Predigt zur Jahreslosung 2017: Ich schenke euch ein neues Herz (Hesekiel 36,26) Neujahr, 1. Januar 2017

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. (Hesekiel 36,26) – Die Predigt nimmt den gesamten Kontext von Hes 36 in den Blick und nutzt im letzten Teil das Bild von Stefanie Bahlinger, das beim Verlag am Birnbach erschienen ist.

Liebe Gemeinde,
die Jahreslosung für das neue Jahr 2017 finden wir beim Propheten Hesekiel. Dieser eine Vers gehört zu einem längeren Abschnitt, in dem Gott durch den Propheten zum Volk Israel spricht, das in der Gefangenschaft in Babylon traurige Jahre erlebt. Darin blickt er kurz auf die vergangene Katastrophe der Zerstörung ihrer Heimat und spricht davon, was an Gutem kommen soll:

16 Und des HERRN Wort geschah zu mir:
17 Du Menschenkind, als das Haus Israel in seinem Lande wohnte und es unrein machte mit seinem Wandel und Tun, (…) 18 da schüttete ich meinen Grimm über sie aus um des Blutes willen, das sie im Lande vergossen, und weil sie es unrein gemacht hatten durch ihre Götzen. 19 Und ich zerstreute sie unter die Völker und versprengte sie in die Länder und richtete sie nach ihrem Wandel und Tun.
20 So kamen sie zu den Völkern; aber wohin sie kamen, entheiligten sie meinen heiligen Namen, weil man von ihnen sagte: »Sie sind des HERRN Volk und mussten doch aus ihrem Lande fortziehen!« (…)
So spricht Gott der HERR: Ich tue es nicht um euretwillen, ihr vom Hause Israel, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr entheiligt habt unter den Völkern, wohin ihr auch gekommen seid. (…) . Und die Völker sollen erfahren, dass ich der HERR bin, spricht Gott der HERR, wenn ich vor ihren Augen an euch zeige, dass ich heilig bin.
24 Denn ich will euch aus den Völkern herausholen und euch aus allen Ländern sammeln und wieder in euer Land bringen, 25 und ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet; von all eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. 26 Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.
27 Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.
28 Und ihr sollt wohnen im Lande, das ich euren Vätern gegeben habe, und sollt mein Volk sein, und ich will euer Gott sein.
29 Ich will euch von all eurer Unreinheit erlösen und will das Korn rufen und will es mehren und will keine Hungersnot über euch kommen lassen.
30 Ich will die Früchte der Bäume und den Ertrag des Feldes mehren, dass euch die Völker nicht mehr verspotten, weil ihr hungern müsst.
35 Und man wird sagen: Dies Land war verheert und jetzt ist’s wie der Garten Eden, und diese Städte waren zerstört, öde und niedergerissen und stehen nun fest gebaut und sind bewohnt.
36 Und die Völker, die um euch her übrig geblieben sind, sollen erfahren, dass ich der HERR bin, der da baut, was niedergerissen ist, und pflanzt, was verheert war. Ich, der HERR, sage es und tue es auch.
(Hesekiel 36, 16-36 i.A.)

Liebe Gemeinde,
das ist der Charme von alttestamentlichen Prophetentexten: Da nimmt einer kein Blatt vor den Mund, und spricht deutlich aus, was Gott meint. Es geht um abgrundtiefe Enttäuschung und zugleich um vollmundige Versprechen.

Die Enttäuschung hat nicht das letzte Wort

Zunächst spricht Gott Klartext: Ihr seid eine einzige Enttäuschung. Allein schon euer Handeln: Es stimmt vorne und hinten nicht. Ungerechtigkeit und Blutvergießen prägt euer Verhalten untereinander. Und eurem Gott gegenüber zeigt ihr offenes Desinteresse – andere Götter sind euch wichtiger. Ob es nun irgendwelche fremden Fruchtbarkeitsgötter oder euer eigener Wohlstand ist, den ihr zu eurem Gott macht. Ich scheine für euch  nicht mehr zu zählen.
Darum habe ich euch als Land auch in die Katastrophe geschickt: Die Eroberung Jerusalems durch die Armee der Babylonier war meine Reaktion auf euer dauerndes Fehlverhalten. Darum liegt nun euer Land in rauchenden Trümmern. Darum sind viele von euch jetzt nach Babylon ins ferne Ausland verschleppt worden – weil ihr nicht hören wolltet!
Und jetzt? Jetzt seid ihr immer noch eine einzige Peinlichkeit für mich als Gott. Weil jetzt die fremden Völker sagen: “Schaut euch diese Israeliten an, da reden sie davon, dass sei einen wunderbaren Gott haben, und in Wahrheit sind sie total am Ende.” Sogar dadurch zieht ihr den Namen Gottes in Misskredit!

Man spürt förmlich die Wut in diesen Zeilen über dieses Volk, das gerade alles falsch macht und bei dem alles, was schief gehen kann, wirklich schief geht.
Man wartet eigentlich nur noch auf dem Befehl, diese Mannschaft endgültig vom Erdboden verschwinden zu lassen, damit das alles ein Ende hat.

Aber es kommt anders. Die Wut, die man hier spürt, wandelt Gott nicht in Zerstörung, sondern in Wiederaufbau. Auch, wenn es das Volk wirklich nicht verdient hätte. Gleich zwei mal betont Gott: Ich mache das nicht um euretwillen, sondern um meines heiligen Namens willen.

Um meines heiligen Namens willen. Gottes Name ist Programm. Er steht für etwas … dafür, dass er als Gott Liebe übt, dass er barmherzig ist, dass er für das Gute steht. Das ist sein Heiliger Name! Der Barmherzige, der Liebende, der Gute, der Allmächtige! Und das lässt er sich von niemanden kaputt machen. Auch nicht von so einem störrischen Volk. Niemand soll sagen können, dass Gott sich hier nicht selbst treu gewesen wäre.

