Andachten auf Charivari 98,6 im November 2009

Montag: Täuschungsanruf
Dienstag: Aufgeblasen zerplatzt es schnell
Mittwoch: Gebete, die Gott lieber nicht erhört
Donnerstag: Bläpperle
Freitag: Verse für den Himmel
Samstag: Gott unter die Arme greifen

Täuschungsanruf

Ich habe ein neues Wort gelernt: „Täuschungsanruf“ – Im Werbeprospekt für ein Handy stand das. Wenn ich eine bestimmte Taste ein paar Sekunden lang drücke, fängt das Telefon an zu klingeln, als wenn jemand anruft. Und ich kann so tun, als wenn ein wichtiges Gespräch reinkommt: Sorry, Kollege, der Chef ist dran – sprechen wir später weiter … aber jetzt muss ich äh.. telefonieren.
Eine Wahnsinnserfindung. So kann ich jedes unangenehme Gespräch abwürgen, indem ich das Telefon klingeln lasse. – Täuschungsanruf!
Also ehrlich: Ich würde vor Scham im Boden versinken, wenn ich mein Gegenüber so zum Narren halte und mit einem nicht vorhanden Partner zum Schein telefoniere. So, wie ein vierjähriges Kind mit seinem Spielzeugtelefon: „Hallo Oma, wie geht’s dir..?“
Ja, ticken wir noch richtig, wenn wir so etwas machen? Wir lügen uns ins Gesicht und werden nicht mal dabei rot.
Ich erwarte, dass mir die Menschen ehrlich sagen, wenn sie keine Zeit haben, oder wenn das Thema, von dem ich spreche, sie nicht so furchtbar interessiert. Wer ehrlich zu mir ist, der gewinnt meinen Respekt, auch wenn er eine andere Meinung hat.
Was ist von einem halte, der mich mit einem Handytrick abserviert, das erzähle ich ihnen morgen früh.
Einen guten Tag wünsche ich ihnen.

 

Aufgeblasen zerplatzt es schnell

Der neue Abteilungsleiter der kleinen Firma hat seinen ersten Arbeitstag. Gerade hat er sich in seinem Ledersessel ausgestreckt, da klopft es an de Tür. Noch bevor der Gast die Tür öffnen kann, greift der Abteilungsleiter schnell  zum Telefon und tut so, als wenn er gerade telefonieren würde: „Ja, wunderbar, dass sie sich entschlossen haben, unser Produkt zu kaufen. Gerne können wir da noch über eine Ausweitung über die Millionenmarke  diskutieren. Auf wiederhören Herr Professor Doktor Müller.“
Er legt auf und blickt den jungen Mann an, der gerade eingetreten ist. „Was wollen sie?“
„Äh ja“ antwortet der etwas verlegen „ich bin der Hausmeister. Ich bin gekommen, um ihr Telefon anzuschließen, das  hat nämlich noch keinen Strom“
Ich liebe diesen Witz – weil er uns ganz wunderbar durchschaut – mit unserer Tendenz uns ein bisschen aufzuplustern -und zeigt, wie schnell wir wieder aufs Normalmaß zurechtgestutzt werden. Wer der größte sein will, der soll für die anderen da sein. So einfach hat Jesus das zwei seiner Jünger erklärt, die auch gerne vorne dran sein wollten. Nicht vor den Andern etwas sein wollen sondern für die Anderen da sein wollen. – Das macht menschliche Größe aus.
Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.

 

Gebete, die Gott lieber nicht erhört

Ich würde gerne wissen, wie viele Leute bei der Lottoziehung beten: Lieber Gott lass mich diesmal einen sechser haben.
Ich stell mir vor, Gott würde alle diese Gebete erhören – dann müssten sich wohl ein paar hundertausend Gewinner den Jackpot teilen und jeder könnte von seinen Anteil mal schön essen gehen. – Mehr nicht.
Da denke ich mir, dass Gott  manchmal den Kopf schüttelt und sich sagt: „Oh ihr lieben Menschen wen ich die Wünsche eines Jeden erfüllen würde, dann wäre das Chaos auf der Erde perfekt.”
Dann ist es vielleicht tatsächlich gut, wenn er manche Gebete zwar hört, aber nicht erhört. Ein schlauer Mensch hat mal gesagt: Gott schenkt uns nicht alles, worum wir bitten, sondern alles, was wir wirklich brauchen. Natürlich bin ich auch enttäuscht, wenn meine Gebete nicht erhört werden. Aber letztlich will ich doch nicht aufgeben, zu Gott zu beten. Weil ich Erstens weiterhin hoffe, das er Gebete hört und auch er-hört. und zweitens,weil ich oft merke, wie gut es mir tut, im Gebet mit Gott zu reden, wie mit einem guten Freund. Ihm zu sagen, worüber ich mich freue, was mir wichtig ist, und was mir Sorgen macht. Dann ist es mir eigentlich egal, ob er alles Wünsche erfüllt; dann bin ich einfach froh, dass er da ist, und mir zuhört.

