicht bei Jesus.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

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