Darum verheißt er in diesen Zeilen einen Wiederaufbau des Landes. Die verschleppten Israeliten werden aus den fremden Ländern zurückkommen. Die Stadt Jerusalem wird wiederaufgebaut; die Äcker werden wieder bewirtschaftet, die Menschen werden wieder von ihrer Hände Arbeit leben können. – Und so, wie es der Prophet verheißen hat, so ist es auch einige Jahre später gekommen.
Das Wunder, das viele nicht für möglich gehalten haben, ist geschehen!

Das neue Herz
Das größte Wunder, das in der Rede des Propheten angekündigt wird, ist in der Jahreslosung finden: “Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.”

Bedeutender als alle politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die Gott ankündigt, ist dieses Programm: Die Veränderung der Herzen der Menschen. Erst dann, wenn sich hier etwas tut, kann sich die Welt zum Besseren wandeln.

Das harte Herz aus Stein hat keine Zukunft.
Natürlich gibt es solche Herzen; denn damals wie heute sind wir umzingelt von Faktoren, die unsere Herzen hart werden lassen.
All die Erfahrungen, in denen unsere Gutmütigkeit ausgenutzt wurde. Enttäuschungen und Verletzungen … das lässt unsere Herzen nicht unberührt. Genauso lässt Angst unsere Herzen zusammenkrampfen und hart werden. Angst um die eigene Zukunft, Angst vor dem, was kommen wird.
Und oft genug wird ja auch gefordert, nicht weich zu sein; hart und kompromisslos zu sein. – Aber dieser Vers sagt: Eure harten Herzen waren es, die euch ins Unglück gestürzt haben. Was ihr braucht ist ein neues Herz, ein neuer Geist.

Ein Herz aus Fleisch, ein von Gott geschenkter Geist:
“Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.” Das ist mehr als eine Softi-Kuschel-Karikatur, sondern das Bild eines Menschen, der weiß, was er will und was er nicht will. Einer, der sich am Willen Gottes orientiert.

Ein bisschen erinnert es mich an Gott selbst, der überlegt, was er mit seinem störrischen Volk machen soll. Sie haben alle Chancen gehabt, waren immer wieder gewarnt worden, es wäre jetzt auch mal der Punkt für den definitiven Schlussstrich … aber dann fragt sich Gott: Was ist mein Name? Wofür stehe ich? Und entsprechend entscheidet er sich für eine neue Zukunft für Israel.

Wer bin ich als Kind Gottes?
Für welche Werte stehe ich?
Was hat das für Auswirkungen auf mein Reden und Handeln?
Und wie ist das, wenn bestimmte Situationen mich plötzlich herausfordern, mich verunsichern, mich wütend machen, oder Angst auslösen? Was macht mein Herz?
Lasse ich mich dadurch zu einem Anderen machen? Zu einem, der sich selbst nicht mehr kennt? Oder besinne ich mich auf das, was mich als Christen ausmacht? Auf mein fleischernes Herz – ein Herz, das sich berühren lässt, verletzlich ist, aber eben lebt!

Das Bild von Stefanie Bahlinger

Liebe Gemeinde
“Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch” Die Jahreslosung beschreibt es als Geschenk: “Ich schenke euch ein neues …”
Wir sind wohl wirklich darauf angewiesen, dass Gott uns ein Herz schenkt, das nicht zu Stein wird. Dass sein Geist in uns lebendig ist und uns erinnert, welche Wege die richtigen sind.

Aber dieses geschenkte Herz muss sich auch erst mal in uns selbst durchsetzen und anwachsen.
Oft genug sind wir da hin- und hergerissen. Auf dem Bild von Stefanie Bahlinger, das vorhin verteilt wurde, ist das sehr eindrücklich dargestellt. Ich sehe beide Herzen: Das schwarzgraue aus Stein und das rote. Beide sind da. Beide schlagen oft genug gleichzeitig in meiner Brust. Und manchmal sind sie gar nicht so gut zu unterscheiden – sie überlappen sich, sie sehen einige Dinge ziemlich ähnlich – und erst an anderen Stellen, wird erkennbar, wie unterschiedlich diese beiden Herzen in mir ticken.

Wenn ich auf die untere Spitze der Herzen schaue, dann fällt mir etwas auf: Sie enden in einer langen … soll ich sagen Nadel? Ein bisschen sehen sie dadurch aus wie Dart-Pfeile, die man auf eine Zielscheibe wirft. Und wenn ich genau hinsehe, entdecke ich auch diese Zielscheibe. Durch sanfte braune Kreise ist sie angedeutet. In der Mitte der Zielscheibe ist das Zentrum goldgelb markiert. Und da erkenne ich auch, welches Herz die goldene Mitte getroffen hat: Das rote, das fleischerne Herz. Das graue Herz aus Stein ist am Ziel vorbeigeschossen.
Es ist wohl auch kein Zufall, dass ich in der Mitte dieser Zielscheibe ein Kreuz erkennen kann. Jesus Christus, er ist die Mitte – es gibt das Ziel vor. An ihm können wir uns ausrichten. Auf ihn soll mein Herz zielen.

Ob mir das im Jahr 2017 gelingen wird?
Ich werde es versuchen. Und wenn es mal wieder nicht gelingt, will ich mich nicht entmutigen lassen, und mich selber immer wieder daran erinnern, dass es das neue Herz ist, das mit weiterhilft, den richtigen Weg in die Zukunft zu gehen.

Amen

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