Einen schönen Tag wünsche ich ihnen.

 

Bläpperle

Wenn ich mir eine neue Hose gekauft habe, kann ich sie in der Regel nicht gleich anziehen. Ich muss da erst mal ein halbes dutzend so komischer Bläpperle abschneiden. An so Plastikfäden hängen die … ich weiß gar nicht, wozu die gut sein sollen. Überflüssig wie ein Kropf: Symbole, Textzeilen sonstwas, die irgendwie mitteilen sollen: Das ist ne ganz besondere Hose.
Aber ich will einfach eine Klamotte, die mir gefällt, mir passt und zu mir passt. – Bläpperle sind mit egal.
Wir Menschen kommen ja auch ganz ohne Bläpperle auf die Welt. Und trotzdem ist jeder von uns was besonderes.
Naja, inzwischen gibt’s schon auch Leute, die hätten gerne so ein besonderes Kind – mit Bläpperle!
Da muss für das Neugeborene ein ganz exotischer Name her, den keiner aussprechen kann, aber dafür ist mein Kind was besonderes.
Oder schon vorher wird der Babybauch mit Mozart beschallt, damits ein musikalisches Genie wird.
Naja, manche spekulieren jetzt ja schon auf die Gentechnik, damit man bestimmte Fähigkeiten seines Kindes sogar auswählen kann.
Gott bewahre uns vor solchen Ideen und die Kinder vor solchen Eltern.
Wir brauchen kein Bläpperle – das besondere ist, dass wir eben so sind, wie wir sind. Ein Geschenk Gottes an diese Welt. Und das ist gut so. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen!

 

Lieder für den Himmel

Herr Pfarrer, wie viele Lieder müssen wir bis zur Konfirmation auswendig lernen? – Sowas fragen mich Konfirmanden manchmal. Mich hat aber noch keiner gefragt: „Wie viele Lieder und Bibelverse muss ich auswendig können, um in den Himmel zu kommen?“ Zehn oder Hundert? – Und wie ist das, wenn ich mal beim Aufsagen an der Himmelstür stecken bleibe? Gibt´s einen zweiten Versuch?
So albern diese Frage auch klingt: Manchmal habe ich ja auch das Gefühl, dass wir Menschen schon gerne etwas vorzuweisen hätten – wenn Gott uns einmal nch unserem Leben fragen sollte.
Aber aus meiner Bibel muss mir immer sagen lassen: Gott fordert von  mir nicht, irgendwelche Verse auswendig zu lernen. Sondern er will, dass ich ihm vertraue. Mit Haut und Haaren.
Mich auf seine Gegenwart verlassen, nach seinen Geboten richten.
Das ist manchmal eine enorme Herausforderung. Sich auf Gott zu verlassen – ohne wenn und aber – das ist viel anspruchsvoller, als innerhalb eines Lebens 100 Bibelverse zu lernen.
100 Verse, das wäre schön übersichtlich, das könnte ich gut planen und ich wüsste genau, was auf mich zukommt.
Aber Gott will anscheinend doch keine aufgesagten Verse hören.
Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

 

Gott unter die Arme greifen.

Unsere Tochter ist eine tolle Frühstückstischdeckerin. Mit ihren knapp vier Jahren hilft sie dem Papa gerne:  Manchmal kann ich gar nicht so schnell die Sachen aus dem Schrank holen, wie sie das Zeug ins Esszimmer schleppt: Teller, Tassen, Besteck, Marmelade.  Das macht ihr Spaß und sie ist stolz, dass sie ihren Eltern hilft. Aber bevor wir mit dem Frühstücken beginnen,  müssen wir halt noch Fehler korrigieren: Ich habe zwei Löffel, dafür hat meine Frau 2 Messer, oder ähnliche kleine Probleme. So ist das halt, wenn die kleine Tochter einem bei der Arbeit hilft.
Ich glaube, manchmal geht es Gott mit uns Menschen genauso:  Wir engagieren uns und wollen die Welt verbessern; sind vielleicht noch stolz auf alles, was wir schon können. Und Gott  schaut es sich an und sagt: Ihr habts schon gut gemeint, aber ihr habt so vieles übersehen, und so manches in meiner Schöpfung durcheinandergebracht.
Bleibt zu hoffen, dass er es dann so macht, wie beim Frühstückstisch: Und das war wir durcheinandergebracht haben,  wieder ins Lot bringt.Einen guten Tag wünsche ich Ihnen

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