Andachten bei Charivari 98,6 im Juni 2009

Montag: Yes we can
Dienstag: Wattestäbchen
Mittwoch: Verantwortung für die Tat
Donnerstag: Geocaching

Yes, we can

Yes we can! Dieser Spruch geht mir inzwischen wirklich auf die Nerven … weil er von Hinz und Kunz geklaut wird- vor allem in der Werbung! Yes, we can … das neue Auto finanzieren, Superstar werden …   Jetzt startet auch noch eine Fernsehreihe: Ich kann Bundeskanzler!
Ja geht das denn nicht mal eine Nummer kleiner?
Was habe ich denn davon, wenn ich mir die ganze Zeit selber vorbete: Ja, eigentlich wäre alles möglich, der große Wurf meines Lebens, die Verwirklichung der wildesten Träume. Ich könnte die Welt verändern, als Bundeskanzler ab Herbst denen mal zeigen, wie es richtig geht!
Aber weils heute regnet, bleibe ich doch lieber daheim, und gehe nicht nach Berlin.
So enden viele große Träume letzten Endes unverwirklicht in der Rumpelkammer meiner Lebensgeschichte.
Yes, we can – ich bin kein kleiner Obama, der die großen Räder der Weltgeschichte drehen will.
Aber meinen inneren Schweinehund  überwinden – das geht.
Mal versuchen, mit der muffeligen Nachbarin  ein freundliches Wort zu wechseln – das kriege ich hin.
Im Laden  mal die teurere, aber fair gehandelte Dritte-Welt-Schkolade  einkaufen – wenn ich nicht vergesse, klappt das auch.
Ja, die kleinen Schritte, das sind die, die ich machen muss. Und die kriege ich auch hin: yes I can! Machen Sie heute mal auch einen kleinen Schritt – nicht träumen, sondern machen! Yes you can!

 

Wattestäbchen

Bei mir im Bad steht eine Schachtel mit Wattestäbchen. Da steht neuerdings ein Warnhinweis drauf: „Bitte nicht in den Gehörgang einführen!“. Das ist ja blöd! Genau dafür habe ich die doch gekauft, um den Dreck aus meinen Ohren rauszukriegen. Jetzt werde ich gewarnt, genau das zu tun, wofür ich die Wattestäbchen gekauft habe.
Verrückte Welt! Vielleicht gibt’s demnächst Äpfel mit dem Hinweis: „Nicht reinbeißen.“  Oder Boote mit der Aufschrift „vom Wasser fernhalten“.
Manchmal beschleicht mich das Gefühl, als wenn unser Glaube auch so ein Warnschild hätte: „Vorsicht, nicht im Alltag verwenden“.
Da gibt’s Menschen, die sind getauft, sagen, dass sie an Gott glauben … manchmal sehe ich sie im Gottesdienst. Aber sie trauen sich nicht, diesen Glauben im Alltag einzusetzen.
Genau wie bei den Wattestäbchen.
Glaube muss rein ins Leben, dass er etwas bewirken kann.Aber genau dafür ist er ja da!  Damit ich im meinen alltäglichen Sorgen mal ein Stoßgebet zu Gott schicken kann.
Hoffnung habe, dass Gott mir hilft.
Ich mich nicht alleine fühle, weil er unsichtbar bei mir ist.
„Glaube –  Bitte anwenden“, das wäre das richtige Schild!.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen.

 

Die Verantwortung für die Tat

Was heißt es eigentlich, wenn in der Zeitung steht: „Die Verantwortung für den Anschlag übernahm die-und-die Terrorgruppe“? Das stimmt ja eigentlich gar nicht.  Das einzige ist, dass sie sich dazu bekannt haben: „Ja, wir waren es“ – aber die Verantwortung für das Angerichtete zu übernehmen, das tun sie dann doch nicht.  Das wollen und können diese feigen Typen auch gar nicht:

Denn Verantwortung übernehmen, würde heißen:
Die Verletzen versorgen.
Zu den Angehörigen der Opfer hingehen und begründen, warum man das getan hat.
Den Kindern der Getöteten erklären, weshalb der Papa nicht mehr wiederkommt.

Wirklich Verantwortung für etwas übernehmen  – das ist unglaublich schwer. Nur unser Sprachgebrauch macht macht oft etwas läppisches draus. Und ich bin kein Terrorist, aber manchmal frage ich mich auch: Kann ich bei dem, was ich gerade vorhabe, die Verantwortung übernehmen, wenn schief geht? Könnte ich für die Folgen einstehen? Zum Beispiel beim Autofahren?
Ich bin immer wieder froh wenns gut geht. -Dann sage ich bewusst „Gott sei Dank, dass es gut ausgegangen ist, und ich kein Unglück zu verantworten habe.Ich wünsche ihnen einen behüteten Tag.

 

Geocaching

Geocaching, so heißt eine recht neue Freizeitbeschäftigung. Dabei sucht man mit einem GPS-Empfänger, also so ner Art Navi kleine Schatzkistchen, die andere Leute in hohlen Bäumen, unter Steinen oder sonstwo versteckt haben. Übers Internet tauscht man sich über die Koordinaten der Schätze aus, und los geht die Suche. Allein im Nürnberger Stadtgebiet sind hunderte solcher kleinen Kisten versteckt. Auf dem Weg vom Bahnhof zum Funkhaus komme ich an 6 solchen Schätzen vorbei. Nur ich sehe sie nicht. Sie sind gut versteckt oder geschickt getarnt – so renne ich an ihnen vobei ohne davon etwas zu merken.
Aber wer davon weiß, – die Koordinaten kennt – der kann sie finden, und freut sich über die Entdeckung. Ich weiß gar nicht, an wievielen menschlichen Schätzen ich pro Tag vobeikomme. Die gibt’s nämlich zu tausenden in der Stadt. Wunderbare Menschen mit zauberhaften Charme, mit ansteckendem Humor, oder mit einem liebevollem Herz.
Auch die übersehe ich oft, weil ich achtlos daran vorbeirenne.
Die Frau an der Kasse, die Kindergärtnerin meiner Töchter, der Postbote. Verborgene menschliche Schätze – auch die kann man manchmal heben; man muss nur ein bisschen genauer hinsehen.  Schauen sie doch heute mal die Leute ein bisschen genauer an – ich hoffe sie entdecken heute auch mal so einen menschlichen Schatz.

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